Re: Borderline-Syndrom?

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Geschrieben von happiness am 03. Mai 2003 14:01:02:

Als Antwort auf: Re: Borderline-Syndrom? geschrieben von Shiva am 26. April 2003 19:23:59:

Hallo Shiva,

danke für Deine Stellungnahme. "Happiness" ist ein Nickname, den ich mir vor Ewigkeiten einmal in einem Moment von Optimismus und Lebensfreude gegeben habe, in der Hoffnung, mich selbst dadurch - zumindest äußerlich - happy zu machen. Meist trifft er nicht zu, doch ich behalte ihn bei, weil ich diesen Nick überall im Web verwende.
Deine genauen Beschreibungen kann ich nachempfinden, allerdings stelle ich bei mir ähnliche Dinge weniger extrem fest. Das kann daran liegen, dass ich erst 17 Jahre alt bin - da hab ich halt noch nicht so viel Lebenserfahrung.
Was ich bemerkt habe, ist ebenfalls diese Wand zwischen mir und meinen Mitmenschen, auch denen, die mir sehr nahe stehen müssten, weil ich mit ihnen zusammenlebe. Ich schaffe es nicht, meine Gefühle richtig wahrzunehmen und zu verarbeiten, weil ich mir alles in schwarz und weiß ausmale... entweder negative oder positive Gefühle, aber dazwischen ist nichts und gerade dieses Nichts ist so unerträglich. Mal bin ich so voller Optimismus und Lebensfreude, dass es schmerzt, in solchen Momenten bin ich bei allen Menschen um mich herum beliebt und scheine ein starkes Selbstbewusstsein zu haben. Dann kommen Momente, in denen sich alle "schlechten" Gefühle abladen... Hass, Ärger, Wut und auch Scham, natürlich, aber die kommt später.
Ich bin unfähig, mit anderen Menschen zu kommunizieren und Kontakte aufrecht zu erhalten, weil diese entweder alles oder gar nichts für mich bedeuten. Ich bewundere einen Menschen so lange, bis ich etwas an ihm entdecke, das nicht meiner Idealvorstellung entspricht und dann verachte ich ihn abgrundtief. Ich kann mit keinem Menschen zusammensein, der Fehler macht/hat. Die Menschen wiederum, die ich bewundere und idealisiere, versuche ich zu manipulieren. Ich werfe mir selbst oft vor, dass ich ja nur Aufmerksamkeit will, wenn ich nicht normal bin. Zu meinen Betreuern (ich wohne im Heim) habe ich mal einen ganz engen, mal einen sehr distanzierten Kontakt, weil es für mich nichts dazwischen gibt. Ich habe beispielsweise seit langer Zeit schon eine Essstörung, die immer dann schlimmer wird, wenn ich mich von meinen Betreuern vor den Kopf gestoßen oder im Stich gelassen fühle, als wollte ich ihnen damit ein schlechtes Gewissen machen.
Dass ich einmal nicht weiß, wie ich mich fühlen soll, ist unerträglich, ich kann nicht "normale" Laune haben. Es ist wie das klassische "entweder himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt". Dazwischen fühle ich mich nur leer, als gäbe es zwischen diesen beiden Polen nichts. Langeweile ist überhaupt das Schlimmste für mich. Sehr, sehr oft verletze ich mich selbst, um mich damit zu einem der beiden Pole (meist halt zum negativen) zurückzuführen, damit ich wieder sicher bin, was für eine Stimmung ich habe.
Deine Beschreibung vom Sex kann ich sehr gut nachempfinden, ich war sogar erschrocken, als ich das gelesen habe, weil es bei mir nicht anders ist. Zwar bin ich nicht so extrem, dass ich jeden Abend mit einem anderem im Bett bin, aber wenn ich jemanden kennelerne (oder bessergesagt: er mich), dann dauert es nie lange, bis ich mit ihm in der Kiste bin. Das gibt mir dann auch erst einmal ein Gefühl von Sicherheit. Doch meine Beziehungen halten nie lange an, höchstens ein paar Wochen, und meist sind es sowieso eher One-night-stands.
Ich muss noch hinzufügen, dass ich drohe alkoholsüchtig zu werden und häufig ohne irgendwelchen Grund die verschiedensten Tabletten schlucke. Schmerz zu empfinden macht mir klar, das ich noch da bin. Wenn ich nichts spüre, existiere ich nicht. Musik, bis mir die Ohren weh tun, Selbstverstümmelung, Fressattacken und Kotzen, Selbstmordversuche... etc. gehören dazu. Außerdem habe ich seit einigen Wochen eine Depression, wegen der mir auch Antidepressiva verschrieben wurden.
Ich gehe in zwei Wochen in die Klinik und werde dort u.a. auf das Borderline-Syndrom getestet. Ich hoffe, dass das alles nur Phasen sind, die vorüber gehen und nicht mein ganzes restliches Leben darunter leiden muss.

Liebe Grüße und nochmal vielen Dank,


happiness (manchmal auch ziemlich unhappy...)



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