Soll ich ja zu dem Job sagen?

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Soll ich ja zu dem Job sagen?

Beitragvon Panyria » Mo. 28.10.2013, 13:30

Hallo ihr Lieben,

ich würde mal ein paar Meinungen sammeln wollen.

Ich hatte gerade ein Vorstellungsgespräch und soll nun eine Nacht drüber schlafen und der Dame dann morgen Vormittag mitteilen, ob ich noch interessiert bin. Anschließend wird dann entschieden, ob die mich nehmen.

Also: ich bin ja eigentlich Medienkauffrau und habe zuvor in einem Verlag in Karlsruhe gearbeitet. War da im Marketing und das war auch alles ok und so, der richtige Beruf für mich und auch top Konditionen: 2200 brutto im Monat, Weihnachtsgeld 80 %, Urlaubsgeld 50 %, 30 Tage Urlaub. Wenn man in diesem Verlags-Tarifvertrag drin ist, hat man da auch sehr gut sein Auskommen (Ich hab direkt nach der Ausbildung in Rostock schon 1800 brutto gehabt!)

Den Job hab ich dann aufgegeben. Entscheidender Grund war, dass meine Frau sehr große psychische Probleme hatte und nach ihrem Klinikaufenthalt nicht mehr in die Arbeitswelt gefunden hat. Ihre Chance war dann, eine Ausbildung in Form einer Reha zu machen. Selbst mit dem tollen Gehalt und so wäre das finanziell in Karlsruhe nicht möglich gewesen, sodass ich mich habe kündigen lassen, um nun in Stralsund seit Mai arbeitslos zu sein. ALG sind so 960 und aufstockendes Hartz 4. Das ist schon vor allem auch finanziell ne andere Situation...

Naja, ich hab dann beschlossen, die "freie Zeit" für meine Therapie zu nutzen und um Leute kennenzulernen. Das war vorher nicht möglich. Hatte für beides nach der Arbeit nicht so die Zeit oder den Elan. Allerdings ist das hier in Stralsund auch noch nix geworden -.-

So viel zum Hintergrund.

Nun ist es so: es war ein Gespräch bei einem Personaldienstleister als Disponent. Also Firmen überreden, sich von uns Personal zu nehmen (Zeitarbeit) und auch Bewerber einfangen. An sich finde ich das Aufgabengebiet schon länger spannend. Ich habe die Frau auch damit begeistert, wie ich mir die Arbeit so vorstelle und wie ich mir Gedanken darüber gemacht hab wie die Arbeitsweise ist usw. Sie sagte, das sei "faszinierend, denn genauso ist das auch". Also denk ich mal, die fand mich ganz gut.

Mein Problem ist: sie hat mich drauf aufmerksam gemacht, dass Jeans und Turnschuhe nicht gehen (genau das hatte ich an, vielen Dank) und ich mich von den Mitarbeitern "abheben" muss. Und zwar indem ich permanent im Hosenanzug rumlaufe. Wenn unser Kunde ein Maler ist, könne ich so gehen, die sehen das nicht so eng -.- Und das ist gar nicht meins. Ich bin nicht so "chic" und alles. Ich hab eigentlich ein Piercing in der Unterlippe, zum Teufel! Will ich wirklich jeden Tag in Verkleidung sein? Im Verlag hatte ich mir das ganz schnell abgewöhnt und bin (fast) wie privat rumgerannt.
Außerdem muss ich ja Telefonakquise machen. Klinken putzen. Heute ist so ein Tag, da hätte ich kein Problem damit. Da würde ich recht locker quatschen und dann evtl nen Draht zu dem Typen aufbauen. Aber ich weiß, ich bin viele Tage nicht so. Da bring ich es nicht mal fertig, nen Arzttermin zu machen... Es gebe also einige Tage, an denen ich einfach nur Schiss hab und den Hörer anguck und total unter Druck bin. Naja, vielleicht lerne ich es so ja.
Ich hab eh Angst vor dem Leistungsdruck, wenn ich keine Leute an den Mann bring.
Letztes Problem ist teilweise dann auch das Geld. Also ich mein, ich weiß, ich bin nicht mehr in Westdeutschland. 2200 sind utopisch, egal bei welcher Firma. Sie hat mir jetzt zumindest für die Probezeit 1500 brutto gesagt. 13 mal im Jahr. Ist halt die Frage, ob ich für das Geld dann die "Unannehmlichkeiten" bzgl. Kleiderstil und Telefon/Leistungsdruck auf mich nehmen will.

Stell ich mich nur blöd an und sollte einfach zuschlagen?
Panyria
 

Re: Soll ich ja zu dem Job sagen?

Beitragvon cats47 » Mo. 28.10.2013, 14:30

Nein, unüberlegt zuschlagen nur um wieder Arbeit zu haben solltest du auf gar keinen
Fall. Das hat nichts mit anstellen zu tun. Hör auf dein Bauchgefühl.
Einen Job zu finden ist bei euch im Osten sicher mindestens genauso schwierig wie
bei uns im strukturschwachen Hunsrück. Wahrscheinlich noch schwieriger.
Aber kannst du dich mit dem was dir an dem möglichen neuen Job nicht gefällt
dauerhaft oder zumindestens für einen längeren Zeitraum arrangieren ?
Wenn die negativen Seiten dich unglücklich machen ist dir nicht geholfen wenn du
nur rein vom Verstand her ja sagst.
Hmm. geringe Verdienstmöglichkeiten beflügeln auch nicht gerade wenn sowieso
schon Zweifel da sind. Wirklich raten kann ich dir nichts, leider, außer bei der
Entscheidung dein Gefühl zu beachten.
cats47
 

Re: Soll ich ja zu dem Job sagen?

Beitragvon Panyria » Mo. 28.10.2013, 14:57

Vielen Dank auf jeden Fall schon mal für deine Meinung! Und das Durchlesen, irgendwie kann ich mich nie kurz fassen -.-

Es bringt mir ja nix, wenn ich in 3 Monaten an dem Druck kaputt gehe, den ich mir mache. Und ich fürchte eben, dass ich jeden Tag Angst vor der Arbeit haben werde. Der Kommentar von wegen "Zu nem Maler können Sie in der Kleidung gehen" hat mir auch gezeigt, dass ich mit den Mode-Püppchen nicht so wirklich das Auskommen haben werde :( ich tendiere zum Nein, wobei ich mich halt über mich ärgere. Am Ende ist es ja wie Arbeitskleidung und man kann sich wegen dem Telefonieren doch zuammenreißen! Aber die Ängste sind ja nunmal da...
Panyria
 

Re: Soll ich ja zu dem Job sagen?

Beitragvon GLaDOS » Mo. 28.10.2013, 15:10

Mich hätte der Kommentar
Panyria hat geschrieben:"Zu nem Maler können Sie in der Kleidung gehen"
auch verunsichert.

Abgesehen davon, würde ich nur in einen Job gehen wollen, wo ich weiß ich muss mich nicht tagtäglich hin quälen. Nur des Geldes wegen - auch wenn es wichtig ist - würde ich auch keinen Job annehmen.

Wie wäre es mit einer klassischen pro/kontra Liste?
GLaDOS
 

Re: Soll ich ja zu dem Job sagen?

Beitragvon Panyria » Mo. 28.10.2013, 15:14

Da wir ja mein ALG eh aufstocken mit H4, hätten wir eh nicht mehr Geld dadurch... Es wäre halt nur nicht mehr vom Staat... Langsam glaub ich aber auch, ich finde nie nen Job und ich mach ja eh nix sinnvolles den ganzen Tag -.-
Panyria
 

Re: Soll ich ja zu dem Job sagen?

Beitragvon GLaDOS » Mo. 28.10.2013, 15:19

Das denke ich nicht...nur nicht aufgeben, auch wenn es ziemlich frustrierend sein kann :cuddle:
GLaDOS
 

Re: Soll ich ja zu dem Job sagen?

Beitragvon Panyria » Mo. 28.10.2013, 15:22

Zu Kundenterminen nen Anzug anziehen finde ich ja total ok aber wenn ich am Schreibtisch sitze?

Anscheinend muss ich Maler werden, wenn die das mit den Klamotten nicht so eng sehen...
Panyria
 

Re: Soll ich ja zu dem Job sagen?

Beitragvon GLaDOS » Mo. 28.10.2013, 15:56

Ich hatte damals ein Jobangebot in einer sehr teuren Innenstadt-Boutique. Habe mich dann aufgrund dessen - jeden Tag extrem chic aussehen zu müssen - dagegen entschieden. Ich hatte zu der Zeit auch einen tollen Job, von daher fiel mir die Ablehnung nicht schwer.

Ist es in deinem Job üblich mit Kostüm & Co. rumlaufen zu müssen?
GLaDOS
 

Re: Soll ich ja zu dem Job sagen?

Beitragvon Panyria » Mo. 28.10.2013, 16:11

Ich bin bisher NIE in einem Kostüm rumgelaufen. Sicherlich gibt es eben Firmen, in denen das gern gesehen wird. Mit sauberer Jeans, T-Shirt, Schuhe hatte ich noch keine Probleme. Bei Kundenkontakt seh ich das total ein. Da muss ich dem Kunden bieten, was er haben will, und viele sind dann eben der Ansicht, Kostüm = seriös. Ich bin früher ab und an auf Messen gewesen oder es waren mal Dienstleister bei uns, sodass ich dann mal im Hosenanzug war.
Anscheinend hält es die Chefin für nicht so wirklich planbar, an welchen Tagen Kundenkontakt zustande kommt, sodass ich immer wie aus dem Ei gepellt aussehen soll.

Zusätzlich hab ich ja eben auch die Bedenken, dass ich das alles so leisten kann. Den ganzen Tag telefonieren und Leute überzeugen, Geld bei mir auszugeben. Stets einen seriösen Eindruck machen und - sein wir ehrlich - bei den Firmenkunden schleimen... Wenn die Chefin ankommt und fragt, wieso ich noch keine neuen Kunden hab oder wieso ich keine Aufträge an Land zieh... Aaaaaah :(
Panyria
 

Re: Soll ich ja zu dem Job sagen?

Beitragvon GefallenerEngel » Mo. 28.10.2013, 22:01

Für mickrige 1500 Euro so ein Streß? In deiner Situation würde ich persönlich viel lieber die Stütze kassieren!! Vorausgesetzt natürlich, die setzen dich dort nicht unter Druck mit Schikanen und sonstiger Beamtenarroganz, wie man das von denen ja kennt... Aber wenn die Arbeitsagentur dich in Ruhe läßt und weiterhin brav fast genauso viel zahlt, warum solltest du dann noch arbeiten?
GefallenerEngel
 

Re: Soll ich ja zu dem Job sagen?

Beitragvon Panyria » Mo. 28.10.2013, 22:18

Irgendwie ne krasse Ansicht aber auch irgendwie wahr!

Die Stelle hatte ich mir selbst gesucht, also das Amt weiß gar nicht, dass ich da war...

Ich würde zwar 130 mehr raus haben aber da meine Frau Hartz 4 bekommt, was dann ja wieder mit dem Einkommen verrechnet wird, haben wir gar nicht mehr Geld. Selbst wenn ich dann Weihnachtsgeld bekomme, wird das auf das H4 angerechnet und ist dann auch quasi weg.

Ich würde dort arbeiten gehen, um was in die Rente einzuzahlen und wegen des guten Gewissens, nicht vom Staat zu leben... Auf der anderen Seite steht eben der Druck, das Verkleiden, Unwohlsein und die Angst vor dem Telefon.

Ich weiß so schon nicht wer ich bin und unsicher mit mir selbst. Meine Freunde sagen alle, ich solle mich nicht so anstellen. Die sagen, sie machen auch was, das ihnen nicht gefällt, man gewöhnt sich an alles.

Naja und wegen Rente: ich hab mir ne Aushilfsstelle bei nem Verlag gesucht und stocke den Rentenbeitrag auf. Also den vollen Rentenversicherungsschutz habe ich, nur eben nicht so nen hohen Beitrag... Pro 40 Euro von dem Einkommen bleiben da grad mal 25 übrig deswegen. Aber ist halt Verlag, das ist voll meins. Ich fühle mich dort - in Jeans und Turnschuhen, vielen Dank!- sauwohl, die Leute sind echt lässig... Leider haben die keine sozialversicherungspflichtige Stelle, da würde ich - für 1500 oder sonst was - sofort anfangen!
Panyria
 

Re: Soll ich ja zu dem Job sagen?

Beitragvon GefallenerEngel » Mo. 28.10.2013, 22:55

Wie hoch schätzt du deine Rentenansprüche, wenn du mal soweit bist? Wenn es weniger als 1000 Euro werden, macht das sowieso keinen Sinn, wenn du mehr einzahlst. Es gibt mittlerweile bei der Rente eine sog. Grundsicherung, da kriegst du auf jeden Fall ungefähr so viel, wie heute beim ALG 2, falls es durch die Rentenbeiträge zu wenig werden sollte. Und die Verwandten müssen dann im Gegensatz zu früher (vor 2005) auch nicht für dich zahlen, also keine Sorge.

Und die Sache mit dem Gewissen... da kann ich dir leider nicht helfen... Ich persönlich halte es so: nimm soviel du kannst und wo du kannst, das Leben ist nämlich gemein und spitzbübisch. Wenn es uns immer wieder austrickst, warum sollten wir es nicht auch tun?
GefallenerEngel
 

Re: Soll ich ja zu dem Job sagen?

Beitragvon Panyria » Mo. 28.10.2013, 23:02

Naja, ich hab ja noch nicht so viele Jahre gearbeitet. September 2006 Ausbildung und Anfang 2009 bis Mitte 2013 Vollzeit. Also ich denke mal, ich krieg bis dahin auch noch einige Jahre zusammen...

Ich meine, andere nehmen das Geld vom Staat und machen sich auch keinen Kopf oder?
Panyria
 


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