Eltern/Schwiergereltern

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Eltern/Schwiergereltern

Beitragvon bella78 » Di. 08.07.2014, 15:42

Hallo ihr lieben,
mein Problem sind meine Eltern bzw. auch Schwiegereltern.
Ich arbeite mit meinen Eltern in ihrer Firma als einziges ihrer 4 Kinder seit 15 Jahren. Seit ca 3 Jahren verstehen sich meine Eltern mehr und mehr weniger. Mein Vater hatte einen kurzen Flirt mit einer jüngeren Frau mehr nicht, keinen Ehebruch. Seitdem ist meine Mutter nicht mehr dieselbe. Aber auch vorher war wohl schon der Wurm drin. Mein Vater ist fast 60 wie auch meine Mutter. Er jedoch steht voll im Leben hat seine Interessen, die meine Mutter nicht teilt. Sie sitzt nach der Arbeit nur zu Hause, nimmt sich immer mal wieder ein neues Hobby vor, was sie aber innerhalb kürzester Zeit wieder sein lässt. Sie findet immer Gründe, worum das nichts für sie war. Mein Vater versucht sie immer wieder in seine Aktivitäten einzubeziehen, schafft es jedoch nicht. Mittlerweile sieht er es nun auch nicht mehr ein, bei ihr zu Hause zu sitzen, sondern unternimmt 1x die Woche dann auch was alleine. Sobald sich mein Vater dann aber "amüsieren" geht, ist das der Graus meiner Mutter. Sofort schmiedet sie Auszugspläne, beschimpft ihn wirklich böse. Am nächsten Tag ist's dann wieder gut. Mein Vater schüttet sich regelmäßig sein Herz bei mir aus und weint dann auch, weil er so nicht weiterleben kann. Er macht alles zu Hause, mittlerweile ist meiner Mutter sogar der Garten zu viel Arbeit. Er wischt die Böden, hilft beim Betten beziehen etc. Er tut alles um möglichst nicht negativ aufzufallen. Aber es gibt immer wieder Vorhaltungen meiner Mutter. Sie nörgelt ständig an allem herum, das fällt mir selbst schon auf Arbeit auf. Über jedermann gibt es Gründe sich aufzuregen oder schlecht zu reden. Das nervt gewaltig und belastet mich natürlich auch sehr. Nichts ist gut genug in ihren Augen. Mein Vater liest meiner Mutter wirklich jeden Wunsch von den Augen ab, aber es kommt kein Danke, keine Umarmung oder ein liebes Wort über ihre Lippen. Ich weiss nicht, was ich ihm raten soll. Sie scheint ein größeres Problem zu haben. War auch schon im Gespräch mit Psychologen, aber das hat nichts gebracht. Ich habe auch schon dran gedacht beiden die Pistole auf die Brust zu setzen, dass ich gehe, wenn sie sich nicht zusammenreißen. Doch ich bin die einzige, die mein Vater hat und soll auch seine Nachfolgerin werden. Meine Geschwister sind eher auch schwierig und öfter gibt es dann auch mal Streit zwischen meinem Vater und ihnen. Er tut aber niemanden etwas, er ist vielleicht manchmal überbesorgt oder übereifrig, was nicht gewünscht wird, aber eigentlich meint er es nur gut.

Das andere Problem ist mein Schwiegervater, der in meinen Augen ein Alkoholiker ist. Dazu noch Diabetiker und starken Raucher. Mittlerweile hat er auch schon Aussetzer, so dass er häufiger ohnmächtig wird und sich beim Fallen verletzt. Jetzt haben wir gesagt, dass er mit unseren Kindern nicht mehr Auto fahren darf, nur meine Schwiedermutter soll fahren, weil wir Angst haben, dass was passiert. Er ist bitter böse geworden und auch meine Schwiegermutter scheint mit unser Entscheidung nicht einverstanden zu sein. Sie hat sein Verhalten jahrelang verschwiegen. Erst als er sich den Arm im Suff gebrochen hatte als er ohnmächtig wurde, kam die Sache ans Licht. Er redet nicht mehr mit uns, aber auch Schwiegermutter meldet sich wochenlang gar nicht mehr. Erkundigt sich nicht mal nach ihren 2 kleinen Enkeln. Mein Mann, der immer gesprungen ist, wenn seine Eltern ein Anliegen hatte, ist komplett abgemeldet, was er absolut nicht verdient hat.
Tja, es sieht so aus, als würde unsere Familie komplett zerbrechen und manchmal komme ich mir so vor, als wären wir die einzigen normalen Menschen.
Mein Mann und ich halten zusammen und unterstützen uns, aber es belastet uns trotzdem schon sehr.

Hat jemand einen Rat für uns? Oder weiss jemand, wieso es so ist wie es ist?
Liebe Grüße
bella78
 

Re: Eltern/Schwiergereltern

Beitragvon Charlotte » Di. 08.07.2014, 17:19

Hallo bella!

Da ist ja einiges los in deiner Familie...

Warum es so ist, wie es ist, können wir hier natürlich nur mutmaßen. Es gibt zahlreiche mögliche Erklärungen und vermutlich ist es eine Mischung aus vielen, wenn nicht sogar allen Faktoren.
Bei deiner Mutter würde ich vermuten, dass sie Angst hat, deinen Vater zu verlieren. Wie war denn die Ehe deiner Großeltern mütterlicherseits? Oft ist es so, dass wir die 'Rollen' in der Familie weiterspielen, soll heißen, wenn der Vater Alkoholiker ist, ist es nicht selten, dass die Tochter unbewusst nach einem Mann Ausschau hält, der ebenfalls ein Alkoholproblem hat und dass sie sich in der Beziehung dann ähnlich verhält wie ihre eigene Mutter.
Deswegen meine Frage nach der Ehe deiner Großeltern mütterlicherseits. Wobei in der Generation vieles unter den Teppich gekehrt wurde.
Vielleicht ist deine Mutter auch verärgert, weil sie es nicht so richtig schafft, eine Freizeitbeschäftigung zu finden, die ihr gefällt. Und dass dein Vater dann alleine was unternimmt und sie einfach zu Hause sitzen lässt, ärgert sie dann noch zusätzlich.
Dass sie alle anderen schlecht macht, könnte daran liegen, dass sie sich selbst in einem besseren Licht sehen möchte, weil sie selbst möglicherweise nicht von sich überzeugt ist und von ihren eigenen Fehlern ablenken möchte.

Du siehst, es gibt viele Gründe, warum deine Mutter so handeln könnte, wie sie es tut. Helfen würde es ihr vermutlich, etwas für ihr Selbstbewusstsein zu tun, sich selbst wieder als eigenständige Person wahrzunehmen, nicht nur als Ehefrau. Dafür müsste sie ihren eigenen Mustern auf die Spur kommen, akzeptieren, dass es da Baustellen gibt, die sie belasten und ihr Handeln beeinflussen. Denn nur wer einsieht, dass das so ist, kann es erkennen und bewusst verändern.
Dazu müsste sie aber auch bereit sein. Hast du den Eindruck, sie würde gerne an sich arbeiten? Dafür wären Gespräche mit einer außenstehenden Person hilfreich, die sich da etwas auskennt. Das muss nicht unbedingt ein Psychologe sein, aber es sollte jemand sein, der die ganze Sache distanziert sehen kann.

Bei deinen Schwiegereltern scheint es mir noch verfahrener zu sein. Deine Schwiegermutter scheint sehr loyal zu sein, dass sie deinen Schwiegervater so lange geschützt hat und nicht wollte, dass seine Probleme ans Licht kommen. Sie zu überzeugen, dass dein Schwiegervater professionelle Hilfe braucht und allmählich zur Gefahr nicht nur für sich, sondern im Straßenverkehr auch für andere wird, könnte schwierig werden. Wenn dein Schwiegervater Diabetiker ist, hat er ja bestimmt einen Hausarzt. Vielleicht kann dein Mann sich mal mit ihm zusammensetzen und ihm von euren Befürchtungen berichten. Manchmal dringen Ärzte eher zu ihren Patienten durch und haben auch noch eine Idee, was getan werden kann.
Zumal der Alkoholkonsum ja auch dem Diabetes nicht gerade zuträglich ist, es wäre also generell wichtig, dass der Hausarzt/Diabetologe davon erfährt.


Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher, inwieweit ihr etwas ausrichten könnt, ohne damit große Konflikte heraufzubeschwören. Überleg zusammen mit deinem Mann gut, ob ihr euch den Kampf antun wollt und könnt mit allen Konsequenzen, die da so dran hängen. Vielleicht wäre es sinnvoller, über behandelnde Ärzte etwas anzuleiern oder deinen Vater zu instruieren, dass er deine Mutter mal zu einer Beratungsstelle bringt, wo man ihr helfen kann. Das wären z.B. die Diakonie oder der Caritas-Verband. Am besten schaust du mal online, welche Angebote diese Stellen in eurer Stadt haben, ob Lebenshilfe auch für ältere Menschen dabei ist.

Ich wünsch dir alles Gute!
Charlotte
 

Re: Eltern/Schwiergereltern

Beitragvon bella78 » Fr. 11.07.2014, 15:02

Hallo Charlotte,

erst einmal hab vielen Dank für Deine aufmunternden Worte und die Zeit,
die Du Dir für mein Problem genommen hast.
Ich denke, dass Du in vielen Punkten Recht hast.
Eine Ableitung aus der Ehe der Eltern meiner Mutter kann man nicht ziehen, denn sie
hat ihren Vater als Kleinkind verloren. Sie hat sich immer für meine Oma verantwortlich gefühlt
bzw. wurde wohl von meiner Oma auch in diese Rolle hineingepresst. Bis zu ihren Tod vor 4 Jahren
hat sie auch bei meinen Eltern mit im Haus gelebt. Meine Eltern waren quasi nie für sich.
Meine Mutter hat sie bis zum Schluss gepflegt. Die ganze Situation war sehr schwierig, da sich meine Oma vom Wesen her sehr veränderte und meine Mutter oft böse Sprüche abbekam. Sie hat ihr Leben lang für ihre Mutter Opfer gebracht und bekam dann die Verzweiflung meiner krebskranken Oma voll ab.
Sie wurde immer von anderen gebraucht, erst von uns Kindern, dann von ihrer Mutter. Jetzt sind alle fort
oder aus dem Haus und sie fühlt sich vielleicht unerfüllt.

Welche Rolle mein Vater am Verhalten meiner Mutter spielt, weiß ich nicht und ob sich seine Geschichten auch tatsächlich so zugetragen haben oder ob er sein Mitverschulden dabei komplett ausblendet, keine Ahnung. Ich hatte am Wochenende eine interessante Unterhaltung mit meiner älteren Schwester, die hat mir Stories erzählt, die ich aus der Sicht meines Vaters schon kannte, sich aus Sicht meiner Schwester aber komplett anders abgespielt haben. So dass mein Vater nicht Opfer sondern eher scheinheilig ist. Ich weiß nicht. Vielleicht bin ich auch zu naiv und gutgläubig.

In puncto Schwiegervater sind wir machtlos. Weder kennen wir seinen Hausarzt noch würde uns meine Schwiegermutter unterstützen. Ich weiß, dass sie unter seinem Verhalten leidet, aber er würde seine Wut über uns an ihr auslassen. Er kann sehr ekelhaft sein. Vielleicht hofft sie auf ein schnelles Ende...

Wir können nur versuchen, dem Ärger aus dem Weg zu gehen und uns herauszuhalten. Einen Kampf an zwei Fronten können wir nicht gewinnen. Zwar bleibt die Angst, dass sie sich selbst zu Grunde richten, aber wir haben ja auch Verantwortung für unsere Kinder und können uns ja nicht täglich daran aufreiben, oder?
Vielleicht sollte ich mich wirklich auch beruflich umorientieren. Die Firma ist der Lebensinhalt meiner Eltern, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das Zepter einfach an mich übergeben werden und dann zu Hause bleiben. Und ehrlich gesagt, ein paar Monate mag ich es noch aushalten, aber nicht Jahre. Sonst brauch ich selbst bald ne Therapie.

Danke nochmal.
Liebe Grüße.
bella78
 

Re: Eltern/Schwiergereltern

Beitragvon Charlotte » Fr. 11.07.2014, 16:09

Nichts zu danken! :)

bella78 hat geschrieben:Sofort schmiedet sie Auszugspläne, beschimpft ihn wirklich böse.

bella78 hat geschrieben:Sie nörgelt ständig an allem herum, das fällt mir selbst schon auf Arbeit auf. Über jedermann gibt es Gründe sich aufzuregen oder schlecht zu reden.

bella78 hat geschrieben:da sich meine Oma vom Wesen her sehr veränderte und meine Mutter oft böse Sprüche abbekam.

Na ja, dann scheint sie sich ja zumindest was das betrifft langsam etwas abzugucken. :?

Aber ich denke, es ist eine gute Entscheidung, wenn du und dein Mann versucht, euch da rauszuhalten soweit es geht. Letztendlich sind sowohl deine als auch seine Eltern erwachsen und müssen ihre Probleme alleine regeln. Vielleicht bietet ihr es deiner Schwiegermutter nochmal ernsthaft an, ihr mit deinem Schwiegervater zu helfen, dann müsst ihr euch keine Vorwürfe machen, wenn ihr euch distanziert.
Charlotte
 


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