Liebe Chicane,
ich habe gestern deinen Thread erst gelesen und möchte dir nun antworten.
Sicherlich ist das eine ganz schlimme Sache sein ganzes Hab und Gut zu verlieren, wofür du dein Leben lang gearbeitest hast. Das ist sehr schlimm, sehr traurig.
Und dass ihr beiden euch jetzt überhaupt nicht mehr versteht ist furchtbar und sehr verständlich.
Chicane hat geschrieben:Mein Sohn hatte mutwillig die Wohnung in Brand gesetzt
Ich habe eine Frage, hat dein Sohn damals wirklich mutwillig deine Wohnung in Brand gesetzt?
Sagte das die Polzei? Sagte er dir, dass er sie in Brand setzen
wollte? Um dir alles zu nehmen? Um sich alles zu nehmen? Ich nehme an, er hatte dort persönliche Sachen in der Wohnung, wollte er auch dies alles wirklich verbrennen?
Habt ihr mal gemeinsam darüber gesprochen, wie das ist passiert? Natürlich waren zu erst andere Sorgen im Vordergrund. Ihr beide musstet schließlich irgendwo wohnen, essen, schlafen. Geld musste her, du musstest euch irgendwie wieder eine Existens aufbauen.- Überleben- diesen Wahnsinnn überleben!-.
Deshalb nochmal die Frage, habt ihr mal in Ruhe darüber reden können? Wie ist ihm das genau passiert? Ich denke, dass man über solche extrem aufwühlenden Geschehnisse nur gemeinsam mit einem Dritten sprechen kann. Denn allein mit ihm stehen zu viele Vorwürfe im Raum, Wut, Trauer, Schuldgefühle seinerseits und möglicherweise deinerseits, da du uns fragst ob du eine Sünderin bist.
Das wäre mein Rat, obwohl Ratschläge auch was mit Schlägen zu tun haben.
Ich glaube, du
musst genau wissen, wie sich das zugetragen hatte.
Und ich glaube, er
muss wissen, wie ihm das passieren konnte und es jemandem erzählen können, der ihn dafür nicht im Nachhinein bestraft. Das musst nicht du sein, der ihm zuhört, möglicherweise sollte ihm ein Professioneller zuerst einmal zuhören.
Vielleicht wäre es auch für dich sinnvoll dir jemanden zu suchen, der geschult ist dir zuzuhören.
Jetzt kannst du sagen, so ein Quatsch, ich habe einfach eine Sauwut, mein Sohn ist Schuld und damit basta und der soll nun sein Lebenlang dafür büßen, was er mir damit angetan hat!!!
Ich glaube, an den Punkt bist du bereits. Du sollst ihm auch nicht verzeihen müssen. Es geht nicht um Schuld oder um Verzeihen und es geht auch nicht darum, dass du etwas tun sollst.
Aber du könntest dir Hilfe holen, dem du all deinen Schmerz sagen kannst, Wut, Verzweiflung, dich erst einmal ein wenig seelisch entlasten, bevor ihr euch evt. an ein gemeinsames Gespräch heranwagt. In dem es nicht darum geht, den anderen schuldig zu sprechen.
Da kannst du dir auch sagen: so ein Blödsinn, entlasten, die gesamte Last trage doch ich, noch immer!
Wir sind zum Glück nicht allein auf der Welt, es hilft manchmal Sorgen zu teilen, in dem andere ein Stückchen deiner Last mittragen und du nicht das Gefühl hast alles ganz alleine zu tragen. (Hast du dir übrigens mal einen Termin bei einer Schuldnerberatung geben lassen, ich kenne mich da leider nicht aus. Aber vielleicht gibt es irgendeine Möchlichkeit deine Schulden nicht bis zum "Sankt Nimmerleinstag" zurückzahlen zu müssen?)
Sondern die Fakten anzusprechen, wie hatte es sich genau zugtragen, wenn er das überhaupt noch genau nachvollziehen kann. Nicht wegen der Zeit, die nun vergangen ist, sondern weil er bestimmt schockiert und auch in Panik war, was er in Gang gesetzt hat mit seiner Handlung, die er mit seinen damals 12 Jahren noch nicht überblicken konnte.
Wie kam er an Feuer? Feuerzeug, Zündhölzer lagen in der Wohnung, oder extra dafür gekauf? Wollte er aus Neugier mal "bissl Zündeln"? Oder wollte er dort "nur" seine erste Zigarette rauchen und ein furchtbares Unglück ist daraus entstanden?
Hatte er eine Sauwut auf dich? Wie fühlte er sich in dem Moment, um daraufhin ein Feuer zu machen? Wollte er ein "bisschen" was abbrennen lassen, einen besonderen Gegenstand?
Gab es Durchzug in der Wohnung- Fenster auf-Durchzug- sofort riesige Flamme durch Sauerstoffzufuhr?
Hatte er gewusst, wie mit kleiner Flamme umzugehen ist? Sofort mit irgendwas ausschlagen? Oder ist er davon gerannt? Hat er Hilfe geholt, wenn ja wie? Hat er ein Fester beim Feuer weit geöffnet um laut nach Hilfe gerufen?
Da gibt es 100000 Fragen, die es zu klären gäbe, von denen du zumindest hier nicht sprachst.
Auch hattest du bis zu diesem Tag nicht davon gesprochen, dass er einige Straftaten bis dahin verübt hatte, durch und durch ein verwegener kleiner Gangster war und du ihn immer wieder aus dem Gefängnis abholen durftest oder seine Großeltern.
Ich bin davon überzeugt, dass dein Sohn dir nicht so viel antun wollte, was er dir letztlich antat. Im Alter von 12 Jahren ist man noch nicht in der Lage die Folgen seiner Taten vollständig zu verstehen und zu erahnen, denn man ist mit 12, aus guten Gründen rechtlich noch nicht strafbar zu machen. Auch ist das Gehirn laut Hirnforschung noch nicht erwachsen und Reif genug.
Und ich glaube, dass er von seiner Tat, sei es nun mutwillig oder durch ein fürchterliches Unglück, bis heute traumatisiert ist. Auch wenn er in Wut dich "fragt" ob er nochmal deine Whg abfackeln "soll"?
Wenn zumindest er nicht "seine" Vergangenheit aufarbeitet, wird das Erlebte sein gesamtes späteres Leben prägen. Es kann somit sein, dass er von sich überzeugt ist, dass er ein durch und durch schlechter Mensch sei und nicht nicht berechtigt ist ein glückliches Leben zu führen.
Janina