Mein Freund neigt zum "Messie"

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Mein Freund neigt zum "Messie"

Beitragvon Alba Elisabeth » Do. 23.02.2012, 15:29

Hallo ihr Lieben,

vielleicht habt ihr mir einen Rat, was ich tun kann.

Mein Freund neigt dazu, Sachen nicht wegzuräumen. Und das im großen Stil: Als ich das erste Mal in seiner Wohnung war, hat es mich fast aus den Latschen gehauen. Vor allem Altpapier (Kartons, Werbung, Briefumschläge, unwichtige Post) liegt überall in der Bude herum. Das Geschirr, das über ein halbes Jahr ungespült in der Küche stand, habe ich dann letztens gespült...Küche und Bad sind sehr sehr lange nicht geputzt worden. Insgesamt ist es einfach ein Riesenchaos!

Er hatte eine schwere Depression vor zwei Jahren und hat wohl das letzte Mal vor drei, vier Jahren klar Schiff gemacht. Jetzt hat sich natürlich viel angesammelt und die Hemmschwelle ist hoch! Er leidet selbst darunter und wenn ich ihn darauf anspreche, wird er sauer. Dann kommen tausend Ausreden oder schlicht, dass er keine Lust hat, sich damit zu beschäftigen. Gut, jetzt macht er eine Umschulung und ist unter der Woche im Internat, und am Wochenende sind wir meist bei mir; trotzdem belastet mich die Situation.

Letzte Woche hat er sich dann doch einen Ruck gegeben und wir haben die Kartons weggebracht (sicher 20 Stück); es wäre so toll, wenn wir damit weitermachen könnten! Ich möchte ihm da aber nichts vorschreiben und mich nicht dominant über seinen Willen stellen, denn es geht ja um SEINE Wohnung und SEIN Wohlergehen...

Sein Auto ist übrigens meist piccobello in Schuss, darin darf ich nicht mal etwas essen...also geht es ja doch irgendwie!

Vielleicht hat ja eine/einer von euch Erfahrungen mit diesem Problem, entweder selbst oder im Umfeld. Ich würde mich sehr über Ratschläge freuen!

Ganz liebe Grüße und Danke, dass Ihr meinen Beitrag gelesen habt :)

Alba
Alba Elisabeth
 

Re: Mein Freund neigt zum "Messie"

Beitragvon Atisha » Do. 23.02.2012, 16:29

Er kann einfach nicht mehr machen mit der Depression.
Ich schwanke ja auch immer noch hin und her. Manchmal geht so gut wie gar nichts, da muss ich mich einfach nur hinlegen. Weil sich zwingen das hält man als Dauerzustand nicht aus, das geht mal ne Zeit, aber dann gibt man die Kraft auf. Wenn es ihm besser geht, dann wird er wieder Interesse und Schwung für alles haben. Ich habe Schizophrenie, irgendwann wollte ich auch einfach nicht mehr, dann habe ich 3-4 Jahre fast nur herumgelegen, geschlafen und lesen ging auch noch. Ich kenne von Betroffenen die Depression auch als sehr langwierig - irgendwann geht es dann einfach nimmer besser mit der Ordnung und Sauberkeit.
Atisha
 

Re: Mein Freund neigt zum "Messie"

Beitragvon celestine » Do. 23.02.2012, 17:12

Hallo Alba,

kann Dein Problem gut verstehen, bin erst vor einem Jahr mit meinem Freund zusammengezogen.
Als ich ihn alle zwei Wochen besuchte dachte ich jedes Mal mich trifft der Schlag... völliges Chaos...
Ich wusste allerdings zu dem Zeitpunkt nichts von seiner Krankheit. Schwere Psychose usw..
und darin liegt es, Athisa hatt das sehr gut auf den Punkt gebracht.
Es gibt Tage da geht es besser, und dann schafft er auch wieder mehr.
Du siehst mit Messieverhalten hat das weniger zu tun, aber das habe ich damals auch gedacht,
ging mir nicht anders.
Am besten Du siehst über die Dinge hinweg, und wenn es ihn nicht stört, räumst halt ein wenig
auf, so das du Dich auch ein wenig wohl fühlen kannst bei ihm.
lb.gr. celestine
celestine
 

Re: Mein Freund neigt zum "Messie"

Beitragvon ali3n8rainy » Do. 23.02.2012, 17:30

ich wohne auch in einem messie haushalt,wobei erst seit 3 monaten...mit meinem freund und seinem vater. beide hatten suchtprobleme,die mein freund nun 2 jahre schon im griff hat aber nicht wirklich das bedürfnis hatte an seiner gewohnheit zu ändern zu sammeln und aufzuschieben...seit der vater nun einige wochen aus der reha ist geht es voran was ordnung angeht...ich habe auch immer das pflichtgefühl mitzuhelfen aber ich fühle mich oft hilflos sodass sich meine dienste nur auf den bereich beziehen wo mein freund und ich uns immer aufhalten. ich finde du könntest schon dominant werden,es ist natürlich blöd wenn er es dann persönlich nimmt dann musst du ihm nur klarmachen das es nicht als vorwurf gemeint ist sondern das ihm gern leichter machen willst was ihm schwerfällt. ich hab das dann so gemacht das ich einfach anfing und weißt du wenn die dann sehen wie du rumwuselst werden die nervös und manchmal machen sie von alleine mit xD hauptsache du lässt dich nicht ein auf "jaja du bist die frau,so muss das sein" . teilweise können einen eltern auch so erzogen haben *oder es zumindest versucht!* ^^
ali3n8rainy
 

Re: Mein Freund neigt zum "Messie"

Beitragvon Minni34 » Do. 23.02.2012, 17:32

Hallo Alba,

ist dein Freud denn wegen Depressionen noch in Behadlung, oder war es das?
Vielleicht kann ihm eine Therapie auch etwas helfen, wieder neue Ansätze zu finden.

Lg, Maxi
Minni34
 

Re: Mein Freund neigt zum "Messie"

Beitragvon Atisha » Do. 23.02.2012, 17:34

erst heute wieder, meine Kinder kommen zu Besuch ab heute Abend und ich musste noch bissel die Wohnung auf Vordermann bringen, bis zum Nachmittag ging fast gar nichts ich habe mich wirklich gequält um was zu schaffen, ich war ganz schlapp der ganze Körper und auf einmal so ab jetzt 15:00Uhr, nach dem ich bissel geschlafen hatte gehts! es geht einfach so ich habe die Kraft wieder und alles läuft quasi ohne Anstrengung.
Atisha
 

Re: Mein Freund neigt zum "Messie"

Beitragvon Alba Elisabeth » Fr. 24.02.2012, 14:43

Danke für die lieben Antworten und guten Tipps :)

Also, mein Freund ist seit zwei Jahren in Behandlung und nimmt auch Medikamente (Venlafaxin und Amisulprid). Zur Zeit ist er auf der Suche nach einem neuen Psychiater und Therapeuten, da er die Woche über eine Umschulung in Bad Pyrmont macht und dort jemanden braucht (sind 250km bis dort hin, da kann er nicht in Köln in Therapie gehen).

Mir scheint, dass er in der "Außenwelt", also im Freundeskreis, bei der Umschulung etc. ziemlich fit ist, aber in seiner Wohnung noch in alten Strukturen gefangen ist. Er hatte wohl auch lange vor der akuten Depression immer wieder dassselbe Problem mit der Wohnung - erst mal alles zumüllen und dann in einem Kraftakt mit Hilfe von Freunden alles aufräumen. Dann geht das Ganze von vorne los...

Ich weiß nicht so recht, welche Rolle ich einnehmen soll. Mir ist es wichtig, seinen Eigenraum zu respektieren. Andererseits denke ich, dass es ihm selber nicht gut tut, in solchen Umständen zu leben!

Interessant wird es, wenn wir mal zusammen ziehen. Da bin ich nicht so kompromissbereit, ich könnte das nicht haben, wenn in meiner Wohnung Sachen wild verstreut herumliegen. Das habe ich ihm angedeutet und er hat es in den falschen Hals gekriegt...und gemeint, das sei jetzt wohl total unnötig. Bin mal gespannt, wie das so mit der Zeit wird!

Ganz liebe Grüße,

eure Alba
Alba Elisabeth
 

Re: Mein Freund neigt zum "Messie"

Beitragvon Nina » Sa. 25.02.2012, 23:17

also, ich versumpfe auch immer wieder im chaos. ich leide sehr darunter. da ich es ja eigentlich hübsch haben möchte. auch wenn besuch kommt, schähme ich mich zu tode, oder ich lasse erst niemanden herrein. es gibt verschiedene krankheiten, bei denen vermüllung droht. depression, psychose usw. ob dein freund ein messie ist, kannst du folgenderweise herrausfinden:
messies können ihren müll nicht loslassen, für sie ist alles gleich wichtig. selbst organischer abfall kann für sie so wichtig sein, wie das familienstammbuch.

hingegen bei anderen erkrankungen ist der betroffene froh, den müll loszuwerden. jenachdem unter welcher form dein freund leidet, kann man ihm helfen. ist es die depression, wird er froh sein, wenn er vertrauen gefaßt hat, wenn du ihm unter die arme greifst und ihm mithilfst, da er es alleine nicht schafft. mache ihm keine vorwürfe- er kann nichts dafür.
Nina
 

Re: Mein Freund neigt zum "Messie"

Beitragvon Eulalia » Sa. 19.05.2012, 10:47

Liebe Alba Elisabeth,

bevor ich mich mal irgendwann für die Gstronomie entschied, habe ich Hauswirtschafterin gelernt.
Es gibt einige spezielle Techniken, die man anwenden kann, wenn jemand "im Chaos versinkt"
Zum Beispiel mussten wir damals solche Festen Pläne erstellen (die zum Beispiel heute noch in vielen Wohngruppen ähnlich aushängen). Ich denke dass sich solche Pläne durchaus auch für Menschen mit Depressionen eignen (habe selbst welche...weiß also, wie schwer das sein kann)
Für Freunde habe ich so was auch schon erstellt. Das ist natürlich immer abhängig davon, wieviel Belastung dein Freund ertragen kann. i. d.r sollte man das langsam steigern und vor allem bei einigen Tätigkeiten zur Hand gehen, die einfach "verlernt wurden". Erfahrungsgemäß kann ich dir sagen: Es ist ein hartes Stück arbeit, jemandem aus seinen"Messi-Tendenzen rauszuhelfen"...immer wieder motivieren ist das A und O.
Mit meiner Freundin habe ich damals 2 feste Tage in der Woche vereinbart in der wir "Grundreinigung gemacht haben...zimmer für zimmer...
und als das dann funktioniert hat, haben wir uns um alltägliche Aufgabenkoordination und Zeitmanagement gekümmert...Vom Einkauf über kühlschrankcheck bis hin zum Katzenklo und Fensterputz....

Wenn du detail-fragen hast schick mir ruhig ne pn...vielleicht kann ich dir ja irgendwie helfen?
Eulalia
 


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