wissbegierige hat geschrieben: ... Was konkret könnte mir immer gefehlt haben?
nun, ich würde denken, wen solche fragen "quälen", und findet selbst keine antworten darauf, dem fehlt eigentlich ...
... eben nichts
dein thema ist wohl zu komplex, um - für dich zufriedenstellend - drauf eingehen zu können.
vielleicht aber doch mal dieses:
was einer
meint zu entbehren oder entbehren gemußt zu haben, ist nicht unbedingt nachher auch immer das, was ihm wirklich abgeht.
mir ist dieser bereich hier etwas zu öffentlich, um dir ein anschauliches beispiel geben zu wollen, wie genau man sich selbst auf etwas fixiert - ... was insofern nachher so wohl auch stimmt, daß man ebenjenes nicht hatte erfahren dürfen -, aber
anstelle dessen vielleicht ja doch ganz andere wertvolle dinge hatte gewinnen können, die einem selber nur nicht als "gewinn statt dessen" ins bewußtsein gelangen konnten, weil man eben auf dieses stärker wirkende entbehrungsgefühl noch abgestellt war (und weiterhin ist).
das mit dem, daß "ähnlich veranlagte" in ihrem bestreben und erleben-wollen einander anziehen, ist nachher auch wieder schnell erklärt, weil kein so arg unverständliches phänomen: man selber will für das, was man - selbstlos - anderen zu geben bereit und in der lage ist, ja unterschwellig zumindest eine gewisse anerkennung, nachdem man den eigenen selbstwert darüber definiert. und dies eben ist noch am ehesten wahrscheinlich, wo man denjenigen auch "durchschaut" und "berechnen" kann, nachdem man halt diese parallelen am gegenüber dann erspüren zu können in der lage ist. wo ich hingegen bemerke, einer tickt ganz anders, investier' ich auch nichts da hinein. den bestaun' ich allenfalls, wo ich dann aber zumindest noch zu erkennen in der lage sein sollte, daß der- oder diejenige ein anderes "kaliber" dann wäre.
alle anderen konstellationen wären eh schon im vorhinein zum scheitern verurteilt; zumindest kann nichts "homogenes", nichts "harmonisches" daraus entstehen.
und da wären wir bei dem, was du als entstehung von abhängigkeiten fürchtest ...
dafür würde ich dann die metapher vom buch, einem dir etwas geben gekonnt habenden, und dem autoren bemühen:
auch dem bestgeschriebensten buch entnimmst du gerade das nur, was zur auffüllung deiner "schlaglöcher" im moment nötig ist. dem autoren / autorin selber begegnest du dabei nur so weit, wie er es zugelassen hat. für weitere "nachfragen" werden er oder sie dir kaum zur verfügung stehen. dies nicht wollen - aber zumeist auch gar nicht können. denn - falls sie es gut gemacht haben - steckt ja alles, was sie zu dem thema hatten vermitteln können, schon in dem buch.
und siehst du dich nun etwa
abhängig von einem buch, das du gelesen hast ... ?
jene, die man zuweilen in der öffentlichkeit mit büchern unterwegs bemerken kann, sind alles nur zwanghafte, die da hinein eintragen, was sie ansonst fürchten, vergessen zu können ...
noch nie aber habe ich von jemandem gehört oder gelesen, der zur bewältigung der täglichen eindrücke stets ein (anleitungs-)buch zur hand hatte, wo er dann ersteinmal nachlesen wollte, wie er sich in der jeweiligen situation am besten zu verhalten hätte.
nicht anders ist es generell mit erlerntem, und nicht anders auch mit denen, die man befragen vielleicht könnte. im moment, wo man es braucht, sind jene eh zumeist nicht verfügbar. und dann stünde dem ja auch das eigene selbstwertempfinden entgegen, wenn man sich derart abhängig zeigen würde.
dein (vielleicht) doktor-titel und genossener ruf irgendwann einmal nützt dir einen feuchten staub nur noch, sobald in deinem hirn die dinge sich zu verflüchtigen beginnen würden.
so wie du also auch das dir wichtigste buch aus der hand legen wirst und nur das dir zur eigenen lebensbewältigung dauerhaft verbleibt, das du daraus hattest lernen / verinnerlichen können, so wenig bist du in wahrheit auch von anderen leuten abhängig, nachdem deine entscheidungen letztlich noch immer du ganz allein für dich treffen mußt.
keiner trägt die irgendwann mal als wertvoll empfundenen bücher sein ganzes weiteres leben mit sich umher, und genauso wenig wird einem ein
wirklicher verlust erwachsen, wenn man menschen, denen man irgendwann begegnet war, von denen man hatte etwas lernen oder sich von ihnen annehmen können, irgendwann dann später auch mal wieder aus den augen verlieren wird.
man empfindet es nur so.
es bleibt, was einem keiner mehr nehmen kann: das, was in den momenten des jeweils akuten bedarfs hatte überspringen können - bestenfalls ein paar der "schlaglöcher" hatte ausfüllen können.
gut ... das hätt' ich alles jetzt vielleicht auch prägnanter ausdrücken können:
suche nicht länger nach diesen dingen, von denen du noch nichteinmal sicher sein kannst, daß sie dir überhaupt abgehen, nur, weil du dieses gefühl irgendwann so mal konserviert hattest, daß da noch irgendwas fehlen würde ...
dein leben ist zu kurz dafür und das "ergebnis" stünde jedenfalls wohl in keinem verhältnis zur aufgewendeten zeit, die vielmehr als eine verschwendete irgendwann vielleicht mal erkannt werden müßte.
in den momenten, wo du einfach nur bist wie du bist, bist du deiner mitwelt weit wertvoller, als wäre dieser punkt überhaupt irgendwann einmal erreichbar, an dem du mit allem und für immer dann zufrieden wärest.
wenn "die" es nicht zu erkennen und zu nutzen verstehen, ist das deren problem, nicht mehr deines.