Hallo Zusammen
Ich habe mich lange zurückgehalten mit Schreiben, doch nun will ich es tun. Es wird ein längerer Text, so dass ich versuche, die Abschnitte gut leserlich einzuteilen.
Nun zu mir: Ich bin 27 Jahre alt, studiere Psychologie und lebe momentan in einem Studio für mich. Seit ca. 8 Jahren fühle ich mich lustlos, habe wenig Antrieb und Energie und vermisse die Freude am Leben. Es begann ungefähr zum Zeitpunkt, wo ich ins Gymnasium eingetreten bin. Das erste Jahr war furchtbar: Ich habe den Tritt nicht gefunden, war an einem fremden Ort, verstand mich mit den Leuten nicht und habe nach einem Jahr in ein anderes Gymnasium gewechselt, da ich auch von den Noten zu knapp dran war. Dort war es ein bisschen besser, aber nicht viel. Warum genau die Symptome dort angefangen haben, weiss ich nicht wirklich. Ich würde jedoch immer etwa diesen Zeitpunkt nehmen, wenn ich gefragt würde, wenn denn die Symptome angefangen haben.
Das Studium mache ich heute mehr, dass überhaupt studiert ist. Denn ich weiss, dass es auch heute noch ein Privileg ist, Studieren zu können. Die Freude haltet sich leider in Grenzen. Viele Prüfungen muss ich mehrere Male schreiben, da ich mich nicht aufraffen kann, genug zu lernen, doch nun habe ich immerhin einen Abschluss, den Bachelor. Man könnte nun vielleicht sagen: Suche dir etwas Anderes. Nur ist es so, dass ich keine Ahnung hätte was sonst. Die unzähligen Male beim Berufsberater haben nichts gebracht.
Seit ich 20 bin ging ich immer mal wieder zu einem Psychologen oder Psychiater. Insgesamt komme ich so auf etwa 35 Therapiestunden. Unter dem Strich muss ich leider sagen, dass es gar nichts gebracht hat. Während den Sitzungen habe vor allem ich geredet, dann wieder mal der Therapeut und das war es. Nachdem die Stunde fertig war, hatte es auch keinen Einfluss mehr auf mich. Es fühlte sich mehr an wie einen Tropfen auf einen heissen Stein. Und dass, obwohl ich krampfhaft probiert habe, von diesen Sitzungen zu profitieren. Seit ca. einenhalb Jahren habe ich angefangen zu meditieren, vor allem weil ein Kollege überzeugt ist, dass ich so mein Problem in den Griff bekomme. Da man sich hierbei in sich Horcht, habe ich versucht, mein Problem herauszufinden. Ich habe nach einem halben Jahr bemerkt, dass ich von ständigen Kopfschmerzen begleitet werde. Das Komische ist nun, dass ich die Kopfschmerzen ständig wahrnehme, seit ich sie beim Meditieren entdeckt habe. Die vorherigen Jahre habe ich von ihnen eigentlich nicht gross mitbekommen, lediglich die Symptome von Antriebs- und Energielosigkeit und Freudlosigkeit. Eine Apothekerin sagte mir sogar, ich solle froh sein, denn nun habe ich etwas Konkretes in der Hand.
Gegen die Kopfschmerzen habe ich Magnesium genommen einen Monat lang, ohne Erfolg. Gleiches gilt für Johanniskraut Tabletten und Schüsslersalze, über einen Zeitraum von ca. einen Monat. Ebenfalls habe ich je einen Monat die Antidepressiva Deangxit und Cipralex probiert, leider wieder ohne Erfolg. Einmal habe ich 4 Monate lang jeden Tag 10 Affirmationen vorgelesen, nach 4 Monaten ohne Wirkung damit jedoch wieder aufgehört. Sport, insbesondere Fussball, mache ich regelmässig einmal pro Woche. Daneben fahre ich ca. 5x in der Woche eine halbe Stunde Fahrrad. 1-3x pro Woche gehe ich mittlerweile in den Fitnessraum in der Uni und mache Kraftübungen. Beim Essen könnte ich noch mehr Vitamine zu mir nehmen. Ich esse oft viel Teigwaren und Fleisch. Reisen reizt mich auch nur bedingt. Als ich 21 war, ging ich 3 Monate alleine in die USA. Das war nicht schlecht, aber auch zu wenig gut als dass ich wieder weggehen möchte.
Schlafen tue ich trotz der zuvor genannten Symptome relativ gut. Der Appetit ist seit Ende der Pubertät durchschnittlich, vorher habe ich ziemlich viel gegessen.
Ich empfinde mein Leben als langweilig. Das, obwohl ich in den letzten 2 Jahren Fallschirmspringen sowie Gleitschirm ausprobiert habe, dazu habe ich eine Woche lang eine Kreuzfahrt gemacht, sowie Paintball und Canyoing als Höhepunkte. Ich will damit zeigen, dass es nicht an Aktivitäten mangelt, sondern mehr daran, wie ich sie wahrnehme.
In den Ausgang ging ich zwischen 18 und 23 Jahren. Unter dem Strich waren das alles sehr durchzogene Abende, die mich kaum einmal gefesselt haben. Und das, obwohl ich immer wieder mit verschiedenen Leuten weggegangen bin. Das zeigt mir, dass das Problem bei mir liegt und nicht bei meiner Begleitung. Mittlerweile gehe ich schon gar nicht mehr, da es mir kein Vergnügen bereitet. Selbst nur ein Getränk in einer Bar zu nehmen ist mir oft zuwider. Was ich noch erwähnen muss ist, dass ich mit 18 unbedingt eine Freundin wollte. Ich habe mir unzählige Bücher über Verführungen und Mindsets reingezogen und wurde ein richtiger Freak. Eine erste Beziehung hatte ich jedoch erst so mit 23 Jahren. Zuvor habe ich mich unzählige Male über gescheiterte Dates und erfolglose Ausgänge aufgeregt und fühlte mich sehr schlecht, hatte ich doch gemäss der Theorie alles was es brauchte um grossen Erfolg zu haben. Denn am Aussehen liegt es nicht und mit einer Grösse von 185 cm habe ich ebenfalls gute Voraussetzungen. Doch nachdem ich auf diesem Gebiet nun meine Erfahrungen gesammelt habe, ist diese Faszination für dieses Thema stark zurückgegangen.
Ich habe trotz allem genug soziale Kontakte, doch ich gebe mich mit ihnen zurückhaltend und will viel Ruhe für mich. Das stört auch je länger je mehr meine Freundin, die mich viel öfters sehen will. Ich habe mittlerweile auch das Gefühl, dass ich noch nie verliebt gewesen bin und habe meiner Freundin das auch erzählt. Es ist mehr so, dass ich es noch so cool finde, dass ich mit ihr zusammen bin. Sie hat es zur Kenntnis genommen und probiert wahrscheinlich insgeheim, mich für sich zu gewinnen. Doch obwohl wir jetzt 10 Monate zusammen sind, gehe ich immer noch sehr auf Distanz und will Freiraum. Das führt oft zu viel Streit. Bei mir ist es so, dass ich mich oftmals nicht wirklich besser fühle, wenn ich mit Leuten etwas unternehme. Ich meine, nicht so richtig. Das ist das Problem. Für mich ist momentan Alles lauwarm, nichts ist wirklich gut. Und das führt schlussendlich dazu, dass das Verhalten nicht verstärkt wird und ich es nicht regelmässig machen will.
Dass es mir an Unterstützung nicht mangelt zeigt der Umstand, dass ein Kollege von mir sich bereit erklärte, mit mir jedes Wochenende zu telefonieren oder zu treffen und mir Ratschläge fürs Meditieren und sonstige Problem geben zu können. So eine Art Coaching, da er sehr stark auf diesem Gebiet ist. Ich kann mir vorstellen, dass nicht viele Leute auf so eine Unterstützung zurückgreifen können. Seit einenhalb Jahren machen wir das nun schon, mit einem Arbeitsheft wo ich unsere Sitzungen dokumentiere. Leider ist der Fortschritt sehr bescheiden, obwohl sich mein Coach ziemlich ins Zeug legt. Ich lege auch hier die Vermutung nahe, dass ich das Problem bin.
Über mein bisher geschildertes Problem habe ich mit vielen Personen aus meinem Umkreis diskutiert. Wirklich etwas Bahnbrechendes ist bisweilen leider nicht herausgekommen. Am Frustrierendsten ist für mich nach wie vor die Tatsache, dass ich Vieles probiere aber trotzdem nicht vom Fleck komme. Das hat zur Folge, dass ich in regelmässigen Abständen emotional explodiere und zynisch über die Welt rede. Das ist für mich und auch aufgrund der menschlichen Natur nur logisch, dass man frustriert reagiert, wenn man trotz längerem Engagement nicht zum Ziel kommt. Von daher gehen ich mit mir hier nicht zu stark ins Gericht.
Ich würde trotzdem gerne Antworten aus dieser Stelle hier erhalten. Hat Jemand ein Ähnliches Problem gehabt und es überwunden? Wenn ja wie? Hat jemand sonst konstruktive Schritte als Rat?
Vielen Dank!