Ne Geschichte oder so

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Ne Geschichte oder so

Beitragvon MutedStoryteller » Fr. 22.12.2006, 02:21

Wellenkamm

Allein vorm Wasser stehen… Das ist es…, dachte er.
Die liebe zum kühlen Nass hatte er schon damals verspürt. Er hatte es nie zu bändigen versucht… Er konnte nicht schwimmen. Das würde es wesentlich einfacher machen. Es war eine gottverlassene Insel… Ja, er befand sich auf dem Festland, aber was hieß das schon. Er wollte weg von dieser Insel welchen Namen sie auch trug.

Er hob einen Stein auf. Holte aus und schmiss ihn gegen die glänzende Oberfläche. Gerade im Abbild der schon halbwegs untergehenden Sonne prallte dieser auf. Wurde zurückgestoßen von den Massen des Wassers und sprang wieder empor. Nur eine Hand weiter ging er unter und kam nicht mehr zum Vorscheinen. Es war ein schöner Nordsee Strand den er sich ausgesucht hatte. Nichts war anders, auch hier wollte es ihm nicht gelingen etwas zu ereichen. Aber gleichzeitig war das Aufgeben hier wesentlich leichter…
Es tat ihm gut.

In den Städten dieser Welt liest man einem dazu gar keine Zeit. Nicht unter den Hochhäusern oder in den Siedlungen. Selbst auf dem Land war es wenig anders. ES hatte sich ausgebreitet unter Menschen. Oder waren sie die Menschen sogar selber die Hülle dieser Mentalität selber?
Nein, dann wäre ja er anders… Aber er war genau wie sie.
Es musste etwas sein das mit der Landschaft zusammen hing.

Mann braucht eben freie Wolken um zu fallen, träumte er sich. Er erschrak immer etwas wenn er an die Leere über sich dachte. Wenn man böse ist, fällt man nicht mehr auf den Boden zurück. Dann ist oben, unten und man rutscht ab und rutscht in des Himmel unendlich tiefen Spalt den wir nie sehen obwohl wir ihn immer vor Augen haben… Selbst wenn man viel Kraft hat: Lange kann man sich nicht an den Wipfeln der Bäume halten. Und dann gibt es keinen Ausweg. Diese Freiheit überall da oben und ist zu weit um sich festzuhalten. Er schauderte beim Gedanken durch die weißen Wolken zu rasen, der Unendlichkeit …, ja der Ungewissheit entgegen.

Er griff sich drei weitere Steine. Den ersten warf er in die Luft… Er war überrascht als dieser sofort drauf zurückkam und sein erschrocken Gesicht hart bearbeitete. Es war nur ein Kiesel gewesen. Aber er tat aus der Höhe schon so weh als wäre er mindestens doppelt so groß und schwer. Kurz zuckte seine Hand zu seiner Wange aber nur einmal.

Als er den zweiten in den Himmel schmiss war er vorsichtiger warf aber auch stärker so das der Stein nach einem kurzen Fall für einen Moment über dem blauen Abgrund zu schweben schien. Bevor er dann aus dem Nichts zurück geschleudert wurde und ihn nur um ein Haar verfehlte.

Er konnte es nicht glauben als das schwarze Steinchen wieder zu seinen Füßen lag. Er nahm also all seine Kraft und stieß den letzten Stein aus dem Kraftfeld der Erde. Der Stein flog höher als alle anderen die er je in die Luft geschmissen hatte. Er war sich nicht sicher ob das Kleinod sich verlangsamte auf jeden Fall wurde es noch immer kleiner. Er kniff die Augen zusammen. Wo war der Stein?
Er konnte ihn nicht mehr entdecken. Ein paar Sekunden wartete er noch auf einen Aufschlag. Es bleib alles lautlos und nirgendwo viel etwas zu Boden. Dann wusste er plötzlich mit schrecklicher Klarheit, dass der Stein in die blaue Tiefe gefallen war.

Er drehte vorsichtig auf einem Fuß um. Ein laut presste sich aus seiner Kehle. Mit einen Jauchzer rannte er auf das offene Meer zu. Hinweg über die ungeordnete Stücksammlung des Steinstrandes. Es dauerte einige Atemzüge. Er sprang dann auf die Algenbewachsene Riesen die sich dem Wasser entgegenstellten. Wie Wächter hatte sie sich vor jegliches Land geschmissen um den Strand zu schützten und die Menschen vom Spritzigen fern zu halten. Sie waren ruschig aber er legte es ohnehin nicht darauf an, auf ihnen herum zu turnen, wie er es als kleines Kind gern getan hatte. Er wollte nur ins dunkle Wasser. In den Schaum… Und das letzte Stück sprang er

Nein nicht richtig,
Sein Fuß gilt statt zu stehen.
Ich rutsche ab, dachte er, Und es ist schon zu spät.
Er fühlte nur noch einen Hauch von Widerstand, sackte hinweg, sein Kopf schlug auf etwas Hartes. Erst jetzt merkte er dass er im Wasser war. In einer Brandung zwischen den Steinen. Er war umgeben von eisiger kühle. Er prustete Versuchte die Augen zu öffnen aber die schienen ihm nicht mehr zu gehorchen, nicht zu gehören nach dem Schlag auf seine Stirn.
Sein Gesicht war verkrampft, er schluckte Salzwasser.
Er strampelte und zog, aber die Strömung riss noch mehr und drehte ihn, so dass er mit dem Ellenbogen und Knie gegen Steine und Felsen unter dem Wasser stieß.
Als er seine Augen öffnen konnte sah er nur trübes Dunkelbraun. Es gab keine Kontur. Er versuchte zu schwimmen. Aber das konnte er ja nicht also war es nichts als ein wildes Getrete und Gehampel.

Dann war es ihm als drehte ihn eine unsichtbare Hand auf den Rücken. Er hatte bis zu diesem Punkt nicht annähernd gewusst wo oben oder unten gewesen war… Aber nun glaubte er aus irgendeinem Grund sicher zu sein das der Boden hinter, also unter ihm war.

Da zerbrach die trübe Brühe vor ihm und er erblickte den Himmel. Das helle Blau die weißen Wolken. Und er wusste plötzlich, dass er sich dem Himmel näherte. Das tat er obwohl er noch immer im spritzenden Wasser lag, aber er war sich sicher, er näherte sich der Unendlichkeit. Er fiel hinab… hinauf genauer gesagt er sauste in die Höhe…

Es war ein komisches Gefühl.
Er hörte nichts außer rauschen und seinem eignen Herzklopfen. Er wollte auch nichts weiter hören. Mit einer Ruhe die er selber nicht beschreiben konnte berührte sich der Horizont. Meer und blaues Tuch kamen sich näher, und näher…

Über ihm war ein Loch in den Wolken das sich öffnete.


Dann war die Illusion zerbrochen. Er konnte wieder Geräusche vernehmen, seine Arme und seine Beine tasteten nach Halt und fanden ihn unter und neben sich.
Die Stelle war, so betrachtet, kaum mehr als eineinhalb Meter tief. Die Strömung sog kräftig an ihm, aber das machte keinen Unterschied da auch seine Hände die Felsen fassten damit er sie erklimmen konnte.

Als er aus dem Loch geklettert war, setzte er sich auf die Steine und sah hinab. Es war wirklich nicht tief hier. Dann sah er von seinem flachen Aussichtspunkt aus über das Meer. Es schien ihm wilder als es noch zu Beginn gewesen war. Der Himmel hatte sich in der vergangenen Zeit verdunkelt und schattige tiefe Wolken waren am Horizont zu sehen. Seine Nassen Kleider klebten an ihm und es war kalt.

Er grinste…
Selten habe ich schöner gebadet…, flüsterte er kaum hörbar in den wilden Wind und in die Gischt hinein…, selten…
Er Stand auf und machte einige Schritte in den Kieselstrand bevor er sich noch einmal umdrehte. Die Gewitterfront kam auf das Ufer zu. Es war spannend dabei zuzusehen, aber er fror bitterlich und wollte sich umziehen um sich nicht noch wirklich zu erkälten. Sein Kopf wies vorne auf der Stirn außerdem eine dicke Beule auf.

Schön hier… Gut dass ich hier gefallen bin, überlegte er, In der Stadt wäre ich dafür übergefahren worden.
MutedStoryteller
 

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