Eine kleine Wahrheit über die „Tränen des Waschbeckens“

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Eine kleine Wahrheit über die „Tränen des Waschbeckens“

Beitragvon MutedStoryteller » Di. 02.10.2007, 22:34

Eine kleine Wahrheit über die „Tränen des Waschbeckens“

Tropfen…
Ich beobachte sie gerne, Wasser ist eine tolle Metapher. Nicht so als Wort, aber wenn man sie mit etwas anderem verbindet:
Wellen des Ozeans zum Beispiel können das Chaos dieser Welt darstellen, die Unberechenbarkeit der Zeit, und die Gewallt mit der sie sich durchsetzt. Wasser kann Feuer ersticken, Wasser kann ertränken, Wasser kann erfrieren lassen.
Doch hier?

Ich bin nass obwohl ich mich abgetrocknet habe…
Schöne Metapher oder?
Könnte bedeuten das man etwas beenden wollte, aber es weiter lief und man jetzt nicht davon los kommt… Oder es könnte heißen, dass man selber zerrinnt, zerläuft und das abtrocknen nur eine Faß, nur ein Trugbild ist.
Aber es ist nichts von dem. Ich meine… die Metapher ist nicht von dem. Ich habe einfach nur lange Haare und wehre mich dagegen einen Föhn zu benutzten, so kriege ich noch tonnenweise Wasser aus der Dusche heraus, selbst nachdem ich mich mit dem Handtuch abschrubbe wie ich es zuvor mit dem warmen Nass getan habe.

Das Woran ich gerade denke ist allerdings auch ein so schönes Bild, dass man mit dem feuchten Element malen kann:
Die Duschkabine, oder genauer: Die Duschkabinenwand… Sie ist durchsichtig bei uns, und völlig ohne Erhebung. Man sieht also die Tropfen darauf, einige Große sind da und alles ist mit winzigen Spizern gepudert. Ist ein trofen großn genu8g setzt er sich in Bewegung.

Anfangs nur ein Spritzer, dann kommt ein zweiter hinzu. Plötzlich lebt er, wie ein Mensch, der aus dem nichts heraus geboren wird. Er rutscht hinab und hinterlässt eine Spur auf der er alles verschlungen hat, was sich ihm bis dahin in den Weg stellte. Beim hinabrinnen nimmt er kleinere Tröpfchen auf, so das schon mit geringster Bewegung ein Tropfen entstehen kann, der wächst und immer schneller wird indem er die leblosen Dinger vor sich aufsaugt. Normalerweise wird der Tropfen nach kurzem so schnell, dass er wie blöde dem Boden entgegen rast.
Tropf… wusch!
Hat er das gewünschte Ziel erreicht. Vom Boden der Kabine geht es nicht mehr viel weiter. Allerhöchstens noch in den Abfluss.

Jeder Tropfen ist unterschiedlich weit vom vermeintlichen „Ziel“ entfernt, aber fast alle werden sie schneller und erreichten schiedlich eine ansehnliche Geschwindigkeit.
Fast alle, ja… natürlich… Ab und zu beobachtet man etwas interessant anderes:
Man ist auf einen Tropfen fixiert der gerade seine ersten Mahlzeiten zu sich genommen hat und plötzlich ist da dann nichts mehr.
Das Kleine Nasse Ding bewegt sich weiter fort aber der nächste Durstlöscher ist noch Zentimeter unter ihm. Kein großer Abstand zwar für unser Auge, aber für unseren Freund hier, ist das ein Kraftakt. Die kleine Kugel rinnt langsamer als die Anderen. Aber sie rinnt… immerhin. Dann bleibt sie stehen. Man guckt verdutzt, denn eigentlich erwartet man, dass sie jede Sekunde wieder fahrt aufnehmen wird. Zumindest so ein ganz kleines bisschen. Aber nichts passiert, sie bleibt stehen. Man möchte fast mit dem Finger hineinfassen, doch man weiß das es nicht die gleiche Kugel sein wird die man da verschiebt, ein Teil wird an einem Kleben bleiben… Eigentlich geht dann etwas völlig Anderes hinab, und das auch nicht so wie es das eigentlich getan hätte, ein einen Pulk von In dem nichts mehr zu erkennen ist und der schon gleich alles mitreißt. Nur eine Lawine in der der einzelne nicht mehr erkennbar ist.

Es gibt eine Lösung… Ja, tatsächlich:
Ein einzelner weiterer Tropfen der von oben zielgenau den ersten aufs Korn nimmt, und ihn mit sich zieht.
Nach einigen versuchen klappt das auch… oder man kann auch sagen erst, weil jedes dieser Leben seinen eigenen Weg hat und man seinen Gerinnsel nicht so gut zielen kann.
Schade, denke ich, dass das im wirklichen Leben keiner macht. Einem Wassertropfen nachschicken.
Das läst den Schluss zu, das keiner da draußen ist, oder das dieser Jemand die Duschwand längst nicht mehr beachtet, oder sich nie wirklich um einzelne Rinnsale geschert hat. Und jetzt wird auch klar, dass das untere Ende der Duschwanne nicht gleich dem Tropfentod ist. Der Wahre Tod ist das stehen bleiben, klar kann das auch am Schluss passieren, aber eben auch viel viel früher. Wenn das gescheht sind all die wunder, die vor unserem kleinen Opfer liegen, für dieses für immer unerreichbar. Selbst wenn der nächste, riesige Ballen gerade vor dessen Nase entsteht wir er nicht mehr fortlaufen.

Ich sehe mir das Kunstwerk des Lebens und meiner neben bei erschaffenen Miniaturwelt noch einmal an, dann wische ich es Weg. Ich will keinem der hier duschen wird ein solches Schlachtfeld hinterlassen wie es entsteht wenn die Sterbenden langsam austrocknen. Weiße Flecken werden ihre Gräber maskieren. Nein, das will ich nicht.

Doch als ich das Bad verlasse lässt mich ein Gedanke nicht los. Glaubten diese Dinger auf der Glaßwand das sie sich entscheiden könnten, was würde ein soeben langsam werdender Tropfen denken? Etwa das es seine Entscheidung wäre an dieser stelle für immer stehen zubleiben?
Dabei kann man doch sehen, dass er nur deswegen verweilt weil er das Wasser selbst, den Inbegriff des Lebens, Streifen für Streifen verliert, dort hinter sich auf diesem Stich den er zieht. Das muss er doch wissen!
Ist doch ganz eindeutig zu erkennen… Aber Nein, der hat ja keinen 2. Sinn für diese Welt. Wie sollte er sich selber wahrnehmen, oder das ganze Spielbrett? Er ist was er ist, und hätte er ein Auge könnte er das Auge selber nicht sehen.
Er kann also auch nicht wissen das er sich nicht entscheiden kann, da er diese Gesetzte niemals durchschauen wird, geschweige denn sich selber.
Vielleicht kann der Mensch sich auch nicht entschieden…
Aber wie bei diesem kleinen Wesen, ist eine Entscheidung eine Präsentation was in uns steckt, zumindest zu dem Teil der nicht durch die Umgebung entsteht. Ohne die Reserve in seinem inneren wird ihm das Drumherum allerdings auch nicht viel nützten. Die Entscheidung, weiter zugehen (auch wenn es keine ist), ist immer die richtige. Immer bereit dass gleich etwas Naht das den Absprung bringt, oder lieblich belebt, als hätte es nur darauf gewartet.

Ich schließe die Tür des Badezimmers. Noch bin ich nicht trocken.
Wieder eine Metapher, aber dieses Mal lächle ich dabei während ich die Bedeutung flüsternd vor mich hinmurmle, fast ein bisschen selbstgefällig klingt es.
Und das ist auch gut so.
MutedStoryteller
 

Beitragvon SehnSucht » Di. 23.10.2007, 11:56

ich hab es mir jetzt noch nicht komplett durchgelesen aber die ansätze die ich gelesen habe sind sehr gut und mit sehr viel sinn geschrieben
gefällt mir sehr gut
hast du das selber geschrieben?
SehnSucht
 

Beitragvon Kitty » Di. 23.10.2007, 16:12

Hey,

ich hab die Geschichte durchgelesen, mir gefällt der Schreibstil. Mir gefällt eigentlich die ganze Geschichte ^^. Bewegt mich auch sehr zum nachdenken, ja, ich werd wohl noch etwas darüber nachdenken :) .

Mit lieben Gruß, Kitty
Kitty
 

Beitragvon MutedStoryteller » So. 28.10.2007, 17:58

Ich danke euch beiden. Tut mir leid das ich mich erst so spät zurückmelde, aber ich war weit weit weg die letzten Tage :wink:
Zum nachdenken anregen...
Das soll der Text. Teil mir bei Zeiten mal deine Gedanken mit wenn du auf etwas gestoßen bist;-)


Grüße
Muted Storyteller
MutedStoryteller
 


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