Schneewolfs Lyric-Thread

Eure Gedichte, Geschichten, Erzählungen und andere niedergeschriebene Texte finden hier ihren Platz.
Wichtig: Falls die Texte nicht von Euch selber sind, schreibt das bitte dazu und achtet auch darauf, dass Ihr keine Urheberrechte verletzt.

Schneewolfs Lyric-Thread

Beitragvon Amon » Sa. 22.11.2008, 20:13

Hallo Schneewolf! Da es langsam unübersichtlich wird, bitte ich dich deine nächsten Texte in diesen Thread zu schreiben (du kannst dir ja "selber" antworten und dann jeweils einen neuen Text schreiben. Die anderen kann ich auch hier rein verschieben, wenn du möchtest. Lieber Gruß Amon.
Amon
 

Beitragvon Schneewolf » Sa. 22.11.2008, 21:16

das ist lieb von dir, Amon, danke !
liebe Grüße
vom Schneewolf
Schneewolf
 

der zerbrochene Spiegel - ein gedicht in 2 Variationen

Beitragvon Schneewolf » So. 23.11.2008, 19:36

Variation 1
der zerbrochene Spiegel - (tief unten - voll aus der Bahn)
seh ich die Welt im Sonnenschein
so bunt und voller Leben
dann fühl ich mich so winzig klein
kann keinen Sinn mir geben

die Farben blenden mich so sehr
ich will sie nicht mehr sehen
die Berge nicht, und nicht das Meer
ich kann nichts mehr verstehen

in meinem Kopf das Chaos tobt
Gedanken kreisen schneller
wenn man den Tag vor´m Abend lobt
die Stimmung wird nicht heller

inmitten der Gedankenflut
die Kraft zerrinnt im Sande
die Trauer bleibt mir, und die Wut
mehr bring ich nicht zustande

versuch erst gar nicht, zu verstehn
was ich zusammenreime
ich sitze hier, wohl aus Versehn
die Freud´erstickt im Keime

ich schau mich selber nicht mehr an
der Spiegel brach in Scherben
und das, was mich wirft aus der Bahn
den Spaß wird’s mir verderben

Variation 2
der zerbrochene Spiegel

seh ich die Welt im Sonnenschein
so bunt und voller Leben
dann fühl ich mich so winzig klein
kann keinen Sinn mir geben

der Klimawandel plagt mich sehr
ich will ihn nicht mehr sehen
die Berge sinken bald ins Meer
wer kann all das verstehen

in Bagdad jetzt das Chaos tobt
die Bomben explodieren
man Selbstmordattentäter lobt
die brav ins Grab marschieren

in Tibet ist man nicht mehr frei
die Menschenrechte sterben
Chinesen ist das einerlei
sie wollen Macht auf Erden

in meinem Kopf sich alles dreht
Gedanken kreisen schneller
der Wind mir scharf entgegenweht
die Stimmung ist im Keller

inmitten der Gedankenflut
die Kraft verrinnt im Sande
die Trauer bleibt mir, und die Wut
mehr bring ich nicht zustande

versucht doch endlich zu verstehn
was ich zusammendichte
ich sitze hier, wer kann mich sehn
in diesem fahlen Lichte ?

mich selber schau ich nicht mehr an,
mein Spiegel brach in Scherben
doch ihr seid auf der schiefen Bahn
und lauft mit ins Verderben
Schneewolf
 

Borderline

Beitragvon Schneewolf » So. 23.11.2008, 19:52

Heute hab ich versucht,
"Borderline" zu übersetzen

border heißt Grenze
line heißt Linie
Borderline heißt also Grenzlinie

wer immer auf der Grenzlinie geht (bis zur äussersten Grenze) ist ein Grenzgänger, ein Borderliner

ich habe in meinem Leben immer alle Grenzen ausgetestet
ich bin immer bis an die äusserste Grenze gegangen
habe sie auch oft genug überschritten
ich bin also ein Grenzgänger

nur habe ich dabei nicht mich selber verletzt
sondern die Anderen
wenn auch ohne böse Absicht
nicht mit Rasierklingen oder Messer
sondern mit dem, was ich gesagt oder getan habe

Grenzen und Abgründe
haben mich immer schon magisch angezogen
Grenzbereiche meines Lebens

bin ich dann logischerweise nicht auch ein Borderliner?
eine neue, interessante Erkenntnis für mich

(dieses Gedicht war vor ca 3 Jahren der erste Versuch, mich mit dieser Krankheit auseinander zu setzen)
Schneewolf
 

nachdenklich

Beitragvon Schneewolf » So. 23.11.2008, 19:56

ich bin
wertlos
bedeutungslos
orientierungslos
verwirrt

so denke ich von mir

von anfang an
verkorkst
ungeliebt
verachtet
ausgelacht
verspottet

ich hab meine identität aufgegeben
den überblick verloren
mich verirrt
in diesem
undurchsichtigen
verrückten
labyrinth

aber keiner merkt es

wie bring ich mein leben wieder auf die reihe ?
Schneewolf
 

wo warst du ?

Beitragvon Schneewolf » So. 23.11.2008, 19:59

wo warst du
als ich dich brauchte ?

sagtest du
und sahst mich traurig an

ich verstummte

und schwieg

. . . . . . . . . . . . .



(ich hab mich dieser Frage gestellt,
und mich
und mein Leben verändert)
Schneewolf
 

melancholie

Beitragvon Schneewolf » Mo. 24.11.2008, 07:07

(falls jemand Verständnisschwierigkeiten mit meinem Dialekt hat, ich übersetze es gerne)

melancholie
dees siasse gift
am anfang is s bloss a spui
oba boid merkst
dass du sie brauchst
süchtig worn bist
ohne dass du dees gmerkt hast

melancholie
und dei blick wiad noo trauriga
als er eh scho is
und du wärst froh
wenn du wieda lacha könntst
koana is so anhänglich
so treu
wia sie
de melancholie
Schneewolf
 

für dich

Beitragvon Schneewolf » Fr. 28.11.2008, 09:24

das, was dein Herz zerreisst
das, was deine Seele zerstückelt
du machst es an deinem Körper sichtbar

Schnitte durch deine Haut
sie zeigen wie verletzt dein Herz ist
dein Körper ist
das Spiegelbild deiner Seele
ein Mahnmal
für unsere herz- und seelenlose Zeit
ein Mahnmal für mich

du bist ein prophetisches Zeichen Gottes
für unsere gottlose Welt
ein Zeichen für mich

bin ich bereit, daraus zu lernen ?
meine Mauern der Unverwundbarkeit einzureissen ?
mein Herz zu öffnen ?
für dich ?

ja
ich bin es

für dich


(für Maschenka, meine Tochter)
Schneewolf
 

Re: für dich

Beitragvon TickTack » Mo. 01.12.2008, 17:31

Schneewolf hat geschrieben:das, was dein Herz zerreisst
das, was deine Seele zerstückelt
du machst es an deinem Körper sichtbar


Sehr wahr und sehr berührend.
TickTack
 

Sozialmärchen

Beitragvon Schneewolf » Fr. 05.12.2008, 20:23

in einem Land zwischen Alpen und Nordsee
da gab es einmal viele Menschen, die keine Arbeit hatten
(denn Arbeit war Mangelware)
und da sie keine Arbeit hatten, hatten sie auch kein geregeltes Einkommen)
diese Menschen waren sehr geduldig und stellten keine großen
Ansprüche
und da sie im Parlament dieses Landes keine Lobby hatten, wurden, um Geld zu sparen, ihnen die
sozialen Leistungen gekürzt -
man wollte damit die Schulden der landeseigenen Banken tilgen.
Bald darauf konnten es sich diese Ärmsten finanziell nicht mehr
leisten, Kinder zu bekommen - die Bevölkerungszahl schrumpfte, Arbeitsplätze wurden
wegrationalisiert - und so geschah es, dass nicht mehr genügend Menschen in die Sozialkassen
einzahlten und die Renten und Pensionen konnten nicht mehr finanziert werden -
das Land war bankrott- und eine große Hungersnot und eine damit verbundene Revolution brach
aus......
die verantwortlichen Politiker hatten das geahnt und sich rechtzeitig ins Ausland abgesetzt wo sie
von dem Reichtum, den sie sich beizeiten beiseite geschafft hatten, in Saus und Braus lebten.......
und wenn sie nicht gestorben sind.........und falls doch... :fire:
Zuletzt geändert von Schneewolf am Fr. 05.12.2008, 20:37, insgesamt 1-mal geändert.
Schneewolf
 

Beitragvon planb » Fr. 05.12.2008, 20:37

Ich will jetzt keine politische Diskussion anfangen, aber die Zusammenhänge, die du herstellst, sind meiner Meinung nach haarsträubend.
planb
 

Beitragvon Amon » Sa. 06.12.2008, 22:09

Natürlich sind die Zusammenhänge nicht unbedingt Kausal zu nennen.

Im Kern hat Schneewolf aber Recht und das den Banken die selber für ihre Pleite gesorgt haben, 70 Milliarden in den Rachen geworfen werden ist ein Unding.

Kleine Unternehmer die pleite gehen weil sie zum richtigen Zeitpunkt keinen Kredit mehr kriegen, müssen sich da doch so richtig verarscht vorkommen. Auch wenn die Banken vom Staat, Auflagen aufgezwungen bekommen haben.
Amon
 

Beitragvon planb » Sa. 06.12.2008, 22:13

Uns geht es im Vergleich mit anderen Ländern immer noch blendend. Sieh mal in den Osten, z. Bsp. Tschechien. Dagegen sehen Hartz IV - Empfänger doch sehr gut aus. Die beneiden uns darum.
planb
 

Beitragvon Amon » Sa. 06.12.2008, 22:18

Ja, das ist das Totschlagargument um denen die wenig haben, damit zufrieden zu bleiben oder sich noch schuldig zu fühlen.

Mir ist das ehrlich gesagt scheißegal wie das woanders ist, ich schleppe mich seit 15 Jahren mit sehr wenig Geld durchs Leben OHNE Inflationsausgleich, was dazu führt das ich immer weniger habe, seit Jahren.

Und wenn die verdammten Banken 70 Milliarden für ihr eigenes Verschulden bekommen. Und im Gegenzug 10 Milliarden für Leute mit Grundsicherung oder Soziahlhilfe abgeleht werden, dann kriege ich das kalte k*tzen.
Amon
 

Beitragvon planb » Sa. 06.12.2008, 22:28

Kann ich verstehen. Aber ... anderen geht es noch schlechter. Die Banken kriegen das Geld nicht nachgeworfen. Es handelt sich lediglich um Bürgschaften. Das heißt, dass dieses Geld in dieser Größenordnung wahrscheinlich gar nicht abgerufen wird. Es soll nur das System stabilisieren. Kennst du ein besseres System als die Marktwirtschaft? Der Sozialismus hat leider nicht funktioniert.
planb
 

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