Denkwürdiges

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Denkwürdiges

Beitragvon Luna I. » Do. 11.06.2009, 12:35

Seltsames Los des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas Neues und nie da Gewesenes während dieser Zeit zu sein - und doch ist er nur eine Welle, in der die Vergangenheit der Menschen sich fortbewegt, und er arbeitet immer an einem Werke von ungeheurer Zeitdauer, so sehr er sich auch als Tagesfliege fühlen mag. Denn: er hält sich für frei, und ist doch nur ein aufgezogenes Uhrwerk, ohne Kraft, dieses Werk auch nur deutlich zu sehen, geschweige denn, es zu ändern, wie und worin er wollte.
Friedrich Nietzsche



Wenn die Lichter der Menschen verlöschen und der Lärm der Welt verstummt, dann sehen wir die Sterne, dann hören wir wieder die Stille. Es gibt Sterne in der Nacht, die wir noch nie gesehen haben. Wenn es noch dunkler wird, leuchten sie. Hoffnung ist da, ein Ausweg, denn du siehst weiter. Du schaust wieder nach oben. Wenn Angst und Schmerz, Sorgen, Krankheit und Unfrieden alles verfinstert haben, werden die Kinder des Lichts dir Sterne anzünden.
Phil Bosmans

Guten Abend, sagen wir und breiten die Arme aus. Gleich darauf stecken wir uns eine Zigarette an und blicken uns ängstlich um. Ich hoffe, ich habe nichts Falsches gesagt? Worin gründet diese ganze Eitelkeit?
Für eine begrenzte Dauer kriechen wir auf einem Erdball im Universum herum. Und dann schrecken wir vor einem Blick in der Straßenbahn zurück!
Es scheint, als fürchteten wir uns vor dem Leben stärker als vor dem Tod, als sei unsere Angst vor einem Mitmenschen größer als unsere Angst vor der kosmischen Nacht.
Wer wir auch sind, was wir auch tun, in hundert oder tausend Jahren wird es vergessen sein. Sollten wir aus dieser Tatsache nicht die Konsequenzen ziehen? Ich meine, sollten wir die Eitelkeit nicht zu unserem eigenen Vorteil nutzen, sie zu einer Bereicherung machen?
Es wäre zweifellos unangenehm, wenn alle Lebenssituationen für alle Zukunft unvergessen blieben. Bedeutet es uns nicht eine fast unfassbare Freiheit, wenn wir denken können: Morgen - morgen ist das alles vergessen?
Ich will damit nicht zur Verantwortungslosigkeit aufrufen. Aber wir brauchen uns um uns selbst keine Sorgen zu machen. Wir brauchen nicht an unseren Nachruf zu denken. Davon sind wir befreit. Wir können hier und jetzt leben.

Jostein Gaarder


Ich habe oft ein Gefühl, als ständen wir Menschen so unendlich einsam im All da, dass wir nicht einmal einer vom andern das Geringste wüssten und dass all unsre Freundschaft und Liebe dem Aneinanderfliegen vom Wind zerstreuter Sandkörner gliche.

Friedrich Hebbel
Luna I.
 

Re: Denkwürdiges

Beitragvon Luna I. » Do. 11.06.2009, 12:37

Anfang und Ende der Dinge werden dem Menschen immer ein Geheimnis bleiben. Er ist ebenso unfähig, das Nichts zu sehen, aus dem er stammt, wie die Unendlichkeit zu erkennen, die ihn verschlingen wird.
Blaise Pascal

Wer die Welt nicht von Kind auf gewohnt wäre, müßte über ihr den Verstand verlieren. Das Wunder eines einzigen Baumes würde genügen, ihn zu vernichten.
Christian Morgenstern

Der Mensch kommt erst ganz langsam dahinter, wie unendlich kompliziert die Welt ist. Zuerst denkt er sie sich ganz einfach, d.h. so oberflächlich als er selbst ist.
Er geht von sich aus, von dem allerspätesten Resultat der Natur, und denkt sich die Kräfte, die Urkräfte so, wie das ist, was in sein Bewusstsein kommt.
Er nimmt die Wirkungen der kompliziertesten Mechanismen des Gehirns an, als seien die Wirkungen seit Uranfang gleicher Art. Weil dieser komplizierte Mechanismus etwas Verständiges in kurzer Zeit hervorbringt, nimmt er das Dasein der Welt für sehr jung: es kann dem Schöpfer nicht soviel Zeit gekostet haben, meint er.
So glaubt er mit dem Wort "Instinkt" irgendetwas erklärt und er überträgt wohl gar die unbewussten Zweckhandlungen auf das Urwerden der Dinge. Zeit, Raum und Kausalitätsempfindung scheint mit der ersten Empfindung gegeben zu sein.
Der Mensch kennt die Welt in dem Grade, als er sich kennt: d.h. ihre Tiefe entschleiert sich ihm in dem Grade, als er über sich und seine Kompliziertheit erstaunt.

Friedrich Nietzsche

So wie der Baum nicht endet an der Spitze seiner Wurzeln oder seiner Zweige - so wie der Vogel nicht endet an seinen Federn oder mit seinem Flug - so wie die Erde nicht endet an ihren höchsten Bergen: So ende auch ich nicht an meinem Arm, an meinem Fuß, an meiner Haut, sondern greife unentwegt nach außen und hinein in den Raum und die Zeit - und alle Zeit, samt meiner Stimme und meiner Gedanken, langt nach Unendlichem. Denn meine Seele lebt im Unendlichen, im endlosen Universum der Sterne.
Cherokee-Indianer

Unsere Sinne zeigen uns nie ein Nebeneinander, sondern stets ein Nacheinander. Der Raum und die menschlichen Gesetze des Raumes setzen die Realität von Bildern, Formen, Substanzen und deren Dauerhaftigkeit voraus, d.h. unser Raum gilt einer imaginären Welt. Vom Raum, der zum ewigen Fluss der Dinge gehört, wissen wir nichts.
Friedrich Nietzsche

Wir müssen manchmal in den Abgrund des Elends stürzen, um die Wahrheit zu begreifen - so wie wir uns auf den Grund des Brunnens hinablassen müssen, um die Sterne zu sehen.
Václav Havel
Luna I.
 

Re: Denkwürdiges

Beitragvon Amon » Do. 11.06.2009, 13:17

Sehr tolle Idee, werde ich mal nachher alles lesen! :?: :idea:
Amon
 

Re: Denkwürdiges

Beitragvon Pia » Fr. 12.06.2009, 20:47

Hallo Luna,

mein Kompliment, es sind wunderbare Aussagen, die mir sehr gut gefallen
Pia
 

Re: Denkwürdiges

Beitragvon Luna I. » Fr. 12.06.2009, 20:58

Ich finde sie auch sehr klasse.
Die waren auf einer Seite zusammengestellt von jemandem, der eine schizophrene Psychose hat und sehr viel Leid erfahren musste.
Luna I.
 


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