You will never hear my silent words. Ungeschickte Briefe.

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You will never hear my silent words. Ungeschickte Briefe.

Beitragvon SilentWords » Mi. 08.08.2012, 11:02

An Dad:

Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Ich hab' das Gefühl, wir sind uns gegenseitig egal geworden. Ich sehe dich schon lang nicht mehr als meinen Vater an. Nur aus biologischer Sicht. Du bist für mich lediglich mein Erzeuger. Das hätte nicht so kommen müssen. Aber nach der Trennung von Mom hast du dich nicht um Kontakt bemüht. Weihnachten sahen wir uns zwangsläufig, meinen Geburtstag hast du manchmal vergessen. Habe ich dich eingeladen, hast du oft aus fadenscheinigen Gründen abgesagt. Oder du bist nur für ein paar Minuten vorbeigekommen. Ich melde mich nicht bei dir, wieso, solltest du ja wissen. Du forderst, machst aber selber nichts. Du erwartest, dass ich mich bei dir melde, bemühst dich aber selber nicht. Ich kann auf Kontakt zu dir verzichten, ein Vater bist du für mich so gut wie nie gewesen. Du warst einfach nicht da. Probleme in der Schule haben dich nicht interessiert. Du hast nie angerufen, um zu fragen wie es mir geht oder wie die Schule läuft. Wenn du eine Beziehung zu mir aufbauen willst, verdammt, dann zeig das auch mal und mach was dafür. Ich kann dir nicht vertrauen. Du hast uns über lange Zeit belogen, behauptet, du wärst in Kur wegen deinem Rücken, dabei warst du bei deiner Neuen. Du hast mich als verblödeten, idiotischen Penner bezeichnet. Momentan gibt es nichts, was ich noch schreiben könnte.

An Mom:

Ich weiß, dass ich es dir nicht immer leicht mache. Du musst mein z.T. impulsives Verhalten und meine Sprüche aushalten, meine Ungeschicklichkeit, meine Ängste. Du mir aber auch nicht. Du hörst nicht zu, wenn ich mit dir rede. Ich muss in deiner Gegenwart alles 10 Mal wiederholen, und das liegt nicht, wie du immer behauptest, daran, dass ich undeutlich spreche. Ja, meine Aussprache ist nicht immer verständlich, aber wenn ich mit anderen rede, muss ich meistens NICHT alles 10 mal sagen. Du zeigst mir nur Desinteresse. Zitat: "Dinge, die vor 10 Jahren passiert sind, interessieren mich nicht. Du hattest da vor lange genug Zeit, darüber zu reden." Wann denn? Immer, wenn ich aus der Schule kam, und mit dir reden wollte, hattest du besseres zu tun. Genau wie Dad. Alles, was ich mache, ist grundsätzlich falsch. Egal, worum es geht, du findest immer Verbesserungsbedarf. Ich höre immer nur, was ich mal wieder falsch gemacht habe, nicht, was richtig war. Du forderst Dinge, die ich nicht erfüllen kann. Zum Beispiel, dass ich ja auch 2 400€-Jobs machen könnte. Oder dass ich halt irgendeine Ausbildung machen soll, Hauptsache, ich habe irgendwas. Du übst Druck aus, dem ich nicht mehr standhalten kann, und das weißt du auch. Bzw würdest du wissen, wenn du ein verdammtes Mal zuhören würdest. Du weißt zumindest zum Teil von meinen Ängsten und es ist dir egal, und drohst dennoch mit Rausschmiss. Du forderst Dinge, die du nicht selber nicht einhälst. Meine Probleme interessieren dich nicht, genau wie Dad. Immer, wenn ich versuche, Vertrauen aufzubauen, machst du alles kaputt. Ich habe mehrmals versucht, mich mit dir zusammenzusetzen, es kam immer was dazwischen. Du hast einmal indirekt gedroht, mich umzubringen. Ich hoffe, dass unser Verhältnis irgendwann besser wird.

An M:

Eines Vorweg: Ich bin um ehrlich zu sein froh, dass du nicht mehr hier wohnst. Das Verhältnis zu Mom ist seitdem etwas besser geworden. Liegt wohl daran, dass du auch immer gern gestritten hast. Du bist nur zu oft ein verlogenes Miststück, was alles so dreht, damit sie gut dasteht. Du hast Mom so oft belogen, damit ich Anschiss bekomme, und das, weil du genau weißt, das sie dir mehr glaubt als mir. Immer, wenn du hier bist, gibt es Stress. Auch wenn es früher schlimmer war und manchmal fast die Polizei vor der Tür stand, viel besser ist es, wenn du dich in meiner Nähe befindest, nicht. Du verdrehst die Tatsachen ständig, wie sie dir passen. Du bist z.B. vor einiger Zeit mit Deospray und Feuerzeug auf mich zu gerannt, wobei ich dir gegen dein Bein trat. Woraufhin DU später heulend zu Mom ranntest, und meintest, ICH hätte DICH angegriffen. Und von Deospray und Feuerzeug war dann auch keine Rede. Du hättest ja gar nichts gemacht. Und selbst wenn es so gewesen wäre, wäre der Tritt unfair gewesen. Was hätte ich denn machen sollen? Vorbei rennen ging schlecht, dafür ist die Küche zu eng. Hätte ich mich abfackeln lassen sollen? Außerdem mischst du dich ständig in Dinge ein, die dich nichts angehen. Immer wenn ich ALLEINE mit Mom reden will, kommst du dazwischen und versuchst, sie zu beeinflussen. Egal was ist, du musst immer dabei sein. Ich hoffe dennoch ebenfalls, das wir uns eines Tages besser verstehen, immerhin bist du meine Schwester.

An T:

Auch hier weiß ich nicht, wie ich anfangen soll. Ich hab dich als Freund gesehen. Auch, wenn du gelegentlich etwas seltsam und aggressiv warst, fand ich dich im Großen und Ganzen nett. Wie lange wir zusammen in eine Klasse gingen, weiß ich nicht mehr, tut aber auch nichts zur Sache. Ich weiß noch, wie wir bei dir waren. Du bist immer seltsamer geworden, hast mich mehrfach geschlagen und auch an Stellen berührt, die unangenehm sind. Da hab ich mir noch nichts bei gedacht. Einmal waren wir zusammen schwimmen, wo du es lustig fandst, meinen Kopf ständig unter Wasser zu drücken. Später, als wir Schwimmunterricht hatten, gingst du immer weiter. Deutlich zu weit. Ich habe deswegen immer noch Probleme mit sexuellen Dingen, diverse Ängste und Schwierigkeiten, zu vertrauen und Beziehungen oder Freundschaften aufzubauen. Ich weiß noch, wie du einmal anriefst, um zu fragen, ob ich bei dir übernachten wolle. Meine Mutter ging dran und sagte mir dies, worauf ich mit panischer Angst reagierte. Verdammt, ich bereue es, dir jemals vertraut zu haben. Immer wenn ich dich wiedersehe, könnte ich k*tzen.

An die aus meinen alten Klassen:

Hierfür hab' ich jetzt mit Abstand am längsten gebraucht. Ich wusste nicht, was ich wie schreiben soll - und weiß es immer noch nicht wirklich. Ihr habt mich mit Abstand am stärksten geprägt, was wohl daran liegt, dass ich mit euch am längsten zu tun hatte - nach meinen Eltern. 12 Jahre lang, 12 Jahre lang nur dumme Sprüche, Gewalt und andere Dinge. Wieso? Nur, weil ich ruhiger war als andere? Weil ich nichts lustiges daran fand, ständig den Unterricht zu stören? Weil ich es scheiße fand, ständig dumme Sprüche über andere zu reißen? Ich weiß es nicht, und ich bin mir sicher, dass ihr selbst es auch nie wusstest und nie wissen werdet. Das macht es umso schwerer, zu verstehen. Jetzt hab' ich für diesen Mini-Text gut 2 Wochen gebraucht. Ich denke, ich werde später noch einmal auf euch zurückkommen.

An Unbekannt:

Auch hierfür habe ich sehr lange gebraucht. Das wir uns trafen, war reiner Zufall. Ich ging zum HBF, wo du ebenfalls warst. Du hast mich angesprochen. Ich bin drauf eingegangen. Du hast gesagt, wir könnten ein Bier trinken und an den Rhein gehen, ich hab dir vertraut. Dort hast du mich dann angefasst, auch nach Eindeutigem abweisen. Zum Glück konnte ich mich lösen. Ich war wohl einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich habe dich danach noch einige Male wieder gesehen, und jedes Mal hast du versucht, mich wieder anzusprechen. Auch hier ist es wieder nur ein sehr kurzer Text geworden.
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Re: You will never hear my silent words. Ungeschickte Briefe

Beitragvon GLaDOS » Mi. 08.08.2012, 15:47

Ich finde deine Briefe sehr gut, und aussagekräftig. Am liebsten würde ich die, an deine Familie einfach verschicken :|

Wie ist es dir nach dem schreiben der einzelnen Briefe gegangen?
GLaDOS
 

Re: You will never hear my silent words. Ungeschickte Briefe

Beitragvon SilentWords » Mi. 08.08.2012, 16:00

Danke... Bei meiner Mom bin ich ernsthaft am überlegen, ob ich ihr den geben soll oder nicht. Nicht wirklich besser, was ich mir eigentlich erhofft habe, aber vielleicht wird das ja noch...
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