Texte und Geschichten.....

Eure Gedichte, Geschichten, Erzählungen und andere niedergeschriebene Texte finden hier ihren Platz.
Wichtig: Falls die Texte nicht von Euch selber sind, schreibt das bitte dazu und achtet auch darauf, dass Ihr keine Urheberrechte verletzt.

Beitragvon Dark Soul » Mo. 11.07.2005, 19:31

Ein Engel mit roten Wangen....
Dark Soul
 

Beitragvon Lingenia » So. 17.07.2005, 16:32

Hässlich

Es war eine wunderschöne, sternklare Nacht. Der Mond erhellte die Straßen und ließ sie in seinem weißen Licht beinahe beängstigend wirken. Ab und zu sah man ein Auto vorbei fahren. Keiner bemerkte das Mädchen auf der Brücke, oder wollte niemand das Mädchen bemerken?
Sie war nicht schön. Sie hatte lange, fettige, schwarze Haare, die in Strähnen in ihrem Ungesicht hingen. Ihr Ungesicht war gekennzeichnet von tiefen Schnittwunden und Akne. Ihre Nase war groß Nd hakig , in ihrem Gebiss fehlten Zähne und sie hatte ein großes Doppelkinn. Sie war dick und auf ihrer restlichen Haut waren genauso tiefe Schnittwunden wie im Gesicht. Das war das was man sah. Doch niemand ahnte wie wunderschön ihre Seele war. Rein und voller Liebe, die sie niemanden schenken konnte. Nicht einmal ihren Eltern...
Sie legte eine Rose und einen Brief auf den Asphalt. In dem Brief standen ihre letzten Worte an eine Welt, in der man nur geliebt werden konnte wenn man reine Haut hatte, schlank war und Augen hatte in denen man sich verliert wenn man in sie hinein blickt.
Diese Erkenntnis stand in ihrem Abschiedsbrief:
“Verhasste Welt,
Du und deine Bewohner. Ihr habt es geschafft!
Mein Leben werfe ich für euch weg!
Ich weis, dass ich nicht schön bin, doch hoffte ich, dass man meine reine gute Seele lieben könnte.
Als ich Liebe geben wollte, wurde ich ausgelacht.
Als ich Liebe geben wollte. Wurde sie durch euren Hass zerstört und verwandelte sich in Bitterkeit und ebenfalls wieder in Hass. Hass gegen euch, Hass gegen mich.
Doch meine Naivität erlaubte es mir den Hass gegen euch zu verdrängen und sterben zu lassen.
Ich glaubte ich sie daran Schuld, hasste meinen Körper und meinen Geist.
Wie oft schon strich die Rasierklinge über meine Haut?
Wie oft schon zerschlug ich bei meinem Anblick Spiegel und zerschnitt meine Fratze?
Nicht mal ich weis es.
Aber ich weis, dass niemand diese Schreie erhörte.
Warum sollte man mir auch helfen? Ich bin ja eh zu hässlich für diese Welt.
Seht meinen Selbstmord als Gefallen! Nun müsst ihr meinen Anblick nicht mehr ertragen!
ADIOS, eure hässliche Kara.”
Sie stieg auf das Geländer, breitete die Arme aus, schloss ihre Augen und lies sich fallen.

Tage später war ihre Beerdigung. Kara´s Seele war überrascht wie viele Menschen dort waren und trauerten. Ständig hörte man die Frage: “Warum?”
Die Seele nährte sich der Trauergemeinde. Die Seele (oder besser gesagt der Geist der Verstorbenen) hatte äußerlich nicht viel mir Kara gemeinsam. Sie war wunderschön.
Ihre kräftigen, langen, schwarzen Haare hingen etwas in dem wunderschönen Engelsgesicht. Die tiefblauen Augen schauten die Trauergäste an. Die Seele sprach: ”Ja ich bin es, Kara. Ich hoffe ihr spürt eure Schuld.”
Die Trauergäste erschraken. Nachdem sie ihren Schock überwunden hatten fragten sie die Seele ob sie dem leblosen Körper denn nicht wieder Leben schenken wollte. Kara hat ja soviel Leere in den Leben der Andern hinterlassen. Doch sie antwortete nur:” Jetzt vermisst ihr mich und meine Liebe! Erwartet ihr, dass ich wieder für euch leide? Ihr selbst seid schuld! Der Schönheitswahn in dieser Welt lässt eh keinen Platz für mich. Ich kehre zurück wenn ihr einseht, wie lächerlich das ist!”
Die Seele verschwand nachdem sie diese Worte gesprochen hatte.
Seit jeher vergingen Hunderte Jahre, doch sie kehrte nie zurück, die die Eitelkeit der Menschen immer noch stärker war als ihr Verstand...
Lingenia
 

Beitragvon Dark Soul » So. 17.07.2005, 21:35

*keineWortehab*
Dark Soul
 

Beitragvon photon » Mo. 18.07.2005, 10:16

keine ahnung unter welchen thread ich es sonst stellen soll also mach ichs einfach mal hier:

Für die schöne Unbekannte:

An Deinem Haus fuhr ich vorbei
da sprang mein herz entzwei.
Ich will nur Dich
das Verlangen ist entsetzlich
Ich kann Dich nicht haben
könnte ich das ein leben lang ertragen ?
Deine Schönheit macht mich schwach
und meine Haltung rauscht davon wie das Wasser in einem wilden Bach
zeigtest Du Liebe zu mir
wäre es nicht die Plicht sondern die Kür
besser als das es wäre die Erfüllung
ein schöner Lohn für meine Verehrung.
doch es wird mich wohl auch weiterhin quälen
die Stunden ohne Dich zu zählen.
Doch ich sage danke
für jeden Anblick den ich von Dir erlange
und so verlassen mich nun die Worte
die zeit ohne dich, es wird eine harte.

(das war nun meine Beichte
die Zeit ohne Dich, es wird keine leichte)

von photon


und für matze:

für Matthias:

Als ich dich zuerst gesehen habe,
da stellte ich mir nicht nur eine frage
du sahst sehr sympathisch aus,
sofort hätte ich Dich aufgenommen in meinem Haus
nach näherem kennenlernen bestätigte sich,
Du bist als Mensch einfach herrlich.
ich möchte Dich gern für immer kennen,
egal wie es mir geht ich kann zu dir rennen.
und finde dort einen lieben Freund,
von dem so manch Einsamer träumt

von photon
photon
 

Beitragvon Lingenia » So. 24.07.2005, 01:26

Deutschland sucht den Superdepp (Artikel)

„Ich bin Star – Superstar! Ich habe kein Talent aber Disziplin und ich lasse mich am Piercing durch die Medien zieh´n!“ So heißt es in dem Lied Superstar von den Böhsen Onkelz (Single: Onkelz vs. Jesus).
Aber wirklich wundern tut sich darüber keiner mehr.
Warum?

Tja, diese Frage beantwortet sich, wenn man die Fernsehzeitung aufschlägt:
Star Search, Popstars und Deutschland sucht den Superstar.
Tag täglich sitzt irgendeine Jury mit ausrangierten Prominenten in billigen Studios und sucht Teenager die verzweifelt sind, weil sie nicht berühmt werden.
Sollten sie es schaffen die Jury vorm einschlafen zu retten, kommen sie eine Runde weiter.
Sie singen Megahits bei denen den wahren Musikern schlecht wird.
Wenn sie gewonnen haben geht es weiter mit Liedern die sie nicht mal selbst geschrieben haben, geschweige denn dass sie wirklich wissen worum es darin geht.
Sollte dann der werte Herr Bohlen keine Einfälle mehr haben wird ganz einfach „Knockin´on Heavens Door“ zum tausendsten Mal gecovert.
Das geht ungefähr einen Sommer bis der Superdepp ohne Führerschein in einen Gurkenlaster fährt.
„Geklonte Bands, Retortenstars tanzen einen Sommer und das war´s.“ Mit den Möchtegern Stars Alexander & Co wird nur beweisen das Aussehen und lächerliches Rumhüpfen wichtiger ist als Potenzial, Talent und Mut.
Es gibt schon noch Bands aus Deutschland die Talent haben, doch meistens sind die Mitglieder schon etwas älter oder es sind kleine Bands die noch nicht entdeckt wurden.
Castingshows schaden der deutschen Musikiondustrie.
Bleibt nur zu hoffen, dass bald alles vorbei ist. Augen zu und durch!!!


„Alles was ich will, liegt auf der Hand!
Alles was ich will ist ins Lala – Land!
Ich will Mädchen, Möpse und Millionen!
MICH SOLL DER BOHLEN HOLEN!“









(Das ist eigentlich ein Artikel, den mal jemand irgendwo, für ne schülerzeitung geschrieben hat, hab ich aus nem andern Forum...find ihn gut)
Lingenia
 

Beitragvon Lingenia » Mi. 27.07.2005, 13:12

Stelle Dir vor, Du hast bei einem Wettbewerb folgenden Preis gewonnen:
Jeden Morgen stellt Dir die Bank 86.400 Euro auf Deinem Bankkonto zur Verfügung. Doch dieses Spiel hat auch Regeln, so wie jedes Spiel bestimmte Regeln hat.

Die erste Regel ist:
Alles was Du im Laufe des Tages nicht ausgegeben hast, wird dir wieder weggenommen, Du kannst das Geld nicht einfach auf ein anderes Konto überweisen, Du kannst es nur ausgeben. Aber jeden Morgen, wenn Du erwachst, eröffnet Dir die Bank eine neues Konto mit neuen 86.400 Euro für den kommenden Tag.

Zweite Regel:
Die Bank kann das Spiel ohne Vorwarnung beenden, zu jeder Zeit kann sie sagen: Es ist vorbei. Das Spiel ist aus. Sie kann das Konto schließen und Du bekommst kein neues mehr.
Was würdest Du tun? Du würdest dir alles kaufen was du möchtest? Nicht nur für dich selbst, auch für alle Menschen die Du liebst... Vielleicht sogar für Menschen die Du nicht kennst, da Du das nie alles nur für Dich alleine ausgeben könntest...
Du würdest versuchen, jeden Cent auszugeben und ihn zu nutzen oder?

Aber eigentlich ist dieses Spiel die Realität:
Jeder von uns hat so eine 'magische Bank'...
Wir sehen das nur nicht...

Die magische Bank ist die Zeit...
Jeden Morgen, wenn wir aufwachen, bekommen wir 86.400 Sekunden Leben für den Tag geschenkt und wenn wir am Abend einschlafen, wird uns die übrige Zeit nicht gutgeschrieben...
Was wir an diesem Tag nicht gelebt haben, ist verloren, für immer verloren, Gestern ist vergangen.
Jeden Morgen beginnt sich das Konto neu zu füllen, aber die Bank kann das Konto jederzeit auflösen, ohne Vorwarnung...

Was machst Du also mit deinen täglichen 86.400 Sekunden???

Sind sie nicht viel mehr Wert als die gleiche Menge in Euro?
Also fang an Dein Leben zu leben!
Lingenia
 

Beitragvon Dark Soul » Mi. 27.07.2005, 13:20

Meine vollste Zustimmung....
Besser hätte es wohl niemand formulieren können...
Dark Soul
 

Beitragvon Bär » Mi. 27.07.2005, 23:33

Ein tolles Gleichnis. Woher?
Bär
 

Beitragvon Lingenia » Do. 28.07.2005, 12:58

wieder aus nem Forum :wink:
Lingenia
 

Beitragvon Lingenia » So. 28.08.2005, 20:24

Engel

Es war einer jener Tage, an denen Sylvia sich fragte, warum sie noch nicht längst gekündigt hatte. Jeder im Büro nahm seine Arbeit wichtiger als die der anderen, und allein an ihr schien die Mehrarbeit kleben zu bleiben. Wieviele Überstunden sie inzwischen schon auf sich genommen hatte, wusste sich nicht zu sagen. Auch an diesem Tag war es wieder so spät geworden, dass es schon dämmerte, als sie sich endlich auf den Weg nach Hause machen konnte. Wenn man ihre Arbeit wenigstens honorieren würde! Aber das schlimmste von allem war, dass man ihre Verausgabung als selbstverständlich hinnahm. Hinzu kam noch der Streit mit der alten Hufnagel, der jeden Tag groteskere Formen annahm. Sylvia wusste nicht mehr weiter. Manchmal wünschte sie sich, es würde einfach enden - irgendwie. Das "irgendwie" wagte sie in solchen Momenten nicht näher zu benennen. Aus Angst vor dem was sie entdecken könnte in den Tiefen ihrer Seele. Der Nebel waberte in grauen Schlieren über die Straße. Gemeinsam mit der hereinbrechnden Dunkelheit vermittelte er ihr das Gefühl von Einsamkeit. Eine Einsamkeit die mit jedem Tag zuzunehmen schien und ihr inneres zu ersticken drohte. Die Gestalt, die über die Straße wankte, hätte sie fast übersehen. Bremsen quietschten. Der Wagen kam ins Schleudern. Ihr Herz klopfte wie rasend. Dann endlich blieb das Auto stehen. Einen Herzschlag lang blieb sie wie gelähmt sitzen. Sie zitterte, wischte sich mit fahrigen Fingern übers Gesicht und fühlte die warme Nässe an ihren Händen. Dann drehte sie sich langsam um, langsam als könnte sie mit ihrem Zögern das, was offensichtlich geschehen war, rückgängig machen. Auf der Straße war im Nebel eine helle Gestalt auszumachen. Sie schien zusammengekrümmt am Straßenrand zu hocken, reglos. Die Tür klappte auf. Mit zitriggen Knien stieg die Frau aus und ging mit langsamen Schritten auf die Gestalt am Boden zu, hoffend, betend, der Jemand dort möge noch leben und unverletzt sein. Dann sah sie ihn. Es war ein junger Mann. Als sie auf ihn zutrat, blickte er auf. Blaue Augen sahen sie verwirtt an. Dunkle kurze Haare umrahmten ein Gesicht von der Schönheit einer griechischen Statue - so schön wie der Körper, der sich ihr darbot. Denn er war nackt. Sie starrte ihn an, während der Mann zurückstarrrte. Auf seiner nackten Haut richteten sich die Härchen auf. Er fror. "Oh, mein Gott", wisperte die Frau. Sie wusste nicht so recht, was sie tun sollte. Angst fühlte sie keine mehr, nur noch Unsicherheit und Sorge. "Sind Sie überfallen worden", fragte sie ihn. Verständnislos sah er sich an und legte den Kopf zur Seite. "Ich verstehe nicht..." "Hat man sie ausgeraubt?" Sie ging neben ihm in die Hocke. Er schüttelte den Kopf. "Ausgeraubt? Ich erinnere mich nicht." "Wer sind sie?" Er blinzelte. "Sie...ich...ich weiß nicht...." Er stockte und schlug die Arme um den Oberkörper. "Oh was tu ich denn da!" Röte färbte Sylvias Gesicht. Sie fühlte erst jetzt die kalte Oktoberluft, die unter ihre Kleider kroch. Wie sehr musste er erst frieren! "Kommen sie!" Sie packte seinen Arm und zpg ihn auf die Beine. Er gehorchte,stand endlich neben ihr und ließ sich willenlos von ihr zum Auto geleiten. Der Blick seiner staunenden Augen verfolgte sie. Sie führte ihn zum Beifahrersitz, wo er sich mit um sich tastenden Fingern niederließ. Dann kramte sie die Decke aus dem Kofferraum und reichte sie ihm. Er nahm sie entgegen, mit dem gleichen verwunderten Blick, den er ihr geschnekt hatte, als sie das erste Mal das Wort an ihm richtete. Endlich saß sie neben ihm im Auto. Was mache ich nur? Oh Gott, was mach ich nur? Ihre Gedanken rasten. Zur Polizei, natürlich! Was sonst. "Ich bringe sie zur Polizei, ja?" Sie startete den Wagen, ohne abzuwarten. Er gab auch keine, sah sie nur an, als sei sie ein Geist. "Warum", fragte er sie schließlich nach einer Weile. "Warum was?" Verdutzt warf sie während der Fahrt einen Blick auf ihn. "Warum bist du so traurig?" Die Frage traf sie unerwartet hart. Starr sah sie geradeaus, unfähig eine Antwort zu geben. Warum, fragte sie sich schließlich, . Ja, warum eigentlich? Verloren saß der junge Mann auf dem Polizeirevier vor dem klobigen Schreibtisch. Andächtig fuhr er mit dem Zeigefinger über die zerschrammte Oberfläche, als könnt er so etwas lesen, was nurt er allein sehen konnte. "Name? fragte der dicke Polizist hinter der Schreibmaschine. Der Namenlose registrierte ihn anscheinend nicht, befühlte stattdessen weiter die Arbeitsplatte des Schreibtischs. "Name", wiederholte der Beamte lustlos. Sylvia hatte den Eindruck, sie müsse sich einmischen. "Er kann sich nicht erinnern." "Gut, gut. Immer langsam." Der Polizist schnaufte und wischte sich über die schweißige Stirn. Er sah auf. "Also. Woher kommen sie?" Der Fremde hielt inne und blickte ihn mit schiefgelegten Kopf an. Er schien zu überlegen. "Warum fragen Sie, wenn Sie es nicht wissen wollen?" Entnervt schob der Polizist die Schreibmaschine von sich. "Also, hören sie! Wollen sie nun eine Anzeige aufgeben oder nicht?" Berherzt trat Sylvia auf ihn zu. "Bitte! Nehmen sie doch wenigstens eine Beschreibung von ihm auf. Vielleicht wird er ja vermisst." Der Dicke grunzte, dann nickte er endlich. "In Ordnung." Erleichtert wollte sie endlich gehen, als sie bemerkte, dass der Unbekannte aufstand und ihr folgte. Als sie sich umdrehte, lächelte er sie an. "Gehen wir nach Hause?" Im ersten Moment wollte sie protestieren. Doch noch während sie zögerte, erschien ihr die Frage mit einem Mal gar nicht mehr so abwegig, sondern im Gegenteil völlig berechtigt. Sie lächelte. "Gehen wir", sagte sie. Der Polizist protestierte nicht. Er hatte klaglos auf dem Sofa geschlafen, schlief immer noch, alös sie am nächsten Morgen früh die Wohnung verließ. Der Tag verging wqie im Flug. Kaum dass sie im Büro angekommen war, war es mit einem Mal schon Abend. Vor allen anderen Kollgen packtesie ihre sie ihre Tasche zusammen und verließ das Büro. Erstaunte Blicke folgten ihr, doch keiner wagte, sie aufzuhalten. Als sie zuhause die Tür aufschloß, merkte sie, wie ihr Herz raste. Ihre Finger zitterten. Das Bild des Unbekannten, der in ihrer Wohnung auf sie wartete erschien ihr völlig surreal. Es musste ein Traum sein. Es konnte nur ein Traum sein. Da wurde die Tür von innen geöffnet. Er lächelte sie an, trug eine abgetragene graue Trainingshose von ihr und ein weißes T-Shirt. Die Füße waren nackt. "Du bist früh", stellte er fest. Sie sah auf die Uhr. Es war erst halb sechs. Sie war tatsächlich früh. Er zog sie in die Wohnung und schloß hinter ihr die Tür. "Es ist schön, dass du da bist", sagte er und lächelte wieder. Sie lächelte zurück. Es schien ihr, als würde damit alle Last des Tages von ihr abfallen. "Danke." sie wusste nicht, wofür sie sich bedankte, aber selten hatte sie das Wort so ernst gemeint. Sie stellte die Tasche ab und ging zum Fenster, um auf die Dächer zu sehen, über die sachte erste Nebelschwaden krochen. Ihr Blick fiel auf die Alpenrose, die schon seit Monaten auf dem Fensterbrett kümmerte. Eine zartrosa Blüte reckte sich ihr entgegen. Behutsam strich sie über die Blütenblätter. Er stand neben ihr wie ein Geist und beobachtete sie. Als sie ihn ansah, griff er nach ihrer Hand und barg sie behutsam in den seinen. Aufmerksam sah er sie an. "Du musst sie besser pflegen", meinte er schließlich. "Sie braucht mehr Liebe." Sie nickte unwillkürlich. In diesem Augenblick wusste sie nicht, meinte er die Pflanze oder sie. Am nächsten Tag war sie bereits um fünf zuhause. Er wartete schon auf sie, die Tür stand offen, und führte sie auf den Balkon. "Schau", sagte er und bückte sich. Sie kniet sich neben ihm nieder und sah den Schmertterling, der reglos auf den Terrakotta-Fliesen lag. "Oh, wie schade", wisperte sie. Er blickte sie an, wieder mit diesen intensieven Blick und schiefgelegten Kopf. "Warum weinst du um ihn?" wollte er wissen. "Weil...weil..." Sie wusste keine Antwort und blinzelte verwirrt. "Weil er tot ist", hauchte sie endlich. Er runzelte die Stirn. "Aber alles stirbt. Dieser Planet ganauso wie dieser Schmertterling. Warum weinst du dann nicht auch um diesen Planeten?" Sie wusste keine Antwort, fühlte nur die Tränen, die über ihre Wangen strömten. Behutsam, fast liebevoll, strich er sie weg und berührte mit den Fingern den kleinen Insektenkörper. Mit ungläubigen Staunen sah sie, wie der Schmetterling sich plötzlich regte. Seine Flügel vibrierten, öffnete sich und schlossen sich wieder. Dann flog er davon, taumelte in die weiße Watte aus Nebvelschlieren. Andächtig sah ihm hinterher. Ein Sonnenstrahl verwirrt sich durch den Dunst, fingerte golden durch das giesigen Grau und brachten die Farben zum erglühen. Er erfasste auch den Schmetterling, der im Licht auzuläuchten schien, bervor er Sylvias Blicken entschwand. "Schön", hauchte sie. "Ich weiß." Der Mann neben ihr lächelte. Es war das schönste Lächeln, das sie je gesehen hatte. Als sie am nächsten Tag vollbeladen mit Einkaufstüten vor der Wohnungstür stand, ertappte sie sich dabei, wie sie darauf wartete, dass er ihr die Tür öffnete. Doch nichts dergleichen geschah. Mit leichtem Unmut und vielerlei Verrenkungen öffnete sie sie schließlich selbst. "Hallo", rief sie in den Flur. "Ich bin da!" Aus dem Wohnzimmer hörte sie Stimmen. Der Fernseher lief. Sie seufzte. Irgendwie hatte sie nicht damit gerechnet, dass er fernsehen könnte. Sie ging missmutig weiter in Richtung Küche, um ihren Einkauf im Kühlschrank zu verstauen, als sie seine Schritte hinter sich hörte. "Hilf mir wenigstens", wollte sie schon sagen, als er sie ohne Vorwarnung von hinten umarmte und sich an sie drückte. Er schluchzte. Entsetzt drehte sie sich um. "Was ist denn?" Stimmt etwas nicht?" Die Einkaufstüte lagen vergessen zwischen ihren Füßen. "Es ist so schrecklich", wisperte er kaum hörbar, während er sich an sie schmiegte, als suchte er bei ihr Schutz. "So schrecklich ..." "Was denn", fragte sie nun endlich besorgt. "Die Toten", flüsterte er, "und der Krieg. Warum tut ihr das?" sah er sie an. "Warum tut ihr das? Ihr habt doch Angst vor dem Tod!" Sylvia starrte ihn nur an. Eine Stimme tief in ihrem inneren fragte sie, ob sie träumte, doch sie wusste, dass dem nicht so war. Das Herz hämmerte schmerzhaft gegen ihre Brust, und sie wunderte sich, wer wohl der Mann in ihren Armen sein mochte. "Wer bist du", fragte sie ihn schließlich am gleichen Abend. Er sah erst sie an und dann durch sie hindurch in die Ferne. "Wenn ich weiß, wer ich bin, muss ich gehen." Es kjlang wie ein Orakel. Sylvia zuckte zusammen. Der Gedanke ihn zu verlieren, fuhr heiß und kalt zugleich in ihren Magen. "Nein", entfuhr es ihr unwillkührlich. "Geh nicht!" Die blauen Augen richteten sich auf sie. Diesmal war nur Schmerz und Sorge in ihnen zu lesen. "Aber ich muss!" Die Tränen rannen über ihre Wangen, ohne das sie etwas dagegen unternehmen konnte. Er setzte sich neben sie und sah sie an, gründlich und sehr zärtlich. Dann strich er ihr behutsam übers Gesicht. Sie hob instinktiv den Kopf. Ihre Lippen begegneten sich. Sie küssten sich, als wäre es für beide das erste Mal. "Wer bist du", fragte sie ihn etwas später noch einmal, als sie nackt und eng umschlungen nebeneinander im Bett lagen. "Aber du weißt es doch", gab er ihr zur Antwort und richtete die unergründlich blauen Augen auf sie. Wusste sie es wirklich? Ihr schwindelte, weil sie die Antwort nicht kabnnte und fiel in den Abgrund der tiefblauen Augen. Irgendwo in ihrem Inneren lauerte eine Ahnung, doch sie weigerte sich, sie als Realität anzunehmen. Dann schlief sie ein. Als sioe am nächsten Morgen erwachte, wusste sie, dass er fort war, Die graue Trainingshose und das T-Shirt, die er getragen hatte, lagen wie unbenutzt im Schrank. Das Geschirr war gespült, nur ein Handtcuh benutzt. Nichts deutete auf seine Anwesenheit hin. Es schien, als hätte es die drei Tage mit ihm nie gegeben. Als hätte er nie existiert. Die Tränen stiegen in ihr hoch, als der Blick auf die Alpenrose auf dem Fensterbrett fiel. Über Nacht hatte sich eine zweite Blüte geöffnet und reckte ihr Antlitz dem schwachen Licht des frühen Morgens entgegen. Ein Sonnenstrahl verirrte sich ins Esszimmer, stahl sich über den Boden hin zu ihren nackten Füßen und lag warm auf ihrer Haut. Sie trat ans Fenster und sah hinaus. Nebel lag hauchzart auf dunkler, feuchter Erde, verhüllt die entlaubten Skelette der Bäume und das pastellige Blau des Himmels. "Wie schön", flüstert sie. "Wie schön..." Sie lächelte mit Tränen in den Augen und die Freude in ihrem Herzen schien fast ihre Brust sprengen zu wollen. Dann sah sie ihn, eine Gestalt im fahlen Licht des Morgens, halb verdeckt durch die weißen Schlieren des Nebels. Sie trug eine graue Trainingshose und ein weißes T-Shirt und stand Barfuß auf dem Dach des Nachbarhauses. Als sie die Hand hob, um ihm zum Abschied zuzuwinken, hob er den Kopf, als fühlte er ihre Gegenwart. Ein letztes Mal sah er sie an mit diesem fragenden Blick aus unergründlich blauen Augen, bervor der Nebel ihn entgültig verhüllte. Und im Nachhinein schien es ihr, als hätten hinter dem Dunkel seiner Haare zwei weiße Flügel in die Watte des Nebels geragt.
Lingenia
 

Beitragvon Lingenia » Do. 08.09.2005, 22:52

Ach könnten Teddybären reden....

Alles was sie sich wünschte war von den Anderen gemocht zu werden, aber mal wieder hatte man sie nur ausgelacht. Sie war ein bischen dicker als alle ihre Klassenkameraden, aber hieß das etwa, daß sie nicht genauso liebenswert war? Man hatte ihr zumindest schon immer das Gefühl gegeben. Nach der fünften Stunde kam ihre Lehrerin noch einmal in die Klasse zurück, da sie ihre Tasche vergessen hatte. Sie konnte sie nicht gleich finden und so fragte sie ob jemand ihre Tasche gesehen hatte. Peter aus der letzten Reihe meldete sich: "Die hat Josey aufgegessen!" Daraufhin fing die ganze Klasse an zu lachen und zu Joseys Erstaunen lachte sogar ihre Lehrerin. Das hatte Josey nun wirklich nicht von ihr gedacht. Alle waren ja so gemein. Leise Tränen liefen über Joseys Wangen, sie sprang auf und lief aus der Klasse. Den ganzen Schulweg über weinte sie. Als sie zu Hause ankam hatte sie noch immer ganz gerötete Augen. Ihre Eltern fragten sofort was denn passiert sei, aber als Josey erzählte fingen auch sie an zu lachen und ihr Vater meinte: "Ja Josey, die anderen haben vollkommen Recht. Du bist auch viel zu dick. So wirst Du niemals Freunde finden." Weinend lief Josey in ihr Zimmer, welches im Keller lag. Sie mochte den Keller, hier hatte sie wenigstens ihre Ruhe. Da saß sie nun, wie ein Häufchen Elend in der Ecke. Ihren Lieblingsteddy Buma hatte sie fest im Arm.
Joseys Tränen kullerten über seine Fellwangen und es sah so aus, als würde er mit ihr weinen. Buma schaute sie an, als würde er sagen: "Kleine Josey, weine nicht! Die Anderen haben keine Ahnung. Ich werde immer Dein Freund sein.."
Obwohl Josey ihre Eltern angefleht hatte nicht wieder zur Schule zu müssen, wurde sie von ihrer Mutter am nächsten morgen auf den Schulweg geschickt. Josey ging die Hauptstraße entlang bis sie zur Kreuzung kam. Eigentlich hätte sie nach links gemußt um zur Schule zu kommen, stattdessen bog sie nach rechts ab. Sie ging immer weiter Richtung Stadtmitte. Vor ihr lag ein großer Supermarkt. Josey hatte sich extra von zu Hause Geld mitgenommen. Sie ging hinein und kaufte sich eine Tafel Schokolade, die mit ganzen Nüssen, denn die mochte sie am liebsten. Außerdem nahm sie noch eine Flasche Cola mit und ging zur Kasse. Als sie bezahlt hatte machte sie sich auf den Weg in den Park. Sie setzte sich auf eine Parkpank und stellte die gekauften Sachen neben sich ab. Eifrig packte sie die Schokolade aus und biß ein großes Stück ab. Eine Mutter kam mit ihrem Kind vorbei. Der Fünfjährige drehte sich zur Seite, sah Josey an und sagte zu seiner Mama: "Schau mal was für ein dickes Kind das ist" Darauf meinte seine Mutter: " Ja Janik, das liegt nur daran das sie so viel Schokolade ist und Cola trinkt. Also iß nicht so viel Süßes, sonst siehst Du irgendwann auch einmal so aus!" Josey fing wieder an zu weinen. Alle Menschen sind gleich, dachte sie. Alle sind sie so gemein. Josey fragte sich, was sie ihnen allen getan hatte. Sie fuhr sich mit dem Handrücken über ihre Augen um sich die Tränen wegzuwischen. Dann nahm sie ihr Portemonai aus der Hosentasche und zählte ihr Geld. 27,50 DM hatte sie noch. Mit ihrer Geldbörse in der Hand ging sie zurück in die Satdt. Sie kam am Supermarkt vorbei, an einem Blumengeschäft, einer Konditorei und an einer Apotheke, Als sie vor der Apotheke stand packte sie der Gedanke: Ich will so nicht weiterleben! und somit ging sie hinein. Der freundliche Apotheker fragte sie womit er ihr helfen könne. "Ich habe Schlafprobleme und brauche dringend etwas dagegen. Meine Mutter hat mich deshalb hierher geschickt." Josey versuchte so erwachsen wie möglich zu wirken. Immerhin war sie erst 13, sah aber schon aus wie 19. "Ja", sagte der Apotheker, "Welche möchten sie denn?" - "Welche wirken denn am besten?", fragte Josey. Der Apotheker verschwand im hinteren Teil der Apotheke, kam mit einer rot blauen Packung zurück und legte sie Josey vor die Nase. "Hmm", machte Josey, "und was kosten die?" - "11,90 DM" Josey rechnete schnell im Kopf, in Mathe war sie schon immer sehr gut gewesen. "Gut, dann nehme ich zwei Packungen." Der Apotheker packte ihr die zwei Schachteln in eine Tüte und Josey bezahlte. Nachdem sie die Apotheke verlassen hatte, ging sie wieder zurück in den Park. Dort angekommen setzte sie sich wieder auf die Parkbank. Sie nahm die Packungsbeilage hervor und laß:
Soweit nicht anders verordnet nehmen Sie bitte vor dem Schlafen zwei Tabletten. Sollten Sie binnen einer Stunde keine Wirkung verspüren, nehmen sie bitte nochmals zwei Tabletten. Dosierungshinweis: Täglich max. vier Tabletten. Bei einer erhöhten Dosis kann das Mittel tödlich wirken. Josey sah auf die Uhr, es war halb zehn und somit machte sie sich auf den Heimweg. Sie wußte das sie zu Hause niemanden antreffen würde. Ihre Eltern waren beide berufstätig. Josey nahm sich ihre Lieblingsdecke aus dem Schrank und breitete sie auf dem Bett aus., dann holte sie sich ein großes Glas Wasser. Alles sollte schnell gehen. Wenn ihre Eltern in knapp 5 Stunden nach Hause kamen wollte sie bereits tot sein. Wie ein lebloses Stück Fleisch. "Ja", dachte Josey, "fettes Fleisch!" Sie stellte das Glas Wasser auf den Nachttisch und nahm eine der Packungen hervor. Sie hatte zwei gekauft, falls eine nicht genügen würde. Mit zittrigen Fingern fing sie an die Tabletten aus der Packung zu drücken. Am Ende hatte sie 20 Stück vor sich liegen. Josey stand noch einmal auf um sich ein Blatt Papier und einen Stift zu holen. Sie schrieb:
"Liebe Mama, lieber Papa
Nie habt ihr mich richtig verstanden. Es hat mich so verletzt das selbst IHR nicht zu mir gehalten habt. Ich möchte trotzdem nichts, daß ihr Euch für meinen Tod verantwortlich macht, denn ich habe diesen Weg selber gewählt. Paßt bitte auf Buma auf oder schenkt ihn einem anderen dicken Mädchen, dann kann er sie trösten.
Ich habe Euch lieb,
Josey
Den Brief legte sie in Bumas Arme und nahm die Tabletten in die Hand. Eine nach der anderen steckte sie sie in ihren Mund und trank Wasser dazu. Als sie merkte das sie schon langsam müde wurde, legte sie sich auf ihr Bett und schlief ein. Lange mußte sie nicht leiden, der Kampf dauerte nur einige Sekunden, dann hörte ihr kleines Herz auf zu schlagen. Nur ihr Teddy Buma hatte alles mit angesehen. Er schaute sie an, als könne er alles nicht verstehen. Leise lief eine dicke Teddybärenträne über seine Fellwangen. ... Ach könnten Teddybären reden.
Lingenia
 

Beitragvon Lingenia » Do. 29.09.2005, 17:20

Blut.Schnee.Prinzessin

Es war Nacht. Kleine Eisblumen haben sich an den Fenstern gebildet. Es schneite. Sanft wie kleine Federn fielen die Flocken zu Boden.
In einem alten Haus, die Tür morsch und die Fenster undicht und alt, saß ein Mädchen und starrte in die dunkle Nacht.
Ihr langes schwarzes Haar fließt um ihr Schultern, Haut so zart wie Samt und so weiß wie Porzellan. Lieblich geformte Lippen, kalt in einen hellem Blauton angefärbt.
Ihre tiefschwarzen Augen starrten in die Ferne, - nichts erwartend - leer.
Ihre Arme sind blutüberströmt. Nicht weit von ihr lagt noch die Klinge, - festgefroren durch das Blut.
Sie saß da. Rührte sich nicht. Nur ihr flacher Atem verriet, dass sie noch lebte. Die dünnen blassen Finger umklammerten fest eine kleine Stoffpuppe.
Der Raum in dem sie saß war groß und lang, wie ein alter Ballsaal mag man meinen, doch das Haus war längst von den Menschen vergessen worden - die Meisten wissen nicht um es. Es liegt einsam im Wald auf einer Aue.
Weit entfernt von dem Mädchen, am Ende des Saals, brannte ein Kamin. Vor ihm stand ein wippender Schaukelstuhl. Eine schwarze Katze mit leuchtend grünen Augen saß auf ihm und schlief.
Wind zog durch die alten Fenster. Die schwere morsche Eichentür knarrte. Das braune Parkett knarrte und quietschte unter jedem Schritt. Langsam und selbstsicher kamen die Schritte näher.

Tapp… tapp… tapp… tapp…tapp…

Ein Mann, groß und starker Statur, kam dem Mädchen näher.
Der lange schwarze Mantel schliff an dem Boden entlang. Sein Gesicht ist verdeckt von dunkelbraunen Haarsträhnen, nur selten sieht man die gletscherblauen Augen hervorblitzen.
Er stellte sich hinter das Mädchen, sie sitzt immer noch ungerührt da mit ihren leeren Blicken beobachtet sie die Flocken fallen.
Eine dunkle tiefe Stimme erhebt sich.

Es wird Zeit! Lass uns gehen…

- Er hatte gesprochen.
Das Mädchen erhob sich und folgte ihm schweigend, - fast schwebend bewegte sie sich – aber ohne Liebe – ohne Gefühl…
Das Blut tropfte ihre Arme hinab und zeichnete ihren letzten Weg. Hinaus in die kalte Nacht. Der Schnee, beleuchtet grau durch den Mondesschein, knirschte noch leicht unter ihren Schritten.
Der Mann legte seine warme große Hand auf das zierliche Gesicht des Mädchens. – Doch gab sie keine Wärme – nein, sie entzog dem Mädchen noch den letzten Hauch davon. Ihr Gesicht versteifte sich. Die Blicke immer noch leer…
Der Mann sah das Mädchen einen Moment an, - ein Hauch von Traurigkeit umhüllte sein Gesicht und dann ging er davon als sei nichts geschehen.
Ihr Gesicht steif – doch die Augen nun verweint, - verweint von blutigen Tränen. Lieblos stand das Mädchen noch einen Moment da, aber schon sackte sie grob zusammen.
- So lag sie leblos ohne Atem in dem weichen Schnee.
Der Schnee verfärbte sich rot durch das Blut aus ihren Adern und die blauen Wangen überzogen sich mit roten Schleiern geweinten Blutes. – Sie war befreit von ihrem leiden, von den Menschen die sie schlugen, hintergangen, betrogen und alleine ließen.
Tot lag sie da. Die Augen starr geöffnet. Es schneite immer noch. Kleine Flocken vielen in ihre tiefschwarzen Augen und zerschmolzen langsam in den Bluttränen …
Ihr Körper blutleer. All ihr warmes Blut strömte bereits aus ihr.
– Stille um gab sie – umgab alles…
Und der leere Körper lag noch lange da, wie eine Prinzessin - sie umklammerte ihre kleine Stoffpuppe, die ihr als Einzigstes geblieben war, - in ihrem weißen Himmelbett mit roten Laken…
Der Mann war verschwunden. – Keine Spur im Schnee hinterließ er.
Aber er wird wiederkommen, wenn er sich sein nächstes Opfer gesucht hat, es befreit und zu sich holt – in sein ewiges Reich aus Träumen…




24.September.2005 by Schwarze.Nacht
Lingenia
 

Beitragvon Lingenia » Fr. 30.09.2005, 17:09

Regen.Tage

Regen. Es stürmt. Der Wind peitscht die kleinen Tropfen an die Fensterscheibe. Bäume neigen sich im Wind.
Die alte Straßenlaterne beginnt zu flackern. Unter ihrem Licht glänzt die Straße. Kleine Bäche rinnen am Bordstein hinab und der Regen prasselt auf das Dach. Der Raum ist erfüllt von Stille, nur das Rauschen des Regens durchbricht das Schweigen.
Auf dem großen Fenstersims hockt ein junges Mädchen. Ihre Wangen überströmt von Tränen. Ihr Liedstrich verwischt und mit den Strömen aus Tränen nach unten verlaufen. Ihre roten Haare zerzaust und unordentlich auf den Schultern liegend. Die graublauen Augen, von Tränen erfüllt und leer, starren in den Regen.
In ihren zarten Händen hielt sie sanft einen Brief. Er war leicht vergilbt und zerknüllt.
- So sitzt sie da. Schon über drei Tage lang. Sitzt da und weint.
Diese innerliche Wut. – Wie konnte er es ihr nur antun? – Sie liebten sich doch über jeden Horizont...
Aus der Wut wuchsen Angst und Verzweiflung.
Immer wieder dieselben Gedanken schossen ihr durch den Kopf.

Was soll ich hier ohne ihn denn überhaupt noch? – Warum? Warum nur? - Ich will dich zurück … bitte! ...

… da saß sie nun. Der Regen wollte nicht Enden. Aus Tagen wurden Wochen. – schlaflos saß sie da. – Ihre Tränen ausgeweint und leer. – Doch der Regen wollte nicht Enden.

- Den letzten Brief ihres Geliebten in den Händen nahm sie die kleine gläserne Schatulle vom anderen Ende des Fenstersimses und zwang sich die kleinen roten Pillen in ihrem trockenen Mund herunter zu schlucken.
Eine letzte einsame Träne kam noch aus ihren Augen und fiel auf den Brief.
- langsam schlief sie ein – für immer – ging zu ihrem Geliebten...

Schlaff lag sie da. – Der Brief glitt aus ihren Händen zu Boden.
In den schwarzen Lettern standen da seine letzten Worte an sie.

Verzeih mir mein Engel, - bitte, bitte verzeih mir!


29.September.2005 by Schwarze.Nacht
Lingenia
 

Beitragvon Lingenia » Sa. 01.10.2005, 23:22

Ratten.Kind

Verwirrt schaute sie sich um. Hektik stieg in ihr auf
– Verzweiflung –
Wo soll ich nur hin?

...und dann ein dumpfer harter Schlag.
Alles um sie herum wurde schwarz und leer. Die Zeit rannt – oder stand still? – Nein, - es gab keine Zeit…

...langsam wachte sie auf. Unter ihren Händen spürte sie die glatten Steine, feucht und glatt. Kleine Moose und Algen wuchsen auf dem Stein. Es war dunkel und ihre Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen.
Vorsichtig tastete sie sich nach hinten. Eine Wand aus grob behauenen Steinen – feucht und kalt. Ihre Augen nahmen langsam genauere Umrisse war. Vor ihren nackten Füßen floss ein eine Art künstlicher Bach voller dreckiger brauner Brühe. Sie war in einem Tunnel – ein endlos langes rundes Gewölbe. In der Mitte des Tunnels der Bach, an beiden Rändern waren schmale Wege bewachsen von Moos und übersäet von Algen. Die Luft war warm und feucht, - sie drückte auf ihren Brustkorb, - das Atmen fiel ihr schwer.
Noch eine Weile wartete das Mädchen dünner Gestalt, dass ihre rehbraunen Augen sich an das Dunkel noch besser gewöhnten und dann richtete sie sich langsam und verängstigt auf.
Sie ging vorsichtig den schmalen Weg entlang. Immer gerade aus, - es gab ja nur diesen einen Weg – dort hin oder die andere Richtung – ohne zu wissen warum wählte sie schnell die eine Richtung.
Sie lief und lief. Anfangs noch vorsichtig aber mit der Zeit hatte sie sich an den Untergrund gewöhnt und kam ein wenig schneller voran.

Minuten – Stunden – Tag – Wochen…

Ihr Zeitgefühl verloren und dürstend nach etwas Flüssigem setzte sie sich auf einen Vorsprung in der grob behauenen Wand.
Ihre Lippen waren trocken und die schwere Luft drückte auf sie ein.
Langsam begann sie zu zweifeln, dass sie die richtige Richtung wählte. Fast sank sie vor Verzweiflung und Durst zusammen – doch etwas unterbrach sie Stille des Kanals…

…griib … griieeeeeb

Eine Art quieken…
Sie ging in der Richtung aus der das Geräusch gekommen war. Nicht lange und sie kam an eine Abzweigung in der Wand. Der Kanal bestand wohl als doch aus mehreren Teilen...
Aus der Abzweigung sah man das Licht eines Lagerfeuers flackern. Sie ging vorsichtig näher heran. Als sie kurz vor der steinernen Ecke, die in den Nebenkanal führte, - erhob sich aus der Stille eine raue aber liebvolle Stimme.

Lilanta! Ich habe so lange auf dich gewartet, - fürchte dich nicht mein Kind und komm doch näher.

Erschrocken blieb das Mädchen stehen, -

Lilanta, … das ist mein Name – aber - woher? Wer? – flüsterte sie leise...

Die Stimme antwortete -
Ich weiß mein Kind, - ich weiß... vor vielen, vielen Jahren gab ich dir diesen Namen. Tritt nun zu mir, fürchte dich nicht vor mir … du bist sicher durstig von dem langen Weg und du hast noch einen Weiten vor dir, vertrau mir…

Achtsam ging sie um die Ecke. Leicht wehte ihr fliederfarbenes Kleid um ihren Leib.
Zögernd hob sie den Kopf und sah die Figur vor sich an.
Vor ihr stand eine kleine Person. Die Nase spitz wie die einer Ratte, - der Körper bedeckt mit zerzausten Haaren in denen kleine Algen und Moose hingen. Die Augen mit einem weißen Schleier überzogen, - sie war blind.
Eine große blinde Ratte also… aber was war das für eine Ratte die sprechen konnte, aufrecht ging wie ein Mensch und vor allem ihren Namen kannte. – und was meinte sie damit sie hätte Lilanta ihren Namen gegeben?

Fragen über Fragen...

Ich weiß du hast viele Fragen die du mir stellen willst, aber schweig mein Kind, - Schweig!
Nimm an stelle der Antworten lieber einen Rat von mit an. – Du bist eine meiner Nachkomminnen die ich einst entsandte in der Welt dort oben. Folge deinen Träumen um dein Glück zu finden, folge ihnen – egal welchen Weg sie dir Zeigen. Dieser eine Weg wird dir auch die Antworten geben auf all die Fragen die sich dir je stellten…


Sie legte Lilanta einen kleinen Stein in die Hand. Er war überwachsten von Moosen und weich. Er sollte ihr als Talisman dienen und helfen.
Plötzlich sackte sie zusammen…

Alles war wieder Schwarz. Die Zeit war erneut verschluckt von Dunkelheit.

Langsam wachte sie wieder auf.
Sie lag in einem weißen Saal. Sonnenstrahlen schimmerten durch die gelblichen Gardinen hindurch. Weiße Laken umgaben sie in einem alten Krankenhausbett. Die Tage vergingen. Sie lag nur so da. Die Tage wurden zu einer Woche.

Einmal stand eine junge Frau am Bett des Mädchens, das so starr da saß. Als sie einen der Ärzte fragte wurde ihr gesagt sie sein wohl von ihrem alkoholabhängigen Vater verprügelt wurden, - fast täglich – einmal hat er sie dann mit einer leeren Flasche auf den Kopf geschlagen und sie fiel in Ohnmacht. Er dachte sie wäre tot und legte sie auf die Straße hinaus. – Sie wurde dann am Boden liegend vor dem Krankenhaus gefunden, - keiner weiß wer sie dahin gebracht hatte.

Die Woche war zu Ende. Starr lag das Mädchen noch da. – rührte sich nicht, - schlief in der Nacht und träumte…



Samstagabend - ein einsames Radio stand auf der Straße. Laut beschallte es die Gegend, - keiner schien sich daran zu stören…

Die Nachrichten ....

Am Freitagabend wurde ein ca. 16 jähriges Mädchen ertrunken in der Elbe gefunden. Bekleidet war sie nur noch mit einem weißen Krankenhauskittel. - Polizeiberichten zufolge lag sie über eine Woche verstört im Bett - nachdem sie ihr alkoholabhängiger Vater niedergeschlagen hatte und auf die Straße legte.
Scheinbar beging sie Suizid. Alles was noch bei ihr gefunden wurde war ein kleiner Stein mit Moos überwachsen welchen sie krampfhaft umklammerte.

- und nun zum Wetter - Am Samstag gibt es heftige Regengüsse.....




28.September.2005 by Schwarze.Nacht
Lingenia
 

Beitragvon Lingenia » So. 02.10.2005, 14:31

Ein ganz normaler Mittwoch.morgen

Mittwochmorgen, - der Himmel ist bedeckt, - große schwarze Regenwolken.
Die Stimmung ist gedrückt. Jeden Moment könnte es beginnen zu Regnen...
Die Luft ist klar und kühl. Ein junges Mädchen wandelt über ein scheinbar endloses großes Getreidefeld.
Die Arme gen Himmel gestreckt tanzt sie durch die Ären. Ihr weißes Kleid schwenkt über ihren dünnen Leib. Ihre ausgestellten Ärmel fliegen um sie herum. Das lange dunkelbraune glatte Haar fließt um ihre Schultern auf den Rücken nieder. Die kastanienbraunen Augen in den Himmel gerichtet beginnt sie zu weinen. – und sie tanzt und tanzt mit dem Getreide im Wind. Träne um Träne rollt in geschwungenen Bahnen ihren Leib hinab und wird vom Stoff des Kleides aufgefangen. Einige warme große Tropfen treffen sie im Gesicht und die Wolken weinen mit ihr.
Sie weinten heftig und das Mädchen tanzte mit erhobenen Armen im Platzregen.

- Die Schulglocke läutet. Die Klasse unruhig wie immer. – langsam kehrt Ruhe ein. Die Schüler begrüßen den Lehrer.
Er saß alleine. Er, ein Junge mit roten Haaren die ihm zottelig in sein markantes Gesicht fielen. Neben ihm war der Platz einer Klassenkameradin. Sie war fast nie da. Immer irgendwo. Aber fast nie da, aber wenn war sie in ihren Traumwelt versunken und schwieg.
Die langen Gänge des Schulgebäudes zogen sich in weißen Fluren weit hin. Alles war normal. Wie immer, - kalt wie immer. Doch etwas stimmte nicht. Er fühlte es einfach, - er wusste es.
Der Platzregen prasselte an die Fenster. – Die Lehrer erklärte etwas, - wie immer, ein Teil der Klasse hörte zu, der andere amüsierte sich mit Gesprächen über das letzte Wochenende...
Wie immer, - aber auch nicht. Nicht für ihn. – Er wusste bescheit.

Freitagmittag. – Die Schüler sind unruhig und schon halb im Wochenende versunken.
Ein älterer Mann, großer Statur und sein Haaransatz grau, stand an der Tür. – klopfte – trat ein. Seine kühle harte Stimme erhob sich über die Gespräche der Schüler.

Liebe Schüler, es tut mir Leid euch mitteilen zu müssen das euere Klassenkameradin Silizia freiwillig letzten Mittwoch von uns gegangen ist, - für immer. Sie beging vor drei Tagen Suizid. – Sie wurde gestern Tot im Getreidefeld gefunden. …

- bedrückende Stille -

Der Platz des Mädchens war leer. Der Platz neben ihr auch. Er, - er wusste es...

Er saß an einer Autobahnbrücke. – Sein Gesicht überströmt von blutigen Tränen. Aus seiner Hosentasche zog er ein gefaltetes Bild hervor. – Behutsam faltete er es auf.
Es war ein Bild von ihr. - so wunderschön sie war -, ... doch todtraurig...
Durch einen leichten roten Schimmer betrachtete er das Bild. Gab ihm vorsichtig einen sanften Kuss. Faltete es wieder und hielt es fest in seinen Händen.
Er saß auf dem Geländer der Brücke.
Ein letztes Mal atmete er tief ein und wieder aus. – und lies sich fallen.
Es begann zu Regen. Ein solcher Platzregen als wie am Tag ihres Todes.
Er fiel und fiel. – der Aufprall – Leere.

Das Bild umklammerte der noch im Tode. – Auf der Rückseite stand in Lettern aus roter Tinte ein letzter Satz.

Für immer bei dir, will ich dich nie wieder im Stich lassen, mein Engel.

Er schrieb dies. Immer zu feige gewesen war er, sie aus ihrer Traumwelt zu rütteln...


02.Oktober.2005 by Rita Wagner
Lingenia
 

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