Texte und Geschichten.....

Eure Gedichte, Geschichten, Erzählungen und andere niedergeschriebene Texte finden hier ihren Platz.
Wichtig: Falls die Texte nicht von Euch selber sind, schreibt das bitte dazu und achtet auch darauf, dass Ihr keine Urheberrechte verletzt.

Beitragvon Lingenia » Mi. 18.05.2005, 19:19

Lingenia hat geschrieben:
Lingenia hat geschrieben:
Lingenia hat geschrieben:
Lingenia hat geschrieben:
Lingenia hat geschrieben:Ich und meine rechte Szene

Fortsetzung





Hallo!!!
So ein neuer Tag, heute geh ich mit Melanie an ein Konzert mit den Linkshänder Red Skin Gruppe. Eigentlich dürfen wir nicht, aber ich hab Mama gesagt, ich schlafe bei der Melanie, und Melanie hat ihrer Mama gesagt, sie schläft bei mir. Super Idee von uns, ja wir sind halt klug.
Unsere Gruppe hat uns mit ihrem Auto mitgenommen und sie haben wieder Gras geraucht. Da hab ich gefragt, wo man das bekommt. Und hab ihnen erzählt, wie wir gras machen wollten. Sie hatten wieder Freude an uns, dass wir so cool sind.
Am Konzert hatte es viele mit so komischen haaren, sahen aus wie Schafwolle die zur einer Schlange zusammen gerollt sind. Wir waren noch nicht mal in der Halle, da kam jemand auf uns zu, so ein Typ, mit Kapputen Kleider und so, hatte sicher zu wenig Geld um sich Kleider zu kaufen. Er fragte ob wir Nazis sind. Ich sagte voller stolz ja! Da hat er mir und Melanie eine geschlagen. Ich und Melanie fingen an zu weinen und haben meiner Mutter angerufen, sie soll mich holen kommen. Na ja, wir beide bekamen großen stress von den Eltern, und jetzt darf ich 5 Wochen nicht aus dem Haus, nicht mal Melanie darf ich sehn, und jetzt sind doch 5 Wochen Sommer Ferien!

Also, ich muss jetzt, meine Mama sagt ich muss abwaschen gehen, sie ist immer noch ganz, ganz wütend
Also, du hörst von mir, bis dann
Lingenia
 

Beitragvon Lingenia » Fr. 20.05.2005, 21:26

Der letzte Teil:

Hi,Ich habe doch Hausarrest, aber ich und Melanie verschwinden immer in den Park. Die Linkshänder Red Skin Gruppe hat uns gesagt sie fanden es witzig am Konzert! Und der andere hätte uns nur eine geschlagen, weil das für ihn heißt: hei, du bist voll in, ich mag dich total!Jetzt bin ich und Melanie wieder Glücklich.Jetzt schlagen ich und Melanie uns immer gegenseitig. Macht total viel spaß!Ich freu mich auf die Schule, denn ich und die Melanie haben abgemacht, dass wir auf unsere Schultasche und überall Hakenkreuze und diese A in diesem Kreis zeichnen. Dann weiß jeder in der Schule, dass wir zu den voll harten Rechtsextremen-Red-Skin-Nazis gehören.Jetzt haben ich und Melanie noch beschlossen, eine Gruppe namens Harte-Red-Skin-Linkshänder-Neo-Nazis zu gründen. Natürlich haben wir gleich die Leute aus dem Park gefragt ob sie dabei sein wollen. Einer hat gefragt, ob man einen bestimmten Jahresbetrag bezahlen muss. Da sagte ich: nein, du kannst so viel Geld für Kleider und so ausgeben wie du willst, musst nicht auf die Gruppe sehn. Da haben alle wieder gelacht, ich glaube die waren froh, dass ich ihnen nicht gesagt habe, sie müssen so und so viel Geld Sparren um wenn sie alt sind leben zu können. Denn ich möchte ja nicht ihre Mama spielen. Aber sie wollten dennoch nicht mitmachen. Also haben ich und die Melanie Flugblätter gemacht.

Wir fanden diese Schrift so toll, mit der der Titel geschrieben wurde. Und natürlich haben wir dieses Flugblatt auf ein Rosa Papier gedruckt, das ist so schön. Dann haben wir noch da Parfüm von meiner Mutter genommen und haben es auf die Flugblätter gesprüht, wie bei Natürlich Blond.Also, ich muss jetzt wieder, schönes Flugblatt, ich hoffe ganz viel Leute werden zu und kommen!Also, da bin ich wieder, es ist etwas ganz schlimmes passiert. Niemand hat sich auf unsere Flugblätter gemeldet. Nur jemand, und zwar die Polizei. Sie haben gesagt solche Plakate seien verboten, mit solchen Hakenkreuzen und so. Und haben uns gefragt, ob wir Überhaupt wissen, was wir da gezeichnet und geschrieben haben, da sagten wir ja. Und ich erklärte alles von den Red-Skins, von dem Hiller oder Hitler der Leute verglaste. Die Polizisten haben immer gelacht, ich glaube die haben uns verstanden. Aber die Polizisten müssen sich halt ans Gesetz halten.Als die Polizei wieder gegangen ist, hat meine Mama ganz fest gemotzt. Wie ich nur so Blöd sein kann und so. Dann hat sie meine Schuhe, und all meine harten Rechtsextremen Sachen genommen, und hat alles verbrennt. Und jetzt hab ich nichts mehr!! Sie sagte ich soll rumlaufen wie ein normales Kind. Aber ich bin eine Rechtsextreme Neo-Nazi-Red-Skin-Linkshänderin und ich werde meine Meinung behalten!!!Jetzt muss ich auch in ein heim, für schwer erziehbare Kinder. Aber das ist mir egal, ich werde dort eine neue Gruppe bilden.Also, bis auf weiteres, eure Nazi.Und immer noch, SIEG HEIL!!!

By: Sybille




Ende
Lingenia
 

Beitragvon Lingenia » Sa. 21.05.2005, 00:22

Yasemin

Es war eisig kalt. Und das mitten im Juli.
Yasemin und ich saßen auf dem Dach eines Hochhauses irgendwo in Berlin.
Wir waren nach der Schule losgelaufen. Ich hatte nicht darauf geachtet wohin.
Mittlerweile waren bestimmt zwei Stunden vergangen. Yasemin hatte ununterbrochen erzählt.
Nun schwiegen wir.

Ich war in Gedanken bei den Dingen die Yasemin mir erzählt hatte.
Ihr brutaler Vater, ihre alkoholkranke Mutter, ihre verstorbene Schwester - totgeprügelt vom Vater.
Ich hatte von alldem nichts gewusst. Keiner hatte was gewusst.
Und alle dachten wir, Yasemin sei eine totale Spinnerin.
Dabei war nur ihr Leben, falls man das so nennen konnte, verrückt.
Sie keinesfalls. Aber Narben auf der Seele sind nun mal nach außen hin nicht sichtbar.


Irgendwann sagte sie:
"Lass mich allein, Anna."
Zögernd erhob ich mich und verließ das Hochhaus.
Erst als ich zwei Häuser weiter war, drehte ich mich.
Yasemin stand da auf dem Dach, ihr Kleid und ihr langes schwarzes Haar wehten im Wind.
Ich wusste was sie vorhatte. Ich drehte mich um und ging weiter.
Und Yasemin sprang.
Es war eisig kalt. Und das mitten im Juli.
Lingenia
 

Beitragvon Exitus » Mo. 23.05.2005, 12:30

Mutter hat immer gesagt…

Als wir stets im Supermarkt waren, hat Mutter immer gesagt:
'Nein, ich kann Dir leider keine Süßigkeiten kaufen.'
Wenn ich fernsehen wollte, da hat Mutter immer gesagt:
'Schalt' die Flimmerkiste aus, Du verblödest doch eh nur immer mehr!'
Als ich mit einer schlechten Note nach Hause kam, hat Mutter immer gesagt:
'Was soll das!? Soll ich Dir Eine knallen? Das nächste Mal will ich eine bessere Zensur sehen!'
Wenn ich einen Freund einladen wollte, hat Mutter immer gesagt:
'Was sucht der Rotzlöffel hier? Ihr habt ja eh nur Faxen im Kopf!'
Wenn ich mit Mutter spielen wollte, hat sie immer gesagt:
'Nein, ich habe keine Zeit. Ich muss noch Hausarbeiten machen...'
Als ich ihr von meinen Erlebnissen erzählen wollte, hat Mutter immer gesagt:
'Ich bin zu müde, erzähl es mir morgen oder irgendwann anders...'
Wenn Mutter zu viel rauchte und ich ihr die Zigaretten versteckte, hat sie immer gesagt:
'Du missratenes Balg! Was fällt Dir ein!?'
Als Vater ein Mal so sehr betrunken war - betrunkener als sonst -
und er Mutter so kräftig schlug - wie er es vorher nie tat -
da hat Mutter nichts mehr gesagt. Denn meine Mutter war dann tot...
Exitus
 

Beitragvon Lingenia » Do. 09.06.2005, 20:04

Jeder Tag ist etwas besonderes

Mein bester Freund öffnete die Komodenschublade seiner Ehefrau
und holte ein in Seidenpapier verpacktes Päckchen heraus.
Es ist nicht irgendein Päckchen, sondern ein Päckchen mit Unterwäsche darin.
Er warf das Papier weg und betrachtete die Seide und die Spitze:

Dies kaufte ich, als wir zum ersten Mal in New York waren.
Das ist jetzt 8 oder 9 Jahre her. Sie trug es nie.
Sie wollte es immer für eine besondere Gelegenheit aufbewahren.
Und jetzt glaube ich, ist der richtige Moment gekommen!
Er näherte sich dem Bett und legte die Unterwäsche zu den anderen Sachen,
die von dem Bestattungsinstitut mitgenommen wurden.

Seine Frau war gestorben. Als er sich zu mir umdrehte, sagte er:
Bewahre nichts für einen besonderen Anlass auf!
Jeder Tag den du lebst, ist ein besonderer Anlass.
Ich denke immer noch an diese Worte..... sie haben mein Leben verändert.

Heute lese ich viel mehr als früher, und putze weniger.
Ich setze mich auf meine Terrasse und genieße die Landschaft,
ohne auf das Unkraut im Garten zu achten.
Ich verbringe mehr Zeit mit meiner Familie und
meinen Freunden und weniger Zeit bei der Arbeit.
Ich habe begriffen, dass das Leben eine Sammlung von Erfahrungen ist,
die es zu schätzen gilt.
Von jetzt an bewahre ich nichts mehr auf.
Ich benutze täglich meine Kristallgläser.
Wenn mir danach ist, trage ich meine neue Jacke,
um in den >Supermarkt zu gehen.
Auch meine Lieblingsdüfte trage ich dann auf,
wenn ich Lust drauf habe anstatt sie für Festtage aufzuheben.
Sätze wie z. B. Eines Tages oder An einem dieser Tage
. . . sind dabei, aus meine Vokabular verbannt zu werden.

Wenn es sich lohnt, will ich die Dinge hier und jetzt sehen,
hören und machen. Ich bin mir nicht ganz sicher,
was die Frau meines Freundes gemacht hätte, wenn sie gewusst hätte,
dass sie morgen nicht mehr sein wird
(ein Morgen, das wir oft zu leicht nehmen).
Ich glaube, dass sie noch ihre Familie
und engen Freunde angerufen hätte.
Vielleicht hätte sie auch ein paar alte Freunde angerufen,
um sich zu versöhnen der sich für
alte Streitigkeiten zu entschuldigen.
Der Gedanke, dass sie vielleicht noch chinesisch essen gegangen wäre
(ihre Lieblingsküche), gefällt mir sehr.

Es sind diese kleinen unerledigten Dinge,
die mich sehr stören würden, wenn ich wüsste,
dass meine Tage gezählt sind.
Genervt wäre ich auch,
gewisse Freunde nicht mehr gesehen zu haben,
mit denen ich mich an einem dieser Tage
in Verbindung hätte setzen sollen.
Genervt, nicht die Briefe geschrieben zu haben,
die ich an einem dieser Tage schreiben wollte.
Genervt, einen Nächsten nicht oft genug gesagt zu haben,
wie sehr ich sie liebe.
Jetzt verpasse, verschiebe, und bewahre ich nichts mehr,
was uns Freunde und Lächeln in unser leben bringen könnte.
Ich sage mir dass jeder Tag etwas Besonderes ist
. . . jeder Tag, jede Stunde sowie jede Minute ist etwas Besonders.
Erhältst du diese Botschaft,
dann gibt es jemanden der dir Gutes will
und du deinerseits Leute hast,
die dir teuer sind. Bist du aber zu beschäftigt,
dir ein paar Minuten Zeit zu nehmen,
um diese Botschaft an andere zu verschicken und du dir sagst:
An einem dieser Tage . . .
morgen ist lange hin, vielleicht wirst du es nie tun.....
Lingenia
 

Beitragvon Bär » Do. 09.06.2005, 22:28

Eine schöne Metapher... Ich kannte sie vorher.,... woher?=


Bär
Bär
 

Beitragvon Amon » Do. 09.06.2005, 23:08

Ich habe meine Botschaft vor einiger Zeit versendet. Mehr konnte ich nicht tun. Und es gibt auch andere Menschen und eine Zukunft. :cry:
Amon
 

Beitragvon Lingenia » So. 12.06.2005, 19:03

Er war ein ziemlich kleiner Junge
und es war eine ziemlich große Schule.......
Aber als der kleine Junge herausfand,
dass die Klassenzimmer eine Tür ins Freie hatten,
und er direkt ins Klassenzimmer gehen konnte, war er glücklich.

Und die Schule erschien ihm jetzt
nicht mehr so unvorstellbar groß.
Eines Morgens,
als er schon eine Zeit in der Schule war,
sagte der Lehrer:
"Heute wollen wir ein Bild malen."
"Gut!" dachte der kleine Junge.
Er mochte gerne Bilder malen.
Er konnte alles malen:
Löwen und Tiger,
Hühner und Kühe,
Züge und Schiffe –
Und er holte seine Stifte heraus und
begann zu malen.

Aber die Lehrerin sagte: "Warte!
Es ist noch nicht Zeit zu beginnen!"
Und sie wartete bis alle soweit waren.

"Jetzt," sagte die Lehrerin,
"wollen wir Blumen malen."
"Gut!" dachte der kleine Junge.
Er malte gerne Blumen,
und er begann die Schönsten zu malen.
Mit seinen pink und orange und blauen Stiften.

Aber die Lehrerin sagte "Warte!
Dann zeige ich wie es geht."
Und sie malte eine rote Blume mit grünem Stiel.
"So," sagte die Lehrerin.
"Jetzt könnt ihr anfangen."
Der kleine Junge sah auf die Blume der Lehrerin,
dann sah er seine eigene Blume.
Er fand seine Blume schöner als die der Lehrerin, aber er sagte nichts.
Er drehte nur sein Blatt um und malte eine
Blume nach dem Vorbild der Lehrerin.
Die Blume war rot mit einem grünen Stiel.

An einem anderen Tag,
als der Junge die Tür zum Klassenzimmer von außen alleine geöffnet hatte,
sagte die Lehrerin:
"Heute machen wir etwas mit Knetmasse".
"Gut!" dachte der kleine Junge.
Er mochte kneten.

Er konnte alle Dinge mit Knete machen:
Schlangen und Schneemänner,
Elefanten und Mäuse,
Autos und Lastwägen –
und er begann zu drücken und zu ziehen mit seinem Stück Knete.

Aber die Lehrerin sagte:
"Warte! Es ist noch nicht Zeit zu beginnen!"
Und sie wartete bis alle soweit waren.

"Jetzt", sagte die Lehrerin,
"machen wir einen Teller."
"Gut!" dachte der kleine Junge.
Er machte gerne Teller,
und er begann welche zu machen
in allen Formen und Größen.

Dann sagte die Lehrerin "Warte!
Ich zeige Euch wie es geht:"
Und sie zeigte jedem wie man einen tiefen Teller macht.
"So," sagte die Lehrerin.
"Jetzt könnt ihr anfangen."

Der kleine Junge sah auf den Teller der Lehrerin.
Dann sah er auf seinen Teller.
Ihm gefiel sein Teller besser,
aber er sagte nichts.
Er machte wieder einen Klumpen aus seiner Knete und machte einen neuen Teller.
Genau nach dem Vorbild der Lehrerin.

Und sehr bald
lernte der kleine Junge zu warten,
zuzusehen,
und alles so zu machen, wie es die Lehrerin wollte.
Und sehr bald
machte er nichts mehr von alleine.

Dann passierte es, dass
der kleine Junge mit seiner Familie,
umzog in ein neues Haus,
in einer neuen Stadt.
Und der kleine Junge
mußte an eine neue Schule.

Die Schule war noch größer
als die zuvor.
Und es gab keine Tür,
durch die man von außen in die Klassenzimmer gehen konnte.
Er mußte große Stufen hinaufgehen und
durch eine große Halle gehen
um zu seinem Klassenzimmer zu kommen.

Und am ersten Tag
in der neuen Schule
sagte die Lehrerin:
"Heute malen wir ein Bild"
"Gut!" dachte der kleine Junge.
Und er wartete auf die Lehrerin,
um ihm zu sagen was er malen sollte.

Aber die Lehrerin sagte nichts.
Sie ging nur langsam durch die Klasse.

Als sie zu dem kleinen Jungen kam
sagte sie: "Möchtest Du nicht malen?"
"Doch" sagte der kleine Junge,
"Was werde ich malen?"
"Ich werde es sehen, wenn Du es gemalt hast" sagte die Lehrerin.
"Wie soll ich es malen?" fragte der kleine Junge.
"So wie Du es malen willst" sagte die Lehrerin.
"Und kann ich mir die Farbe aussuchen?"
"Du kannst jede Farbe nehmen", sagte die Lehrerin.
"Wenn jeder das gleiche Bild malen würde und die gleichen Farben benutzen;
wie sollte ich wissen, wer was malte?
Und wie sollte ich die Bilder unterscheiden?"

"Ich weiß nicht..." sagte der kleine Junge.
Und er begann zu malen – eine rote Blume mit einem grünen Stiel.
Lingenia
 

Beitragvon Lingenia » Mo. 13.06.2005, 16:40

Die dinge sind nicht immer das was sie zu sein scheinen

Zwei reisende Engel machten Halt,
um die Nacht im Hause einer wohlhabenden Familie zu verbringen.
Die Familie war unhöflich und verweigerte den Engeln,
sich im Gästezimmer des Haupthauses auszuruhen.
Anstelle dessen bekamen sie einen kleinen Platz im kalten Keller.
Als sie sich auf dem harten Boden ausstreckten,
sah der ältere Engel ein Loch in der Wand und reparierte es.
Als der jüngere Engel fragte, warum, antwortete der ältere Engel:
"Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen."
In der nächsten Nacht rasteten die beiden im Haus eines sehr armen,
aber gastfreundlichen Bauern und seiner Frau. Nachdem sie das wenige Essen,
das sie hatten, mit ihnen geteilt hatten, ließen sie die Engel in ihrem Bett schlafen,
wo sie gut schliefen. Als die Sonne am nächsten Tag den Himmel erklomm,
fanden die Engel den Bauern und seine Frau in Tränen. Ihre einzige Kuh,
deren Milch ihr alleiniges Einkommen gewesen war, lag tot auf dem Feld.
Der jüngere Engel wurde wütend und fragte den älteren Engel,
wie er das habe geschehen lassen können?
"Der erste Mann hatte alles, trotzdem halfst du ihm",
meinte er anklagend.
"Die zweite Familie hatte wenig, und du ließest die Kuh sterben."
"Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen",
sagte der ältere Engel.
"Als wir im kalten Keller des Haupthauses ruhten, bemerkte ich,
dass Gold in diesem Loch in der Wand steckte.
Weil der Eigentümer so von Gier besessen war
und sein glückliches Schicksal nicht teilen wollte,
versiegelte ich die Wand, so dass er es nicht finden konnte.
Als wir dann in der letzten Nacht im Bett des Bauern schliefen,
kam der Engel des Todes, um seine Frau zu holen.
Ich gab ihm die Kuh stattdessen.
Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen."

Manchmal passiert genau das,
wenn die Dinge sich nicht als das entpuppen, was sie sollten.
Wenn du Vertrauen hast, musst du dich bloß darauf verlassen,
dass jedes Ergebnis zu deinem Vorteil ist.
Du magst es nicht bemerken, bevor ein bisschen Zeit vergangen ist...

Manche Leute kommen in unsere Leben und gehen schnell...

Manche Leute werden Freunde und bleiben ein bisschen...
wunderschöne Fußabdrücke auf unseren Herzen hinterlassend...
und wir sind ziemlich ähnlich,
weil wir eine Freundschaft geschlossen haben!
Gestern ist Geschichte.
Das Morgen ein Mysterium.
Das Heute ist ein Geschenk.
Darum heißt es auch: Präsent.
Ich denke, das ist etwas Besonderes...
Lebe und genieße jeden Moment...
Lingenia
 

Beitragvon Lingenia » Di. 21.06.2005, 21:36

2 kleine Geschichten



Warum es keinen Krieg geben kann (chinesisches Märchen)

Als der Krieg zwischen den beiden benachbarten Völkern unvermeidlich war,
schickten die feindlichen Feldherren Späher aus, um zu erkunden,
wo man am leichtesten in das Nachbarland einfallen könnte.
Und die Kundschafter kehrten zurück und
berichteten ungefähr mit den gleichen Worten ihren Vorgesetzten:
Es gebe nur eine Stelle an der Grenze, um in das andere Land einzubrechen
"Dort aber", sagten sie,
"wohnt ein braver kleiner Bauer in einem kleinen Haus mit seiner anmutigen Frau.
Sie haben einander lieb, und es heißt, sie seien die glücklichsten Menschen auf der Welt.
Sie haben ein Kind. Wenn wir nun über das kleine Grundstück in Feindesland einmarschieren,
dann würden wir das Glück zerstören.
Also kann es keinen Krieg geben."
Das sahen die Feldherren dann auch wohl oder übel ein,
und der Krieg unterblieb, wie jeder Mensch begreifen wird.



___________________________________________________________



In einer Fabel wird erzählt:

"Sag mir, was wiegt eine Schneeflocke" fragte die Tannenmeise die Wildtaube.
"Nicht mehr als ein Nichts", gab sie zur Antwort.
"Dann muß ich Dir eine wunderbare Geschichte erzählen", sagte die Meise.
"Ich saß auf dem Ast einer Fichte, dicht am Stamm, als es zu schneien anfing;
nicht etwa heftig im Sturmgebraus, nein, wie im Traum, lautlos und ohne Schwere.

Da nichts Besseres zu tun war, zählte ich die Schneeflocken,
die auf die Zweige und auf die Nadeln des Astes fielen und darauf hängenblieben.
Genau dreimillionensiebenhunderteinundvierzigtausendneunhundertzweiundfünfzig waren es.
Und als die dreimillionensiebenhunderteinundvierzigtausendneunhundertdreiundfünfzigste
Flocke niederfiel, nicht mehr als ein Nichts, brach der Ast ab."

Damit flog die Meise davon.

Die Taube, seit Noahs Zeiten eine Spezialistin in dieser Frage,
sagte zu sich nach kurzem Nachdenken:
"Vielleicht fehlt nur eines einzelnen Menschen Stimme zum Frieden der Welt."
Lingenia
 

Beitragvon Bär » Di. 21.06.2005, 21:39

Schön. Sehr schön.
Bär
 

Beitragvon Lingenia » Do. 23.06.2005, 19:03

Großvater

Es war einmal ein Großvater und sein kleiner Enkelsohn, der kam am Abend öfter,
um auf dem Knie des Großvaters zu sitzen
und die vielen Fragen von Kindern zu stellen.
Eines Tages kam der Enkel zu seinem Großvater
mit einem Ausdruck von Wut in seinem Gesicht.
Der Großvater sagte: "Komm, setz dich,
und erzählte mir, was heute passiert ist."
Das Kind setze sich nieder und legte sein Kinn auf das Knie des Großvaters.
Er schaute empor zu dem faltigen, nußbraunen Gesicht und den freundlich
blickenden dunklen Augen:
die Wut des Kindes verwandelte sich in stille Tränen.
Der Junge sagte: "Ich ging heute mit meinem Vater in die Stadt,
um die Felle zu verkaufen, die er in den letzten Monaten gesammelt hatte. I
ch war glücklich darüber, denn Vater sagte, dass,
da ich ihm beim Fallenstellen geholfen hatte,
ich etwas von ihm bekommen würde. Etwas, das ich mir wünschte.
Ich war so aufgeregt, in der Handelstation zu sein, denn ich war dort noch niemals gewesen.
Ich guckte mir viele Dinge an und schließlich fand ich ein Messer.
Es war klein, aber hatte für mich genau die richtige Größe,
und so bekam Vater es für mich.
An dieser Stelle legte der Junge sein Kopf auf das Knie des Großvaters und wurde still.
Der Großvater legte sanft seine Hand auf das rabenschwarze Haar des Jungen und sagte:
"Und was geschah dann?"
Einige Stadtjungen kamen, sahen mich, umringten mich und begannen,
schlimme Sachen zu sagen. Sie nannten mich schmutzig und dumm und sagten,
dass ich solch ein schönes Messer nicht haben dürfte.
Der größte von den Jungen schubste mich nach hinten und ich fiel über einen der anderen Jungen.
Dabei ließ ich mein Messer fallen und
einer von ihnen schnappte es sich und alle rannten weg und lachten.
In diesem Moment kam die Wut des Jungen zurück:
"Ich hasse sie, ich hasse sie alle!" Der Großvater sagte:
"Ich möchte dir eine Geschichte erzählen.
Ich selbst, vor langer Zeit, fühlte großen Hasss auf alle, die so viel genommen hatten,
ohne darüber nachzudenken. Aber Haß ist etwas,
was dich selbst runterzieht und verletzt deinen Feind nicht.
Es ist so, als ob du selbst das Gift nimmst und dir wünscht,
dass dein Feind sterben würde.
Ich habe viele Male mit solchen Gefühlen gekämpft.
Es ist so, als ob zwei Wölfe in mir leben würden, einer ist weiß und einer ist schwarz.
Der weiße Wolf ist gutartig und richtet kein Leid an.
Er lebt in Harmonie mit allem, was um ihn herum ist und macht keinen Angriff,
wenn kein Angriff beabsichtigt war. Aber er wird kämpfen, wenn es berechtigt ist, es zu tun,
und er wird auf die rechte Art kämpfen Der schwarze Wolf jedoch ist voll von Wut.
Das kleinste Details löst in ihm einen Wutanfall aus.
Er bekämpft jeden, die ganze Zeit, aus keinerlei Anlaß.
Er kann überhaupt nicht mehr nachdenken, denn seine Wut und sein Hass sind so groß.
Es ist eine hilflose Wut, denn seine Wut wird nichts ändern.
Manchmal ist es sehr schwer mit diesen beiden Wölfen in mir zu leben,
denn beide von ihnen versuchen,
meinen Geist zu beherrschen.
Der Junge schaute intensiv in die Augen des Großvaters und fragte:
"Wer von beiden gewinnt, Großvater?"

Der Großvater lächelte und sagte: "Der, den ich nähre."
Lingenia
 

Beitragvon Bär » Do. 23.06.2005, 22:13

Wie wahr... Aber ich kann den Jungen verstehen... Ich wäre genauso...
Bär
 

Beitragvon CrazyKiwi » Do. 23.06.2005, 22:33

Sind es immer wir die unsere Wölfe nähren...?
CrazyKiwi
 

Beitragvon Lingenia » Fr. 24.06.2005, 11:44

CrazyKiwi hat geschrieben:Sind es immer wir die unsere Wölfe nähren...?

'
Ja...
Lingenia
 

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