Ich kann nicht mehr, was soll ich machen?...

Es geht hier um Angst- und Panikstörungen, Phobien (auch soziale Phobie) und Ängste im Allgemeinen.

Ich kann nicht mehr, was soll ich machen?...

Beitragvon annaa » Mo. 09.02.2015, 23:47

Ich laufe seit einiger Zeit eigentlich wie ein Zombie durch die Gegend, ich sehe zwar aus wie ich, aber ich fühle mich irgendwie fremd. Ich habe Angst, jedesmal wenn ich unsere Haustür verlasse, selbst wenn ich zu Hause bin, ja ich habe eigentlich immer Angst, aber ich weiß dass das keine Gesunde Angst mehr ist und ich gehe seit 4-5 Monaten auch zur Therapie, aber ich weiß irgendwie nie was ich sagen soll, also warte ich meistens bis sie mich was fragt. Ich vertraue ihr und trotzdem fällt es mir schwer zu reden...
Ich habe Angst vor dem Tod, Angst vor Krankheiten, Angst vor verlust, mein Leben ist Angserfüllt.
Wenn ich Bahn fahre oder In großen Menschenmengen, bekomme ich schon Panik wenn mich jemand nur ausversehen berührt, weil der könnte ja eine Ansteckende Krankheit haben und Krankheit kann zum Tode führen. Ich höre andauernd Lieder, welche sich um Suizid,SVV, Verlust drehen. Ich bin Depresiiv und denke ständig darüber nach mich selbst zu Verletzen oder gar schlimmeres zu tun...
Ich halte das einfach nicht mehr aus, Vater Krank, Schwester in einer Psychiatrie und meine Mutter ist selbst auch in Therapeutischer behandlung. Ich habe Wahnvorstellungen, ich sehe Menschen vor den ich Angst habe obwohl sie garnicht da sind. Ich sehe Bilder vor mir wie ich mich selbst verletze, obwohl das noch nie Vorkam, ich Träume manchmal von Rasierklingen...
Ich will das nicht.
Ich KANN das nicht.
Es ist einfach zu viel.

Habt ihr vielleicht ein Rat für mich, denn ichhabe das Gefühl zu zerbrechen..

Danke schonmal im Vorraus.

Grüße,
annaa :cry:
annaa
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Re: Ich kann nicht mehr, was soll ich machen?...

Beitragvon Lightning » Di. 10.02.2015, 00:55

Hallo Annaa!

Deine Probleme kenne ich sehr gut. Ich hatte lange Zeit ähnliche Ängste und kann aufgrund einer Angst auch das Haus nicht alleine verlassen. Allerdings habe ich auch alle Ängste bis auf 1-2 überwinden können.. nur doof, das eine davon mich ans Haus fesselt.. aber die werde ich irgendwie auch noch überwinden.

Es hört sich immer etwas doof an, wenn man es einfach so schreibt.. aber am Besten hilft es wohl wirklich, sich möglichst positive Gedanken zu machen. Also wenn Ängste aufkommen, oder auch vor dem Einschlafen an etwas Schönes denken oder sich etwas Schönes vorstellen, kann die ein oder andere Angst vertreiben. Ablenkung kann auch nicht schaden. Manchmal hilft es auch schon, sich selbst Dinge zu sagen wie: "Wovor habe ich eigentlich Angst? Das macht keinen Sinn. Ich muss keine Angst haben." oder "Auch wenn ich noch so viel Angst hatte, ist mir bisher nichts Schlimmes passiert. Die Angst ist unnötig.".. Ich denke, Angst entsteht nur im Kopf und dort kann man sie auch bekämpfen. Ich mache mich auch oft über mich selbst lustig, wenn ich wieder eine total unbegründete Angst habe.

Angst vor dem Tod ist z.B. auch eine Sache der Einstellung. Ich glaube mittlerweile an Etwas nach dem Tod. Ich habe keine Angst vor dem Tod.. eher im Gegenteil.. ich würde es aber auch als sinnlos empfinden, mein Leben zu beenden.. das hätte ja evtl. Folgen für mein "Karma" und ich habe auch andere Gründe für mich, die nach ein paar Nahtoderfahrungen entstanden sind. Bei der Angst wegen Krankheit durch Berührung kannst du dich auch selbst fragen, ob die Angst berechtigt ist. Wie oft wurdest du durch eine Berührung schon krank? Zweifle deine Ängste ruhig an.. stell sie in Frage.. und beantworte dir selbst, warum sie unbegründet sind. Manche Ängste hat wohl jeder Mensch.. Angst vor Verlust steckt ziemlich sicher in uns Allen.. aber wenn man nicht zu sehr über mögliche Verluste nachdenkt, bleibt die Angst auch im Hintergrund. Da könnte z.B. wieder Ablenkung und positives Denken hilfreich sein.. je nachdem, vor welchen Verlusten du Angst hast, könnte dir auch eine "spirituelle" Antwort, an die du selbst glauben kannst, weiter helfen. Für mich gibt es z.B. was das Leben selbst betrifft keinen Verlust.. nur die Unendlichkeit.. und diese ist schön. Was Andere von diesem Gedanken halten, ist mir persönlich dann auch egal, so lange er mir hilft :)

Ich bin mir auch nicht sicher, ob Lieder mit Texten über Suizid, DVV und Verlust das Richtige sind, wenn man diesbezüglich Probleme hat. Klar fühlt man sich evtl. eher verstanden.. aber Musik transportiert meiner Meinung nach sehr viel Gefühle.. daher würde ich zur Abwechslung evtl. auch mal etwas aufheiterndes hören, nicht nur traurige und depressive Musik. Und falls doch, gibt es diese z.B. auch ohne Texte, die zusätzlich das Gefühl stärken. Ich höre ja auch sehr viel melancholisches.. aber eben auch viele Dinge, die ein positives Gefühl transportieren. Zudem haben für mich auch Tränen mittlerweile etwas Beruhigendes.. wenn mir Tränen kommen, fühle ich mich zwar traurig und einsam.. aber trotzdem ausgeglichen. Ich fühle mich eigentlich gut, wenn ich weinen kann und sage mir selbst, dass es auch richtig ist, in solchen Momenten einfach mal Tränen fließen zu lassen. Also bin schon fast etwas glücklich, wenn ich weine.. und das auch nur dank positiven Gedanken und Gefühlen, die ich mir über meine Tränen gebildet habe. Ich schließe dann oft die Augen, höre Musik.. und genieße das Gefühl des traurig seins.

Und die Bilder, die du siehst.. siehst du die eher wie einen Traum vor dir? Oder ziemlich real? Wenn es "real" wirkt, würde ich mir Gedanken machen bezüglich Medikamenten.. und evtl. welche nehmen oder die Medikation ändern, falls du Medis nimmst. Und falls diese "Visionen" eher wie ein Traum sind.. habe ich persönlich mich mit meinen "Dämonen" angefreundet. Ich erschrecke zwar ab und zu.. aber betrachte die "Visionen" mittlerweile als Geschenk.. nicht mehr als Krankheit.

Wenn ich Bilder sehe, wie ich mich oder andere verletze.. läuft das wie ein Kopfkino vor mir ab. Ich sehe zwar die Bilder, kann mir aber eigene Gedanken dazu machen.. in dem Fall des Verletzens denke ich mir meist "Das zeigt mir, was ich sicher nicht tun werde." Oder ich entwickle ein Gefühl dazu, das ich mit den Bildern verknüpfe.. aber trotzdem mit Abstand und Gelassenheit.. in dem Fall wäre es bei mir Trauer. Ich kann auch häufig meine Bilder kontrollieren.. so fliege ich z.B. oft vor dem Einschlafen durch meine Vergangenheit.. durch Häuser und Gärten von Freunden aus der Kindheit.. ich sehe uns dort z.B. wie wir Topfklopfen spielen.. und Fangen und Verstecken.. gehe dann jeden aus der Klasse durch und fliege durch die Häuser und die Gärten.. oder ich erinnere mich an positive Erlebnisse wie Urlaub oder einfach an schöne Orte wie das Meer oder Berge.. oder die Schönheit von Wolken, wenn man sie von oben betrachtet.. oder ich fliege durch das stille All und fühle mich frei.

Solch starke Ängste zu überwinden ist sicher nicht leicht.. es kostet Kraft und Zeit.. aber es wird besser werden. Dass deine ganze Familie irgendwie von Krankheit betroffen ist, tut mir sehr leid. :troest:

Na denn.. lass den Kopf nicht hängen. Denk an eine positive Zukunft.. denk daran, wie alle wieder gesund werden und wie du deine Ziele erreichst. Meine Schizophrenie lehrte mich, das "Grün" ist immer stärker, als das "Rot". Also kannst auch du durch dein inneres Licht deine Ängste bezwingen. Du darfst nur die Hoffnung nicht verlieren :kiss:

LG, Lightning
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Re: Ich kann nicht mehr, was soll ich machen?...

Beitragvon annaa » Di. 10.02.2015, 09:20

Vielen Dank Lightning,
Ich habe immer gedacht das ich irgendwie die einzige mit einer solchen Problematik bin und das mich keiner verstehen kann. Aber jetzt gerade fühle ich mich vertanden.
Die Träume scheinen als seien sie Real...
Ich werde über deinen Text Nachdenken.
Vielen Dank,

Liebe Grüße,
annaa
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Re: Ich kann nicht mehr, was soll ich machen?...

Beitragvon Tina » Di. 10.02.2015, 10:23

.
@Lightning....hast Du wieder sehr gut geschrieben, wenn ich das mal so sagen darf. :)

Liebe Annaa....
was ich noch anfügen möchte.... bzgl. Trigger....schau mal hier..:

viewtopic.php?f=19&t=12382

.... versuche mal diese sogenannten Selbst-Trigger zu vermeiden.
Es ist sicherlich eine Art Sucht..... genau solche Musik hören zu wollen....
aaaaber sie zieht Dich noch mehr in diesen Teufels-Kreis hinein.

Du wirst sicherlich hier im Forum lesen, dass man aus so einem Angst-Zustand auch wieder raus kommt.
Ich selbst hatte vor etwa einem halben Jahr auch ziemlich starke Ängste, obwohl ich eigentlich rein rational wusste, diese Ängste sind unbegründet... oder zumindest völlig überzogen.
Dieses Problem ist inzwischen wieder weg....

Ich kann Dir auch nur raten, versuche Dich zu beschäftigen...abzulenken.
Suche Dir Dinge/Tätigkeiten, die Dir gut tuen.
Denn der Vorsatz, an gewisse Dinge/Ängste nicht zu denken, klappt insofern nicht....dann denkt man ja trotzdem dran.
Also den gedanklichen Freiraum konstruktiv mit Anderem ausfüllen.

Und natürlich sich immer wieder verdeutlichen.... eigentlich müsste ich doch gar keine Angst haben.

Das geht natürlich nicht von heut auf jetzt.....es ist ein Prozess....aber es geht wieder aufwärts.

LG Tina :)
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Re: Ich kann nicht mehr, was soll ich machen?...

Beitragvon Lightning » Di. 10.02.2015, 15:03

Dankeschön @Tina :kiss:

annaa hat geschrieben:Die Träume scheinen als seien sie Real...


Mit "real" meinte ich z.B., ob du irgenwelche Veränderungen an der eigentlichen Realität bzw. Normalität beobachtest. Also z.B. dass auf einmal ein Mensch optisch betrachtet zu dir wird und du ihn schlimme Dinge machen siehst.. sowas in der Art. Das wäre dann eher eine Halluzination und dann wäre eine Behandlung mit Medis auf jeden Fall mehr als sinnvoll.. viele Ängste würden dann sicher auch aufgrund der Halluz erst entstehen.

So lange es sich um "real" wirkende Träume handelt.. entspricht es eher dem, was ich mir dachte als ich geschrieben habe, "ich habe mich z.B. mit meinen Dämonen angefreundet". Wenn du in einem real wirkenden Traum z.B. siehst, dass du dich verletzt.. würde ich es evtl. so deuten, dass dich das Thema beschäftigt und du Angst davor hast.. und deshalb dein Verstand auch im Schlaf noch mit dem Thema beschäftigt ist.. oder in Zuständen großer Ruhe. Aber um wieder positiv zu denken: Das gibt dir auch die Möglichkeit, diese "Bilder" für dich sinnvoll zu verarbeiten ;)

Und mit Ängsten bist du hier ganz sicher nicht alleine.

LG, Lightning
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Re: Ich kann nicht mehr, was soll ich machen?...

Beitragvon Carmen » Di. 10.02.2015, 22:33

Ich kanns verstehen. Lange ähnliche Problematik gehabt, die nach und nach wieder weggegangen ist. Lightning hat viel Richtiges gesagt. Hinterfragen ist super wichtig und somit habe ich Wahnvorstellungen, Ängste und Gedankenstimmen zum größten Teil in den Griff bekommen.
Träume zeigen tatsächlich, dass esdich beschäftigt und du verarbeitest oft auch im Traum Dinge.
Carmen
 

Re: Ich kann nicht mehr, was soll ich machen?...

Beitragvon annaa » Mi. 11.02.2015, 08:50

Hinterfragen ist nur leider nicht so einfach, weil soo unbegründet sind meine Ängste ja garnicht...
Die Dinge können ja wirklich geschehen... :(

Danke das ihr mir so viele Tipps gebt :)
annaa
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Re: Ich kann nicht mehr, was soll ich machen?...

Beitragvon senta » Mi. 11.02.2015, 12:08

hi,
wenn du noch so lange auf deine Therapie (ambulant?) warten mußt,
dann kannst du dich zwischenzeitlich auch immer an eine psychiatrische Ambulanz wenden, damit du ggf. bei so starken Ängsten medikamentös versorgt werden kannst, das würde dir auch evtl. den Einstieg in die Therapie erleichtern.
senta
 

Re: Ich kann nicht mehr, was soll ich machen?...

Beitragvon Lightning » Mi. 11.02.2015, 15:59

annaa hat geschrieben:Hinterfragen ist nur leider nicht so einfach, weil soo unbegründet sind meine Ängste ja garnicht...
Die Dinge können ja wirklich geschehen... :(

Danke das ihr mir so viele Tipps gebt :)


Naja.. wie gesagt, einfach ist sowas nicht. Wie senta schon sagt, können Medis natürlich auch eine Hilfe sein, falls die Ängst sehr stark sind. Ich habe es großteils ohne Medis gelöst, weil ich zu starke Nebenwirkungen hatte.. wobei es in akuten Phasen auch nicht ohne Medis gegangen wäre. Und genau solche Gedanken wie du sie hier nennst.. sind nicht so gut. Da solltest du evtl. lernen, deine Sichtweise zu ändern. Wie wahrscheinlich ist es denn z.B., dass dich wer berührt, du krank wirst und dann stirbst, nur wegen dieser Berührung? Da geht die Wahrscheinlichkeit sicher gegen 0. Und dass man mal krank wird, ohne gleich zu sterben.. gehört wohl zum Leben. Das muss man irgendwie akzeptieren :)

Und die Schwierigkeit daran, Ängste zu bekämpfen ist wohl hauptsächlich, die richtigen Gedanken zum Bekämpfen der Angst zu finden.. oder die richtigen Gefühle.. und beides dann so mit der Angst zu verknüpfen, dass letztendlich die Angst gar nicht mehr aufkommt. Das hat im Prinzip etwas mit Neuprogrammierungen im Gehirn zu tun. Da gibt es ja auch die verschiedensten Dinge.. du kannst z.B. auch mal versuchen, etwas bestimmtes zu machen und diese Aktion mit einem Gefühl zu verbinden.. z.B. immer ein bestimmtes Lied hören, dass dich sehr glücklich macht.. und dabei evtl Daumen auf Ringfinger drücken oder sonstwas. Wenn man das oft genug macht, sollte irgendwann das Gefühl, dass man beim hören des Liedes hat, auch auftreten, wenn nur Daumen auf Ringfinger gedrückt wird (ist jetzt nur ein Beispiel).

Nach dem Prinzip kann man auch manche Ängste überwinden, wenn man die Ursache kennt. Dann müsste man "nur" der Ursache der Angst ein anderes Gefühl "zuweisen", als die Angst. Das ist natürlich auch leichter gesagt, als getan.. aber bei mir funktioniert es.
Lightning
 

Re: Ich kann nicht mehr, was soll ich machen?...

Beitragvon annaa » Mi. 11.02.2015, 16:49

Danke <3
Ich glaube ihr und dieses Forum könnt mir um einiges weiterhelfen <3
annaa
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