Tipps bei Angststörungen

Es geht hier um Angst- und Panikstörungen, Phobien (auch soziale Phobie) und Ängste im Allgemeinen.

Tipps bei Angststörungen

Beitragvon Mirai » Mi. 25.02.2015, 13:09

Tipps bei Angststörungen

» » » Wie kann ich mit dieser unendlich belastenden Angst umgehen?

Zuerst einmal lass dir gesagt sein, dass du mit deiner Angst nicht allein bist. Wenn du das Gefühl hast, dass dir das Herz zu zerspringen droht, dir extrem schwindlig wird oder du keinen klaren Gedanken mehr fassen kannst, dann versichere ich dir, dass du nicht der einzige Mensch bist, dem es so geht, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Angst ist keine Schande und der Leidensdruck kann unendlich hoch sein.

» » » Aber was kann man nun gegen die Ängste tun?

1. Rede mit jemandem darüber!

Reden kann eine große Erleichterung sein. Es erfordert zwar unendlich viel Mut, aber wenn man zumindest einem geliebten Menschen sagen kann, was einen quält, ist das schon sehr viel wert. Solltest du in deiner Familie nicht auf Verständnis treffen oder hast das Gefühl, dass die Angst deinen Alltag erheblich erschwert oder unmöglich macht, solltest du darüber nachdenken, zu einem Psychotherapeuten zu gehen. Mit etwas Glück bekommt man einen Ersttermin auch sehr zeitnah und es kann für die Seele sehr gut sein, wenn man nicht alles mit sich selbst aufmacht, weil man als Angstpatient auch oftmals Situationen völlig falsch bewertet.

2. Geh zum Arzt!

Zum Arzt? Ehrlich? Wegen meiner Angst? Und was ist, wenn ich nichts Körperliches habe?

Solltest du diese oder ähnliche Gedanken haben, dann geht es dir ähnlich wie mir und ich kann dir nur sagen, dass ich es bereue, nicht früher mit meinen Beschwerden zum Arzt gegangen zu sein. Es erfordert eine große Portion Mut, mit einer vermutlichen Angststörung zu einem Arzt zu gehen und sich durchchecken zu lassen, aber es gibt kaum ein schöneres Gefühl, als wenn man von einem Arzt versichert bekommt, dass man körperlich okay ist. Das lässt die Symptome vielleicht nicht verschwinden, aber man ist nicht mehr allein und man hat einen kompetenten Ansprechpartner. Je schlimmer die Angst wird, desto schwerer ist es, den Schritt zum Arzt zu wagen und das muss nicht sein.

» » » Was tue ich in konkreten Angstsituationen? Beispielsweise bei Panikattacken?

1. Halte dir immer vor Augen, dass die Angst nicht unendlich lange anhalten kann!

Panikattacken dauern in der Regel nur wenige Minute, können aber in manchen Fällen über zehn Minuten anhalten. Fakt ist aber, dass die Panikattacke nicht unendlich lange anhalten kann. Du fühlst dich in dieser Zeit sehr elend und hast akute Todesangst, aber wenn du Erfahrungen mit Panikattacken hast, weißt du, dass die Panik immer geht und das kann dir viel Macht über deine Panik geben.

2. Angst und Panik sind ein Teufelskreis, den man durchbrechen kann!

Angsteinflößende Gedanken und körperliche Symptome gehen Hand in Hand. Wenn du dich auf deinen Herzschlag oder deine Atmung konzentrierst, kann es dir sehr leicht passieren, dass du Angst bekommst und dir Gedanken darüber machst, dass dein Herz vielleicht zu schnell oder langsam geht. Halte dir dabei immer vor Augen, dass dein Herz nicht zerspringen kann, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Jedes Herzrasen hört irgendwann wieder auf und es gibt beim Puls ein Limit nach oben. An einer Panikattacke stirbt man nicht, auch wenn sie sehr unangenehm ist.

Im umgekehrten Fall kann es dir auch passieren, dass du vor einer unangenehmen Situation Angst hast, sich depressive Gedanken in dir breit machen oder du an etwas Unangenehmes denken musst. Auch das kann deine Angst anfeuern und dann lösen die Gedanken Unbehagen in dir aus, das unter Umständen deinen Herzschlag beschleunigt. Auch das kann Angst einflößen und der Teufelskreis kann somit an beiden Punkten anfangen. Du kannst den Teufelskreis aber durchbrechen, wenn du dir bewusst machst, warum du so reagierst, wie du gerade reagierst.

3. Negative Gedanken durch realistischere, positive Gedanken ersetzen!

Klingt unheimlich blöd, aber oft überkommen uns Gedanken, die bei näherer Betrachtung völlig unrealistisch sind. Man denkt, man fällt in Ohnmacht oder erleidet einen Herzinfarkt, wenn der Schwindel einsetzt oder man befürchtet, dass die Angst uns wahnsinnig macht und wir irgendwann den Verstand verlieren. In einem Artikel über Angst las ich sogar, dass manche Angstpatienten befürchten, an Schizophrenie erkrankt zu sein, weil die Ängste so überwältigend sein können.
Lass dir in der Hinsicht gesagt sein, dass Schizophrenie eine schwere psychische Störung ist, von der nur ein Bruchteil der Bevölkerung betroffen ist, während Angststörungen ein weit verbreitetes Phänomen sind und ein sehr viel größerer Teil der Bevölkerung irgendwann in seinem Leben von Angst betroffen ist.
Wenn du in Therapie bist, kannst du dich auch darauf verlassen, dass dein Therapeut es merken würde, wenn du Anzeichen für Schizophrenie zeigst.


<to be continued>
Mirai
 

Re: Tipps bei Angststörungen

Beitragvon Lightning » Mi. 25.02.2015, 19:38

Moin Mirai! ^^

Ich finde es gut, dass du darüber ein eigenes Thema erstellt hast.
Die Zeilen über "Herzschlag" und "Atmung" betreffend.. möchte ich noch hinzufügen, dass es mir auch oft geholfen hat, auf Herzschlag und Atmung zu hören und manchmal dazu zu zählen. Das hat mich zum Einen von anderen Gedanken abgelenkt und zum Anderen habe ich dadurch gezielt ruhig geatmet, und habe mich und teilweise auch den schnelleren Herzschlag dabei etwas beruhigt.

Evtl. könnte man auch noch eine gedankliche und evtl gefühlte "Flucht" oder Erinnerung an schöne Orte in deiner "Liste" unterbringen. Ob diese real oder erfunden sind, spielt dabei eigentlich keine Rolle.. hauptsache, man fühlt sich dort wohl.

Bezüglich positiver Gedanken habe ich während der akuten Phase der Schizophrenie z.B. auch gezielt zu einem negativem Gedanken möglichst viele positive Gedanken (mindestens 3-5) gebildet und diese positiven Gedanken auch immer weiter ausgebaut. Das hat zwar während starkem Gedankenrasen einiges an Kraft erfordert.. aber letztendlich sind irgendwann die positiven Gedanken automatisch mit in das Gedankenrasen eingeflossen.

Mirai hat geschrieben:An einer Panikattacke stirbt man nicht, auch wenn sie sehr unangenehm ist.

Meist hat man auch eher unbegründete Ängste. Ich habe mir auch oft selbst gesagt: "Immer habe ich Angst, aber mir ist eigentlich nie wirklich etwas passiert. Es gibt also keinen Grund, Angst zu haben." Oft habe ich auch selbst über mich lachen müssen und mich als "Schisser" bezeichnet, weil ich vor solch lächerlichen und "normalen" Dingen Angst hatte :P

Zudem können die Vorschläge, auch wenn man von einer (paranoiden) Schizophrenie betroffen ist, helfen. Also auch wenn man vom Arzt diese Diagnose bekommt, kann man Vieles noch über Gedanken in den Griff bekommen. Ich konnte trotz der Diagnose viele Ängste auch ohne Medis besiegen. Wie sagt man so schön.. "Es ist nur in deinem Kopf".. und der kann es auch besiegen ;)

Wenn du willst, kannst du ja das was du davon sinnvoll hältst in deinem ersten Beitrag einbauen @Mirai.. dann hätte man hier irgendwann eine nette Übersicht in einem Beitrag.

LG, Lightning
Lightning
 

Re: Tipps bei Angststörungen

Beitragvon Mirai » Mi. 25.02.2015, 21:25

Lieber Lightning,

danke für dein umfangreiches Feedback!

Es war auch so gedacht, dass der Eröffnungsbeitrag auch sehr viel ausführlicher wird und ich wollte auf jeden Fall auch noch häufige negative Gedanken rot markieren und dazu dann eine Vielzahl von positiven Gedanken grün darunter setzen. Mal schauen, wann ich die Zeit und Lust dazu finde. (:

Ich leide ja selbst unter Ängsten, aber mir hilft es, wenn ich rational mit der Angst umgehe. Gefühl und rationales Denken passen auch bei mir oft nicht zusammen, aber im Endeffekt weiß ich, dass ich nicht so ohne weiteres tot umfallen kann. Das Gefühl ist aber eben ein anderes, sonst gäbe es gar keine Panik.
Mirai
 

Re: Tipps bei Angststörungen

Beitragvon Lightning » Do. 26.02.2015, 20:46

Gern geschehen ;)

Was die Gefühle betrifft habe ich mir z.B. auch positive Gefühle zu den positiven Gedanken gemacht oder es zumindest versucht. Das vergesse ich oft zu erwähnen, weil es für mich irgendwie dazu gehört. Wie ich das geschafft habe, kann ich allerdings nur schwer bis gar nicht erklären.. es ist, als ob ich dann die negative Energie bzw. das negative Gefühl in Richtung Magen leiten würde und am Ende ein Gribbeln im Bauch spüre, ähnlich dem Verliebt sein. Wie gesagt.. irgendwie schwer zu erklären :P
Lightning
 

Re: Tipps bei Angststörungen

Beitragvon Mirai » Do. 12.03.2015, 12:32

Situation: Dein Herzschlag geht schneller und du brichst in Schweiß aus. Vielleicht wird dir auch etwas schwindlig.

Negativer Gedanke: Mein Herz wird immer schneller schlagen, bis es zerspringt. Mir werden irgendwann die Sinne schwinden und ich werde sterben.
Positiver Gedanke: Ich bin in Panik und deshalb schlägt mein Herz schneller, aber der Herzschlag wird sich selbst regulieren. Mein Herz kann nicht zerspringen.
Außerdem werde ich nicht in Ohnmacht fallen, denn ich bin noch nie in Ohnmacht gefallen und falls doch, habe ich mich von einem Arzt abklären lassen.


Situation: Du verstrickst dich in negative Gedanken. Dein Leben erscheint dir sinnlos, leer, nicht ausgefüllt. Du scheinst zu verzweifeln.

Negativer Gedanke: Diese Gedanken haben recht. Mein Leben ist wirklich sinnlos. Ich weiß nicht mehr ein noch aus. Die Angst bestimmt mich. Was hat das alles für einen Sinn, wenn ich gegen die Angst nicht gewinnen kann? usw.
Positiver Gedanke: Okay. Ich habe diese Gedanken, weil es mir psychisch nicht gut geht, aber ich entscheide selbst, wie viel Macht sie über mich haben.
Mein Leben sieht aktuell nicht so rosig aus, aber es kommen auch wieder bessere Zeiten. Ich muss mir mein Glück erkämpfen. Zur Not rede ich mit einem Therapeuten über Depressionen, falls mir das immer und immer wieder passiert. Ich habe es verdient, dass es mir besser geht.


Situation: Du hast Angst vor einem bestimmten Ereignis, auf das du dich eigentlich freust. Du kannst nur noch daran denken, dass deine Angst dich blamieren wird, wenn du hingehst. Solltest du wirklich hingehen oder die Angst gewinnen lassen?

Negativer Gedanke: Wenn ich hingehe, wird die Angst zuschlagen. Ich werde mich blamieren. Die Leute werden mich anstarren. Ich werde ausgelacht werden.
Positiver Gedanke: Tief durchatmen. Wie realistisch ist meine Annahme? Nicht sehr realistisch. Meistens ist es die Angst vor der Angst, die uns bestimmt. Selbst wenn ich eine Panikattacke bekommen sollte, ist es unwahrscheinlich, dass mich jeder auslachen wird. Panikattacken kann man nicht erzwingen. Sie kommen und gehen. Das ist Segen und Fluch zugleich. Ich werde hingehen und sobald ich durch die Tür trete, werde ich Spaß haben und es wird mir besser gehen. Ich weiß, dass das die Anspannung enorm lindern wird.


Feedback ist wie immer mehr als willkommen. Soll auch nicht mein Thread werden, sondern eine Hilfe für alle, die an Ängsten leiden.
Wenn genug Material zusammenkommt, werde ich Panvie mal anschreiben, damit er das zusammeneditiert. Bisher ist es aber noch eine Baustelle. (:
Mirai
 


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