Angst vorm Sterben?

Es geht hier um Angst- und Panikstörungen, Phobien (auch soziale Phobie) und Ängste im Allgemeinen.

Angst vorm Sterben?

Beitragvon Decaffeinated » Do. 18.10.2012, 00:03

Hallo ihr Lieben,

ich habe ein Problem dass mich seit ein paar Monaten stark beeinflusst..
Vielleicht erzähle ich zunächst, wie es dazu gekommen ist.
Ich hatte vor 4 Monaten einen Autounfall mit drei Freundinnen. Ich saß auf dem Beifahrersitz, wir sind von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum gefahren. Mir ist, außer Schmerzen im Nacken und ein paar blauen Flecken, nichts passiert. Zwei meiner Freundinnen haben sich auch nur leicht verletzt, aber die, die hinter mir saß und an deren Seite der Baum aufgeprallt ist, hat geschrien, aus dem Mund geblutet und war eingeklemmt. Wir dachten alle, sie wird sterben. Ich habe alles geregelt, den Notarzt gerufen, alles. Die andern waren total fertig und dazu nicht mehr in der Lage.
Im Krankenhaus haben wir dann erfahren, dass sie sich 'nur' beide Schlüsselbeine gebrochen hatte und aus dem Mund geblutet hat, weil sie sich auf die Zunge gebissen hat und nicht wegen inneren Verletzungen.

Ich habe jetzt seit fast einen Jahr meinen Führerschein und habe seit dem Unfall totale Angst vorm Autofahren. Wenn ich selbst fahre, also während des Fahrens, ist es nicht schlimm, aber davor mache ich mir immer so viele Gedanken, was wäre wenn ich jetzt einen Unfall baue, was ist mit meinen Eltern, meinem Freund.. Und am schlimmsten ist bei jemandem mitzufahren.. Ich hab mich bei dem Unfall so hilflos gefühlt und das Gefühl kommt immer wieder.. teilweise bekomme ich sogar Angstzustände, wenn ich bei jemandem mitfahre, der ein bisschen risikofreudiger fährt.

Ich weiß einfach, wie schnell so ein Unfall passieren kann und ich habe so wahnsinnige Angst davor, dass es wieder passiert, dass ich sogar ständig vermeide Auto zu fahren und dadurch viel verpasse. Ich will leben, ich will die Menschen die ich liebe nicht zurücklassen, wenn ich sterbe. Ich weiß man kann nie sagen, was passieren wird und es besteht bei allem ein gewisses Risiko, aber es geschehen jeden Tag so viele Unfälle, dass mir vor jeder Autofahrt in den Kopf schießt, dass ich jetzt sterben könnte.

Das seltsame ist für mich, dass ich früher den Wunsch hatte zu sterben und suizidgefährdet war. Aber jetzt wo ich wirklich erlebt habe, wie schnell es zu Ende sein kann, ohne dass man die Kontrolle darüber hat, habe ich schreckliche Angst davor. Ich will die Kontrolle über mein Leben nicht abgeben, ich kann das einfach nicht.
Ich zwinge mich jedes Mal Auto zu fahren bzw. mitzufahren, weil ich weiß, dass es nur schlimmer wird, wenn ich erstmal anfange, diese Angst auszuleben.
Nun habe ich Angst davor, dass mich diese Angst vor dem Autofahren irgendwann beherrscht und ich gar nicht mehr aus dem Haus gehe. Ich will nicht, dass alles außer Kontrolle gerät, aber ich habe das Gefühl ich bin nur noch einen Schritt von diesem Abgrund entfernt.
Niemand in meinem Umkreis versteht mich und diese Angst, alle sagen mir immer wieder, dass sowas immer passieren kann und ich übertreibe und mich da in etwas hineinsteigere. Vielleicht tue ich das ja, aber was spielt das für eine Rolle, wenn es mich fertig macht und mein Leben bestimmt?

Danke fürs Lesen und vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder kann mir Tipps geben, ich wäre über jeden Ratschlag und jedes liebe Wort dankbar.

liebe Grüße
Decaffeinated
Decaffeinated
 

Re: Angst vorm Sterben?

Beitragvon lieselotte » Sa. 20.10.2012, 14:27

Decaffeinated hat geschrieben:Ich habe jetzt seit fast einen Jahr meinen Führerschein und habe seit dem Unfall totale Angst vorm Autofahren. Wenn ich selbst fahre, also während des Fahrens, ist es nicht schlimm, aber davor mache ich mir immer so viele Gedanken, was wäre wenn ich jetzt einen Unfall baue, was ist mit meinen Eltern, meinem Freund.. Und am schlimmsten ist bei jemandem mitzufahren.. Ich hab mich bei dem Unfall so hilflos gefühlt und das Gefühl kommt immer wieder.. teilweise bekomme ich sogar Angstzustände, wenn ich bei jemandem mitfahre, der ein bisschen risikofreudiger fährt.


Hallo Decaffeinated,
normalerweile gehört das ganze Unfallpersonal zur Traumabehandlung. Gibts bei Euch keine psychologische Beratungsstelle? Eine solche Erfahrung sollte aufgearbeitet werden. Grade weil Du schon deutlich in die falsche Richtung unterwegs bist.

Das Gefühl als Beifahrer, also die machtlose Rolle zu haben, ist der springende Punkt. Du hast den Unfall nicht verursacht, den Fehler haben andere gemacht. Trotzdem steckst Du mit drin und das verunsichert enorm.
Die Furcht ist jetzt die, dass andere Leute ständig Fehler machen. Gehst Du nur vor die Tür, es könnte Dich wieder schuldlos erwischen.
Dieses Denken ist nicht produktiv. Trotz aller Vorsicht, ohne Fehler kommt keiner durch den Tag. Das heisst aber deswegen noch nicht Unfall oder Tod. Das heisst im Regelfall vielleicht eine mittlere Peinlichkeit oder ein dummer Streit.

Wäre ich in der Situation, ich würde nur mit handverlesenen Leuten mitfahren, die mir meine Empfindung abkaufen und darauf Rücksicht nehmen. Vertrauenswürdige Leute halt. Alles andere muss mit der Zeit von Dir selber kommen.

Halt die Ohren steif.
lieselotte
 

Re: Angst vorm Sterben?

Beitragvon Atisha » So. 21.10.2012, 06:45

Das Leben ist ja ein Schulungsweg und dieses Ereignis soll dir vielleicht in deiner Entwicklung helfen.
Versuche dein Bewusstsein zu verändern und Erkenntnisse zu gewinnen, welche du ohne die Angst nicht hättest.
Nehme es spirituell auf, vielleicht entwickelst du deine Liebe zum Leben und zu dem was dich umgibt und lässt damit der Angst keinen Raum mehr. Weißt du wir leben alle um wirklich Lieben zu lernen. Das sind erstmal nur Worte, aber du kannst jetzt den Weg gehen, das wirklich umzusetzen.
Atisha
 

Re: Angst vorm Sterben?

Beitragvon notorius » Di. 22.01.2013, 03:41

Verstehe den Sachverhalt vollkommen und ich kann ihn gut nachvollziehen.

Aber es gibt eine Hoffnung , die nennt sich Vertrauen.

Schliesse als Beifahrer einfach die Augen, solange es geht und zähle die Sekunden die du durchhälst.

Fange am besten mit jemandem an, der dein Vertrauen geniesst und berichte ihm, während du auf dem Beifahrersitz bist, was du im Augenblick empfindest.

Wenn du es nicht mehr aushälst, mache einfach die Augen auf. Irgendwann wirst du wieder "blind vertrauen" können, wie vor dem Unfall, da bin ich mir ganz sicher.

Du könntest dir auch einen Tag lang vornehmen, dich morgens auf eine Bank zu setzten und den Verkehr einen ganzen Tag lang zu beobachten.
notorius
 


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