von Eva Green Juice » Mo. 06.10.2014, 10:08
VORSICHT ---- TRIGGER !!!!!
Jetzt bin ich total verwirrt? Ich war auch ein Opfer sexualisierter Gewalt aber es war ganz anders. Wo gehoere ich jetzt hin?
Erst habe ich -unbewusst wohl- mitgekriegt wie meine Mutter von einem Besatzungssoldat, der sich bei uns einquartiert hat, waehrend mein Vater in der Kriegsgefangenschaft war, vergewaltigt wurde . Dann bin ich - zusammen mit meiner Familie und allen Anderen- zwei Jahre lang fast verhungert. Ich wurde ins Ausland geschickt, um mich vom Verhungern zu erholen. Meine Familie blieb zurueck, Zwischen dem Ausland und daheim war ein Eiserner Vorhang. Das Telefonieren war von der Besatzungsmacht verboten worden. Ich war ganz allein im Ausland. Ich war 6 Jahre alt und konnte noch nicht lesen und schreiben. Ich war 5 Wochen bei meiner Gastfamilie. Die hatten einen 15 jaehrigen Sohn, der mich vom ersten Tag an gequaelt hat. Es ist schnell eskaliert und hat auch sexuelle Toene angenommen. Er wollte mir immer die Fuesse waschen, hat mir nachts das Bettzeug weggerissen und wollte mich immer baden und hat mich auch oft gebadet (natuerlich nackt). Dabei hat er mich immer gequaelt und mir weh getan.
Eines Tages als die Eltern nicht zuhause waren hat er mich gefoltert. Dabei hatte er eine Erektion. Er hat sich sprichwoertlich an meinem Koerper und meinen Schmerzen aufgegeilt. Ich bin dann nach einiger Zeit Folter vor Schmerzen ohnmaechtig zusammengebrochen. Ich habe dies als Todeserfahrung empfunden. Er hat mich dann immer noch ohnmaechtig in sein Zimmer getragen. Ich vermute, dass er mich vergewaltigt hat oder es versucht hat.
Von der Folter hatte ich lebensbedrohliche - nicht sexuelle- Verletzungen erlitten. Die Leute versuchten jedoch das Ganze zu vertuschen, haben keinen Arzt gerufen, obwohl ich zwischen Leben und Tod war, und der Taeter hat mich gezwungen zu sagen, ich haette mir meine lebensbedrohlichen Verletzungen ( nicht sexueller Natur, moeglicherweise hatte ich aber auch sexuelle Verletzungen) selbst zugefuegt.Nach zwei weitern Wochen bin ich dann doch im Krankenhaus gelandet wo ich zum Teil von den Schwestern und dem Arzt als "Auslaenderin" seelich misshandelt wurde. EIne aussenstehende Frau hat mir das Leben gerettet und die Folter angezeigt. Es kam dann zu einem Gerichtsverfahren und der Taeter hat die Folter zugegeben. Es hat niemand gemerkt, das die Folter in Wirklichkeit ein Sexualverbrechen war oder dass sich hinter der Folter ein Sexualverbrechen versteckte. Es kam einfach niemand auf den Gedanken (nehme ich an) . DIe koerperlichen -nicht sexuellen- Verletzungen waren so schlimm, dass alles sich nur um diese gedreht hat. Ich habe dafuer ca 20 Operationen gebraucht.
Dass das mir angetane Trauma sexualiserte Gewalt war (und nicht " einfache" sadistische Gewalt ) habe ich erst viele viele Jahre spaeter als Erwachsener entdeckt. Das heisst,ich habe nach vielen Jahren ein zweites an mir begangenes Verbrechen entdeckt. Ich werde diesen TAg nie vergessen. Als ich das entdeckt habe, ist mir ein Riesen Stein von der Seele gefallen: "Jetzt kannst Du endlich heilen. Da sitzt schon all die Jahre ein Schrapnell in Dir, das DIch quaelt, und jetzt kann es entfernt werden". Ich war 3 Monate lang wie vom Zug angefahren. Es war wie ein Schlag in den Solar Plexus und gleichzeitig eine grosse Erleichterung und Hoffnung.
(Ich habe dann spaeter noch ein drittes Verbrechen entdeckt, das mit dem Vertuschen zusammenhaengt und hier nicht relevant ist.)
Seit meiner Entdeckung habe ich immer gedacht, ich gehoere in die community der missbrauchten Kinder, wir haben die gleichen Erfahrungen , wir sprechen die gleiche Sprache. Es hat mir geholfen, das ganze irgenwie einzuordnen. Denn das Trauma hat meine Partnerwahl und meine Sexualiataet, ganz stark gepraegt.
Aber nachdem ich diese Einfuehrung gelesen habe, wird mir wie in einem Blitzschlag klar, dass das nicht stimmt. Ich wurde nicht verfuehrt, es war eine andere Dynamik, es war reine Gewalt, ploetzlich, es war auch in einem anderen Land, (zwar bei Leuten, die Eltern und Famiienstelle uebernommen hatten). Das Vertuschen wurde genau so brutal gehandhabt, durch den Taeter, die Familie, das Krankenhaus, das auslaendische Rechtsystem, wie die Tat selbst. Ich war ins Paradies geschickt worden , bin in der Hoelle gelandet, und dann an Seele und Koerper schwer verletzt und entstellt, zurueck in mein eigenes Land und in meine wirkliche Familie zurueck katapultiert worden. (meine Geburtsfamilie hat sich um den koerperlichen Schaden gekuemmert, waren aber selbst vom Krieg, und von meinem Trauma so schwer traumatisiert, dass sie mich mit meinem seelischen Schaden alleingelassen haben. Ich habe ueberlebt, sogar halbwegs produktiv)
Jetzt (nachdem Lesen der obigen Erklaerung) kann ich das, was die sexualiserte Gewalt meiner sexuallen Identitaet und meinem Selbstverstaendnis angetan hat, nicht mehr einordnen. Es HAT meine Sexualitaet und Identiat , ja mein ganzes Leben auesserst stark bestimmt; ( mein erster Freund, an den ich meine Unschuld verloren habe, war aus dem gleichen -anderen- Land , der gleichen auslaendischen Stadt, sprach die gleiche -auslaendische - Sprache, war auch sadistisch und sah dem Taeter wie aus dem Gesicht geschnitten aehnlich und der sexuelle Kontakt mit ihm war der Ausloeser zweier Selbstmordversuche, (all das Jahre bevor ich wusste, dass das Folter=Verbrechen in Wirklichkeit ein Sexualverbrechen war) alle meine Maenner, einschliesslich meines Ehemanns, sahen dem Taeter aehnlich, der zufaellig wohl auch eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Besatzungsoldat hatte. Warum habe ich mir diese Maenner ausgesucht, wenn ich noch nicht einmal bewusst wusste, dass das Folter-Verbrechen in Wirklichkeit ein Sexualverbrechen war? Warum hat mich der sexuelle Kontakt mit dem"Zwilling" meines TAeters in den Selbstmord getrieben, wenn ich waehrend der sexualisierten Gewalt (im ZImmer des Taeters) waehrend der Folter ohnmaechtig war? Und mir das ueberhaupt erst ein halbes Menschenleben spaeter bewusst wurde? Und all die Jahre "mein" Trauma als "die Folter" und nicht als "das Sexualverbrechen" identifizierte ?) (Dies ist nicht meine Frage zum eigentlichen Thema, sondern ein Seitengleis).
Help! Ich kann' s nicht einordnen und ich kann es jetzt nicht mehr verstehen.Die Dynamik scheint anders zu sein, oder ist es doch die gleiche und ich kann die Gemeinsamkeiten nicht erkennen? War dann die sexualiserte Gewalt, die mir angetan wurde, kein Missbrauch? Sondern etwas anderes? GIbt es eine andere Kategorie in die das mir Angetane einzuordnen ist? Oder ist mein Fall ein Sonderfall des Missbrauchs und gelten dann andere "Regeln" (mit deren HIlfe ich das Geschehen verstehen koennte)? (Vielleicht sexualiserte Gewalt gegen Saeuglinge und Kleinstkinder, die sich ja auch nicht daran erinnern koennen, weil ihr Gehirn noch nicht so weit ausgereift ist, dass es Erinnerungen bilden kann)
Danke
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