von Wächterin » Mi. 03.08.2016, 21:45
Grüß dich,
ich wusste und weiß wie es dir dabei geht. Eines morgens komme ich in die Gruppentherapie und die Therapeutin sagt zu mir:
"Ach,sie sehen heute aber frisch und gut aus. Schön, das es Ihnen besser geht."
Manchmal hasse ich mein Gesicht. Mir ging es damals an dem Tag richtig dreckig, so richtig schlimm und kaum zum aushalten.
Ich sprach, dann später noch mir ihr, wie es mir wirklich ging und warum sie dachte, dass ich gute gelaunt wäre.
Sie sagte, weil ich ein blasser Mensch bin und immer lächle. Ich lächel aus Höflichkeit. Wenn mich jemand anlächelt,
dann lächel ich zurück oder einfach so.
Früher war ich immer die mit dem besten Humor, die Starke und Unerschütterliche.
Das bin ich jetzt nicht mehr, weil ich gelernt habe, zuerst sich um mich selbst zukümmern.
Und dann kommen die anderen. Was mir oft aufgefallen ist, dass es Menschen gibt, die nach außen hin Aufmerksamkeit brauchen.
Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber es gibt eben auch Menschen, die ihr Leid mit der ganzen Welt teilen und dann gibt
es zum Beispiel mich, die lächelt, weil sie höflich ist, die schweigsam in der Gruppe ist und zuhört, die lacht, weil der Humor ihr Lebensretter ist. Was bleibt in dunklen Zeiten denn mir, außer meinem Humor. Und dann gibt es auch die Menschen, die nicht verstehen,
dass Erfahrungen und Schmerzen rein subjektiv sind und dennoch meinen Sie zu sagen: Du hast doch keine Ahnung von nichts, mein Trauma ist das allerschlimmste von allen und ich leide doch so.
Das bin ich auch nicht. Ich leide nach innen und nicht nach außen. Darum merken viele nicht, wie es mir wirklich geht. Doch im
letzten Jahr habe ich dazu gelernt, mich selbst bewusster wahrgenommen, mein Verhalten analysiert und verstanden, dass ich keine Maske aufsetze, sondern dass das Persönlichkeitsanteile (Facetten) von mir sind, die ich benutze um eine Situation durchzustehen oder mich selbst zu schützen. Das die Therapeuten mich anfangs nicht durchschaut haben, lag daran das ich gut geübt war, diese Facetten von mir zu zeigen.
Doch so oder so, muss auch ein Therapeut dich erstmal kennen lernen und meine jetzige durchschaut mich langsam schon ganz gut.
Was mir bleibt, wenn ich nach innen leide, ist der fleiß und der Humor und die anderen Denken, das es mir gut gehen würde und ich auf dem besten Weg der Genesung bin. Dabei ist es genau anders herum. Im Endeffekt muss man sich eingestehen auch mal sagen zu dürfen: Nein, heute gehts mir nicht gut und die Kraft nicht für den Schein auszugeben, sondern für das Sein und sich Strategien zu recht legen, wie man selbst es überstehen kann. Ich weiß ich schweife ab. Allgemeines Problem von mir.
Aber ja, ich kenne das nur zu gut.
Liebste Grüße
Optimist in halb voller Badewanne ertrunken.
In der Ruhe liegt die Kraft und Geduld ist eine Tugend.
Nimm die Menschen wie sie sind. Es gibt keine anderen.
Mut ist, den Möglichkeiten mehr Glauben zu schenken als dem Erlebten.