Was rate ich meinem Partner wenn ich PTBS habe?

Thematik dieses Forums: Dissoziationen wie Depersonalisation, Derealisation und andere dissoziative Zustände sowie Traumata und ihre möglichen Folgen, so wie u.a. auch die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die akute Belastungsreaktion oder die Dissoziative Identitätsstörung (DIS) bzw. Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS).

Was rate ich meinem Partner wenn ich PTBS habe?

Beitragvon trouble » Mo. 24.10.2016, 20:13

Hallo.

Ich bin mit meinem Freund seit 2 Jahren zusammen und er ist mein erster "normaler" Freund.
Mit 13 und 16 wurde ich vergew*ltigt und mein Therapeut hat PTBS bei mir diagnostiziert.
Unsere Beziehung steckt in einer riesigen Krise.
Ich habe ihm von Anfang an gesagt, dass ich Probleme habe und welche Probleme ich habe, weil ich wollte, dass er weiß worauf er sich einlässt.
Mit Sex hatte ich von Anfang an Probleme, aber ich hatte eine zu große Angst über meine Gefühle zu sprechen und eigentlich ging es das erste halbe Jahr auch ganz gut.
Sogar so gut, dass ich nicht verklemmt war, sondern experimentierfreudig. Ehrlich gesagt hab ich ihn dahin gelenkt, dominant zu sein, denn ich konnte Sex eigentlich nur gut ertragen, wenn ich das Gefühl habe ein Objekt zu sein. Sobald ich merkte, dass ich ein Mensch bin, war ich plötzlich raus aus meinem Körper und sah auf mich herab und sah mich selbst als 13 Jähriges Mädchen. Dann kam der Flashback. Immer wieder.
Ich hab ihn natürlich anfangs gesagt, dass ich einfach darauf stehe, wenn er mich dominiert, aber irgendwann hat er sich beklagt, dass er sich auch mal begehrt fühlen will.
Und je mehr ich auf in zugehen musste, was Sex angeht, desto weniger konnte ich Berührungen zulassen.
Er setzte mich dann nur noch unter Druck, dass er noch nie so wenig Sex in einer Beziehung hatte, dass ich ihn nicht zufrieden stellen kann und wenn ich mich nicht ändern würde, würde er mich verlassen.
Ich hab ihn auch schon immer mehr online dabei erwischt zu flirten, sogar fast Treffen mit anderen Frauen zu planen.
Früher hat er sogar Sex mit mir gehabt obwohl ich nicht wollte, ich stand unter Tränen, steif wie ein Brett, er hat es einfach nicht verstanden.
Das wurde dann immer schlimmer. Und seit circa einem halben Jahr stecke ich wieder voll im Trauma drin, ich kann überhaupt keinen Sex mehr ertragen, kriege sofort Heulkrämpfe, Flashbacks und erkenne meinen Freund nicht mehr, sein Gesicht ist plötzlich nicht mehr seins, sondern das meines Vergew*ltigers sobald er mich anfasst.

Mittlerweile ist Sex ein Tabuthema und jedigliche Zärtlichkeiten eingefroren.

Ich spüre, dass er immer unzufriedener wird und es bald nicht mehr aushalten wird. Das Gefühl, ihn nicht glücklich zu machen macht mich so hasserfüllt gegenüber mir selbst.

Ich weiß nicht mehr was wir tun sollen, wie er sich verhalten soll. Aber ich weiß, dass wenn er mir fremdgehen würde (und er hat seine Exfreundinnen alle schon betrogen), gehe ich kaputt.
brand new day, cant get worse.
trouble
Neues Mitglied
 
Beiträge: 7
Registriert: Fr. 16.01.2015, 20:51

Re: Was rate ich meinem Partner wenn ich PTBS habe?

Beitragvon Manni » Di. 25.10.2016, 12:21

Hallo trouble,
ich habe eine Bekannte, die ich sehr mag, was sie auch weis. Wir haben uns im August 2016 kennengelernt. Sie hat mir sehr viel erzählt. Auch das wodurch sie PTBS bekommen hat, warum sie sich von ihrem Mann getrennt hat. Ihre Privatinsolvenz. was sie an Geld zur Verfügung hat. Sie ist seit Anfang September in einer Therapie (Tagesklinik) nach ca. 2 Wochen Therapie hat sie sich mit den Worten: geh weg las mich in Ruhe vom Balkon herunter verabschiedet. Seit dieser Zeit sucht sie aber immer wieder den Blickkontakt zu mir. Nach ca 7 Wochen hat ihr Körper auf die Therapie reagiert. Nun liegt sie im Krankenhaus (Lungenentzündung). Da sie zwei süße Mädchen hat, für die sie Therapie hauptsächlich macht (leben zur Zeit beim Vater) hat sie mich vorläufig (so hoffe ich) ausgesperrt. Es kann natürlich auch sein, das es bei ihr ganz schlimm triggert oder die TherapeutenInnen ihr geraten haben, die Situation so herzustellen wie sie jetzt ist. Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Wir haben bis jetzt keinen Sex gehabt. Sie hat mir nur gesagt das ihr noch Ehemann täglich wollte. Das nur zum Verständnis.
Nun zu deiner Situation. Wenn dein Freund dich wirklich liebt, was man nach 2 Jahren annehmen sollte, verstehe ich sein Verhalten überhaupt nicht. Er müsste sich doch eigentlich schon längst mit der Krankheit auseinandergesetzt haben (so wie ich). Rate ihm doch einmal, wenn er dich gern hat, sich mit dir Informationen zu holen (Internet, Bücher usw.). Dann kann er sich informieren, was weshalb und warum du so reagierst. Es ist für Angehörige und PartnerInnen wichtig zu wissen wie man reagieren soll, damit die Beziehung Bestand haben kann. Ich weis nicht wie alt du jetzt bist. Versuch doch mal über deinen Arzt eine Therapie zu bekommen. Ich für meinen Teil bin eigentlich guter Dinge (wenn dein Freund dich mag),
das er das hinbekommt und sich der Situation stellt.
Viel Glück auf deinem weiteren Weg!
Wenn Fragen sind her damit. Ich bin zwar nicht Betroffener, aber doch Betroffen (vor lauter Liebe).
Manni
Mitglied
 
Beiträge: 24
Registriert: Sa. 15.10.2016, 15:28

Re: Was rate ich meinem Partner wenn ich PTBS habe?

Beitragvon Manni » So. 13.11.2016, 14:42

Hallo. Meine Bekannte ist aus dem Krankenhaus entlassen. Bei einer Bastelstunde (für Kinder) war sie mit ihren beiden Mädels auch dabei. Wir haben uns ganz normal unterhalten. Dann kam von ihr der Auftrag Süßigkeiten zu besorgen. Habe ich gemacht. Nur bringen durfte ich sie nicht. Beim Einkaufen getroffen. Hallo gesagt und Antwort erhalten. Auf die Frage ob sie mit nach Hause fahren wolle, kam ein klares nein.
Jetzt weis ich nicht, wie ich die Situation bewerten soll. Bin für jede Antwort dankbar.
Manni
Mitglied
 
Beiträge: 24
Registriert: Sa. 15.10.2016, 15:28

Re: Was rate ich meinem Partner wenn ich PTBS habe?

Beitragvon Ruby » So. 13.11.2016, 17:40

Hallo lieber Manni,

grundsätzlich solltes Du jedes Nein von ihr akzeptieren und respektieren. Wahrscheinlich wäre es auch falsch, wenn Du sie nach einem Nein auf irgendeine Weise weiter bedrängst, und sei es von Deiner Seite her noch so lieb und fürsorglich gemeint. Begegne ihr einfach weiterhin nett und lieb, ohne dabei zu fordern. Falls sie Interesse an Dir hat, hätte sie so die Möglichkeit, selbst auf Dich zu zu gehen. Zeig einfach, dass Du für sie da wärst, falls sie Deine Hilfe braucht. Aber bedränge sich deswegen nicht. Hab viel Geduld mit ihr.

Ganz lieben Gruß
Ruby
"Wenn Dir das Leben eine Zitrone gibt, mach Limonade draus."
"If you change nothing, nothing will change!"
Benutzeravatar
Ruby
Moderator
 
Beiträge: 921
Registriert: Sa. 23.01.2016, 08:11
Wohnort: Landkreis Aurich

Re: Was rate ich meinem Partner wenn ich PTBS habe?

Beitragvon Manni » Mo. 14.11.2016, 09:00

Hallo Ruby

Vielen Dank für deine Hilfestellung. Ich habe zu der Situation noch eine Frage (an alle). Vor der Therapie hat sie, wie oben geschrieben, alles erzählt. Zu ihrer Familienhilfe hat sie gesagt, das ich da wohne. Diese meinte daraufhin: Hoffentlich weis er was auf ihn zukommt. Nun zu meiner Frage: Ist nach der Therapie eigentlich alles anders? Was geschieht während der Therapie?
Bin für alle Antworten Dankbar. Ich mache mich zwar schlau (Bücher, Internet), aber Antworten von Menschen die es erlebt haben sind mir sehr wichtig.
Manni
Mitglied
 
Beiträge: 24
Registriert: Sa. 15.10.2016, 15:28

Re: Was rate ich meinem Partner wenn ich PTBS habe?

Beitragvon Mäuschen » Mo. 14.11.2016, 19:41

Hey Manni, ich fände es glaub cool, deine Fragen in einem extra Beitrag zu bearbeiten und diesen hier für Trouble ersteinmal zu lassen bzw bei dem Thema zu bleiben ;) Deins geht ja schon ein wenig in ne andere Richtung...

@Trouble: ich finde es extrem schwierig, was du schreibst... Sex den du nicht möchtest, nennt man eigentlich V*. Vielleicht würde man damit vor Gericht nicht durchkommen und ich weiß, dass es viele unmöglich finden, zu schnell von ner V* zu sprechen. Aber was ist denn eine V* eigentlich?! Es ist Sex, bei dem ein Teil der Betroffenen nicht zu stimmt. Man muss dann vielleicht nochmal unterscheiden, hatte der andere die Möglichkeit, es zu merken oder nicht. Aber eigentlich ist es nichts anderes als ne V*! Und da stellt sich für mich die Frage, was ist das für eine Beziehung, wo der eine Partner den anderen zwingt?! Sicherlich kann man mal sagen, ok, ich habe jetzt nicht die mega Lust, aber für meinen Partner mache ich mit. Gehört für mich in einer Beziehung auch dazu, dass man das mal (!) macht. Aber wenn es häufiger vorkommt und man wirklich nicht will, hat der Partner das zu respektieren!

Anderes Thema, das du angesprochen hast: Ist es wirklich ne richtige Beziehung, wenn die Basis eigentlich nur die Sexualität ist?! Und so hört es ich für mich an. Er macht es an dem Thema fest, ob er mit dir zusammenbleiben wird oder nicht. Geht für mich gar nicht... Sicher, Sexualität gehört in eine Beziehung rein und ist wichtig, aber sollte es wirklich das Entscheidende sein?! Ich finde, du bist mehr wert :wink:

Zum Vergleich meine Siutation: Mein Ehemann (vorher gibt es bei mir eh keinen Sex...) wird wohl irgendwann so ziemlich ganz auf Sex verzichten müssen... Zumindest ist das der momentane Stand. Kann natürlich sein, dass sich das mit dem richtigen, liebenswürdigen Partner noch ändert. Ich kann es mir nämlich absolut nicht vorstellen, irgendwann einmal ne normale Sexualität leben zu können. Geht einfach nicht... Und entwerder liebt er mich so, dass er darauf eingehen kann oder er ist leider einfach nicht der richtige. Denn für mich wären es einfach fortlaufende V*ungen... Natürlich würde ich ihm mal nen Gefallen tun oder so. Aber viel mehr wird wohl nicht gehen werden... Die Frage ist nur, ob er es überhaut wöllte, dass ich ihm nen Gefallen tue oder ob er dann nicht ganz verzichtet.

Um das Thema Sex in einer Beziehung mal in einem anderen Licht zu betrachten: Ich weiß, dass ist inzwischen etwas fast undenkbares. Aber eine Beziehung kann auch ohne Sexualität funktionieren! Und ich kenne sehr viele Menschen, für die es selbstversäntlich ist, dass man bis zur Ehe wartet und für viele heißt dass, dass sie ihr erstes Mal sehr spät haben werden, weil sie entweder erst spät nen Partner haben oder der Abstand zwischen Beziehungsbeginn und Hochzeit eben ein sehr großer ist. Und das funktioniert :wink: Ist ja auch ein Übungsfeld, Probleme in der Beziehung auszuhalten...

Also: Wenn du nicht möchtest, dann hat er das zu respektieren! Und es geht auch ohne... Wenn das für ihn nicht denkbar ist und er schon solche Andeutungen macht, dass er dich dann verlässt, würde ich mich fragen, ob er dich wirklich liebt und der richtige für dich ist... Auch wenn es bestimmt schwer ist :cuddle:

Raten würde ich ihm gar nichts ;) Erkläre ihm, was es bedeutet, eine PTBS zu haben, wie sich das auf deine Sexualität auswirkt, was du beim Sex empfindest usw. Und entweder kann er sich darauf einlassen oder eben nicht. Und dann ist es besser, es möglichst schnell zu beenden. Finde es aber auch erschreckend, dass es bei ihm quasi "normal" ist, fremzugehen. Würde ich nicht mit mir machen lassen...
Mäuschen
Vielschreiber
 
Beiträge: 373
Registriert: So. 14.02.2016, 18:54

Re: Was rate ich meinem Partner wenn ich PTBS habe?

Beitragvon Manni » Mo. 14.11.2016, 21:04

Hallo Mäuschen,
vielen Dank für deine Kritik. Wie könnten deiner Meinung nach das Thema des Beitrages lauten?
Manni
Mitglied
 
Beiträge: 24
Registriert: Sa. 15.10.2016, 15:28

Re: Was rate ich meinem Partner wenn ich PTBS habe?

Beitragvon Mäuschen » Mo. 14.11.2016, 21:11

das war keine Kritik Manni ;) Nur ein Vorschlag... Bei dir ist es glaub genau das gegenteilige Thema: Also "Was mache ich, wenn eine mir wichtige Person eine PTBS hat?!"
Mäuschen
Vielschreiber
 
Beiträge: 373
Registriert: So. 14.02.2016, 18:54

Re: Was mache ich, wenn eine mir wichtige Person PTBS hat?

Beitragvon Manni » Mo. 14.11.2016, 21:55

Hallo,
auf Anregung eines Mitglieds mache ich dieses Thema auf.
Wie in meinen anderen Beiträgen zu lesen ist, ist mir diese Person Wichtig. Sie hat mir, bevor sie in Therapie ging sehr viel von sich erzählt. Nach Therapiebeginn wurde ich von ihr quasi verbannt. Ihre Kinder durften auch nicht mehr mit mir reden. Wie in den anderen Beiträgen erwähnt, darf ich nun wieder mit den Kindern reden. Aber bei ihr reicht es nur für ein Hi oder Hallo. Sie weiß das ich sie sehr mag. Wer von euch hat Erfahrung mit solch einer Situation? Bin für jede Info dankbar!
Manni
Mitglied
 
Beiträge: 24
Registriert: Sa. 15.10.2016, 15:28

Re: Was rate ich meinem Partner wenn ich PTBS habe?

Beitragvon Mäuschen » Mo. 14.11.2016, 21:58

hihi, du hast nun den Betreff geändert, nicht aber ein neues Thema erstellt :wink: Geh mal aus diesem Thema komplett raus und dann drücke auf Thema erstellen. Dann hast du dein eigenes Thema :D
Mäuschen
Vielschreiber
 
Beiträge: 373
Registriert: So. 14.02.2016, 18:54

Re: Was rate ich meinem Partner wenn ich PTBS habe?

Beitragvon Manni » Mo. 14.11.2016, 22:04

Hi Mäuschen,
hab meinen Fehler auch bemerkt und um Verschiebung des Themas gebeten.
Manni
Mitglied
 
Beiträge: 24
Registriert: Sa. 15.10.2016, 15:28


Zurück zu Dissoziationen, Trauma/PTBS und MPS/DIS

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste