Kaum Bedürfnis nach Kontakt zu Menschen...

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Kaum Bedürfnis nach Kontakt zu Menschen...

Beitragvon Schneekatze » Fr. 15.10.2010, 19:07

Hallo an alle im Forum!

Ich weiß gar nicht wo oder eher wie ich einen Anfang finden soll. Ich muss mir einfach mal meine Gedanken und Sorgen vom Herzen schreiben. Ich kann mit niemanden in meiner Umgebung darüber sprechen. Auch, weil ich Angst habe, dass sie sich dann zu große Sorgen um mich machen und mich dann betüdeln, was ich keineswegs möchte.

Nun es ist so:
Schon seit einigen Wochen verspüre ich kaum/selten ein Bedürnis nach Kontakt zu anderen Menschen. Von mir aus rufe ich auch nie jemanden an oder schreibe eine SMS etc. Ich bin auch sehr schnell genervt, wenn jemand Kontakt zu mir aufnimmt, weil ich viel lieber mit mir alleine bin und mich mit meinen eigenen Gedanken befasse. Ich rede auch nicht mehr gerne und um ehrlich zu sein interessiert mich auch das meiste Gerede der Anderen nicht mehr. Ich war schon immer eine introvertierte und schüchterne Person, die gerne alleine ist und sich auch gut alleine beschäftigen kann. Mit Nähe habe ich schon immer Probleme. Insbesondere mit Körperlicher. Eine Beziehung ist für mich auch noch nie "machbar" gewesen, aufgrund meines Bindungsproblems. Ich leide schon seit circa 4 Jahren an einer sozialen Phobie und isoliere mich seitdem. Aber ich hatte immer noch recht regelmäßig Kontakt zu Freunden oder eher einer Freundin. Bisher habe ich teilweise stark unter den Einsamkeitsgefühlen gelitten. Dabei ging es mir weniger, um die Tatsache, dass ich viel alleine bin, sondern nur um das Gefühl der Einsamkeit, was ich ebenso unter Menschen hatte/habe. Seit einigen Wochen aber fühle ich mich nicht mehr einsam, wenn ich alleine bin, sondern nur noch unter Menschen. Doch auch nur deshalb, weil ich mir so anders vorkomme und mich meine Mitmenschen nicht verstehen und so akzeptieren wie ich bin, sondern im Gegenteil immer nur an mir rumnörgeln. In Gesellschaft fühle ich mich nach wie vor unsicher, aber hinzu kommt noch, dass es mich sehr anstrengt und ich viel Energie darauf verwenden muss, um mich überhaupt auf andere Menschen konzentrieren zu können. Es ist nicht so, dass mir meine Mitmenschen egal sind. Ganz im Gegenteil. Ich helfe auch gerne und habe bei Problemen ein offenes Ohr und Herz. Ich habe nach wie vor, hin und wieder gerne Kontakt zu Freunden, aber eben nur hin und wieder. Die meiste Zeit möchte ich alleine sein und meine Ruhe haben. Viele Leute nehmen das persönlich und es ist sehr schwer ihnen begreiflich zu machen, dass es nichts mit ihnen zu tun hat. Sobald ich unter Menschen bin setze ich automatisch eine Maske auf. Nach außen sieht es so aus als würde ich "normal funktionieren". Doch diese Maske kann ich nicht ewig tragen, denn sie ist so schwer und anstrengend, aber ebenso wenig will ich meine Mitmenschen verletzen.
Ein anderer Punkt ist, dass meine Gefühle abflachen. Ich kann zu Menschen kaum noch wirklich warme Gefühle aufbauen. Nur zu jenen, die mir schon seit Jahren nahe stehen und ans Herz gewachsen sind. Zu neuen Menschen kann ich keine nähere Beziehung aufbauen. Ich spüre schon noch Sympathie und Antipathie, aber da hört es schon auf. Ich habe kein Bedürfnis mehr irgendjemanden (näher) kennenzulernen und eine Vetrauensbeziehung aufzubauen. Die meisten Menschen sind mir schlichtweg egal. Damit ich meine ich nicht, dass es mir egal wäre, würden sie furchtbar leiden (ich bin ein mitfühlender Mensch, obwohl das hat auch nachgelassen...), aber mir ist der Kontakt zu ihnen egal. Um es mal ganz einfach auszudrücken: Ich würde kaum einen Menschen in meinem Leben vermissen, würde ich nie mehr etwas von ihm hören. Ich habe das Gefühl als könnte ich keine Verbindung mehr zu Anderen aufbauen (Abgesehen von Tieren und der Natur. Beides liebe über alles!). Als wären die Kontaktseile zu anderen Menschen und zur Außenwelt durchgetrennt. Und das Komischste daran: Ich will es auch gar nicht mehr (Oder habe ich mir das vielleicht nur im Laufe meiner Isolation und "Abgetrenntheit" eingeredet??). Am liebsten würde ich fern ab von der Zivilisation alleine im Wald leben. Ich weiß einfach nicht, ob ich mir deshalb Sorgen machen soll? Gibt es hier vielleicht jemanden, dem oder der es genauso oder ähnlich geht?


Danke schon mal vorweg an all jene, die meinen Text lesen und vielleicht auch darauf antworten!

Liebe Grüße,
Schneekatze
Schneekatze
 

Re: Kaum Bedürfnis nach Kontakt zu Menschen...

Beitragvon Vanilla » Fr. 15.10.2010, 19:37

darf ich fragen wie alt du bist?
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
Unbekannt

Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

There is sugar on the radio
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Re: Kaum Bedürfnis nach Kontakt zu Menschen...

Beitragvon Schneekatze » Fr. 15.10.2010, 23:20

@ Vanilla: Ich bin 20 Jahre alt.

Ich weiß nicht, ob es besorgniserrgend ist sich an einen abgelegenen Ort weitab von anderen Menschen zu wünschen, aber ungewöhnlich ist es allemal. Möglicherweise würde ich ja auch nach ein paar Tagen oder Wochen von alleine wieder unter Menschen wollen...Wahrscheinlich schon, aber ich weiß es nicht. Die abgeflachten Gefühle hängen mit Sicherheit mit meinen Depressionen zusammen. Vermutlich auch mit meiner PTBS. Meine Dissoziationen sind seit einigen Wochen auch häufiger und intensiver. Ich stehe ständig neben mir und habe oft das Gefühl, als schaue ich mir von außen zu. Es kommt mir so vor, als sei mein "Autopilot" eingeschaltet, der alles automatisch ausführt, während ich daneben stehe und reglos zusehe. Das trägt mit Sicherheit auch zu meinem Gefühl des "Abgetrennt-Seins" bei, aber nicht mit dem Bedürfnis nach dem Alleinsein, denke ich. Ich habe in circa 3 Wochen einen Termin bei einem Psychologen und bin mal gespannt was er mir sagt. Ich hoffe, er kann mir weiterhelfen.
Schneekatze
 

Re: Kaum Bedürfnis nach Kontakt zu Menschen...

Beitragvon Schneekatze » Sa. 16.10.2010, 12:32

Als ich eben noch mal nach meinem Termin geschaut habe, ist mir aufgefallen, dass der Psychologe auch kein Psychologe, sondern ein Psychiater ist. :wink: Ich verwechsel die Begriffe immer. :oops: Was mit Sicherheit auch daran liegt, dass ich mich noch nie wirklich mit dem Unterschied zwischen Psychiatern, Psychologen und Therapeuten auseinandergesetzt habe...
Schneekatze
 

Re: Kaum Bedürfnis nach Kontakt zu Menschen...

Beitragvon Minni » Sa. 16.10.2010, 13:53

Hallo ,
Ich kenne dein Gefühl zu Gut , Ich hatte es bei meiner schlimmsten Zeit mit den Depressionen. Ich habe sogar meine Freunde ANgelogen damit ich nicht unter Leute sein musste.
Es ist Gut das Du in behandlung bist. Nimmst Du irgendwelche Medikamende ???
Minni
 

Re: Kaum Bedürfnis nach Kontakt zu Menschen...

Beitragvon Schneekatze » Sa. 16.10.2010, 20:19

Hallo Minni,

danke für deine Antwort. Nun, noch bin ich ja nicht in Behandlung. Der Termin beim Psychiater ist das Erstgespräch, aber das ist ja der erste Schritt in Richtung Behandlung. Ich nehme keine Medikamente. Bis jetzt hielt ich es nicht für nötig. Als ich letztes Jahr in Therapie war haben sie mich zwar gefragt, ob ich ein Antidepressivum nehmen möchte, aber ich habe abgelehnt. Ich bin nicht für Medikamente (außer in Notfällen und bei schweren Erkrankungen), da sie ja das Problem nicht lösen und die Symptome nur unterdrücken, sodass sie meist nur noch schlimmer werden, sobald man die Medikamente absetzt. Ich habe das bei einigen Mitpatienten mitbekommen und war/bin sehr froh, dass ich bis jetzt immer ohne Medikamente ausgekommen bin. Verschlechtert sich mein Zustand allerdings weiterhin werde ich, glaube ich, nicht drumherum kommen...Vor allen Dingen wegen den Stimmen in meinem Kopf, die ab und zu auftauchen und den unrealen Dingen, die ich manchmal urplötzlich wahrnehme. Ich rieche z.B. sehr oft Gerüche, die unmöglich real sein können wie eine Meeresbrise u.ä. Kennt das jemand, mit den Gerüchen? Das habe ich total oft. Oder ich sehe die Dinge ganz anders als sie wirklich sind und wenn ich dann ein 2. oder 3. Mal hinsehe, sehe ich sie so wie sie real sind...Komisch, komisch. Ich habe mich mal genauer mit dem Thema "Psychose" auseinandergesetzt und festgestellt, dass dies erste Anzeichen sein können?!
Nun, bei den Stimmen ist es so, dass mir schon bewusst ist, dass sie unreal oder eher ein Produkt meines Hirns sind, aber bei den Gerüchen und "verzerrten" Wahrnehmungen kann ich Realität von Fantasie nicht unterscheiden.
Schneekatze
 

Re: Kaum Bedürfnis nach Kontakt zu Menschen...

Beitragvon Dominice » So. 23.06.2013, 06:25

Liebe Schneekatze,

Wie ich Deinem Beitrag entnommen habe, gaubst Du im Unterbewußtsein, dass Du etwas für Beziehungen tun mußt. Das ist natürlich sehr anstrengend und kontraproduktiv. Sobald Du anfängst über Deine Wirkung auf andere nach zu denken, und Dir eine Rolle überlegst, wirst Du als unehrlich empfunden und keiner vertraut Dir mehr.Du wirst sicherlich beobachtet haben, dass viele Menschen, die Dir nicht wichtig sind, Dich mögen, weil Du so bist wie Du bist, und alle Menschen, die Dir wichtig sind, ziehen sich verunsichert zurück.
Du bist in diesem Kreis gefangen. Ausweg: Mache Dir bewußt wie viele Menschen Dich mögen und zeige diesen Sympathie. Nur so wird Dein Selbstwert steigen, und dann wirst Du dem Glück entgegen gehen, statt ihm hinterher zu laufen.
Dominice
 

Re: Kaum Bedürfnis nach Kontakt zu Menschen...

Beitragvon nase » So. 14.02.2016, 18:42

Hallo zusammen
Ich bin sehr zufällig auf diese Seite gelangt und war beim lesen des Beitrags doch etwas irritiert, besonders von den bisherigen Antworten.
Deshalb möchte ich mich hier zu Wort melden und dir sagen, du bist in Ordnung. Da gibt es nichts zu befürchten. :)
Ich habe mich bereits mit 16 von vertrauten Kollegenkreisen Bars und Discos zurückgezogen. Der Grund war
recht einfach....es sagte mir nichts mehr. Während mein Umfeld es scheinbar nach wie vor für notwendig hielt sich jede Woche irgendwo zu treffen und zu feiern, wollte ich mehr erfahren vom Leben und den spannenden Fragen des Lebens. Es leuchtet doch ein, dass man in einer Disco bei 94dB keine Gespräche auf sehr hohem Niveau mehr führt. Es leuchtet auch ein, dass in Bars Gespräche mit einer Person ab ca. 1.5Promille keine nennenswerte Ideen oder Fortschritte mehr hervorbringt. Ich fand lange Zeit meine Inspiration bei mir zu Hause, alleine in der Einsamkeit, das war immer noch besser als mich herauszuprügeln bloss um etwas small-talk zu führen. So gesehen, verstehe ich was du meinst mit der Anstrengung. Wircklich interessante Gespräche hatte ich nur noch mit älteren Menschen, die jedoch Samstags auch zu Hause blieben, und zwar bei ihrer Familie.
Deshalb möchte ich dir hier gerne drei Ratschläge geben:
1. Akzeptiere, dass du deiner Zeit wohl etwas voraus bist und keine Lust auf Oberflächlichkeiten mehr hast. Unsere westliche Gesellschaft wurde zum feiern erzogen, nicht zum nachdenken. Doch du bist nicht alleine.
2. Erkenne, dass viele Menschen dich darum beneiden Zeit alleine verbringen zu können. Vielen macht das nämlich Angst (was wiederum mir Angst macht:) und deshalb müssen sie zwangsläufig unter Leute gehen.
Das geschieht nicht so freiwillig wie das manchmal scheint. Sich die Zeit zum Denken zu nehmen führt allerdings zu eigenständigeren Entscheidungen und folglich zu einem dauerhaft glücklichen leben. Auf diesem, deinem Weg wirst du so auch wahre Freunde treffen.
3. Bleib auf deinem Weg und dir gegenüber treu. Lasse dich nicht entmutigen, weil du nicht den Erwartungen des TVs oder Kollegen gerecht wirst. Diese eine Gesellschaft gibt es gar nicht, das ist nur ein imaginäres Bild, ein Trugbild, du gehörst ja schliesslich auch dazu genauso wie ich und all die anderen.
Buddha zog sich übrigens sieben Jahre zurück, um in der Einsamkeit genau die Erkenntnisse zu erlangen,
welche ihn in den Jahrzehnten darauf zu dieser berühmten Persönlichkeit machten.

Fazit: Du bist schwer in Ordnung also frage dich nicht was mit dir nicht stimmt, frage dich lieber wo du
Menschen kennenlernen kannst, die dir ähnlich sind, die findet man nämlich nicht in Bars :)
Alles Gute und viel Liebe in der Zukunft
nase
nase
 


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