Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Dieses Unterforum bietet Platz für sonstige, spezielle psychische Störungen und Krankheiten, die in den anderen Foren thematisch nicht passen würden.
Bitte habt Verständnis, dass aufgrund der Übersichtlichkeit des Forums bestimmte psychische Erkrankungen mit sehr geringem Beitragsaufkommen keine eigene "Abteilung" bekommen, sondern hier zusammengefasst werden.

Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Beitragvon Zedh4 » Mi. 27.02.2013, 23:28

Ich habe in diesem Forum vor längerer Zeit schon mal über immer wiederkehrende Suizidgedanken geschrieben, die oftmals den ganzen Tag in Anspruch nahmen und kaum andere Gedankenflüsse zuließen. Nachdem ich hier wirklich freundliche und aufrichtige Hilfe finden konnte, bin ich nach langem Kampf mit mir selbst für ein paar Wochen zum Psychiater gegangen, hab es aber recht schnell wieder aufgegeben.
Naja kurz darauf fasste ich auf jeden Fall spontan den Entschluss, ein Jahr ohne jegliche Bekannte ins Ausland zu gehen, im Sinne eines schulischen Austauschs. Die Hoffnung war einfach, sämtliche Umstände und Leute die ich bis dato kannte für ein Jahr zu vergessen und quasi einen Mini-Reset vorzunehmen.
Jetzt ist genau ein halbes Jahr vergangen und nachdem man wirklich monatelang keine wirklich dauerhafte Änderung/Besserung bemerken konnte, haben die Suizidgedanken seit nun einigen Wochen beinahe völlig aufgehört. Ich habe nicht den geringsten Ansatz, was es ausgelöst haben könnte, aber seitdem drängt sich mir ununterbrochen ein völlig anderes Denkmuster auf. Ich weiß nicht woher es kommt und warum es gerade jetzt kommt, aber ich weiß, dass es tendenziell noch schlimmer als die damaligen Gedanken ist.
Mein Problem ist, dass ich quasi nicht mehr unter Menschen sein kann, ohne dass mir mein inneres Auge immer wieder extrem gewaltsame Bilder unterschiedlicher Personen in meinem Leben aufdrängt. Und das bezieht sich auf Bekannte mittlerweile ebenso wie auf Fremde, die ich gerade auf der anderen Straßenseite sehe.
Wenn ich mich z.b. mit zwei Leuten unterhalte, flackern in meiner Vorstellung ununterbrochen Bilder von eben diesen beiden Personen auf wie sie brennen, und irgendwie versuchen die Flammen zu löschen. Ich sehe, wie das Fleisch und die Haut schwarz werden, bilde mir manchmal sogar ein, ihr Schreien und Flehen zu hören, und schaue einfach zu. Leider ist das nur eines der Dinge, die mir mein Kopfkino in allen möglichen denkbaren Situationen aufzwängt. Wenn ich durch die Stadt laufe, erwarte ich an jeder zweiten Ecke den nächsten Attentäter, der mit irgendeiner beliebigen Schusswaffe die gesamte Bevölkerung auf den Straßen dezimiert, und wenn ich an Kinderwägen vorbeilaufe sehe ich mich quasi unweigerlich das Kind in einem Brunnen oder See ertränken... Ich könnte weiter aufzählen, aber man versteht hoffentlich, was ich meine.
Diese Vorstellungen wirken manchmal so detailliert und real, dass ich mich zusammenreißen muss, mich zu erinnern, dass es bloß Kopfkino ist. Woher kommen diese ganzen Bilder? Es sind zu einem großen Teil zusammenhangslose "Unfälle", zum Teil aber auch Bilder, in denen ich selbst die drahtziehende Rolle spiele. Deutlich am häufigsten tauchen Bilder von brennenden Häusern und Menschen auf.
Was mich aber am meisten beunruhigt, sind die genauso stark repetitiven Fantasien der mir am nächsten stehenden Menschen. Sobald ich alleine bin, stelle ich mir immer wieder vor, wie ich zu meinem Freund gehe (mit dem ich seit bald einem Jahr zusammen bin) und ihm im Schlaf ein Messer durch den Hals jage. Exakt das gleiche trifft auch auf meine beiden Eltern zu. Das ist das einzige, was mir wirklich große Sorgen bereitet und ich habe keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll.
Gibt es hier vielleicht irgendwo jemanden, der ähnliches erlebt/erlebt hat und Ansätze hat, wie man sich helfen kann?
Ich danke für jede Antwort und jedem, der sich das alles hier durchgelesen hat.
Zedh4
 

Re: Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Beitragvon Atisha » Mi. 27.02.2013, 23:46

Mir gehen zwei Dinge durch den Kopf, erstmal ist da das Problem der Tagträumerei, da frage ich mich warum du nicht abschalten kannst und nur das Tagesbewusstsein hast. Und das Zweite was ich sehe sind die Art deiner Gedanken ... du könntest ja auch von Frieden und Erlösung und Paradiesvorstellungen träumen ...?
Atisha
 

Re: Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Beitragvon Flex » Mi. 27.02.2013, 23:53

Zedh4 hat geschrieben:Deutlich am häufigsten tauchen Bilder von brennenden Häusern und Menschen auf.


Etwas ähnliches schon erlebt, anwesend gewesen, irgendetwas was auch im entferntesten mit einer ähnlichen Situation zu tun hatte?

Gewalt erlebt?

Zedh4 hat geschrieben:Woher kommen diese ganzen Bilder?


Es ist vollkommen normal das wir bzw. unser Gehirn alle möglichen Situationen durchspielt. Eben auch was passieren würde, wenn wir den Fußgänger neben uns auf die gut befahrene Straße schubsen würden.
Natürlich treten solche Gedanken normalerweise verhältnismäßig gering auf. Bei dir klingt es allerdings danach als würde es einen großen Teil einnehmen und sich auch nicht wirklich verdrängen. Dies ist natürlich nicht im Sinne der Funktion.

Zedh4 hat geschrieben:Gibt es hier vielleicht irgendwo jemanden, der ähnliches erlebt/erlebt hat und Ansätze hat, wie man sich helfen kann?


Solche Gedanken sind mir nicht fremd, ja. Allerdings sind sie nicht wahllos, sondenr werden durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Bei mir sind diese Gedanken aufgrund traumatischer Ereignisse in der Vergangenheit vorhanden.
Das einzige was ich dir raten kann, auch wenn du das wahrscheinlich ungern hören möchtest, wäre zum Psychologen zu gehen. Ferndiagnosen sind schwer und meistens falsch, aber leider von Nöten um einen ordentlichen Lösungsansatz hervorzubringen.
Flex
 

Re: Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Beitragvon Zedh4 » Fr. 01.03.2013, 18:58

Atisha hat geschrieben:Mir gehen zwei Dinge durch den Kopf, erstmal ist da das Problem der Tagträumerei, da frage ich mich warum du nicht abschalten kannst und nur das Tagesbewusstsein hast. Und das Zweite was ich sehe sind die Art deiner Gedanken ... du könntest ja auch von Frieden und Erlösung und Paradiesvorstellungen träumen ...?

Könnte ich..? Der Witz ist ja noch, dass ich unterbewusst das Gefühl habe, mir würden die andauernden Suizidgedanken nun irgendwie fehlen. Kann es sein, dass man nach so langer Zeit mehr oder weniger beginnt sich daran festzuhalten? Das würde irgendwie nicht nach den besten Vorraussetzungen für Frieden, Erlösung und Paradiesvorstellungen klingen...


Flex hat geschrieben: Etwas ähnliches schon erlebt, anwesend gewesen, irgendetwas was auch im entferntesten mit einer ähnlichen Situation zu tun hatte?

Gewalt erlebt?

Nein, nein und nein... Wirklich nicht mal im Entferntesten.

Gewalt hab ich direkt zuletzt mit 7 oder 8 erlebt, zwecks den Erziehungsmethoden meiner Mutter. Lasse es seitdem aber nicht mehr zu.

Ich war wie gesagt eben schon mal kurze Zeit beim Psychiater, und während dieser Zeit ging es mir eher noch schlechter als besser. Daher sträube ich mich ein bischen vor allem, was in diese Richtung geht^^. Wie läuft denn das ganze beim Psychologen ab? Kann man sagen, dass ein Psychologe einem hierbei mehr helfen könnte?
Zedh4
 

Re: Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Beitragvon Vanilla » Fr. 01.03.2013, 19:31

ich glaube ein Psychologe, koennte dir eher helfen.
Oder ein Psychiater, der auch eine Psychotherapie Ausbildung hat
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
Unbekannt

Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

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Re: Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Beitragvon erik » Sa. 02.03.2013, 14:40

Zedh4 hat geschrieben:Gibt es hier vielleicht irgendwo jemanden, der ähnliches erlebt/erlebt hat und Ansätze hat, wie man sich helfen kann?
Ich danke für jede Antwort und jedem, der sich das alles hier durchgelesen hat.


Wie alt bist Du denn?
Hast Du bereits eine Therapie in Erwägung gezogen?
erik
 

Re: Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Beitragvon erik » Sa. 02.03.2013, 14:46

Zedh4 hat geschrieben:Ich war wie gesagt eben schon mal kurze Zeit beim Psychiater, und während dieser Zeit ging es mir eher noch schlechter als besser. Daher sträube ich mich ein bischen vor allem, was in diese Richtung geht^^. Wie läuft denn das ganze beim Psychologen ab? Kann man sagen, dass ein Psychologe einem hierbei mehr helfen könnte?


es kann ganz normal sein, dass man sich zu Beginn einer Therapie erst mal schlechter fühlt, weil viel verdrängtes hoch kommt, das sollte ein Psychiater aber gut führen können. Trotzdem kann es vorkommen, dass sich ein Klient, wie jetzt Du, dann lieber zurück zieht, was schade ist, denn in einem Forum allein wirst Du nicht die Hilfe bekommen die Du benötigst.
Psychologen, besser wäre ein Psychiater hilft Dir Dich selber besser kennen zu lernen und mit Situationen und Fantasien umzugehen.
Dein Dich Sträuben kannst Du vielleicht überwinden, wenn Du bedenkst dass Du Dich in diese Situation mit Deinem Denken gebracht hast, wirst Du da allein nicht wieder rausfinden und Du kannst Dich auf das was sich in Dir sträubt nicht verlassen ohne genug Erfahrung dazu gesammelt zu haben, manchmal muss man durchhalten, es würde sich sicher lohnen.
erik
 

Re: Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Beitragvon Vanilla » Sa. 02.03.2013, 18:04

naja, Psychiater haben wenig Zeit, haben auch wenige eine Psychotherapie Ausbildung.
Die sind vielleicht gut, um jemand zur Thera zu ueberweisen, sind selten geeignet, fuer
therapeutische Behandlung. Sind aber zustaendig, wenn jemand nur Medis nehmen will
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
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Re: Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Beitragvon Snowy » Di. 02.04.2013, 12:59

Hallo!

Ich kenne das, was du hier beschreibst. Ich hab das schon seit Jahren, nur hatte nie mit jemanden wirklich drüber gepsorchen,bis es wirklich schlimm würde.
Bei mir ist das immer so, das ich die Person bin, die der Grund ist weshalb das passiert. Oft waren das einfach Sachen wie, ich sag ganz furchtbare Dinge zu Leuten. Also zum Beispiel, ich stand mit meiner Schwester und ihrem Mann in der Küche und dann hab ich gehört und gesehen, wie ich die beiden auf´s übelste beschimpfe. Oder wenn ich mit dem Fahrrad fahre, wie mich dann plötzlich ein Auto rammt und so.
Bei mir ist das so, das ich die Bilder und Geräusche wie einen Schlag vor´s Gesicht bekomme und dann mir erst mal klar werden muss, das ich es nicht getan hab.
Hatte aber das auch ein paar mal damit, das ich jemanden umgebracht habe.
Hab dann mit meiner Therapeutin darüber geredet und die hat mir gesagt, das das sowas wie "Zwangsgendaken" sind. Aber das sich das nur in meinem Kopf abspielt.

Ich würde dir nur empfelen das nicht Leuten aus deinem Umfeld zu erzählen, weil ich hab momentan euch Probleme mit meiner Schwester deswegen.

Hoffe ich konnte dir helfen!
Snowy
 

Re: Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Beitragvon mkdrive2 » So. 07.04.2013, 23:11

Ich hatte so was ähnliches als Kind. Ich habe einmal aus Versehen "Gott ist dumm." gedacht und konnte daraufhin nicht aufhören, das immer wieder zu denken, obwohl ich es als Todsünde betrachtete, wofür ich sicher bestraft werden würde. Ich bin dann irgendwann dazu übergegangen, mit Absicht diese Gedanken zu denken und es tatsächlich zu glauben. Ja, vielleicht ist Gott ja tatsächlich dumm. Ich weiß es ja nicht. Nach einer (bzw. mehreren Wochen?) sind diese Gedanken glaube ich verschwunden.

Ich glaube es lag an meiner Angst vor dem Überirdischem. Auch wenn es sich schrecklich anhört, könnte es vielleicht helfen, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass es nicht so schlimm wäre, wenn man aus Versehen jemanden wirklich verletzen würde (auch nahe Personen). Vielleicht unter der Aufsicht eines Psychotherapeuten (oder stationären Klinik, falls erwünscht).
mkdrive2
 

Re: Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Beitragvon needs oldschool » Mo. 20.05.2013, 13:53

Ich kenne sowas Ähnliches.
Wenn eine 'kleine' Sache mich nur ein bisschen wütend macht, wenn mein Puls etwas schneller schlägt, kann ich sofort ausrasten. Bei mir liegt es an Vergangenem und was ich damit verbinde, sowie an der heutigen Welt. Wenn meine Mutter meine Geschwister oder mich mal wieder in irgendeiner Weiser kränkt, stelle ich mir sofort vor, wie ich auf sie losgehe und ein Messer in ihren Bauch steche. Ich sehe anfangs einfach rot und mein Atem steigt und ich beginne schon zu keuchen. Meine Augen weiten sich immer und ich muss steif stehen bleiben, um nichts 'Falsches' zu machen.

Bei mir ist das auch so, ich denke IMMER voraus. Manchmal passiert es glaub ich sogar unbewusst.

Und noch etwas: Wenn ich draußen bin, zum Beispiel in der Stadt oder am Bf, und mich irgendjemand blöd anstarrt, habe soo ein starkes Bedürfnis, denjenigen anzuschreien, zu beschimpfen und ihm in die Genitalien zu treten und letzendlich stelle ich mir vor, wie ich eine Knarre vor seine Nase halte

Du musst dich einfach mit deinen vergangenen, bisherigen Lebensphasen beschäftigen. Jedes NOCH SO Winzige Detail, könnte der Schlüssel zu dem sein, was du dir vorstellst oder ersehnst
needs oldschool
 

Re: Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Beitragvon mkdrive2 » Mo. 20.05.2013, 14:36

Wenn meine Mutter meine Geschwister oder mich mal wieder in irgendeiner Weiser kränkt, stelle ich mir sofort vor, wie ich auf sie losgehe und ein Messer in ihren Bauch steche.
Das kenne ich auch. Aber bei mir waren es Gedanken, die ich so weiterführen wollte, um mich besser zu fühlen. Um mir zu sagen, wozu ich alles fähig wäre, wenn ich mich nicht so gut unter Kontrolle hätte. In Filmen sind es ja diejenigen, die ihre Gefühle nicht unter Kontrolle haben und jemanden kaltblütig ermorden oder erschießen, die zu Gangsterbossen, etc. werden.

Aber auch ohne solche Assoziation zu Filmen passiert es denke ich sehr häufig, dass man bewusst so denkt, wenn man einen Wutanfall hat (und in dem Moment diesen als "gut" ansieht).
mkdrive2
 

Re: Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Beitragvon needs oldschool » Mo. 20.05.2013, 14:58

Genau, ich bin dann, wenn ich dachte, ich konnte mich wieder bewegen, schnell in mein Zimmer oder nach draußen und hab an irgendetwas rumgefummelt, (Jacke oder aRMBAND oder so) und weitergedacht...
needs oldschool
 

Re: Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Beitragvon Atisha » Mo. 20.05.2013, 22:43

needs oldschool, deine Gedanken sind ja schrecklich, nicht das du sie dir machst, aber wenn sie zwanghaft auftreten, dann muss das doch sehr belastend sein? Ich weiß nicht was dagegen hilft, aber ich habe Schizophrenie und kenne sowas auch. Aber nicht mal so schlimm wie du es beschreibst.
Atisha
 

Re: Zwanghafte gewalttätige Gedanken

Beitragvon needs oldschool » Mo. 20.05.2013, 23:02

Naja. So ist das halt.
Ich will mich aber auch eigentlich gar nicht mehr wehren
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