Das kann man so pauschal nicht beantworten.
Und zwar deswegen nicht, da es von Fall zu Fall, von Person zu Person, von Krankheit zu Krankheit anders ist und auch von anderen Umständen abhängt.
Fakt ist, dass es tatsächlich Menschen gibt, die tatsächlich ihr Leben lang auf Medikamente angewiesen sind, da sie ansonsten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen Rückfall erleiden werden, vor allem bei "schwereren" psychischen Leiden wie der Schizophrenie, bei starker Psychoseanfälligkeit, bipolare Störungen (z.B. Manisch-Depressive) u.ä. Aber auch bei schwer ausgeprägten Depressionen kann es sein, dass man ein Leben lang auf Antidepressiva angewiesen ist. Es kann aber auch sein, dass man sie auch wieder irgendwann absetzen kann. Hängt von der Intensität der Störung ab, wie erfolgreich eine Therapie ist usw. usf.
Dann gibt es wieder Krankheiten/Störungen, bei denen man eigtl. "nur" dann (Bedarfs-)Medikamente braucht, wenn weitere Nebensymptome auftreten. Ich wüsste z.B. nicht, dass es ein Medikament gegen Borderline gibt, aber Borderline-Patienten nehmen situationsbedingt dennoch auch schon mal Medikamente, z.B. gegen Angststörungen/Depressionen/Antriebslosigkeit/Rastlosigkeit/psychoseähnliche Zustände, aber die sind dann nur für den Notfall, für extreme Nebensymptome...
Insofern kann man schlecht sagen, ob jemand durch Medikamente an sich geheilt werden kann. Ich glaube, ausschließlich nur mit Medikamenten geht es wohl kaum... Die Kombination von Therapie und therapieunterstützender Medikamentation macht es wohl. Aber eine Heilung hat man wohl meistens nicht den Medikamenten an sich zu verdanken, sondern der Therapie. Den Medikamenten hat man aber vielleicht zu verdanken, dass eine Therapie überhaupt möglich war... Man kann es so oder so sehen...
Ich persönlich habe keine guten Erfahrungen gemacht mit Medikamenten. Nicht, dass ich Nebenwirkungen gehabt hätte - erstaunlicherweise hatte ich so gut wie nie Nebenwirkungen bemerkt außer einmal eine leichte Gewichtszunahme bei einem AD -, aber ich habe eigentlich im Endeffekt nie eine befriedigende Wirkung festgestellt, die ich mich eigentlich gewünscht hätte... In den meisten Fällen habe ich durch Medikamente keine Besserung - noch nicht mal irgendeine Änderung - erleben könnne, von meinem rein subjektiven Gefühl her hätte ich sie auch genau so gut weglassen können mit dem gleichen Ergebnis. Natürlich weiß man nie, was in bestimmten Situationen ohne Medikamente gewesen wäre (sprich, vielleicht haben sie mir ja manchmal doch geholfen, dass es nicht
noch schlimmer wurde), aber ich konnte es halt nie vom Gefühl her nachvollziehen...
Aber das ist
meine persönliche Erfahrung, und heißt nicht, dass es auch bei anderen so sein muss, bzw. es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass es da bei jedem anders ist und jeder anders reagieren kann auf Medikamente (sowohl im negativen als auch positiven Sinne).
Letzten Endes lässt sich sagen, dass man es zumindest einmal versuchen kann mit Medikamenten: Einen Versuch ist es immer wert, dass es einem dann vielleicht doch besser geht! Eine (andere) Meinung kann man danach immer noch haben...
P.S.: Auch von mir ein herzliches Willkommen in diesem Forum