von GLaDOS » Do. 29.03.2012, 17:59
Vielleicht sind hier ein paar nützliche Tipps dabei.
1. Sag dir: “Ich hab ein Flashback”. Flashbacks transportieren uns in einen alterslosen Teil unserer Psyche zurück, in der wir uns genauso hilflos, hoffnungslos und gefährdet fühlen wie damals in unserer Kindheit, bzw. in der traumatischen Situation, die das PTSD verursacht hat. Die Gefühle und Empfindungen, die du jetzt erlebst, sind Erinnerungen aus der Vergangenheit, die dir heute nicht mehr wehtun können.
2. Mach dir bewusst: “Ich habe Angst, aber ich bin nicht in Gefahr! Ich bin jetzt in der Gegenwart und sicher.” Denk dran, du bist in der Sicherheit der Gegenwart, weit weg von den Gefahren der Vergangenheit.
3. Erlaub dir das Recht, Grenzen zu haben. Mach dir bewusst, dass du niemandem zu erlauben brauchst, dich schlecht zu behandeln. Du hast die Freiheit, gefährliche Situationen hinter dir zu lassen, und darfst dich gegen ungerechte Behandlung wehren.
4. Sprich deinem Inneren Kind Mut zu. Das Kind muss wissen, dass du es liebhast, und dass es Trost und Schutz bei dir suchen kann, wenn es sich verloren und verängstigt fühlt.
5. Bau das “Es-wird-niemals-besser-werden-Gefühl” ab. In der traumatischen Situation fühlten sich Furcht und Verlassensein endlos an - eine sicherere Zukunft war unvorstellbar. Denk daran, das Flashback wird diesmal genauso wieder vorübergehen, wie die vielen Male vorher.
6. Erinnere dich daran, dass du in einem erwachsenen Körper steckst, und Verbündete, Kenntnisse und Kräfte zu deiner Verteidigung hast, die dir als Kind niemals zur Verfügung standen. (Sich klein und unbedeutend zu fühlen ist typisch für Flashbacks!).
7. Taste wieder dich zurück in deinen Körper. Furcht katapultiert uns in “verkopftes” Grübeln, Gelähmtheit und Nichtmehrdasein.
8. Bitte deinen Körper, sich wieder zu entspannen: fühl dich in jede deiner Hauptmuskelgruppen hinein, und ermutige sie sanft, sich zu entspannen (angespannte Muskulatur sendet nämlich unnötige Gefahrensignale ans Gehirn).
9. Atme tief und langsam ein- und aus. (Den Atem anzuhalten signalisiert ebenfalls Gefahr).
10. Lass dir mehr Zeit: Eile alarmiert die psychische Feuerwehr.
11. Such dir einen sicheren Platz um dich zu entspannen und zu beruhigen: kuschel dich in eine Decke ein, mach ein Schläfchen, oder leg dich in die Badewanne.
12. Nimm die Furcht in deinem Körper wahr, OHNE darauf zu reagieren. Furcht ist nichts anderes als eine Energie in deinem Körper, die dir nicht wehtun kann, wenn du nicht davor wegläufst, oder selbstzerstörerisch darauf reagierst.
13. Setz den Übertreibungen und dem Katastrophendenken deiner kritischen inneren Stimme Widerstand entgegen: Sag “STOPP” zum endlosem Wittern möglicher Gefahren und dem Drang, Unkontrollierbares zu kontrollieren.
14. Weigere dich, dich zu schämen, dich selbst zu hassen oder aufzugeben. Verwende deine Wut dazu, “NEIN” zu ungerechter Selbstkritik zu sagen.
15. Setz negativen Gedanken eine (auswendig gelernte!) Liste deiner Qualitäten und Erfolge entgegen.
16. Erlaub dir zu trauern. Flashbacks sind Gelegenheiten, alte, unausgesprochene Gefühle von Furcht, Verletztsein und Verlassenheit hochkommenzulassen, sie anzuerkennen - und dein verängstigtes inneres Kind zu trösten. Gesunde Trauer kann unsere Tränen in Selbstmitgefühl und unsere Wut in Selbstschutz umwandeln.
17. Geh Beziehungen ein, in denen du dich sicher fühlst, und such dir Unterstützung. Nimm dir Zeit zum Alleinsein, wenn du sie brauchst, aber lass dich nicht von deiner Scham von anderen isolieren. Scham zu fühlen ist nicht gleichbedeutend mit sich schämen zu müssen. Kläre deine Nächsten über Flashbacks auf und bitte sie darum, dir dabei zu helfen, darüber zu sprechen und sie zu durchzufühlen.
18. Lerne diejenigen Auslöser zu identifizieren, die zu Flashbacks führen. Vermeide Leute, Orte, Aktivitäten und Gedankengänge, die nicht sicher sind. Lern diese Selbsthilfe-Liste auswendig und ruf dir die einzelnen Punkte in Erinnerung, wenn auslösende Situationen unvermeidbar sind.
19. Finde heraus, wohin du “rückblendest”. Flashbacks sind Gelegenheiten, Wunden zu entdecken, die von Missbrauch und Verlassenwerden in der Vergangenheit herrühren, sie anzuerkennen und zu heilen. Sie können auch auf unser noch nicht realisiertes Entwicklungspotential hinweisen, und die Motivation liefern, daran zu arbeiten.
19. Hab Geduld mit einem langsamen Heilungsprozess: es braucht Zeit hier in der Gegenwart, um den Adrenalinspiegel herunterzufahren, und viel Zeit in der Zukunft, um allmählich die Intensität, Dauer und Häufigkeit von Flashbacks zu verringern. Echte Heilung ist ein langsamer Prozess (oft mit zwei Schritten vorwärts und einem zurück), und nicht eine plötzliche Errettung. Und bestraf dich nicht selbst dafür, wenn du wieder ein Flashback hast!
LG GLaDOS