Vielleicht kann ich als Erziehungswissenschaftlerin ja was dazu beitragen, sehe das Thema gerade erst.
Dafür muss ich ein wenig weiter ausholen *räusper* Ich bitte schonmal um Verzeihung
auch weil ich das ganze mal so ungeschönt wie möglich darstellen werde.
Der Artikel bzw. Brief aus der "Zeit" fasst die Situation der armen Schüler aber schon wirklich gut zusammen.
Unser Schulsystem sehe ich als problematisch, da mittlerweile gar nicht mehr die Schüler im Mittelpunkt stehen.
Haupt- und Realschulen wollen ihre guten Schüler nicht an das Gymnasium abgeben, weil dann der Leistungsdurchschnitt an der eigenen Schule sinkt.
Lehrer unterrichten in überfüllten Klassenräumen, in denen wenig individuelle Förderung stattfinden kann (jeder Mensch lernt anders), und Lehrer sind auch nur Menschen. Hauptsache sie prügeln ihren Lehrstoff durch und haben am Schluss Noten.
Die Pisa-Studie sagt, Deutschland habe die "dümmsten Schüler", aber in bspw. südamerikanischen Ländern gehen nicht einmal alle Kinder zur Schule (und werden Putzfrauen, Taxifahrer, Kassiererinnen. In Deutschland gehen auch diese Kinder zur Schule.)
... und und und...
Ihr seht, um unsere Schüler selbst kümmert sich kaum jemand. Hauptsache jeder selbst hat die klügsten.
Die Idee ist ja, dass Schüler Kompetenzen erwerben, um ein gesellschaftsfähiger Mensch und Arbeitnehmer zu werden (Rechnen (Prozentrechnung etc), Lesen & Schreiben,...). Dabei sollen sich ebenso Handwerker wie Akademiker herauskristallisieren, denn jede einzelne Stelle in unserem Sozialsystem ist wichtig (
weshalb ich nicht verstehe, was an "schlechten Noten" so schlimm ist und die Hauptschule so in Verruf geraten ist).
Außerdem passen sich die Fächer viel zu langsam an das aktuelle Weltgeschehen an. Warum gibt es in Großstädten mit besonders vielen Ausländern noch so viel Religions-Unterricht? In den wenigsten Schulen gibt es eine Alternative wie "Werte & Normen".
Die Aussage, dass Schüler verglichen mit unseren "Erwachsenenleben" wenig tun müssen, finde ich nicht ok. Erstmal erinnert sich das Gehirn netterweise lieber an die schönen Dinge. Zweitens haben Erwachsene schon so viel mehr "gelernt", Kinder und Teenager müssen das ganze erst noch bewältigen. Genauso wenig verlangt man von einem 2-jährigen den Abwasch zu erledigen weil es sowieso den ganzen Tag nur spielt; das
kann es nämlich noch gar nicht. Teenager sind auch nur Kinder und die lernen schon was das Zeug hält (was man ihnen leider nicht sofort ansieht). Sie wollen nämlich das Leben verstehen und das ist wirklich eine große Lehreinheit. Das ist so anstrengend, dass man sich als Teenie nachmittags schonmal für ein Stündchen hinlegen muss.
Zusammenfassend würde behaupten, dass die Schule noch einige Baustellen hat. In der Schulpolitik und -pädagogik sind die Schüler leider nicht mehr der Mittelpunkt. Unsere Schüler müssen nicht
noch mehr Stoff in ihre Köpfchen kriegen, sie müssen Dinge nur
anders lernen. (Qualität statt Quantität).
Die Klassen sind zu groß, die Fächer zu altbacken (aber nicht unwichtig), die Ansprüche zu hoch (wir müssen nicht alle ProfessorIn werden). Die Schulen sind zwar schon weg vom Rohrstock und verängstigten Schülern, aber es gibt noch viel zu tun.
Wir kommen zwar alle irgendwie durch, aber das ist gewiss nicht der optimalste Weg.