Hallo zusammen,
ich bin durch meinen Freund (der selbst schon seit einigen Jahren mit Depressionen zu tun hat) über den Begriff der Co – Abhängigkeit gefallen.
Er wird allerdings mehr im Terminus zu Familienangehörigen eines Alkoholikers benutzt.
Wenn ich mir allerdings die „Symptome“ ansehe, erkenne ich mich deutlich wieder.
Ich habe nun in einem Buch über Co – Abhängigkeit gelesen, dass Co – Abhängigkeit auch auf emotionaler und somit auch psychischer Ebene stattfinden kann, wenn Regeln z.B. in einer Familie verbieten, das man Gefühle zeigen darf usw.
Davon kann ich einiges an „Lieder singen“...
Ich denke halt, das meine Abhängigkeit von der Anerkennung anderer (und somit auch meine Depressionen) damit zusammen hängt.
Ebenso wie die „Selbstständigen Gedanken“, die mir ständig sagen, dass ich nur das Recht habe auf der Erde zu existieren, geliebt und angenommen zu werden, wenn ich das tue, was andere von mir verlangen.
Wenn ich, wie meinen Mama immer zu mir sagte, ein „liebes, braves Kind bin, das keinen Ärger und keine Scherereien macht. Das niemanden betrübt“ usw.usf.
Nun frage ich mich, was ich aber machen kann, um das zu verändern...
Ich bin momentan dabei, mein Selbstvertrauen „aufzubügeln“ in dem ich mir bewusst mache, was für Stärken ich habe (mit einer „Komplimente-Box“, die mir in meinen letzten Tagen meiner Therapie meine Therapeutin empfohlen hatte, in der sich beschriebene und unbeschriebene Zettelchen befinden und von denen ich jeden Tag 5 Stück ziehe. Ist ein leeres Zettelchen dabei, überlege ich mir im Laufe des Tages, was für ein (oder mehrere, je nach leeren Zetteln) Kompliment ich mir heute mache)...
Trotzdem habe ich das Gefühl, nicht weiter zu kommen...
Oder verlange ich mal wieder zuviel von mir?
Es gibt einige Menschen in meiner Umgebung, die zu mir sagten, dass alles nur eine Sache des Willens sei...
Wenn ich es nicht schaffen würde, mein Verhalten von heute auf morgen zu ändern, dann wolle ich ja anscheinend nicht...
Vielleicht liegt es ja auch daran...
Vielleicht stimmt das ja auch, was sie sagen...
Ich meine, in all den Jahren, in denen ich zu Hause lebte, habe ich nur das getan, was andere von mir erwarten.
Ich habe nie danach gelebt, was ich wollte.
Ich war ja auch nicht wichtig.
Im Gegenteil: Wenn ich etwas wollte, dann gab es richtig Stress... „Ein Kind das was will, bekommt was auf die Brill´!“...
Wie sollte ich da einen gesunden, eigenen Willen aufbaun?!
Aber andererseits...
Vielleicht ist doch Alkoholismus eines der Probleme...
Ich hab vor einem Monat das erste Mal erfahren, dass mein Opa Jahre lang getrunken hatte..., irgendwann aber, da war meine Mama selbst auch noch eine Jugendliche, trocken wurde...
Die Mama von meinem Papa war ebenfalls Alkoholikerin, bis sie trocken wurde (aber sie lebt bei seinem Bruder in Süddeutschland, meine Eltern in Hamburg)...
Mamas Schwägerin ist ebenfalls Alkoholabhängig... Schon seit Jahren...
Mein Onkel und meine Oma (mit 83 Jahren!) schmeißen den Haushalt...Meine Omi fährt fast jeden Tag zu ihm raus (etwa 20km mit dem Bus) und immer, wenn ich bei meinen Eltern zu Besuch bin, höre ich mir das Gejammer an, wie schlecht es meinem Onkel doch geht (er hat auch noch Herz-Probleme)...
Und das er mal wieder nicht zum Arzt konnte, weil es ihm so schlecht ging...
Hinweise auf Notarzt oder dem Vorschlag, den Arzt um einen Hausbesuch zu bitten, werden ignoriert, weil es bei meinem Onkel zu Hause... sagen wir, nicht grad ordentlich aussieht, weil „er kann und darf ja auch nichts machen“...
Aber ich kann doch nicht einfach sagen:“Leute, es interessiert mich nicht! Ich habe meine eigenen Probleme!“
Die ewige Arie, dass ich mich nicht so aufspielen soll und nicht so egoistisch sein soll, läuft immer noch...!
Was kann ich also noch tun, um da raus zu kommen?
Ich lebe nun seit gut zweieinhalb Jahren nicht mehr zu Hause, was mir etwas mehr Distanz verschafft hat.
Ich habe mir dadurch auch räumliche Distanz genommen...
Da ich jetzt in Nürnberg lebe...
Gibt es vielleicht Selbsthilfe-Gruppen, die bei so einem Problem helfen können?
Ich weiss nicht, ob ich deswegen noch mal in Therapie gehen soll...
Meine Therapeutin meinte, ich würde (wegen meinen Depressionen) schon ganz gut allein in Zukunft weiterkommen...
Aber ich bin mir da absolut nicht sicher...
Wenn ich betrachte, was ich in den vergangenen Wochen bei mir an „Schatten“ noch alles entdeckt habe, an die ich nicht rangekommen bin, oder nicht rankommen wollte (?) während der Therapie...
Was sagt Ihr?
Liebe Grüße
Neseret