Bin im Moment echt verzweifelt. Nach drei und halb Monaten auf der offenen Station kam ich vor vier Wochen auf die Geschlossene. Dort wurde Risperdal angesetzt. Zunächst 4mg pro Tag, dann 5mg, 6,5mg und schließlich 8mg.
Noch nie ging es mir unter einem Medikament derart schlecht. Einerseits war da diese innere Unruhe, andererseits aber diese brutale Abgeschlagenheit. Ich konnte eigentlich nur noch liegen, wälzte mich aber jede Minute von einer Seite auf die andere. Ich erinnere mich an einen Arztbesuch während dieser Zeit, wo mich das Warten buchstäblich verrückt gemacht hat, ähnlich ging es mir beim Warten auf die Visite. Ich konnte nicht mal mehr lesen. Eigentlich hätte ich gedacht, dass ein Medikament, das man mir gibt, mich 'unempfindlicher' macht - stattdessen wurde ich aber zu einem psychischen Wrack und so weinerlich, wie ich es von mir bis dato nicht kannte. Meistens musste ich meinen Eltern absagen, wenn sie mich besuchen wollten, weil mich allein der Gedanke, sie zu sehen, emotional total überfordert hat.
Dann kam am Dienstag meine Entlassung. Die Krankenkasse hat Druck gemacht, und ehrlich gesagt, hätte ich es in meinem Zustand auf der Geschlossenen auch nicht mehr länger ausgehalten. Am Tag vorher entschied ich mich, mein Risperdal nicht mehr zu nehmen. Bin also vom einen auf den anderen Tag von 8mg auf Null runter, was wohl ein großer Fehler war. Mir ging's zwar sofort etwas besser, aber seitdem leide ich unter brutalen Entzugserscheinungen.
Ich hatte noch am Tag meiner Entlassung einen Termin bei meinem Psychiater, weil ich hoffte, durch ein neues Neuroleptikum würde sich mein Zustand bessern. Als ich ihm erzählte, dass ich Risperdal abgesetzt habe, war das für ihn völlig okay, weshalb ich mir nicht mehr so große Sorgen gemacht habe. Mittlerweile habe ich aber gelesen, wie langsam Risperdal normalerweise ausgeschlichen wird und über welchen Zeitraum, weshalb ich denke, dass es ziemlich unverantwortlich von ihm war, mir zu sagen, ich hätte alles richtig gemacht.
Heute ist also mein dritter Tag ohne Risperdal und psychisch bin ich immer noch ein Wrack. Fühle mich noch weit abgeschlagener und trauriger wie zu meinen schlimmsten Depressionszeiten. Lust auf irgendetwas empfinde ich nicht, Freude gibt es nicht mehr. Meine große Leidenschaft war immer das Schreiben, aber seitdem ich mit Risperdal angefangen habe, war daran nicht mehr zu denken. Ich hocke praktisch nur noch zu hause und warte, dass ich müde genug bin, um zu schlafen, und ich habe wahnsinnige Angst, dass sich an diesem Zustand nichts ändert, dass es jetzt für immer so bleiben wird. Körperlich bin ich immer noch schlaff, zwar nicht mehr so, wie mit Risperdal, aber immer noch so, dass es mich erschöpft, Gespräche zu führen. Ich schwitze sehr stark, kalter Schweiß steht mir auf der Stirn und tränkt meine Pullover. Heute kam dann auch noch Durchfall hinzu. Von Schmerzen - wie sie ja viele bei einem Risperdal-Entzug zu haben scheinen - werde ich Gott sei dank verschont, aber auch so schon ist mein Zustand kaum zu ertragen. Habe in der Klinik auch einen Benzo-Entzug gemacht, aber so schlecht ging es mir damals nicht mal annähernd.
Meine Fragen an euch wären, ob jemand ähnliche Symptome kennt und eine ähnlich hohe Dosis Risperdal bekommen hat, die dann abgesetzt werden musste. Ich bin im Moment wirklich verzweifelt und würde gerne Ratschläge von Leuten hören, die Ähnliches durchgemacht haben. Habe jetzt am Dienstag den nächsten Termin bei meinem Psychiater und habe schon überlegt, ob ich ihm nicht vorschlagen soll, mir wieder eine geringe Dosis Risperdal zu verschreiben. Aber bringt das überhaupt etwas? Immerhin komme ich von 8mg am Tag und müsste Risperdal bei einem schrittweisem Entzug noch über viele Monate in sehr hoher Dosis nehmen, was ich nicht aushalten würde. Irgendwann muss ich auch wieder arbeiten. Bei dem Gedanken daran wird mir vor Sorge ganz schlecht.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Kann mir jemand helfen? Bei den meisten, die Risperdal nehmen, lese ich immer nur von 1mg oder 2mg am Tag. Ich versteh nicht, warum man es bei mir so hoch dosiert hat, obwohl die Nebenwirkungen schon so schlimm waren, und man mir immer nur gesagt hat, das Medikament braucht Zeit, um sich einzupendeln.