Berufsbild Paketbeauftragte
Der Hermesbote könnte mir eigentlich bald das „Du“ anbieten,wo ich ihn doch beinahe
häufiger sehe,als meinen Ehemann....der schnauzbärtige Herr von DHL ,der oft mit mit klönt, tut das nämlich schon seit längerem.
Ich gehöre zu den armen,bemitleidenswerten „Nur-Hausfrauen“,die nicht noch nebenbei einen klitzekleinen 30-Stunden-Job haben und somit bin ich ziemlich oft zu Hause.
Gut,-ich habe einen Minijob.....davon vielleicht später mal....
Die einzige Frau,welche hier im Umkreis außer mir noch gelegentlich vormittags zu Hause ist, ist Alkoholikerin und schläft noch länger als ich, -man bekommt sie auch nicht mit Dauerklingeln wach,wie ich schon mehrfach feststellen musste,als ich für sie Pakete annahm.
In unserer Strasse, -eine gutbürgerliche Wohngegend mit Eigenheim-Bebauung-, bin ich somit eine echte „Rarität“,die vor allem alle Arten von Paketboten sehr zu schätzen wissen.
Inzwischen weiß der nette Schnauzbart ,dass er möglichst nicht vor neun klingeln sollte,da ich lange zu schlafen pflege ,falls mein Sohn mich nicht wegen der Suche nach sauberen Unterhosen geweckt hat.
Tut er es doch einmal,entschuldigt er sich.
Neulich war das der Fall,weil er für Frau S. ein Paket hatte,welches er,-nach eigenen Angaben- zuerst loswerden musste,damit er an die übrigen Pakete „drankommt“.
Als er es anschleppte,war mir klar,warum.
Es passte so gerade noch durch die Haustüre....
Frau S. ist nicht etwa meine Nachbarin....nein,...sie wohnt in dem netten Eckhaus mit dem Riesenvorgarten,ca. 200m weiter in die Sackgasse hinein.
Wie sich herausstellte,war es ein Jugendbett.
Ich sagte nur: „Aber sie werfen einen Zettel in den Kasten,nicht? Das Teil schlepp ich nicht bis dahin!“ (Ich hab Rücken)...Heftiges Nicken....
Zusätzlich hatte er noch ein kleines ,aber schweres Paket für Herrn L., der wohnt gegenüber.
Seine Frau schuftet ab sechs morgens in einer Fabrik,weiß der Teufel warum,er ist nämlich ein erfolgreicher Immobilienmakler.
Vielleicht für den dicken (weißen!) BMW, der seit kurzem vor der Tür steht oder die Klamotten der zwei Töchter,die niemals bei primark gekauft werden.
Diese Szenerie wiederholt sich so zwei bis dreimal die Woche,-
ich habe im Hausflur ein richtiges Sammellager.
Inzwischen kommen die Leute schon ohne den obligatorischen Mitteilungszettel bei mir klingeln....etwa wenn eine Bestellung überfällig ist,-
„Entschuldigung,aber haben Sie zufällig mein Paket angenommen?“
Ich überlege,ob ich demnächst so einen kleinen Obolus für den „Verwaltungsaufwand“ und die „Lagerflächennutzung“ erheben soll.Außerdem werde ich bei Formularen in Zukunft unter „Beruf“ nicht mehr das gesellschaftlich wenig geachtete „Hausfrau“ einfügen,sondern „Paketbeauftragte“ schreiben.
Dumm nur, das für mich niemand Pakete annimmt,wenn ich mal nicht da bin....
Auf dem letzten Mitteilungszettel hatte Schnauzbart mit Kuli druntergekritzelt....“Sorry, kein anderer Nachbar greifbar!“und einen Smily hatte er auch noch dazu gemalt....hat mich aber nicht wirklich getröstet,es regnete nämlich in Strömen und ich hab nur ein Fahrrad.