von Lingenia » Mi. 22.02.2006, 16:21
planb schade das du deine beiträge löscht -.- ... sos chlecht war er nich ... ich wollt eben nich drauf eingehen -.- ...
Die nächste Geschichte ... wouw =)
Schneller
Die Tuer oeffnet sich, mit den vielen jungen hinzusteigenden Leuten laesst die offene Tuer
einige wenige helle Strahlen der aufgehenden Sonne in den ueberfuellten Raum hinein.
Die Tuer schliesst sich wieder - es klingelt.
Gleich mehrere Leute reagieren auf den neuen Klingelton von Axel.F und kramen mit uebertrieben
schnellen Bewegungen ihre neuen, viel zu teuren Handys aus ihren Taschen.
Wie sollte es anders sein, hoert man kurz drauf, wie ein junger Mann der Person am anderen
Ende, und scheinbar auch den gesamten anderen Anwesendnen erzaehlt, er sitze gerade in der
Strassenbahn.
Diese Prozedur spielt sich auf der Fahrt zur gewuenschten Haltestelle noch einige - heute
zum Glueck nur wenige - Male ab.
Nach einigen weiteren Minuten im Gedraenge, bei schlechter Luft, schlechter Musik und
viel zu lauten Menschen oeffnet sich die Zuer erneut und ein Hoffnungsschimmer namens Freiheit
laesst sich mit der frischen Morgenluft einatmen.
Doch der Schimmer scheint nur von kurzer Dauer, denn direkt wird von hinten gedraengelt,
geschubst und ohne Ruecksicht, geschweige denn einer Entschuldigung, auf Fuesse getreten.
Also geht es mit schnellen Schritten Richtung Hoersaal, man moechte ja einen Platz bekommen.
'Setze ich mich hinter den grossen jungen Mann mit den hochgestellen dunklen Haaren,
oder doch lieber vor die zwar gleichalt aussehenden, jedoch viel juenger wirkenden Damen?'.
Unentschlossen setzt sie sich vor das Gelaechter der vier, bemitleidenswerter Weise fast
gleich aussehenden Maedchen, in der Hoffnung dass der Proffessor heute laut genug spricht.
Bedauerlicheweise bekommt die kichernde Fraktion schon kurz drauf Verstaerkung, was ein
Verstehen der Worte die hoerenswert waeren, fuer die naechsten 90 Minuten fast unmoeglich macht.
Aber der Morgen ist ja noch jung, also ab zur naechsten Vorlesung.
"Tascha!", hoert sie auf dem Weg dorthin eine zarte Maedchenstimme ihren Namen rufen.
Als sie sich umdreht sieht sie ihre Freundin.
Irgendetwas ist anders an ihr, sie scheint so motiviert, ihre Arme wedeln in der Luft und
auf ihren Lippen ist, seit langem mal wieder, ein echtes Laecheln zu sehen.
"Psycho faellt aus!",und ihre Augen glaenzen fast, denn sie hasst das Fach, hat es nie verstanden,
weder den Sinn, noch den Stoff. "Kommst du mit mir und Chris mit zu McDonalds? Wenn wir schnell
sind bekommen wir noch einen Sitzplatz!".
Immer muss alles schnell gehen, immer muss man es bequem haben.
Etwas in Taschas Kopf straeubt sich dagegen. Gegen die Hast die hier herrscht.
Sie schaut sich kurz um und die Eindruecke die sie mal wieder bekommt machen ihr Angst.
Der anscheinend zu spaet kommende Junge laeuft ueber den Gang, rempelt einen anderen an
der daraufhin seine Cola verschuettet, die er wohl zum wach werden trinkt. Anscheinend die letzte Nacht
wieder einmal zu viel gelernt.
All die anderen Menschen in diesem langen schmalen Gang scheinen einander nicht einmal zu sehen. Mit uebertriebener
Geschwindigkeit hetzen sie alle von einem Ort zum anderen und genau darauf hat sie gerade
keine Lust.
Sie moechte jetzt nicht zum Auto laufen muessen nur um nicht an der Ausfahrt warten zu muessen.
Sie moechte den lieblos gemachten McDonaldFraß nicht schnell herunterwuergen muessen nur um
rechtzeitig wieder an der Uni zu sein und wieder einen Sitzplatz zu bekommen.
"Nein danke, ich bleibe hier und bereite mich auf die naechste Stunde vor", sagt sie, dreht sich um
und geht mit einem Gang in Richtung Garten, der fuer diese Uhrzeit in diesem Gebaeude mehr als nur selten ist.
Draussen am Brunnen sitzt zu ihrem groessten Erstaunen - niemand!
Kaum wird es etwas kaelter bleibt man drin, natuerlich, es passt, es passt zu den Leuten hier.
Die Tuer war, wie sie auf dem Weg nach draussen merkt, nicht verschlossen. Eigentlich ist sie das nie.
Auf dem Gras ist noch leichter Tau zu sehen, fuer einen Moment kann sie ihrem Atem nachsehen.
Sie schaut noch einmal durch die Glastuer zurueck, schaut in die Menge vor ihren Augen.
Die Menge, fuer die sie, sowies das ganze nicht zu existieren scheint.
Sie beobachtet, wie eine ganze Gruppe von A nach B laeuft sowie einen Professor der anscheinend versucht eine
Studentin loszuwerden. Wahrscheinlich ist auch er in Eile.
Sie setzt sich auf ihren Mantel und als sie sich nach rechts zu ihrer Tasche dreht um sich ihr Buch zu nehmen erschreckt sie.
Eine Frau, die mindestens dreimal so alt wie sie, ist sitzt nur 2 Meter entfernt neben ihr.
Die grauen kurzen, jedoch gepflegten Haare, die faltige Haut, eine Brille mit Glaesern so dick wie Glasscheiben.
Ihre Kleidung ist sehr eintoenig. Aus grau und Brauntoenen bestehend.
Ihr haette die Frau auffaellen muessen, so jemand bewegt sich nicht so schnell wie die anderen, ihr waere eine so langsam
wandelnde Gestalt sicherlich nicht entgangen.
"Ich habe dich doch nicht erschreckt hoffe ich?", spricht die alte Frau mit absolut hoeflicher und zuvorkommender Stimme.
"Aehm..nein..ich bin nur etwas..." "verwundert?",wirft die Frau ein.
"Ja..genau. Ich haette sie doch ..." "Sehen muessen. Du wunderst dich wieso du mich nicht bemerkt hast fragst du dich.", spricht die Frau mit nun
ganz deutlicher, selbstsicherer Stimme.
"Ja, genau, woher wissen sie das?", fragt Tascha, sichtlich erstaunt ueber den scheinbaren Beweis der empathischen Faehigkeiten der alten Frau,
die ihr mit zunehmender Zugewandheit juenger vorkommt. Natuerlich bildet sie sich das nur ein, alte Leute sehen auf der ersten Blick immer aelter aus
als sie wirklich sind.
"Weisst du, das geht mir immer so. Niemand beachtet mich. Ich werde uebergangen. Niemand merkt wirklich, dass ich da bin", spricht sie, diesmal mit traurig
wirkender Stimme, die zu ihrem nun gesenkten Kopf passt.
"Nunja, sie sind so unscheinbar, sie, bitte nehmen sies mir nicht uebel, passen hier nicht her. Hier herrscht Hektik, Hast, und niemandem wird eine Person
auffallen die ruhig irgendwo sitzt", spricht sie, zum Ende des Satzes hin leiser werdend "anscheinend nicht einmal mir, es tut mir leid."
Und mit dem Aussprechen dieser Worte sieht sie sich ploetzlich als ein Teil dieser grossen Menge, die sie wegen ihres Drangs nach Schnelligkeit immer so
verachtet hat.
"Es tut dir doch nicht meinetwegen Leid. Spar die deine Phrasen fuer Leute die du nicht kennst"
"Bitte es...war doch nicht boese gemeint. Ausserdem...ich habe sie noch nie gesehen", und doch scheint es ihr, als wuerde sie die Person kennen.
Sie weiss nicht woher, es ist nur so ein Gefuehl.
"Doch, du kennst mich. Wir haben schon viel Spass miteinander gehabt. Nur wir beide. Damals hast du mich nicht gebraucht und benutzt.
Heute verleugnest du mich im selben Atemzug wie du dir wuenscht, ich waere bei dir. Und das bin ich, ich sitze neben dir und trotzdem erkennst du mich nicht",
die Frau scheint juenger zu werden.
"Ich muss zu wenig geschlafen haben", denkt Tascha und noch bevor sie weiss wieso, fragt sie die nun fast jung aussehende Dame "werden sie juenger?".
Ihr wird jedoch im selben Moment klar, wie sinnlos diese Frage doch gewesen ist.
"Nein", antwortet die Frau, mit einem von Lachen begleitetem Kopfschuetteln. "Ich habe nur viele Gesichter".
"Ich verstehe nicht was sie mir sagen wollen. Wer sind sie, was machen sie hier, was wollen sie?", langsam ist Tascha verwirrt, ja, fast aengstlich.
"Hab keine Angst", spricht die Frau,"ich bin die Zeit."
Tascha erschrickt erneut und ihr wird direkt darauf sehr vieles klar, ueber sich.
Von nun an wird sie nicht mehr zum Hoersaal hetzen, sie wird einfach einen Zug eher nehmen.
Sie wird keine Cola mehr trinken zum Aufwachen, sie wird einfach eher schlafen gehen.
Sie wird sich keinen Burger bei McDonalds reinzwingen, sie wird zu Hause in Ruhe mit der Familie fruehstuecken.
Noch oft schaut sie zum Brunnen...doch die Frau ist nicht mehr da...wobei...das ist falsch.
Sie ist immer da, es kommt nur darauf an, wie man sie sieht.
By iYurael