Re: Ritzen
Geschrieben von Black am 01. November 2003 10:58:16:
Als Antwort auf: Ritzen geschrieben von Ina am 27. Juli 2003 16:25:59:
Kann mir bitte jemad helfen meine freundi ritzt sich und diesen text hat sie mir gestern gegeben ... was soll ich machen ??
Wieder ein Tag vergangen.
Wie ein Tag vergangen, an dem ich Launen anderer Menschen verspürt und verarbeitet habe,
ein Tag, an dem ich mit eigenen Tiefpunkten kämpfen musste.
Im Moment verläuft für mich jeder Tag so.
Seit Wochen.
Natürlich kann ich noch Lachen, Spaß haben und mich ablenken.
Doch die Frage nach dem Sinn des Lebens überwiegt.
Warum?
Warum kommt ein Mensch auf die Welt, lebt 13 Jahre in bestem Familienverhältnis
und gerät dann aus den Bahnen ?
Wenn ich jede Schulstunde weit abschweife, und nur noch an Selbstmordgedanken arbeite,
fühle ich mich so leer.
Wieso rumquälen mit Schule, ansteigendem Familienstress und schweren Tiefpunkten in
Sachen Freundschaft... Liebe... ?
Früher waren es große Abstände, nun nur noch Tagesabstände, in denen ich mich selbst
verletze.
Ich will damit aufhören, doch immer wieder greife ich aufs Messer, Schere zurück.
Sobald Blut aus den offenen Ritzen herauskriecht, trocknen die Tränen.
In solchen Momenten bin ich bloß fixiert,
fixiert auf die neuverliebte Mutter, fixiert auf die falschen und verlorenen Freunde,
auf alles Schlechte.
Schon wieder denke ich, wie immer, wenn ich etwas Scharfes sehe, an Ritzen.
Doch das Schreiben hält mich gerade ab.
Früher las ich in Zeitungen, über weit entfernte, fremde Leute, die sich ebenfalls auf
diesem Weg erleichtern.
Ich fand sie krank.
Bis jetzt hat es noch niemand bemerkt.
Ich bin normal, bemüht freundlich zu Leuten, die ich eigentlich hasse.
Doch wenn ich nach Hause komme, fließen die Tränen,
alles kehrt sich nach außen, wird sichtbar.
Doch niemand sieht es.
Nur meine beste und nahezu einzige Freundin kennt den Anblick meines Armes.
Doch sie hilft mir nicht, davon wegzukommen.
Morgen ist mein Geburtstag.
Mein 14. Geburtstag.
Einen schlimmeren hätte ich mit nicht in einem meiner Albträume erdenken können.
Immer hatte ich mich auf solch einen Tag gefreut.
Doch heute nicht.
Was, wenn Mama mir einen neuen Pullover schenkt und ich ihn anprobieren soll?
Was, wenn sie sieht, was ich eigentlich wirklich mit der normalen Schulschere oder
dem Wurstmesser tue?
Was wird dann passieren?
Sie würde mich für krank halten, vielleicht unbewusst darüber, dass sie ihren Teil
dazugetragen hat.
Mama, als dir vor ein paar Tagen wegen eines lumpigen Streits die Hand ausgerutscht
ist, war es das erste Mal.
Und vielleicht war es keine Absicht.
Du hast im Moment soviel um die Ohren.
Deswegen gebe ich ja mir die Schule, indem ich mir selbst weh tue.
Ich verzeihe dir, Mama !
Wieder die Frage nach dem Sinn.
Warum weitermachen, wenn mans doch so leichtfertig beenden könnte ?
Warum beende ich es nicht ?
Irgendwas scheint mich zu halten.
Vielleicht meine Freundinnen, der dahinschwindende Glaube an die vielleicht noch
kommende Liebe,
vielleicht hält mich auch bloß der eine Tag, der morgen kommt ?
Mein Geburtstag.
Vielleicht ändert sich alles ?
Ich weiß ja, dass die Hoffnung zuletzt stirbt,
doch vorher stirbt mein Interesse am Leben.
Oft ging es mir schon schlecht, wie eben jedem Kind mal in dem Alter.
Doch im Moment wundere ich mich, wie schlecht es eigentlich noch werden kann.
Heute werde ich nicht mehr zum Messer greifen, da bin ich mir sicher.
Das Schreiben hilft ein kleinwenig.
Doch spätestens, wenn meine Umwelt meinen Arm und meine Beine sieht, gehe ich.
Es wird mir, ganz sicher, leid tun, für die Menschen, die mich wirklich geliebt oder
gemacht haben.
Denen, die mich stets gehasst, fertig gemacht oder verarscht haben, wünsche ich wenigstens
ein bisschen Einsehen.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich heute noch vier DIN A4-Seiten voll schreibe,
aber vielleicht hat es ein bisschen geholfen, die Last von mir zu schieben.
Alles Gute zum Geburtstag, *unbekannt*
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