Ständiger Arbeitsplatzverlust

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Ständiger Arbeitsplatzverlust

Beitragvon Don » Sa. 06.07.2013, 22:33

Hallo,

ich bin 34 Jahre alt. Mit 19 wurde bei mir eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert. Seitdem hatte ich mehrere Rückfälle und war seit dem insgesamt drei mal in stationärer Behandlung. Medikamentös bin ich auf Amisulprid 200 mg eingestellt.

Nun zu meinem Problem. Ich habe mehrer Jahre verschiedene Jobs ausgeübt. Drei dieser Jobs habe ich innerhalb der Probezeit verloren, jedes Mal war ich innerhalb der Probezeit für ein oder zwei Wochen krank geschrieben (psychotische Schübe) und wurde darauf hin entlassen. Den Arbeitgebern habe ich jeweils nicht von meiner Erkrankung erzählt, aus Scham und um Vorurteile zu vermeiden.

Ursprünglich habe ich Arzthelfer gelernt, habe dann kurz in diesem Beruf gearbeitet und mich danach bei der Bundeswehr verpflichtet, dort fingen die Probleme bereits an. Ich war für 13 Jahre für die Feldwebellaufbahn geplant, habe allerdings die Probezeit nicht bestanden und meine Zeit bei der Bundeswehr wurde auf knapp 3 Jahre verkürzt, außerdem wurde ich als Mannschaftdienstsoldat herunter gestuft.
Nach der Bundeswehr habe ich zuerst als 400 Euro Kraft als Studienassistent gearbeitet, bekam nach 6 Monaten einen Festvertrag und wurde 7 Monate später entlassen. Danach bekam ich einen befristeten Vertrag, für 2 Jahre und habe parallel noch ein Abendstudium an der Verwaltungs- und Wirtschaftakademie absolviert (3,5 Jahre), mit dem Abschluss Betriebswirt (VWA). Wie ich feststellen musste, hat mich das beruflich auch nicht wirklich voran gebracht, bzw. keine neuen Perspektiven eröffnet.

Diese Kündigungen, teilweise in der Probezeit ziehen sich wie ein roter Faden durch meine "berufliche Kariere". Oft hatte ich das Problem, dass ich panische Angstzustände bekam auf Arbeit, vor verschiedenen Dingen (z.B. Chef), die mich förmlich lähmten. Durch die Krankschreibungen versuchte ich der belastenden Situation zu entgehen, das Ergebnis war dann die Kündigung. Teilweise kamen akute Schlafstörungen hinzu.

Momentan bin ich wieder arbeitslos, leider gerade ins ALG 2 gerutscht. Das Arbeitsamt hat mir eine Umschulung zum Altenpfleger empfohlen, daraufhin begann ich ein zweiwöchiges Praktikum, im ambulanten Pflegedienst. Nach dieser Erfahrung habe ich mich gegen eine Umschulung entschieden. Nun bin ich etwas ratlos, wie es für mich weiter geht. Vorerst habe ich natürlich die Befürchtung, dass egal was für einen Job ich mache, ich ihn wieder auf kurz oder lang verlieren werde.

Kennt jemand diese Situation und hat einen Rat für mich? Ich bin für Antworten jeder Art sehr dankbar.

Vielen Dank.

Don
Don
 

Re: Ständiger Arbeitsplatzverlust

Beitragvon Atisha » Sa. 06.07.2013, 22:44

Ich habe auch paranoide Schizophrenie und meinen Job jetzt erst aufgegeben, obwohl Chefs über meine Krankheit bescheid wussten und Rücksicht nahmen. Aber ich bin zu oft krank, kann oft einfach nichts mehr leisten und bin überfordert von allem und mir fehlt die Kraft mich da jeden Tag hineinzuboxen. Ich beschreibe meinen Zustand mit dem stehen auf einer schmalen Felsklippe, der Gesunde steht auf festem Grund. Es ist so schwer sich auf Dauer oben zu halten. Ich fühle mich dann auch schlecht, denn ohne Belastung geht es ganz gut, aber mit, da dauert es drei Woche und ich falle wieder heraus. Schlafen kann ich auch schlecht und ich habe den Eindruck sehr viel mehr Erholung zu brauchen als ein Gesunder. Vielleicht kann ich noch zwei Tage in der Woche arbeiten gehen, mehr ist nicht drinnen.
Wie stark war denn deine Arbeitsbelastung. Normal 8 Stunden am Tag für fünf Tage - das wird einfach zu viel sein.
Atisha
 

Re: Ständiger Arbeitsplatzverlust

Beitragvon Don » Sa. 06.07.2013, 22:58

Finde ich mutig von Dir, dass Du Deinem Chef von der Erkrankung erzählt hast. Tut mir leid, Deine momentane Situation. Ja mit der Überlastung auf der Arbeit kenne ich sehr gut. Ich habe meine Überforderung versucht immer etwas zu verbergen.
Die letzen Jahre habe ich immer Vollzeitjobs ausgeübt (40 h). Als ich mein Abendstudium gemacht habe, bin ich noch nach dem Job zur Vorlesung, 3 x die Woche. Heute kann ich ich mir nicht mehr wirklich erklären, wie ich das geschafft habe.
Don
 

Re: Ständiger Arbeitsplatzverlust

Beitragvon EwigeMutter » So. 07.07.2013, 21:15

Du müsstest etwas machen,wo Du Dir die Arbeit selbst einteilen kannst und auch die Arbeitsmenge....
hast Du mal überlegt,Dich selbstständig zu machen?
Ich weiß natürlich nicht,welches Gebiet da in Frage käme,aber Du könntest ja mal überlegen,was Du auf die Beine stellen könntest.
Eine Bekannte von mir hat sich mit einem online-shop selbstständig gemacht,anfangs war´s schwer aber jetzt läuft er.
Ein Freund meines Sohnes hat einen kleinen Einkaufsdienst für ältere und gebrechliche Menschen aufgezogen,-
damit finanziert er sein Studium.

Ansonsten kann ich Dir nur raten, mit offenen Karten zu spielen....
soll heißen bei einer Einstellung die Krankheit anzugeben und auf Deine Schwierigkeiten hinzuweisen.
Wenn Du dann die Stelle deswegen nicht bekommst,wäre es sowieso die falsche für Dich.
Meiner Erfahrung nach gibt es viele Firmen und Behörden,die einen oder mehrere gehandicapte Mitarbeiter einstellen, es ist eine Art soziales Engagement.
Erkundige Dich doch mal, welche Firmen sich dieses soziale Denken auf die Fahnen geschrieben haben,- vielleicht findest Du dort Verständnis.
Ich drück Dir die Daumen!
EwigeMutter
 

Re: Ständiger Arbeitsplatzverlust

Beitragvon candy » Fr. 12.07.2013, 16:23

hallo,
ich verliere auch ständig meine arbeitsplätze. habe es schon über ein jahrzehnt mit dem rehaprogramm beim arbeitsamt und jobcenter versucht. das gleich problem, da man ja eh wieder auf den ersten arbeitsmarkt vermittelt wird. ich bin es leid und werde mich in einer behindertenwerkstatt für psychisch kranke bewerben. werde mal den zweiten arbeitsmarkt ausprobieren ...
candy
 

Re: Ständiger Arbeitsplatzverlust

Beitragvon Don » Mo. 15.07.2013, 21:40

Danke ewige Mutter für Deine Antwort. Ja ich habe auch schon einmal darüber nachgedacht mich in die Selbstständigkeit zu begeben. Gebiete, die mich interessieren gibt es auch einige. Das einzige was mich davon abhält ist das Risiko, welches man mit einer Selbstständigkeit eingeht.
Ansonsten hast Du Recht, wenn ich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werde, gebe ich meine Erkrankung an, was ich sonst nicht getan habe. Mit offenen Karten zu spielen kann für mich nur von Vorteil sein, denke ich. Ansonsten muss ich auch aufpassen, dass ich mich nicht mehr während der Probezeit krank schreiben lasse, da das denke ich auch oft ein Grund für die Kündigungen war.
Don
 

Re: Ständiger Arbeitsplatzverlust

Beitragvon Amon » Mi. 17.07.2013, 13:31

200 mg sind aber sehr wenig. Ich habe jahrelang 600 mg genommen. Und die gleiche Diagnose.

Momentan nehme ich noch 400 mg.

Findest du das du eher eine rationale Angst vorm arbeiten hast oder das diese irrational ist?
Amon
 

Re: Ständiger Arbeitsplatzverlust

Beitragvon Luna » Mi. 17.07.2013, 15:09

Erst ab 600mg wirkt es antipsychotisch.

Gruß, Luna
Luna
 

Re: Ständiger Arbeitsplatzverlust

Beitragvon EwigeMutter » Mi. 17.07.2013, 20:39

Ihr werft hier mit Dosierungen herum,-
ich denke mal, das kann man nie so pauschal sagen,wieviel eines Medikaments bei jedem einzelnen nun (noch) wirkt und was die richtige Dosis für die verschiedenen Erkrankungen ist.
Selbst Ärzte wissen das nicht immer so genau vorherzusagen.
Ich bin das beste Beispiel:
Ich nehme momentan nur noch 5mg eines Antidepressivas.
Mein Arzt sagte dazu: homöopathische Dosis und das sei zu wenig,um richtig zu wirken....
ich merke die Wirkung aber sehr gut!
Ich reagiere sehr empfindlich auf manche Medikamente.
Das war jetzt zwar etwas OT, -ich fands aber wichtig,das mal zu bedenken zu geben!

Don: Ohne ein gewisses Risiko geht im Leben nix.
Wer wagt, gewinnt!
Ein sehr richtiges Sprichwort, wie ich finde.
Du könntest doch erstmal klein anfangen, mit wenig Kapitaleinlage.
Man muss ja nicht direkt eine richtige Firma mit Angestellten aufbauen.
Vieles geht mit ganz wenig Geld......man muss eben eine gute Idee haben und eine Marktlücke finden.
Etwas,was Du erstmal ganz allein machst,vielleicht im Bereich Dienstleistungen.
Wenn Du dann merkst,das Deine Idee ankommt,kannst Du das Ganze immer noch ausbauen.
Was soll Dir schon schlimmes passieren?
Das Schlimmste wäre,dass es nicht klappt und Du wieder keine Arbeit hast.....so wie jetzt.
EwigeMutter
 


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