Die ewige Gier nach Anerkennung

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Die ewige Gier nach Anerkennung

Beitragvon MCS22 » Fr. 19.07.2013, 04:38

Hallo Community,

ich habe mich hier angemeldet, weil ich hoffe, dass ich mir unter anderem auf diese Weise mir meinen Kummer von der Seele schreiben kann.

Angefangen hat alles in der Schule. Ich war immer der Aussenseiter, hatte nie Freunde und wurde von den Lehrern als Problemkind eingestuft. Meine Noten waren damals nicht so rosig, da ich als Jugendlicher andere Interessen als Mathematik oder Englisch hatte. Da es meinen Eltern peinlich war, dass ihr Sohn auf eine Förderschule geht wurde ich kurzum auf das Internat geschickt. Der Effekt: schlechte Noten, keine Freunde und einmal die 7.Klasse wiederholt. Der einzige Zufluchtsort während dieser Zeit war der "Musik- oder Bandraum" wo ich mir neben Schlagzeug auch Gitarre spielen, teils durch zusehen, teils durch ausprobieren, selbst beibrachte.
Dies war meine Welt, dort konnte ich machen was ich wollte, da die meisten zum Sport gingen oder andere AG's besuchten.
Da meine schulischen Leistungen zu schlecht waren (wie schon bereits oben erwähnt), landete ich auf der Realschule und ein Schuljahr später auf der Hauptschule, teils durch Desinteresse meinerseits, teils durch die Inkompetenz der Lehrer.

Trotz meines Schulabschlusses hatte ich das Glück bei einem großen deutschen Firma eine Ausbildung zu beginnen und auch abzuschließen. Auf Grund der damaligen Firmenpolitik wurde jedoch keiner übernommen, so dass ich mich bei einer anderen großen Firma um einen Job bewarb und dort auch angenommen wurde.
Allerdings war ich mit dem Beruf, dem kollegialen Umfeld und den Tätigkeiten nicht glücklich, und da es auch keinerlei Wertschätzung oder Lob seitens des Chefs gab, kündigte ich nach einem Jahr, mit dem Vorsatz, etwas aus meinem Leben zu machen, nämlich das Abitur nachzuholen.
Meine Eltern waren der Meinung ich hätte einen Sockenschuss und das ich das bloß lassen sollte, wegen den "Erfahrungen aus der Vergangenheit". Dadurch das ich zu diesem Zeitpunkt noch zu Hause gewohnt hatte, dürfte ich mir Sprüche wie "Das ist doch Zeitverschwendung, geh wieder arbeiten" oder "Das packst du eh nicht, einmal Versager immer Versager" anhören.Dies war einer der Gründe warum ich dann mit meiner Freundin zusammengezogen bin.
Letztendlich schaffte ich es doch, wenn auch nicht gerade mit dem besten NC, aber ich habe es geschafft.
Nachdem ich diese "Hürde" überwunden hatte war ich natürlich so dumm auf meine Eltern zu hören: "Wenn du schon vorhast was zu studieren, dann was Richtiges". Warum habe ich das gemacht? Ganz einfach: weil mir die Meinung und die Anerkennung meiner Eltern von Anfang an wichtig war und auch heute noch ist. Also entschied ich mich für ein technisches Studium, was natürlich kompletter Selbstmord war da Mathematik nicht mein bestes (oder besser überhaupt nicht) Fach ist.
Jetzt kommt der eigentliche Punkt:

Neben meiner Zeit in der Schule jobbte ich nebenbei als Pianist in einem Restaurant.(Ich bekam ab meinem 9. Lebensjahr Klavierunterricht)
Diese Arbeit erfüllte mich und machte mich glücklich. Es machte mir Spaß andere Menschen mit Musik zu begeistern. Da der Eigentümer allerdings nicht viel für meine musikalischen Dienste zahlen konnte/wollte, war ich irgendwann gezwungen aufzuhören und mir einen "besseren" Job zu suchen.
Nachdem das mit dem Studium nicht geklappt hatte, überlegte ich was ich mit meinem Leben anstellen sollte: Musik studieren oder doch noch eine Ausbildung machen z.B. als Klavierbauer? Oder ganz was anderes?
Nächtelang habe ich deswegen nicht geschlafen, bis eines Tages ein Anruf eines Kollegen kam der mir ein musikalisches Projekt anbot. Durch meine Zusage, habe ich meine Gesangspartnerin kennengelernt, die mich weiter an ihre Agentin vermittelte, was mir ermöglichte mehrere musikalische Standbeine aufzubauen.
Das wichtigste aber war das ich endlich wusste was ich machen will. Seit ungefähr einem Jahr bin ich selbstständig als Musiker und bereue meine Entscheidung nicht einen Tag. Es gibt gute Zeiten und es gibt mal weniger gute Zeiten, aber das war mir von Anfang an bewusst!

Tatsache ist allerdings, dass meine Berufswahl meinen Eltern ein Dorn im Auge ist. Ich soll mir die Flausen aus dem Kopf schlagen und einen sicheren Beruf erwählen. Daher die Frage: Wie schaffe ich es, die Anerkennung meiner Eltern zu erlangen? Zwar werde ich seitens meiner Kollegen oder Auftraggeber oft gelobt das ich ein toller Pianist bin, jedoch reicht mir das nicht.

LG

MCS22
MCS22
 

Re: Die ewige Gier nach Anerkennung

Beitragvon Luna » Fr. 19.07.2013, 08:32

Wow, das ist mal eine Geschichte. Ich finde es sagenhaft und mutig von dir, dass du für deine Wünsche eingestanden bist. Du bist jetzt das, was du immer schon sein wolltest und das, wofür du auf dieser Welt bist, nämlich, um Musik zu machen.
Deine "Gier" nach Anerkennung kommt wohl daher, dass du im Leben so wenig bekommen hast. Da würde ich dir mal eine Psychotherapie empfehlen, um das wegzubekommen. Dann kannst du dich voll und ganz auf deine Karriere als Pianist konzentrieren ohne diese Altlasten.
Du hast viel geschafft und kannst sehr, sehr stolz auf dich sein!

Gruß, Luna
Luna
 

Re: Die ewige Gier nach Anerkennung

Beitragvon Christine » Fr. 19.07.2013, 11:19

Hey...
ich finde auch, erstmal herzlichen Glückwunsch dass du es geschafft hast deinen Traum zu verwirklichen :)
Ich komme selbst aus einem "Musikerhaushalt", meine Eltern sind beide freiberufliche Musiker, daher kann ich mir kaum vorstellen, wie schwer es sein muss, ständig gegen ihre Wünsche und Vorstellungen arbeiten zu müssen. Ich glaube dir, dass das sehr belastend sein kann, gerade weil man sich die Anerkennung der Eltern doch am meisten wünscht...
Aus ihrer Sicht ist es vermutlich einfach Sorge um dich. Sie können nicht verstehen, dass Musik dein ganzes Leben erfüllen kann, und wollen lieber, dass du einen "sicheren" Beruf mit festem und regelmäßigem Einkommen hast. Wahrscheinlich braucht es für sie einfach viel Zeit, zu akzeptieren, dass du einen anderen Weg gewählt hast. Nach einem Jahr können sie schon noch denken, das mit der Musik sei nur eine "Phase". Es könnte länger dauern, bis sie sehen, dass das nicht so ist.
Wie wäre es denn, wenn du sie einmal zu einem Auftritt/Konzert (ich weiß ja nicht genau was du machst) von dir einlädst, damit sie sehen können, wie gut du darin bist und wie zufrieden es dich macht?
Vielleicht fällt es ihnen dann leichter, deinen Weg zu akzeptieren.

Liebe Grüße
Christine
Christine
 


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