Hallo zusammen. Ich habe mich hier angemeldet, weil ich Hilfe brauche. Normalerweise offenbare ich mich im Internet nicht in der Form, aber im Moment sehe ich kein anderes Ventil. Ich hoffe , dass mir jemand helfen kann, oder dass sich das überhaupt jemand durchliest...
Vielleicht klingt der Thread-Titel nicht wirklich "schlimm". Aber gerade die letzten Wochen sind für mich die Hölle. Der Grund ist ganz einfach genannt: Ich hänge und klammere so sehr an der Vergangenheit, dass es mich selbst nur noch unglücklich macht. Jeder Versuch, dagegen etwas zu unternehmen ist bisher vollends gescheitert.
Wo fang ich am besten an?
Schwierig. Ich glaube, es war 2004, als ich das erste mal begann, über vergangene Zeiten nachzudenken (bin 1991er Baujahr) und begann, meine Kindheit zu vermissen. Hängt in dem Fall sicherlich damit zusammen, dass sich meine Eltern in diesem Jahr getrennt haben. Jedenfalls war das noch in einem verkraftbaren Rahmen, und außer gelegentlichem Selbstmitleid und Gejammer über die aktuelle Situation war das nicht viel. Ich hab trotzdem souverän weitergelebt.
Dann kam irgendwann das Jahr 2007, ich war 15 und meine Jugend begann in der Form, wie man es sich vorstellt. In dem Moment hab ich meine Situation richtig genossen und war zufrieden. Mit mir und der Welt. Bis dann diese problemlose Fassade bröckelte, und im Jahr 2008 standen Prüfungen und Private Probleme (vornehmlich mit der Patchwork-Familie, da sich meine Mutter einen neuen Lebensgefährten zulegte) auf dem Plan, statt, wie im Jahr zuvor, Mädchen, Partys und ein sorgloses Leben. Ich begann 2007 hinterherzutrauern und mich in die Beschissenheit des Moments hineinzusteigern. Um jeden Preis wollte ich die Dinge nicht so wie sie 2008 waren und fragte mich, was aus dem Lebensgefühl von 2007 wurde. Ich begann, regelmäßig Lieder vom letzten Jahr zu hören, mir alte Fotos anzugucken etc. All das war schon sehr gegenwartsfremd, doch immer noch in einem verkraftbaren Rahmen. Schließlich konnte ich wenigstens noch irgendwie optimistisch in die Zukunft blicken.
Doch auch diese Zeit verging. Es kam 2009, und der wohl schönste Herbst meines Lebens. Die 12. Klasse, also das Schuljahr 2009/2010, war so ziemlich das Schönste was ich bis jetzt erlebt habe. Es hat Alles gestimmt, vorallem eben jener besagte Herbst, in dem ich glücklich eine Beziehung führte, viel viel Zeit mit meinen Freunden verbringen konnte und sogar am Ende ich das Abitur geschafft habe.
Zu dieser Zeit gehört so viel. So viele Erinnerungen, so viele Menschen, so viel Musik. Aber auch das verging.
Meine Freundin machte mit mir im Winter Schluss, was ich zunächst wegstecken konnte.
Dann kam das Leben nach dem Abi. Ich hatte auf ein FSJ spekuliert (da ich nicht direkt nach der Schule studieren wollte), keins bekommen, und habe nun eine Ausbildung begonnen, die mir zwar viel Geld bringt, aber mich in keiner Art und Weise glücklich macht. Und hier sind wir beim Ausgangsproblem angelangt.
Nach dem Abi trennten sich viele Wege, die Freundschaften, die sich noch gehalten haben, sind zwar noch da, aber nicht in der Form wie Früher. Man sieht sich kaum noch, kommunizieren fällt schwer (außer übers Internet). Ich sehe, wie Alles, was den letzten Herbst so besonders gemacht, ins einer Konsistenz bröckelt. Zu allem Überfluss bin ich jetzt in eine eigene Wohnung gezogen (alleine), und hier geht der Alptraum erst richtig los. Seit einer Woche habe ich jeden Abend zu Hause im Bett gelegen und vor dem Schlafen plötzlich heulen müssen. Ich musste immer (!) ohne es zu Wollen an Früher denken. An meine Mutter und meinen Bruder, die ich jetzt höchstens 1-2 mal die Woche sehen kann, an all die unwiederbringlichen Ereignisse, die sich 2009/2010 zugetragen haben, an meine Ex, mit der ich heute keinen Kontakt mehr habe, was mich Stück für Stück kaputt macht. Immer in dem Moment, in dem ich realisiere, dass Früher vorbei ist, und ich nun ein neues Leben führe, verlier ich die Nerven. Schon beim Verfassen dieser Zeilen versinke ich in einem selbstgeschaffenem Loch der Melancholie und Einsamkeit. Hinzu kommt die Tatsache, dass mich meine Ausbildung vehement unterfordert und ich mich nach geistigem Zuwachs sehne, und diese monotone Arbeit einfach anödet. Gut, dafür gibt es ja die Berufsschule, aber... die hat nichts mit meinen Interessen zutun. Und ist außerdem auch kein Anspruch. Ich wollte ja so gerne Psychologie studieren, was mit meinem Mittelklasse-Abi nicht möglich war, und so häng ich jetzt in diesem Unternehmen fest. Und ich sehe momentan auch keinen Ausweg für meine Zukunft.
Aber was ist schon Zukunft? Die Gegenwart macht mich ja sowieso schon fertig, weil sie nicht die Vergangenheit ist. Und ich selbst tu mir auch keine Gefallen, da ich in aller Regelmäßigkeit Lieder aus dieser Zeit (Herbst 2009) höre, mir dabei die Bilder von Damals ansehe und die Erinnerungen, bzw. das was davon noch da ist, abrufe. Und dabei heul ich. Nun könnte man sagen: Selbst Schuld, wenn du dich auch noch selbst damit konfrontierst. Aber ich kann nichts dagegen tun. Ich erwische mich selber dabei, wie ich überwiegend die Musik höre, die mich wenigstens musikalisch zurückversetzt und denke in so gut wie jeden Moment, in dem ich nicht abgelenkt oder gefordert werde (was leider zu oft eintritt), an Früher. Ich würde gerne, wirklichs ehr gerne was gegen diese "Flashbacks" tun... Nur was?
Wer will, kann meine Gedanken hier auch als post-pubertäre Jammerei ansehen und mich nicht ernst nehmen. Wer das tut, brauch hier gar nicht erst posten und seiner Unsensibilität freien Lauf lassen. Hilft Niemand. Ich persönlich habe jedenfalls vor ein paar Minuten den Entschluss gefasst, das Alles hier zu offenbaren, denn so geht es nicht weiter. Ich brauche irgendeine Formd er Hilfe. Diese Steigerung der Vergangenheitssehnsucht war fast monoton steigend in den lezten Jahren und beängstigt mich inzwischen. Es ist wie in einem Gefängnis der Gedanken. Ich finde keinen Ausweg, und im Moment habe ich wirklich keine Ahnung, wie ich weiterleben soll, wenn Früher einfach nicht Heute ist. Meine Hauptfrage, die in mir aufkommt, kann nur wie folgt lauten: Bin ich psyschich krank? Wenn ja, wie nennt man dieses Syndrom dann? Habe bei Google noch nichts Vergleichbares gefunden... Umso gespannter bin ich, ob und wie mir hier jemand antwortet.
Danke dass ihr euch den Text durchgelesen hab. Ich wäre über jeden einzelnen Tipp oder eigenen Erfahrungsbericht dankbar. Fragen könnt ihr mir natürlich auch stellen, wenn ihr noch welche habt, ich wette mir fällt eh noch was ein, was ich hier reineditieren werden...
Kafka