Transsexuell und völlig am Ende

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Transsexuell und völlig am Ende

Beitragvon knuffelstern » Sa. 01.06.2013, 22:19

Hallo liebe User,

Ich weiß seit letztes Jahr, dass ich transsexuell bin. Die Erkenntnis hat lange gebraucht und ich habe mich viele Jahre mit unklaren Gedanken gequält. War psychisch lange krank und wusste nicht warum. Nach dem Outing fühlte ich mich so frei wie nie, mein Herz sprang und war so leicht. Ich begann dann meine Transition zur Frau. Seit Januar diesen Jahres bekomme ich Hormone und erhoffe eine entsprechende Verweiblichung dadurch. Welche Trans tut das nicht? Da ich Mitte 30 bin erwarte ich keine Wunder, aber zu spät ist es auch nicht. Ich habe eine gute Basis und ging mit großer Zuversicht in mein neues Leben. Dies knapp zur Vorgeschichte ...

Natürlich geht man mit gewissen Erwartungen in so eine Therapie und weiß auch, dass alles recht langsam und im kleinen passiert. Nun habe ich 5 Monate Hormone herum und muss mir leider atestieren, dass weit weniger passiert ist, als ich erhoffte oder man so gelesen hat. Habe z.B. im Gesicht gar keine Veränderungen, nur wenig Brustwachstum, usw. Vielen sagen natürlich, dass ich warten soll und da kommt erst alles noch, aber ich glaube nicht daran und kann es nicht glauben! Es klingt so, als solle ich an Wunder glauben, aber so bin ich nicht. Der Hass gegen meinen Körper steigt so Tag um Tag, ich kann mich nicht mehr Spiegel betrachten ohne in Tränen ausbrechen, denke ich an meine Zukunft muss ich auch weinen. Eigentlich bin ich nur noch am Weinen. Jeden Tag.

Da ich nun ein generell auch noch ein ängstlicher Mensch bin und so wenig voran geht, habe ich einfach Angst mein Ziel zu nicht zu erreichen. Ich möchte normal als Frau leben, einigermaßen so ausschauen und nicht als hässlichen Zwischending, was man von allen Seiten doof anglotzt. Trotz guter "Ausgangslage" befinde ich mich in so einer Situation. Mich zermürbt das und die Tatsache, dass die Hormone so untätig sind, macht alles sehr, sehr schlimm. Ich denke oft an Suizid, war schon kurz davor. Habe keine Angst vor dem Sterben und je klarer mir wird, wie sinnlos das alles ist, desto ebener wird der Weg dorthin. Das macht mir selbst Angst, kann aber derartige Gedanken nicht vermeiden.

Seelisch bin ich am Ende und meine ganzen Zukunftspläne, für die ich alles aufgegeben habe, sind komplett Seifenblasen und fliegen davon. Aktuell bin ich echt fertig mit der Welt. Schuld sind einfach nur die ausbleibenden Veränderungen einer Verweiblichung. Ich bin in Psychotherapie (ist ja Pflicht), aber ich müsste dann ja generell meinen Wunsch aufgeben eine Frau zu werden, um mich "zu heilen". Ich weiß absolut nicht mehr weiter ... :cry:

Liebe Grüße
Knuffelstern
knuffelstern
 

Re: Transsexuell und völlig am Ende

Beitragvon Vanilla » Sa. 01.06.2013, 23:09

Hallo, schön, dass du uns gefunden hast :)

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht wirklich viel über Transsexualität.
Aber doch genug, dass ich weiß, dass man dies ebenso wenig "heilen" kann, wie Homosexualität.
Wird das denn in der Therapie versucht? Ich dachte die Therapie wäre dazu gedacht, dir zu helfen, nicht um dich
um zudrehen. Vielleicht soll aber auch "geprüft" werden, ob du das tatsächlich auch willst, bevor Veränderungen gemacht
werden, die dauerhaft bleiben.

Wenn du schon Hormone bekommst, bist du doch schon ganz schön weit.
Ich habe kürzlich ein paar Dokus darüber auf RTL 2 gesehen, weil ich etwas mehr darüber wissen wollte.
Da war es z.B. so, dass sich männliche Personen, trotz Hormonbehandlung durch Gesichts OP's weiblicher korrigieren ließen,
auch die Stimmen wurden operativ angepasst.
Das alles noch vor der endgültigen Geschlechts anpassenden, endgültigen OP.
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
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Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

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Re: Transsexuell und völlig am Ende

Beitragvon Mirai » Sa. 01.06.2013, 23:21

Hallo, Knuffelstern!

Lass dich mal drücken. Ich glaube, du kannst eine Umarmung gut gebrauchen! :cuddle:

Erstmal möchte ich sagen, dass ich es schön finde, dass du so offen über dich und deine Gefühle sprichst.
Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie sehr dich dein Äußeres quält.
Ich weiß auch kaum etwas über Transsexualität und Hormonbehandlungen.
Ist dein Zweifel denn berechtigt oder ist es wirklich nur eine Sache der Zeit, bis du (positive) Veränderungen bemerken wirst?

Ich drück dir auf jeden Fall die Daumen und wünsche dir ganz viel Erfolg, Kraft und Geduld! :)
Mirai
 

Re: Transsexuell und völlig am Ende

Beitragvon knuffelstern » Sa. 01.06.2013, 23:52

Hallo und ganz lieben Dank!
Ja, RTL2 ... ich gucke das gar nicht. Aber es klärt natürlich bisschen auf. :wink:

Transsexuell heißt eigentlich transident, denn es hat nichts mit der Sexualität zu tun, sondern mit der Geschlechtsidentität. Man ist also im Kopf eine Frau und der Körper passt halt nicht dazu, er ist männlich. Es ist aber nicht so, dass man eine Frau sein möchte, sondern das Gehirn ist wirklich weiblich - das wurde nachgewiesen. Früher oder später fällt dir das auf die Füße - vor allem halt bei den Verhaltensweisen, die man ja irgendwie annehmen muss, obwohl man kein Mann ist oder oft bei der Kleidung. T-Shirt und Hose finden Frauen auf Dauer langweilig ...

Sicherlich dauert es schon eine Weile bis die Hormone wirken. Aber ich bin für mich zu dem Schluss gelangt, dass es nach dieser Zeit hätte mehr sein müssen, um für die Zukunft da ein passables Ergebnis zu erreichen. Das ist eher das Dilemma und sicher eine Kopfsache. Bin ein ängstlicher Mensch, mache mir schnell Sorgen und meine Sorge ist die, dass alles umsonst ist. Ich habe regelrecht Angst davor und das treibt mir ständig die Tränen in die Augen. Was mache ich denn, wenn alles nicht so wird - es zeichnet sich ja so ab? Es ist die absolute Horrorvorstellung. Aber wie kriege ich mich da beruhigt oder zuversichtlicher gestimmt?? Habt ihr eine Idee???

Ich bin auch nur eine Frau, rede mit Mädels genauso wie jede andere, bin nicht anders, nur mein Äußeres hindert mich am Leben teilzunehmen. Ich traue mich nicht sehr weiblich anzuziehen, obwohl ich das gern möchte. Es kränkt mich jedes Mal. Draußen wird es Sommer und ich werde mich drinnen verkriechen, weil ich mich schäme. Ich habe nicht selten Lust alles hinzuschmeißen ... wenn der Psychologe hilft, dann natürlich mit dem aktuellen Lebensproblemen. Der macht mir das "nicht weg" - da gibts nichts wegzumachen.

Wenn hier Mädels sind - dankt einfach mal den lieben Gott, dass ihr richtig auf der Welt seid. Ich würde alles dafür tun. Es ist das grausamste, was man einem Menschen antun kann! :cry: :cry: :cry:

LG Knuffelstern
knuffelstern
 

Re: Transsexuell und völlig am Ende

Beitragvon Vanilla » So. 02.06.2013, 01:34

Ich gehoere zu den Frauen, die schon immer ueberwiegend Jeans + T-Shirt.tragen + das sehr gerne. Nur im Sommer
mal ein Baumwollkleid. Schminken auch sehr selten.

Heute habe ich ganz zufaellig im TV gesehen, glaube auf Arte, dass es in Schweden jetzt offiziell 3 Geschlechter gibt.
Das hat mir gut gefallen.
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Re: Transsexuell und völlig am Ende

Beitragvon knuffelstern » So. 02.06.2013, 01:43

Ich möchte ja eine Frau sein und kein drittes Geschlecht ... :cry:
knuffelstern
 

Re: Transsexuell und völlig am Ende

Beitragvon Vanilla » So. 02.06.2013, 01:47

knuffelstern hat geschrieben:Ich möchte ja eine Frau sein und kein drittes Geschlecht ... :cry:

So meine ich das doch nicht.
Aber jetzt bist du offiziell ein Mann.
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
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Re: Transsexuell und völlig am Ende

Beitragvon schmetterling » So. 02.06.2013, 03:13

Hallo knuffelstern ich mag auch mal was schreiben ich (auch eine Frau) denke die Hormone wirken schon weil ich denke das Weinen ist auch von der Hormonumstellung!!
Das ist zumindest bei mir so hatte ganz oft Hormonschwankungen durch künstliche und nachher tatsächliche Wechseljahre und das erste was ich immer gemerkt habe war das weinen und nicht schlafen können und Depressionen.
Vielleicht macht es dir ja ein wenig Hoffnung wenn es anfängt mit Weinen ist die erste Wirkung da meine ich. Viel Krafft dir noch!!
schmetterling
 

Re: Transsexuell und völlig am Ende

Beitragvon knuffelstern » So. 02.06.2013, 11:43

Vanilla hat geschrieben:
knuffelstern hat geschrieben:Ich möchte ja eine Frau sein und kein drittes Geschlecht ... :cry:

So meine ich das doch nicht.
Aber jetzt bist du offiziell ein Mann.


Was heißt denn offiziell? Nein, ich lebe offiziell als Frau. Vorher bekommt man keine Hormone! Das einzige ist halt mein Ausweis und mein Genital. Ich sehe nicht aus wie ein Mann und habe z.B. auch ein AA-Körbchen, nicht groß, aber es fällt eben auf ... so ist es ja auch nicht, aber da wäre noch einige Luft nach oben, sage ich mal so. Und das macht mir Sorge, weil da ewig nix passiert und wenn man Pech wird auch nix passieren. Darum bin ja hier ... ich habe Angst deswegen, große Angst :(

LG Knuffelstern
knuffelstern
 

Re: Transsexuell und völlig am Ende

Beitragvon TickTack » So. 02.06.2013, 11:46

Hallo knuffelstern,

gibt es in deiner Nähe Beratungsstellen oder ne Art Cafe-Treff für dieses Thematik? Ich denke der Austausch mit anderen kann hilfreich sein.

Gibt es außer den Hormonen noch eine andere Variante für die Verweiblichung für dich?
TickTack
 

Re: Transsexuell und völlig am Ende

Beitragvon knuffelstern » So. 02.06.2013, 12:51

Hallo TickTack,

leider gibt es hier keine Anlaufstellen. Ich lebe in einer recht kleinen Stadt mit ca. 100.00 EW und da wird für die 2-3 Transsexuellen keine SHG aufgemacht. Ich stehe jedoch in regen Kontakt mit vielen anderen und bin auch in vielen Gruppe/Foren unterwegs. Allerdings geht man dort wenig auf meine seelischen Befindlichkeiten ein, sondern sieht das alles sehr faktisch und pragmatisch. Gehe ich wiederum dann in Foren, wo es primär um diesen psychischen Probleme geht, werde ich wieder auf die Trans-Gruppen verwiesen. Ich weiß nicht mehr, wohin ich gehen soll ... das Problem liegt irgendwo in der Mitte. :roll:

Die Hormone sind eigentlich der einzig richtige Weg zur Verweiblichung. Man kann natürlich Operationen durchführen lassen, aber da läuft es mir oft kalt den Rücken runter, wenn man sich zB irgendwelche Knochen abschleifen lassen soll, Unterspritzungen o.ä. Selbst bei der Brust wäre es mir lieber eine eigene zu haben, als mir da Silikon reintun zu lassen. Ich habe davor große Angst und will das auch nicht. Wenn nichts hilft, muss man das aber machen.

Mich macht es nur unsagbar traurig, da das alles Dinge sind, die durch die Hormone ganz natürlich entstehen könnten. :cry:
knuffelstern
 

Re: Transsexuell und völlig am Ende

Beitragvon knuffelstern » Do. 13.06.2013, 19:09

Mag wohl keiner mehr schreiben :cry:
Bin Kummer gewohnt ...
knuffelstern
 

Re: Transsexuell und völlig am Ende

Beitragvon Mirai » Do. 13.06.2013, 21:59

Oh, ich hätte auch gar nicht gewusst, was ich in diesem Thread noch schreiben soll.
Ich denke, die fehlenden Antworten liegen daran, dass hier eine Gesprächsbasis fehlt. :cuddle:
Mirai
 

Re: Transsexuell und völlig am Ende

Beitragvon knuffelstern » Do. 13.06.2013, 23:17

Kein Problem, will ja auch niemanden aufn Keks gehen. Gehe ich sowieso nicht mehr lange ...
knuffelstern
 

Re: Transsexuell und völlig am Ende

Beitragvon senta » Do. 13.06.2013, 23:34

oh mensch, das ist ja echt eine ganz schwierige Zeit für dich,
ich kann das sicher nicht nachfühlen, aber ich glaube dir, dass es oft bis an deine Grenzen geht,
bist du denn auch in therapeutischer Begleitung,
sorry, wenn ich das überlesen habe...

du brauchst meiner Meinung nach viel mehr Halt und Beistand!

Das ist schwer und dauert in deinen Augen bestimmt unendlich lange, doch es ist ja für diesen Prozess noch keine wirklich lange Zeit,
gib dir auch die Zeit, um dich in dir neu einzugewöhnen, zu lernen dich in dir zu lieben
senta
 

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