an sich arbeiten

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

an sich arbeiten

Beitragvon Ephemerid » Sa. 23.09.2017, 11:35

Hallo allerseits,

ich möchte hier einfach mal von mir erzählen und die eine oder andere Frage an Euch richten.

Ich bin 38 Jahre alt. Zwischen meinem 15. und 28. Lebensjahr war ich sozusagen drogenabhängig. Abgesehen von Heroin und irgendwelcher exotischen Drogen habe ich alle wesentlichen Stoffe durch. In den letzten Jahren meiner Karriere habe ich nur noch Speed und XTC konsumiert. Angeblich bin ich schizophren. Jedenfalls sagen das die Psychiater. :x

Wie auch immer. Seit 10 Jahren bin ich clean. Ich habe derzeit einen ganz guten Hilfsjob und vor einer weile ein spätes Studium begonnen. Ein anderes Studium habe ich bereits abgeschlossen.

Seit der Pubertät hasse ich mich. Vor allem wie ich aussehe. Ich leide nicht unter Dysmorphie. Das ist einfach so. Ich sehe aus wie eine Mischung aus Nosferatu und einer Kanalratte. Gleichzeitig sehe ich jünger aus als ich bin. Nicht im positiven Sinne. Nicht falsch verstehen.

Heute hasse ich mich ebenfalls dafür, mit Ende 30 am Ende der sozialen Nahrungskette angekommen zu sein. Seit zwei Jahren arbeite ich an mir, weil ich es nicht schaffe, mich damit abzufinden. Nach meinem ersten Studienabschluss habe ich ein zweites Studium aufgenommen. Das hat meine Zuversicht in meinem Alter noch in ordentlichen Lohn, Brot und Alterssicherung zu kommen wesentlich bestärkt. Tatsächlich sieht meine berufliche Zukunft nicht schlecht aus. Das Studium ist anstrengend und beansprucht viel Zeit und fordert mich dazu heraus, mich fest zubeißen. :)

Zu Beginn des Jahres habe ich mich dazu entschieden auch nicht mehr hinzunehmen, dass ich einfach aussehe wie ein Vampier-Nagetier. Ich habe damit begonnen Sport im Verein zu treiben. Ich bin zu einem Probetraining in meiner Stadt gegangen. Die erste Trainingseinheit hat mich 'ge-smashed'. Der Trainingsleiter sagte etwas, dass mich dazu bewogen hat, immer wieder am Training teilzunehmen. Er sagte, dass wir unsere Schwächen nicht zulassen sollten, sonder ausmerzen müssen oder in Stärken verwandeln müssten, wenn wir sie nicht einfach wegmachen können.
Seitdem habe ich fast 20 Kg an Gewicht verloren, bin wesentlich kräftiger und schneller geworden. Ich freue mich auf die Veränderungen die ich in den kommenden 10 Monaten durchlaufen werde. Sogar mein Gesicht scheint jetzt mehr und mehr zu meinem Körper zu passen. :)

Soviel zum Hintergrund. Es ist viel mehr Text geworden, als ich beabsichtigt habe. Jetzt kommt eine Frage an Euch. Die Beschäftigt mich schon seit langer Zeit. Seit ich als Teenager zum ersten mal eine Psychotherapie gemacht habe. Es geht um die Bedeutung des Wortes 'abfinden'. Immer wieder wurde mir gesagt, man solle sich mit Dingen 'abfinden' die man nicht ändern könne.

Ich habe nie verstanden wie man das tut. Welchem Denkmuster folgt man, wenn man sich mit etwas 'abfindet'? Ist es ein anderes Wort für Verdrängung? Ist das was ich tue, um meinen sozioökonomischen Status und mein Erscheinungsbild zu verbessern, 'sich abfinden'? Ich hab das Gefühl, seit zwei Jahren wieder 'auf dem richtigen Gleis zu fahren'. Dem 'Gleis' von dem ich irgendwann als Teenager geflogen bin.

Den Text zu verfassen war gut für mich. Hat mir bei der Reflexion geholfen. Wäre toll, wenn mir jemand etwas über 'sich abfinden' beibringen könnte. Auch Kritik könnt ihr üben.
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Re: an sich arbeiten

Beitragvon loner » So. 24.09.2017, 18:38

Sich abfinden heißt einfach, die Dinge die nicht in deiner Hand liegen zu akzeptieren. Akzeptieren bedeutet, dass du die Situation annimmst und nicht versuchst zu ändern. Du lebst damit, wie es ist. Schöne Dinge akzeptiert man viel eher als schlechte, da diese sich unangenehm anfühlen. Man muss dabei lernen, mit diesen negativen Gefühlen umzugehen und es nicht persönlich zu nehmen bzw. muss man lernen, dass negative Situation nicht bedeuten, dass man selbst ein schlechter Mensch ist oder sonstiges. Wenn sich etwas negativ anfühlt, liegt das häufig daran, dass man einen geringen selbstwert hat und letztlich hat das akzeptieren der Situation auch etwas damit zutun, dass man die Situation nicht persönlich nimmt, das heißt: es ist wie es ist, aber es ändert nichts an meiner Person und macht mich nicht weniger und nicht mehr wertvoll.
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Re: an sich arbeiten

Beitragvon loner » So. 24.09.2017, 18:40

PS:Für mich ist es daher auch eine Form der Gleichgültigkeit
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Re: an sich arbeiten

Beitragvon Ephemerid » Di. 03.10.2017, 12:19

Guten Tag loner,

ich habe jetzt geraume Zeit über Dein feedback nachgedacht und mich bemüht, Deine Ausführungen zu interpretieren. Zunächst muss ich über Selbstwert recherchieren. Psychologie ist mir fremd und die Fachbegriffe sind mir fast immer unklar.

Gruß
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Re: an sich arbeiten

Beitragvon loner » Mi. 04.10.2017, 17:37

Hallo Ephemerid,
Ich habe auch nicht Psychologie studiert. Das ist alles nur was ich denke, wie ich es für mich selbst definiere. Letztlich glaube ich nämlich, dass jeder alles ein kleines bisschen anders definiert.
Selbstwert beschreibt für mich den eigenen Wert. Hat irgendwie etwas mit dem Selbstbewusstsein auch zutun.
Nimm meine Antwort jedenfalls nicht als 'die' Antwort oder das was wahr ist. Es ist wie gesagt 'nur' was ich denke.
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Re: an sich arbeiten

Beitragvon loner » Mi. 04.10.2017, 17:38

Vielleicht hilft es dir ja auch, sich mal zu überlegen, was das Gegenteil bedeutet: sich nicht abfinden.
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Re: an sich arbeiten

Beitragvon Mäuschen » Mo. 09.10.2017, 09:20

Ich würde sagen, es gibt Dinge, an denen sollte man arbeiten und auch etwas verändern. Und gleichzeitig kann man an manchen Sachen einfach nichts verändern, weil es einfach nicht möglich ist. Jetzt kann ich ewig unzufrieden damit sein, weil es mich stört oder ich finde mich damit ab. Allerdings hört sich dieses "abfinden" für mich sehr negativ an. Ich würde es eher als ein, "annehmen" bezeichnen. Macht den Menschen glaube ich um einiges zufriedener, wenn er Dinge einfach annehmen kann.

Zum Beispiel mag ich meine Figur gar nicht. Jetzt habe ich zwei Möglichkeiten, entweder versuche ich die ganze Zeit etwas daran zu ändern und bin ständig nur mit meinen Mängeln beschäftigt oder ich akzeptiere mich einfach so wie ich bin und werde viel zufriedener.

Ich danke beispielsweise auch oft für die Situationen, die ich eigentlich doof finde und langsam beginnt der Blick sihc dann zu ändern. Manche Dinge sind einfach wie sie sind und dann ist die Frage, wie geht man damit um. Ich denke, das wurde mit sich abfinden gemeint. Aber ich würde es als etwas positives nehmen und nicht in der Unzufriedenheit stecken bleiben.
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Re: an sich arbeiten

Beitragvon Ephemerid » Mi. 01.11.2017, 20:41

Danke für Eure Antworten. Letztendlich übersteigt das Konzept wohl meinen Verstand. Jedenfalls strample ich weiter. Ich will einfach nur noch ein anderer Mensch werden, egal wie. Ich will das Gegenteil von mir werden. Die Arbeit daran wird sich auszahlen.

Gruß
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