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PTBS, Flashbacks, Dissoziationen in Partnerschaft

BeitragVerfasst: Sa. 05.11.2011, 22:40
von Bommelinchen
Hallo liebe Forenmitglieder,
ich bin neu hier und habe mich kurz im Bereich "Vorstellungen" vorgestellt.
Es ist mir wichtig eine Sprache zu verwenden, die mild ist, die hoffentlich bei Betroffenen nicht gleich negative Gefühle auslöst. Ich hoffe, dass ich das hinbekomme.

Folgendes hat mich dazu veranlasst diesem Forum beizutreten und euch um Rat zu fragen. (Ich schreibe ausschweifend, bitte verzeiht, wenn es zuviele Infos neben dem eigentlichen Thema sind.)

Ich habe eine destruktive Beziehungen und allerlei hinter mir und bin natürlich stark geprägt durch meine Vergangenheit. In der Kindheit hat mich mein Vater "bedrängt" und vor 1 1/2 Jahren löste ich mich endlich aus einer destruktiven Beziehung. Allerdings hat mein Ex-Freund nochmals körperlich Macht auf mich ausgeübt und ich konnte leider nur erstarren und warten, dass es vorbei geht. Die Trennung hat mir die Augen dafür geöffnet, dass ich sehr auf mich aufpassen muss. Aber kaputt gemacht hat es natürlich nochmal vieles.

Seit zwei Jahren mache ich eine Traumatherapie (ich habe PTBS), war dieses Frühjahr einmal "freiwillig" acht Wochen auf Reha und bin soweit mit der Stabilisierungsphase durch, dass ich mit der Traumakonfrontation beginne.

Mein Partner und ich leben in einer gemeinsamen Wohnung und er hat keine psychischen Probleme. Wir kannten uns bereits über ein Jahr, bevor wir eine Beziehung eingingen. Das hat starkes Vertrauen zwischen uns wachsen lassen und eine gute Basis geschaffen.
Allerdings leiden wir beide stark unter meinen, ich nenne es "Filmen". Meine Therapeutin sagt, es sind leicht ausgeprägte dissoziative Zustände. Ich werde angetriggert oder an meinen Vater oder Ex-Freund erinnert und gerate dann in meinen Film. Meinen Freund erkenne ich nicht mehr als solchen, er ist dann eine Bedrohung, eine gefährliche Person (mein Vater/ der Ex) und will mir böses. Es kommt auch vor, dass er z. B. auf dem Bett lümmelt und am Laptop Trailer ansieht und das erinnert mich an meinen Vater, wie er immer Pornos am PC schaute. Dann bekomme ich einen Rappel, halte meinen Partner für einen genauso miesen Typen, der nichts im Haushalt macht etc. genau wie mein Vater. Meine eigentliche Sichtweise auf meinen Freund ist dann weggewischt und die Gefühle, die ich meinem Vater gegenüber habe verlagern sich auf meinen Partner.
Wenn ich mir in diesen Filmen garnicht darüber im klaren bin, dass ich gerade in einem Film stecke, halte ich meine Gefühle und Ängste natürlich für absolute Realität. Damit bin ich in den Momenten stark von dem Verhalten meines Freundes abhängig und er bekommt die Verantwortung zugeschoben. Das will ich nicht!!!
Würde er z. B. mir weiß machen wollen, dass es Quatsch ist, was ich rede oder dass es mir gerade nicht gut geht, dann eskaliert die Situation bei mir innerlich. Ich denke dann, er will mich manipulieren (das hat der Ex getan). Ich weiß genau woher meine Gefühle stammen, wem ich sie zuzuordnen habe, aber ich weiß nicht wieso ich es nicht schaffe, schneller zu erkennen, den inneren Beobachter anzuschalten, dass ich in einem Film bin.
Und ich kann es mir gegenüber nicht mehr verantworten, dass mein Freund soviel abbekommt, was anderen gebührt.
Deshalb bitte ich um Tips, wie ich mich selbst da raus holen kann!

Ich hoffe ganz, ganz stark auf Antworten von euch, was ihr dann macht!

Vielen Dank!

Re: PTBS, Flashbacks, Dissoziationen in Partnerschaft

BeitragVerfasst: Sa. 05.11.2011, 23:03
von Minchen
Hallo Bommelinchen,
vielleicht sollte ich einfach nicht antworten. Nein, ist nicht böse gemeint. Ist nur so, das ich Dir keine Tipps geben sollte. Ich kann es nicht besser. Auf keinen Fall.
Bei mir haben sich über die Dauer und der Schwere meines Falles noch einige Diagnosen mehr angehäuft und es kommt noch eine klitzekleine Persönlichkeitsstörung dazu, die ähnliches bewirkt wie Du beschrieben hast.
Ich kann dann auch im Nachhinein genau sagen, warum ich da mal wieder so ausgerastet bin, kann aber in der Situation nicht früh genug reagieren.
Mein Mann hat heute Morgen eine sehr lustige Bemerkung gemacht, auf die Frage warum er nicht einfach sagt, was er denkt hat er gesagt: weil ich mir nicht sicher sein kann ob dann als Reaktion Deinerseits der 7,5 Tonner mit Deiner Bestellung von Amazon vor der Tür steht oder Du Dir eine halbjahres Produktion von Haribo reinfrisst.
Und oh Wunder ich fand es witzig.
Ich finde toll, wie klar Du über Deine Situation bescheid weißt und auch klar weißt was als nächstes kommt.
Ich finde Wissen hilft! Je öfter es Dir klar wird und ich denke auch das es Dir mit der Zeit immer eher klar wird, desto besser wird es!! (Das waren aber viele wird)
Ich bin ein wenig durch den Wind, entschuldige meinen Schreibstil, hatte zu viel Zucker!!

Liebe Grüße erstmal
Minchen

Re: PTBS, Flashbacks, Dissoziationen in Partnerschaft

BeitragVerfasst: Sa. 05.11.2011, 23:16
von Bommelinchen
Danke für deine Antwort!

Ich hatte ja sowas schon oft, habe einige Trigger bereits komplett ausgeschaltet und es ist für mich nichts neues, dass ich in diese Filme gerate und eigentlich auch wieder rauskomme. Und jetzt das aber... Aber ich habe es "verlernt" frühzeitig zu merken, was da gerade abgeht oder spätestens wenn ich drin bin wieder raus zu kommen.
Ich mache auch innere Kindarbeit und habe (eigentlich) immer den inneren Beobachter an meiner Seite, der Alarm schlägt.

Wäre warscheinlich eine gute Frage wo der hin ist!

Hat das vielleicht was damit zu tun, dass ich derzeit keine Verantwortung für mich selbst übernehme? Hm!?

Re: PTBS, Flashbacks, Dissoziationen in Partnerschaft

BeitragVerfasst: Sa. 05.11.2011, 23:20
von Bommelinchen
Und sag mal Minchen, wie kommt ihr mit dem ganzen klar? Hast du da zufällig einen Tip?
Ich habe sehr große Angst, dass meine Filme unsere Beziehung zerstören. Wir reden danach immer und ich entschuldige mich, wenn ich sehr unter die Gürtellinie gegangen bin, aber sich immer entschuldigen ist nichts halbes und nichts ganzes.

Re: PTBS, Flashbacks, Dissoziationen in Partnerschaft

BeitragVerfasst: So. 06.11.2011, 09:55
von Minni34
Hallo Bommelinchen,

Dir da wirklich über das Forum weiter helfen zu können ist schwer.
Die Frage ist wirklich wo dein Helfer/Beobachter an deiner Seite hin ist.
Hast du denn eine kleine Idee? Ist etwas gewesen, so das er verschwunden ist?

Ich kenne das mit den Filmen, habe es aber seit einigen Wochensehr gut in den Griff bekommen.
Und bin sehr froh darüber.

Bekommst du denn Medikmente die zum Beispiel die Flashbacks etwas mindern sollen?

Maxi

Re: PTBS, Flashbacks, Dissoziationen in Partnerschaft

BeitragVerfasst: So. 06.11.2011, 13:43
von Bommelinchen
Hi Maxi,

Medikamente bekomme ich keine, ich habe nur auf eigenen Wunsch nach dem "Vorfall" mit dem Ex ein leichtes Antidepressiva genommen, weil ich gerade mit meiner Ausbildung begonnen habe, neu in der Stadt war, keine Freunde, keine Familie hatte... Das war zuviel. Das habe ich aber in der Reha nach einem halben Jahr Einnahme unter ärztlicher Aufsicht abgesetzt.

Ansonsten hab ich wirklich das Größte Problem mit dem wegdriften. In meiner Therapie gab es eine Zeit, in der ich das viel besser im Griff hatte. Aber irgendwann war auch der Beobachter am Ende seiner Kräfte. Es kam immer wieder vor, dass ich mir Zeit für mich genommen habe, nachschaute was bei mir los ist, es wieder ging und ich zehn Minuten später wieder drin war. Das zermürbt.

Es gibt zu viele Trigger, denke ich. Deshalb ist meine Therapeutin auch der Ansicht, dass die Phase der Traumakonfrontation dran ist. Irgendwann ist das System mit dem Beobachter und die innere Kindarbeit an ihren Grenzen.

Schwerer macht es natürlich, dass mein Partner viel auslöst. Bin schon am überlegen, ob ich mir eine kleine zweite Wohnung nehmen soll, aber das ist auch Megastress...

Re: PTBS, Flashbacks, Dissoziationen in Partnerschaft

BeitragVerfasst: So. 06.11.2011, 14:56
von Minni34
Ich denke das dein Partner es ja nicht mit absicht auslöst, aber wenn halt was triggert, dann triggert es. Ich kenne das selber nur zu gut. Habe viele Jahre damit zu kämpfen gehabt. Und das auch ziemlich hart. Ich weiß nicht ob du meinen Beitrag zu meinem Erlebten gelsen hast, aber ich denke das du das vielleicht jetzt besser nicht tun solltest!

Auf jeden Fall musst du was finden, das du rechtzeitig auf das wegdriften reagieren kannst, oder ziemlch schnell wieder da bist. Hast du in einer Therapie auch andere Dinge gelernt als das mit dem inneren Beobachter?

Es gibt eine Reihe von Dingen dir man tun kann, einige müssen auch erst zum autamatismus führen, aber Lösungen gibt es schon.

Eine Traumakonfrontation ist hart.... aber wenn die Zeit gekommen ist, sehr gut!

Ich lese das du mit den Fi´lmen ganz arge Probleme hast, meinst du das du wirklich schon stabil dafür bist?

Liebe Grüße,
Maxi