Ausweg aus der Sackgasse

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Ausweg aus der Sackgasse

Beitragvon lonely soul » Do. 10.05.2012, 21:30

Hallo,

ich stehe hier vor den Scherben einer Beziehung, die schon so lange eher einer WG gleicht und weiß, dass ich hier raus muss, wenn ich ein lebenswertes Leben führen möchte. Denn das, was ich zurzeit führe, ist eine einzige Lebenslüge. Mir und auch allen anderen gegenüber. So kann und will ich nicht mehr weiterleben.
Doch möchte ich nicht die Schuld nur bei meinem Partner suchen, auch ich habe viel dazu beigetragen, dass es so gekommen ist.
Mit achtzehn Jahren wollte ich nur eins: Weg von Zuhause, weg von einer psychisch labilen alkoholkranken Mutter, weg von dem Vater, der mich über Jahre missbrauchte.
Ich brach meine Lehre ab und heiratete den Mann, den ich glaubte zu lieben. Mit 20 bekam ich das erste von drei Kindern. Ich dachte, wenn ich eine eigene Familie habe, dann kann ich die Vergangenheit hinter mir lassen und alles vergessen. Weit gefehlt, aber ich war damals nur dumm und naiv. Mit den ersten Jahren vermisste ich Nähe und Wärme von seitens meines Partners und musste irgendwann begreifen, dass er Emotionen und Nähe gar nicht zulassen kann. Zumindest nicht bei Menschen, die ihm nahestehen. Ich fühlte mich einsam, dachte aber damals, dass es an mir liegt. Alle Versuche, die Beziehung zu verbessern, scheiterten an ihm. Paartherapie durfte ich gar nicht erwähnen, er wollte nicht und war der Meinung, dass doch alles bestens sei. Viel zu spät begriff ich, dass er mit Geld gar nicht umgehen konnte, mich belog und mir immer wieder etwas vormachte. Die Vergangenheit machte sich immer stärker bemerkbar. Ich versuchte, den Kindern eine gute Mitter zu sein, konzentrierte mich ganz auf sie und schluckte alles andere runter. Seine Bedürfnisse ertrug ich, indem ich mich wegmachte. Damals funktionierte das noch. Mehrfach schlug ich eine Trennung vor, doch wenn er dann flehte, es doch bitte weiter zu probieren, gab ich wieder nach. Mir waren auch die Kinder wichtig und ich dachte, dass ich einfach aushalten muss, bis die Kinder groß genug seien.
Die Jahre gingen ins Land, ich erzog die Kinder mehr oder weniger alleine. Alle Konflikte mit ihnen löste ich alleine, er hielt sich aus allem raus. Die finanzielle Situation wurde immer schlimmer. Alle Versuche meinerseits, ihm zu helfen, scheiterten an seiner Sturheit. Zeitweise wurde er so wütend, dass ich Angst bekam und lieber schwieg.
Die Folgen des Missbrauchs wurden immer deutlicher, immer heftiger. Ein letzter Versuch, ihn zu einer Paarberatung zu bewegen (er wusste mittlerweile von dem Missbrauch ) schlug fehl. Ich zog aus dem gemeinsamen Schlafzimmer aus.
Und dann passierte etwas, was mich völlig unerwartet erwischte. 2004 traf ich eine Frau und verliebte mich in sie. Seit Jahren lief zwischen meinem Partner und mir gar nichts mehr und ich war im Grunde froh darüber. Und dann so etwas. Sie hatte auch einiges hinter sich und war genauso überrascht. Ich glaube, das war damals meine glücklichste Zeit. Aber nach zwei Jahren mussten wir feststellen, dass uns trotz einiger Gemeinsamkeiten doch viele verschiedene Lebensauffassungen trennten. Rückblickend weiß ich aber, dass dies eine ganz wichtige Zeit für mich war und ich diese nicht missen will.
Und seit dieser Zeit komme ich nicht mehr auf die Füße. Mein Partner war damals froh, dass ich wieder hier war, aber er hat nicht begriffen, was da passiert war oder wollte es nicht wissen, keine Ahnung. Seit damals weiß er nichts mehr über mich, was ich fühle und denke.
Diese Beziehung ist eine Farce, doch ich komme nicht raus. Nach dieser Sache damals habe ich zwei Jahre komplett von meiner Umwelt zurückgezogen. Ich war nur mit meinem Hund unterwegs (damals war es noch einer, nun sind es zwei) und wollte nicht mehr reden. Mit niemanden mehr. Ich dachte, dass ich alleine zurechtkomme. Weit gefehlt. Und jetzt? Ich versuche gerade aufzustehen und weiterzugehen, ohne ihn, aber vielleicht nicht so ganz alleine....



Danke fürs Lesen.

Wünsche euch einen ruhigen Abend und eine friedliche Nacht.


lonely soul
lonely soul
 

Re: Ausweg aus der Sackgasse

Beitragvon GLaDOS » Fr. 11.05.2012, 10:51

Hallo Lonely,

lonely soul hat geschrieben:Diese Beziehung ist eine Farce, doch ich komme nicht raus.
Doch das schaffst du! Es ist alles andere als leicht, und kostet enorm viel Kraft, aber die Energie die dich diese Beziehung jetzt kostet könntest du auch dafür nutzen dich von ihm zu lösen.

Kann deine Geschicht nachvollziehen. Ich bin auch 12 Jahre in einer Beziehung festgesteckt die der reinste Alptraum war, emotional gesehen wie auch finanziell. Hatte auch jemanden getroffen mit dem ich eine schöne Zeit hatte und der mir gezeigt hat das es auch anderes geht und das ich glücklich sein kann/darf. Ich habe es trotz zureden meiner Eltern, Freunde nicht geschafft ihn zu verlassen, aus Angst vor der Veränderung etc...Es hat mich 4 Jahre gekostet es über mich zu bringen, 4 Jahre hab ich gewusst das es keine Zukunft mit ihm geben wird...und von einem Tag auf den anderen hab ich ihn dann verlassen (besser gesagt rausgeschmissen). Es war das beste was ich für MICH tun konnte.

Wünsche dir viel Kraft für deinen weiteren Weg.

LG GLaDOS
GLaDOS
 

Re: Ausweg aus der Sackgasse

Beitragvon Momo » Fr. 11.05.2012, 13:44

Liebe Lonely,

ein neuer Weg ist immer ein Wagnis. Aber wenn wir den Mut haben loszugehen, dann ist jedes Stolpern und jede Freiheit ein Sieg über unser Ängste, unsere Zweifel und Bedenken.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Mut für diesen Weg
Momo
Momo
 

Re: Ausweg aus der Sackgasse

Beitragvon lonely soul » Fr. 11.05.2012, 15:32

Liebe GLaDOS, liebe Momo,

ganz lieben Dank für eure aufmunternden Worte. Es tut mir sehr gut. Ja, es sind ganz viele Ängste, die mich von diesem Schritt abhalten. Und eben das Gefühl, zuviel zu zerschlagen. Heute Abend habe ich hier sicherlich mehr Ruhe, um mehr dazu zu schreiben.


Euch einen schönen Tag.

LG, lonely soul
lonely soul
 

Re: Ausweg aus der Sackgasse

Beitragvon Atisha » Fr. 11.05.2012, 23:01

man kann nicht immer so einfach raus aus allem, irgendwie komme ich mir auch oft wie ein gefangener meiner eigenen Zustände vor und ich glaube es soll auch nur schrittweise vorangehen, nur stückchenweise können wir uns verändern, und oft wissen wir ja gar nicht wohin wir uns verändern sollen.

Und oft ist es gar nicht die Sache an sich die schlimm und veränderungswürdig ist sondern nur wir mit unserem Empfinden und Denken sind das Problem.
Atisha
 


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