Ihr Lieben,
ich brauche mal euren Rat, vielleicht kennt ihr euch mit so etwas ja besser aus als ich. Ich habe eine Freundin, oder vielmehr hatte, keine Ahnung, wie da der Stand im Moment ist, weil ich gestern den Kontakt erst mal abbrechen musste, weil ich es nicht mehr ertragen habe.
Das Problem: Sie ist überzeugt davon, dass jeder ihr schaden möchte. Egal, wie harmlos die Menschen sind oder wie gut sie es mit ihr meinen - das sieht sie nicht, sondern sie fantasiert sich etwas zusammen, was dann für sie die Wahrheit ist. Argumentieren ist sinnlos, sie ist überzeugt davon, dass sie Recht hat. Hilfsangebote aller Art (sie hat einen Laden, der fast ihre gesamte Zeit in Anspruch nimmt) wertet sie als Kontrollversuche, Geschenke ebenfalls, hinter jeder Ecke wittert sie Verschwörungen gegen sie, die niemals stattgefunden haben. Ich musste den Kontakt zu einigen ehemaligen gemeinsamen Bekannten abbrechen, weil sie dachte, wir reden hinter ihrem Rücken über sie. Sie ist überzeugt davon, dass ich ihren Laden übernehmen will, und wenn ich beispielsweise etwas auf Facebook poste, ist sie der Meinung, das wäre nur, damit ich mehr Likes kriege als sie. Ich betone: Es handelt sich um eine erwachsene Frau. Ich habe sie von Herzen lieb, deshalb bin ich geblieben, auch als sich alle anderen schon längst von ihr abgewandt haben, weil sie einfach immer verbal um sich schlägt mit haltlosen Anschuldigungen und Ungerechtigkeiten. Ich möchte ihr so gerne helfen, aber sie sagt, sie braucht keine Hilfe und will keine Ratschläge. Sie verdreht Sachverhalte und ist immerimmerimmer der Meinung, alles geschieht nur aus Berechnung und weil man ihr etwas Böses will. Wenn wir uns streiten, was in letzter Zeit recht häufig der Fall war, weil ich ihre Attacken gegen mich nicht unkommentiert stehen lassen will, weil ich zum Kuckuck noch mal nicht der schlechte Mensch bin, als den sie mich sieht, wenn wir also streiten und ich dann anfange zu heulen, was normalerweise ganz und gar nicht meine Art ist, das alles nimmt mich aber so mit, dass ich es nicht vermeiden kann, dann brüstet sie sich damit, dass sie dabei so ruhig bleibt, als wäre das etwas Erstrebenswertes. Meine Tränen wären nur, sagt sie, um sie emotional zu erpressen. Und sie würde Kopfschmerzen kriegen, wenn wir streiten, und ich würde ihr ihre Energie rauben. Wie es mir geht, sieht sie gar nicht. Gar nicht! Ich würde das Opfer spielen. Sie haut mir die schlimmsten Anschuldigungen um die Ohren, die so absurd sind, dass man sie einfach nicht ernst nehmen kann, ich muss mich andauernd rechtfertigen gegen so einen Unsinn - ich bin am Ende, ich kann nicht mehr. Null Empathie, null Selbstreflexion. Ich kann da nicht bleiben, aber ich kann auch nicht gehen, weil sie sonst niemanden mehr hat. Ich glaube auch noch nicht mal, dass sie es böse meint. Sie merkt es nur einfach nicht. Sie merkt nicht, dass da etwas an ihrer Wahrnehmung nicht stimmt. Aber sie lässt es sich auch nicht sagen. Sie braucht keine Hilfe, sie braucht mich nicht. Ich komme mir so schlecht vor, weil ich sie im Stich lasse, aber ich sehe nicht, wie ich ihr helfen kann. Ich richte mich in meinem Verhalten komplett nach ihr, auch wenn manches völlig meinem Charakter widerspricht (was auch nicht gut ist, aber sie bedeutet mir so viel, dass ich nun mal alles versuche, um es ihr Recht zu machen), sie mag es nicht, wenn man ihr Widerworte gibt, und sie weist einen aufs Heftigste zurecht, wenn man sich in ihren Augen falsch verhält. Und weil ich sie nicht verärgern will, füge ich mich halt.
Ausschlaggebend für die selbstverordnete Pause war jetzt, dass sie gesagt hat, die Probleme in ihrem Leben, sei es beruflich oder welcher Art auch immer, eigentlich alle Probleme, hätten angefangen, als ich vor ein paar Jahren aufgetaucht bin. Was natürlich Quatsch ist. Sie ist ein chaotischer, unstrukturierter, unordentlicher Mensch, der dauernd etwas Neues ausprobiert auf der Suche nach sich selbst oder nach Erfüllung, keine Ahnung. Unstet, zieht dauernd um etc. Ich bin so ziemlich das genaue Gegenteil, und ich hatte gehofft, ihr so etwas wie ein Anker sein zu können, ihr etwas Stabilität zu geben. Aber leider hat nicht meine Ruhe auf sie übergegriffen, sondern ihr Sturm auf mich. Nicht gut...
Was sagt ihr, was ist das und was kann man da machen?
Vielen Dank schon mal für eure Antworten!