Hallo, engelchen
Ich finde schön, dass du dich um deine Tochter sorgst und dir nun Gedanken machst. Ich kann gut verstehen, dass es nicht leicht ist, sie auf deinen Verdacht anzusprechen. Ich habe selbst (noch?) keine Kinder; ich kenne aber die Sichtweise eines Kindes, das Selbstverletzung vor seinen Eltern versteckt. Inzwischen bin ich 23 und das ist schon einige Jahre her, aber ich hoffe, ich kann dir trotzdem weiterhelfen.
Aus welchen Gründen deine Tochter sich verletzt - falls sie das denn überhaupt tut - können wir hier nur mutmaßen. Sowohl Liebeskummer als auch Stress mit deinem Freund oder dass sie ihren Vater vermisst wären möglich. Oder vielleicht ist es auch etwas ganz anderes, wovon wir nicht wissen.
Falls sie sich verletzt, hat es jedenfalls etwas mit seelischem Leid zu tun. Mit Problemen, mit denen sie nicht zurechtkommt.
Macht ihr beide ab und zu etwas zusammen? Unternehmt ihr was oder setzt euch mal nur zusammen und redet? Ich weiß, das ist schwierig, wenn das Kind in die Pubertät kommt. Und wenn sie nichts machen will, zwing sie nicht. Ich weiß aber noch, dass es trotz aller Abtrennung und Selbstständigkeitsentwicklung bei mir in der Pubertät Zeiten gab, wo ich gerne mit meinen Eltern über Probleme geredet hätte und mir gewünscht habe, sie wären für mich da.
Wenn du deiner Tochter vermitteln kannst, dass du dich aufrichtig für sie und für ihr Leben interessierst, ist schon sehr viel gewonnen. Denn das Ritzen ist ein sehr sensibles Thema und wenn du mit ihr darüber reden willst, braucht es einen ruhigen Moment alleine mit ihr und eine Menge Grundvertrauen auf beiden Seiten.
Ansonsten... was ich dir nur raten kann: Sei so ehrlich, wie du nur sein kannst! Betone, dass du dir Sorgen um sie machst, dass du für sie da sein willst, dass du nicht wusstest wie du das Thema am besten ansprichst. Auch wenn es schwer ist, mach ihr keine Vorwürfe. Wenn sie sich verletzt, dann, weil es für sie gerade keinen anderen Weg gibt. Denk mit ihr gemeinsam über Lösungen und andere Möglichkeiten nach. Sei für sie da, das ist das wichtigste.
Über einen Besuch bei einem Therapeuten könnt ihr beide gemeinsam nachdenken, ich finde aber, zuerst wäre ein offenes Gespräch zwischen euch beiden wichtig. Eine Therapie macht nur dann Sinn, wenn sie auch selbst bereit ist, etwas zu verändern. Wenn sie einfach hingeschickt wird, kann ein Therapeut euch eventuell nicht weiterhelfen.
Ich drücke deiner Tochter und dir jedenfalls fest die Daumen und würde mich freuen zu hören, wie es weitergegangen ist!
Viele Grüße
Christine