von lupin » Mi. 31.01.2018, 19:30
Hallo zusammen!
Ich habe gerade das Manuskript für ein Buch fertig gestellt. Es enthält meinen bisherigen Lebensweg und richtet sich an meinen Vater, den ich nicht kenne.
Ich meine, dass es wichtig ist, sich der eigenen Endlichkeit bewusst zu werden.
In dem Kapitel, Wie ich über.....denke, finden sich meine Gedanken dazu:
…Das Lebensende
Tod
Der Tod markiert das Ende meines irdischen Daseins. Punkt. In dieser Funktion ist er mir hochwillkommen. Von mir abgelehnt allerdings ist jedes Ansinnen, den Tod in eine selbstständige Machtposition zu zerren, damit er zum Angst- Erzeugungs- Mittel missbraucht werden kann. Ich halte den Tod nicht für eine Form der Bestrafung.
Für mich ist er der Dienstleister des Lebens, der den Auftrag hat, die „letzte“ Tür zu öffnen, die in etwas uns völlig Unbekanntes und Neues führt. Der Tod ist mir schon häufig begegnet, weil ich ihn manches Mal gerufen habe, um ihn zu bewegen, diese Tür für mich zu öffnen. Und ich habe ihn nach dem befragt, was hinter der letzten Tür verborgen ist.
Er hat mich wissen lassen, dass er weder die Macht hat diese Tür aus eigener Entscheidung zu öffnen, noch das er wüsste, was sich dahinter befände. Weder ist er jemals dort gewesen, noch hat er an diesem Ort eine Existenzberechtigung. Es gibt ihn dort einfach nicht.
Wenn mir der Tod in einer seiner vielen Erscheinungsformen begegnet, habe ich keine Angst mehr, denn ich schätze Dienstleister die zuverlässig und gut ihre Arbeit tun, indem sie bei dem bleiben was sie können!
Was ich allerdings fürchte, ist das letzte Stück Weg, das zu dieser Tür führt und auf dem Krankheit, Schmerz und Ohnmacht liegen können.
Suizid
Der Suizid hat für mich eine ganz andere Bedeutung als der Tod. Ihm will ich immer dann glauben, wenn Schmerz, Scham und Depression mir die Nüchternheit rauben. Er erzählt mir dann eindrücklich und lebhaft, dass er den „Dienstleister Tod“ dazu bringen kann die letzte Tür zu öffnen. Er ist mir dann wie eine Tresenbekanntschaft, die mittels ausreichend Alkohol, vom Fremden zum „Freund“ wird, indem er mir sagt, was ich hören will.
Er macht mir dann sehr anschaulich, dass ich mit ihm die Ohnmacht in Macht verwandeln kann. Die Aussicht, mittels seiner Hilfe zur Ruhe zu kommen, Schmerzen und Lebens- Müdigkeit los zu werden, weiß er sehr attraktiv auszumalen. Dann höre ich ihm gern zu. Ich habe ihn auch schon einmal erst genommen und seine blumigen Versprechen eingefordert, doch glaubwürdig wirkt er nur, solange er zu „saufen“ hat.
Es ist eine Gesetzmäßigkeit, dass jeder Rausch, ob durch Alkohol oder Elend genährt, der Nüchternheit und damit der Wahrheit weichen muss. Wenn mir diese Wahrheit allzu bitter wird, begebe ich mich immer wieder in die „schlüpfrig süße“ Gesellschaft meines Saufkumpanen. Ich habe aufgehört ihm abzuschwören, denn darin bin ich unglaubwürdig.