Viele Menschen reagieren gleich wenn sie mit Gevatter Tod konfrontiert werden.
Ich habe schon ein paar Mal mit ihm zu tun gehabt und habe statt langer Trauer eher nur lange Gedanken um mich selbst gemacht,weil ich nicht so reagieren konnte wie ich wollte/sollte und mich immer wieder in Frage gestellt.
Mein erster Kontakt war,als ich als kleiner Junge mit meinen Eltern in Cuxhaven auf einem Campingplatz,eine Woche verbracht hatte.
Es war abends und ich weiß noch dass wir und ein paar Leute hinter dem Sanitärhaus (so heisst das glaub ich) standen und ein toter Mann bäuchlings vor dem aussenliegenden Wasser/waschbecken lag.Es war,wie ich später erfuhr ein Butler (ich hab noch die weißen Handschuhe vor Augen) der dort wohl was erledigen wollte,ausrutschte und scheinbar unglücklich mit dem Kopf am Becken aufschlug.Ich hab ihn gesehen und eingentlich nichts empfunden,aber vielleicht war ich einfach noch zu jung und wusste nicht was los war.
Vor einer Weile verstarb der beste Freund meines Vaters und war auch Freund der Familie.Es war nur irgendwie merkwürdig für mich dass er nicht mehr da war,nicht mehr.
Der Hund meiner Familie,den ich,als er Welpe war,dazu gebracht habe mich anzubellen ,verstarb vor ein paar wenigen Jahren und Trauer habe ich auch nicht wirklich verspürt.
Habe eher nur über die lange,tolle Zeit mit ihm nachgedacht und mir vorgestellt wie er einmal aus seinem Napf getrunken hat,gerülpst und sich in einer Ecke dann auf die Seite gewuppt hat.
Später verstarb auch noch meine Oma und ich habe mich größtenteils nur geärgert,nicht mehr Zeit mit ihr verbracht zu haben.
Abgesehen von meinem eigenen Suizidversuch musste ich mal ungewollterweise einem anderen beiwohnen.Es war vor ca. 2 Jahren in einer Neuroklinik,ich saß mit 2 Borderlinemädchen im Atrium (um dem Atrium herum sind die ganzen Zimmer der Mitpatienten verteilt) und das Mittagessen war vor kurzem abgeschlossen.Eine Schwester fragte sich wo der zum Essen fehlende Patient denn ist und schaute in sein Zimmer,daraufhin ging das Zimmeralarmlämpchen an und einige Pfleger holten ihn raus und eine Etage tiefer...erst kam er in´s Krankenhaus und dann in die geschlossene Abteilung wie wir dann erfahren hatten.Wie es schien hatte er was scharfes in´s Zimmer geschmuggelt und versucht sich in der Dusche das Leben zu nehmen.Die beiden Mädchen waren sichtlich geschockt und nachdenklich,zitterten förmlich und ich war eigentlich nur sprachlos und versuchte die beiden irgendwie ein wenig zu beruhigen.Es war im Nachhinein schon sehr heftig gewesen da man nur 2 Meter von der Zimmertür gesessen hatte und dahinter passiert solch ein Drama.Ich hab den Jungen echt gemocht,obwohl er nie viel geredet hatte,aber was er gesagt hatte war irgendwie immer schlagfertig.Ich hoffe es geht ihm inzwischen psychisch und auch physisch gut.Ich bereue es ihn danach in meiner restlichen Zeit dort nicht unten besucht zu haben.
Ich habe es schon immer geahnt und diese Sachen zeigen mir nur dass ich emotional ziemlich tot bin und weiß nicht ob sowas nun mehr Vor- oder Nachteile hat.Ich habe auch eine ziemlich lange Zeit in geistiger/körperlicher Isolation gelebt die ich durch die Depris und der sozialen Phobie enstanden ist und ich habe auch das Gefühl,Sachen wie z.B. Mitleid/gefühl haben darunter gelitten.Aber nicht in jeder Situation,gottseidank.
Gibt es denn noch andere hier die ähnliche Probleme mit Emotionslosigkeit haben und vielleicht auch mit mir darüber reden möchten? Ich würde mich freuen und vielleicht kann man durch ein paar Textzeilen Erkenntnisse machen die einen in eine richtige/lebendigere Richtung lenken.
LG,Snow.