Hallo,
ich schreibe wegen meinem Schwager. Dieser leidet seit ca. 7 Jahren unter einer paranoide Schizophrenie. Ehrlich gesagt sehen wir so langsam keinen Chance auf Heilung mehr, sondern eher die Suche nach einem Weg, wie damit umzugehen ist. Seit einigen Jahren gesellt sich zu der Krankheit noch eine Alkoholsucht dazu. In erster Linie trinkt er sich Abends in den Schlaf, und ist der Meinung, dass dies ihm hilft (was evtl. auch sein mag, die Stimmen abzuschwächen).
Im Moment ist er in einer starken Psychose. Die Medikamente schlagen nicht mehr richtig an, bzw. setzt er Sie selbst aufgrund der Nebenwirkungen wie Sehschwäche ab. Gestern Abend war es nach einem Telefonat, welches aufgrund der Stimmen und anderen Personen bei Ihm im Raum (er war alleine daheim), mehrmals unterbrochen wurde, wieder so weit:
Die Frage: Wie soll es weitergehen?
Er ist 27 Jahre alt, bekommt Rente, eine Reha wurde bereits zwei mal abgelehnt. Besteht überhaupt eine Chance eine Reha zu bekommen, wenn er nicht "arbeitsfähig" ist.
Die Familie ist der Meinung, dass er keine Verantwortung, aufgrund seiner Krankheit, für sich selbst tragen kann, weiß aber auch nicht weiter. Kann man ihn grundsätzlich zu einer Reha oder zu einem Umzug "zwingen". Der hört sich brutal an, aber zuschauen wie er absifft und (aufgrund der Medikamente, Sucht + Erkrankung) weiter in ein Loch rutscht, kann es auch nicht sein. Der hat halt keinen Bock auf nichts, aber wenn er mal weg von Zuhause ist und soziale Kontakte und eine Aufgabe hat, passt es.
Zum Einen geht es darum: Was machen wir aktuell mit seiner starken Psychose?. Wir versuchen heute seinen Psychiater zu erreichen.
Die andere Frage ist: Wie kann es auf Dauer weitergehen? Zuschauen, wie er immer mehr trinkt und auch körperlich verwahrlost ist auch nicht die Lösung. Er war mal in einer anthroposophischen Klinik, zum Einstellen der Medikamente und fand es, im Gegensatz zum Landeskrankenhaus, ganz gut dort. Er konnte regelmäßig im Garten arbeiten, Körbe flechten...es gab ganz gutes Essen, nette Leute in seinem Alter kennengelernt...hat gepasst.
Meine Frage ist: Was können wir als Angehörige langfristig tun, um den Kreis aufgrund seiner Sucht und psychischen Erkrankung zu durchbrechen? Gibt es in Baden bzw. südlichen Teil von Baden-Württemberg betreute Wohnprojekte für junge Menschen mit einer (chronischen) psychischen Erkrankung, die in Ordnung gehen? Kennt da jemand etwas? Ich meine damit eher so etwas wie eine betreute Wohngemeinschaft auf dem Bauernhof, mit ärztlicher und psychologischer Überwachung und Betreuung....?
Eine Reha-Einrichtung vor Ort hat er sich vor einiger Zeit angeschaut. Allerdings war auch da die Frage "wer soll die Kosten tragen?" Raus kam dabei nichts. Wir würden uns über Tipps sehr freuen, wenn jemand ähnliche Erfahrungen hat.
Unsere Frage sind: Was langfristig tun? Kann man ihn zu einer Reha oder einem Umzug zwingen? Besteht eine Chance auf eine Reha, wenn er Rente bekommt? Kennt jemand in Süddeutschland eine Wohn-Einrichtung für junge Menschen mit Nähe zur Natur? Wenn ja, wer bezahlt so etwas? Die Rentenkasse? Kennt jemand ein Beratung per Telefon oder E-Mail, die uns evtl. weiterhelfen können?
Beste Grüße,
+ DANKE,
Jürgen