Lavendel hat geschrieben:Lieber Oskar,
was besser geworden ist: Ich habe eben - wie du ja gestern bei dir auch erleben durftest - meine Gefühlsausbrche anderen gegenüber wesentlich besser unter Kontrolle und schaffe es mittlerweile (zwar nicht immer, aber öfter) Sachen nicht so oft in den falschen Hals zu kriegen, mich nicht mehr so oft angegriffen zu fühlen. Das geht, indem ich nicht sofort reagiere, wenn mir was nicht passt, sondern mir erstmal kurz Zeit gebe, auch den andern zu versuchen zu verstehen. Das funktioniert nicht immer, aber an sich arbeiten ist ein lebenslanger prozess, den "Gesunde" genauso durchmachen, nur auf anderen Ebenen. Manche renovieren ihr Haus und wir halt zusätzlich unsere Psyche...
Also man könnte sagen, dass ich wesentlich weniger Impulsiv bin als früher, aber weg ist es auch nicht.
SVV hab ich vollkommen im Griff, das ist nur noch Thema, wenn ich mich sehr bedroht fühle und da habe ich mittlerweile genug Alternativen auf die ich Ausweichen kann. Ausserdem habe ich die Sinnlosigkeit darin erkannt und dass es einfach soviel andere Wege gibt.
SSV ist immer noch Thema, aber da ist eben die altersmilde Stimme der Vernunft oft genug stärker, dass ich auf meinen Körper aufpassen muss, meine Psyche, meine Seele, denn ich will ja eigentlich, dass es mir gut geht.
Naja und die sozialen Kontakte, ich bin da wohl nicht so kaputt, wie manche mir einreden wollen, oder manche Menschen wissen mich einfach trotzdem zu schätzen, ich hatte ja 9 Jahre lang nen festen Freundeskreis, hatte auch mal lange Beziehungen zwischendurch, das geht schon auch.
Suizidalität ist eher Thema, vor allem wenn ich mal wieder kein Licht am Ende des Tunnels sehe, aber das ist auch meinen Depressionen geschuldet, weniger dem BL.
Klar gibt es immer wieder Situationen in denen sich das alles wieder Bahn bricht oder zu brechen versucht (nach nem Streit einfach mal über ne stark befahrene Strasse rennen, nichts ausser Kaffee und Zigaretten zu mir nehmen, jemand sagt was blödes zu mir und ich bin der Meinung die ganze Welt hasst mich,...) und mit meinem Gefühlsleben habe ich nach wie vor riesige Probleme...
Aber ich weiss z.b. dass ich einfach nicht mehr als ein Glas Alkohol von welcher Sorte auch immer trinken sollte, weil es dann schlimmer wird. Und daran halte ich mich auch. Drogen sind auch schon lange kein Thema mehr.
Ich versuche gewissen Menschen und Situationen aus dem Weg zu gehen, wenn sie mir schaden.
Ich habe nach wie vor Probleme mit Dissos, aber da ist ja jeder anders und vielleicht kriegst dus in den Griff, ich wünsche es dir!
Resumee ist einfach: Man kann an sich arbeiten. Man sollte sogar. Egal ob gesund oder "krank". Das Ziel ein lebenswertes Leben zu führen ist auch mit Borderline nicht utopisch, wenn man an sich in manchen Punkten andere Maßstäbe setzt. Das gilt aber auch für alle anderen Erkrankungen, auch für chronische körperliche.
Man schickt ja auch keinen Rollstuhlfahrer auf den Bau zum arbeiten...
Als erstes mal freut mich das zu hören.
Ich habe offenbar einen komplett anderen Problemschwerpunkt als du. Bei mir stehen Dissoziation und Spannungszustände im Vordergrund.
Da hab ich im Moment kaum Mittel gegen und das ist etwas was ich täglich oder gar dauerhaft habe.
Diese Zustände führen zu Panikattacken und dazu das ich vor Spannung oft nicht aus dem Haus gehen kann.
Am Silvesterabend hat mir Seroquel dabei extrem geholfen so das ich trotz 25mg mich auch noch gestern oben halten konnte
Was für Erfahrungen hast du mit der Entwicklung dieser Symptome gemacht?
SVV kommt nur in milder Form vor und was meine Wut und meine Angst betrifft muss ich einfach mehr auf mich achten.
Ich kann nicht jedem immer helfen und ich kann andere Menschen nur bedingt in schweren Situationen helfen weil ich selbst sonst nicht mehr klar komme.
Wenn ich das akzeptiere und ehrlich zu mir und anderen bin werde ich dabei vorwärts kommen und damit gut leben können
Suizidalität ist bei mir zwar ein Thema aber ich denke das liegt daran das ich gerade 3 Fach belastet bin.
Das war nicht immer so und das wird auch nicht immer so sein
Ich denke auch die Behandlung von Komorbiditäten dürfte bei mir zu einer Verbesserung führen
mit weniger sozialer Angst kommt weniger Stress und damit weniger Spannung und weniger Gefühlsausbrüche
Mit weniger ADHS kommt mehr Konzentrationsfähigkeit und damit mehr Kontrolle und mehr Achtsamkeit und die Fähigkeit Routinen zu etablieren
Beim ADHS will ich mit Neurofeedback trainieren das soll bei konsequenter Anwendung das Retalin überflüssig machen.
Edit: Ah Okay...
Dissos bedeutet nicht Diskos sondern Dissoziatives...
In den Griff bekommen sollte man das doch sicher können, bei mir zumindest waren die wie weg geblasen als ich innerlich ruhig war.
Die Frage ist wie sinnvoll eine dauerhafte Medikamentenbehandlung ist und ob es etwas gibt das keinen Gewöhnungseffekt hat oder dauerhaft schädlich ist
Aber als erstes mal will ich meine Fähigkeiten zur Kontrolle ausbauen
Wann bist du denn erstmals in Therapie gegangen?
Sicherlich werde ich versuchen mich langfristig Coachen zu lassen und viel zu arbeiten.
Ich denke es spielt eine Rolle wie lange man schon an sich arbeitet