Wenn das Brett auf dem man steht wieder zu schwanken beginnt

Austauschmöglichkeit zum Thema Essstörungen, wie z.b. der Anorexie (Magersucht), Bulimie (Ess-Brechsucht), Binge-Eating-Disorder (Fressanfälle) oder Adipositas (Esssucht), sowie über Ernährung und Essverhalten.

Wichtig: Kein Pro-Ana/-Mia erwünscht!

Wenn das Brett auf dem man steht wieder zu schwanken beginnt

Beitragvon WerBinIch » Do. 09.05.2013, 12:50

Es fällt mir sehr schwer in die Rubrik "Essstörungen" zu schreiben. Eigentlich habe ich ja keine Essstörung, aber meine Vernunft und Freunde sagen mir das Gegenteil.

Gestern hatte ich mich mit meiner besten Freundin getroffen, der es ähnlich ergeht wie mir und habe sie gefragt, wie sie ihrem Freund und anderen Freunden eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung und auch eine Esstörung erklärt:
Stell dir vor ich stehe auf einem Brett im Meer. Man steht in der Mitte, versucht das Brett irgendwie im Gleichgewicht zu halten. Das geht auch für eine gewisse Zeit gut, aber irgendwann kommt eine größere Welle, die dir die Kraft nimmt das Gleichgewicht zu halten und du fällst. Zuerst kämpfst du dagegen an aber dann fällst du immer tiefer und tiefer. Und wenn du dann den Tiefpunkt erreicht hast, im Meer voller Sorgen untergehst, versuchst du entweder wieder qualvoll nach oben zu gelangen oder du erstickst langsam an der Not.

Und bei mir ist es wieder soweit..seit zirka zwei Wochen wackelt das Brett wieder und ich rutsche stückweise immer weiter nach unten. Zwischendurch kommt der Tiefpunkt, ich versuche mich wieder aufzurappeln "du hast Matura (=Abi), reiß dich zusammen" schreit dann eine Stimme in mir.
Aber ich kann nicht mehr. Ich habe in 1 1/2 Wochen zwei kg abgenommen, ich verbiete mir so gut es geht alles was dick machen könnte (so gut es geht, denn manchmal überkommt es mich) , ich fühle mich nach jeder Mahlzeit grauenhaft , lasse das Frühstück weg , versuche abends nichts mehr zu essen, wenn ich (leider) Mittagessen musste. Ich wiege jetzt 39kg bei erbärmlichen 1,53m und finde mich immer noch zu fett.
Und gleichzeitig will ich zunehmen. Das widerspricht sich doch?? Ich finde meinen Bauch und meine Oberschenkel, meinen Arsch und meine Oberarme zu fett aber bin gleichzeitig deprimiert, weil ich weibliche Rundungen haben will.
Aber es geht nicht,..wenn ich versuche normal zu essen, dann esse ich SOO viel!!

Davon abgesehen ...meine Eltern merken NICHTS , gar nichts. Das soll auch so bleiben, daher sie mich nie unterstützt haben wenn es mir psychisch schlecht ging. Aber meine Mutter (mit der ich besonders starke Probleme habe) hat nicht einen Hauch von Sensibilität. Gestern sind wir kurz zum Supermarkt gegangen, weil ich mir einen Kaugummi kaufen wollte zur Belohnung der Erledigten Französisch Matura. Am Weg dorthin steht eine ältere Dame (etwa 60-70 Jahre) vor uns, total abgemagert. Meien Mutter hatte mir schon öfter von ihr erzählt..und dann kommt folgendes: "Ahh..Schau Schau Schau!!! *mich anstups* Ogott. Du hast sie nicht von vorne gesehen, das ist so schlimm, das ist so schlimm! In der Gasse gibt es noch eine, Asiatin, die ist auch schon ganzbleich. Diese Leute würde ich am liebsten in den Arm nehmen und fragen was los ist, ihnen irgendwie helfen...das ist so schlimm!".
Ja toll.. :evil: anderenwill sie immer helfen. Sie will Kindern in Afrika helfen. Sie will anderen Magersüchtigen helfen. Depressive, Schizophrene, etc sind ja wenn dann "krank" , "verrückt". Und mir? Mir hilft sie nicht. :cry:
Sie merkt nicht nur nichts, sondern wenn sie was weiß, dann hilft sie mir nicht.

Ich will nicht mehr..mein kreislauf lässt jetzt auch langsam nach, weil ich seit gestern mittag nichts gegessen habe. Aber geschieht mir auch recht,..so fett wie ich aussehe :(
WerBinIch
 

Re: Wenn das Brett auf dem man steht wieder zu schwanken beg

Beitragvon ClaudiaJemas » Fr. 10.05.2013, 16:56

Also hör mal zu du wiegst 39 auf eine Größe von 1,53 , das ergibt einen BMI von ca. 17. Womit du untergewichtig bist, also kannst du schon mal nicht fett sein. Da du Abi hast versuch ich es mal rational bei dir. Du weißt alles unter 19 ist untergewichtig. Du hast 17. wie kannst du da fett sein. Ich sag dir mal was du willst nicht dünn sein. Du sagst selbst du willst Kurven. Was du da gerade machst ist ein Hilfeschrei an deine Mutter. Aber damit machst du dich nur selbst kaputt. Ich sag dir das so weil es mir mal ähnlich ging. ICh bekam immer genug Aufmerksamkeit seitens meiner Mutter. Aber nie Bewunderung. In deinem Alter wollte ich unbedingt abnhemen. Ich wog bei 1,72 60kilo. Nicht zu dick , nicht zu dünn. Flacher Bauch, Schmale Taille aber Kurven. Am ende dieser Diät wog ich 49. Zu wenig. Ich wollte weiter runter weil meine Mutter damals meinte dünn wäre ich erst bei 40 kilo. Ich habs nicht durchgezogen weil ich erkannt hab das das sinnlos ist und ich hoffe bei dir wird das genau so sein. Rede mal mit Freunden denen es nicht so geht. Alles Gute
ClaudiaJemas
 

Re: Wenn das Brett auf dem man steht wieder zu schwanken beg

Beitragvon Imagine » Sa. 11.05.2013, 22:25

Bist du in Therapie? Dort könntest du deine (offensichtliche) Vermutung mal ansprechen.
Wenn nicht, dann wende dich doch an eine Telefonberatungsstelle für Essstörungen, denn es ist ja ganz offensichtlich, dass das kein normales Essverhalten ist.

Ich finde es ist ganz schwer, da mit rationalen Argumenten zu kommen. Ich habe selbst eine ES und wenn ich ganz logisch darüber nachdenke, weiß ich schon, dass es falsch ist, was ich da tue. Aber ein anderer Teil von mir sagt mir, dass doch alles gar nicht so schlimm und es sogar gut ist.
Ich hab mit meiner Therapeutin den beiden gegensätzlichen Teilen einen Namen gegeben. Das eine sind die körperlichen Beschwerden, die ja manchmal auftreten (Kreislauf usw.) und die sagen, dass man essen muss, weil es der Körper braucht. Und dann gibt es da die seelischen Beschwerden, die sagen, ich soll nicht essen, weil ich mich dann schlecht fühle. Naja und diesen seelischen Teil gilt es zu bekämpfen.

WerBinIch, ich kann dir nur den Rat geben, dass du dir Hilfe suchst, egal auf welche Weise.
Imagine
 

Re: Wenn das Brett auf dem man steht wieder zu schwanken beg

Beitragvon Blume » So. 12.05.2013, 17:24

Was hat das denn mit dem Abitur zu tun, ob man "vernünftig" ist oder nicht?? Magersucht ist doch keine Intelligenzfrage. Und ich schätze, jeder, der eine ES hat, kennt alle vernünftigen Gründe, die dafür sprechen, wieder normal zu essen. WerBinIch hat diese Gründe ja auch schon selbst genannt - u.a. die Weiblichkeit und der stabilere Kreislauf. Aber Magersucht ist eine Sucht, aus der kann man nicht mal eben ausbrechen, ganz egal, wie rational man denkt. Die ES ist ja eigentlich nur ein Zeichen dafür, wie emotional man ist.

@WerBinIch: Ich würde dir auch vorschlagen, deine Sorgen mal bei einem Therapeuten anzusprechen, weil der dich vor dir sitzen hat, der kann dich mal anschauen und hat auch Ahnung. Ansonsten habe ich ehrlich gesagt nicht so viele Tipps für dich - vieles kann man ja auch nicht ganz allein umsetzen. Ich kann dir nur noch eine Website empfehlen: http://wayofperfection.org/ Das ist eine Seite für Magersüchtige und die ist wirklich toll gestaltet und vor allem sehr privat. Aber lies es dir einfach mal selbst durch! Viel Glück! ;)
Blume
 

Re: Wenn das Brett auf dem man steht wieder zu schwanken beg

Beitragvon ClaudiaJemas » Di. 04.06.2013, 14:53

Nun ja ich hab da so meine Meinung dazu. Ich hab das ja auch selbst erlebt. Und natürlich will ich nicht sagen es hat mit Intelligenz zu tun. Aber ohne es böse zu meinen , nach was ist man den süchtig ? Nach dem dünn sein ? Oder vielleicht einfach nur nach Aufmerksamkeit. Ich glaube werbinich geht es gar nicht so darum dünn zu sein. Sie will nur das ihre Mutter sich sorgt.
ClaudiaJemas
 

Re: Wenn das Brett auf dem man steht wieder zu schwanken beg

Beitragvon Christine » Di. 04.06.2013, 17:39

ClaudiaJemas hat geschrieben:Aber ohne es böse zu meinen , nach was ist man den süchtig ? Nach dem dünn sein ? Oder vielleicht einfach nur nach Aufmerksamkeit. Ich glaube werbinich geht es gar nicht so darum dünn zu sein. Sie will nur das ihre Mutter sich sorgt.

Darum geht es bei einer ES meistens, dass man abnehmen will ist nur ein Symptom dafür...

Aber warum denn "nur" Aufmerksamkeit? Ich finde, jeder Mensch auf der Welt hat Aufmerksamkeit und Zuneigung verdient, ganz besonders von der eigenen Mutter. Daran ist überhaupt nichts schlechtes.

WerBinIch, ich wünsche dir dass du aus diesem Kreislauf ausbrechen kannst :cuddle: Wie wäre es denn, wenn du versuchst mit deiner Mutter über das Problem zu reden? Ist natürlich immer leichter gesagt als getan... Aber was, wenn sie vielleicht wirklich nicht merkt, dass du ihre Hilfe bräuchtest? Für mich klingt das, was du schreibst, als wollte sie am liebsten der ganzen Welt helfen und würde dabei die Menschen übersehen, die ihr am nächsten sind. Dass das für dich schmerzhaft ist, ist klar...
Ich würde es an deiner Stelle versuchen.
Christine
 

Re: Wenn das Brett auf dem man steht wieder zu schwanken beg

Beitragvon Blume » Di. 04.06.2013, 20:40

Also, ClaudiaJemas, leider kann ich deine Meinung überhaupt nicht teilen. Natürlich ist man irgendwo nach dem Abnehmen süchtig, aber oft liegen die Ursachen viel viel tiefer. Und genau wie Christine schreibt - jeder Mensch hat doch das Recht auf Aufmerksamkeit, weil man eine gewisse Aufmerksamkeit braucht, um den eigenen Selbstwert stabil zu halten. Und selbst wenn man "einfach nur" nach Aufmerksamkeit süchtig ist, dann ist das auch etwas Schlimmes, etwas, was man ernst nehmen und wo man herausfinden muss, woher das kommt.
Blume
 

Re: Wenn das Brett auf dem man steht wieder zu schwanken beg

Beitragvon WerBinIch » Do. 13.06.2013, 14:45

Christine hat geschrieben:
ClaudiaJemas hat geschrieben:Aber ohne es böse zu meinen , nach was ist man den süchtig ? Nach dem dünn sein ? Oder vielleicht einfach nur nach Aufmerksamkeit. Ich glaube werbinich geht es gar nicht so darum dünn zu sein. Sie will nur das ihre Mutter sich sorgt.

Darum geht es bei einer ES meistens, dass man abnehmen will ist nur ein Symptom dafür...

Aber warum denn "nur" Aufmerksamkeit? Ich finde, jeder Mensch auf der Welt hat Aufmerksamkeit und Zuneigung verdient, ganz besonders von der eigenen Mutter. Daran ist überhaupt nichts schlechtes.

WerBinIch, ich wünsche dir dass du aus diesem Kreislauf ausbrechen kannst :cuddle: Wie wäre es denn, wenn du versuchst mit deiner Mutter über das Problem zu reden? Ist natürlich immer leichter gesagt als getan... Aber was, wenn sie vielleicht wirklich nicht merkt, dass du ihre Hilfe bräuchtest? Für mich klingt das, was du schreibst, als wollte sie am liebsten der ganzen Welt helfen und würde dabei die Menschen übersehen, die ihr am nächsten sind. Dass das für dich schmerzhaft ist, ist klar...
Ich würde es an deiner Stelle versuchen.


Ich muss euch allen ein wenig zustimmen.
Bei mir war es so dass ich mich aufgrund von jahrelangem Mobbing in der Schule irgendwann für das Essen in der Öffentlichkeit zu schämen begonnen habe. Ich hatte Angst dass Leute schelcht reden oder denken wenn ich ein Bröserl irgendwo habe oder mich beim Essen ansehen.
Dann war es das Gefühl, Kontrolle zu haben. Dieses tolle Gefühl dass man etwas im Griff hat (anfangs). Aufmerksamkeit bekam ich nie dadurch und mein Ziel war es auch nicht...
Nach einer Therapie wurde das mit dem Essen eine zeitlang besser. Nach einem Jahr ohne Therapie gings von vorne los, noch schlimmer.
Mir geht es derzeit tatsächlich um's abnehmen..es ist eine Sucht danach immer mehr Knochen zu spüren und zu sehen, eine Sucht leichter zu werden. Daher ich sowieso allen egal bin (speziell meinen Eltern bzw meiner Mama) kann ich ja eh weiter machen..die Aufmerksamkeit die ich nicht bekomme..werd ich hier nie kriegen. Jetzt geht es mir vlt im unterbewussten schon darum dass mir doch endlich jemand helfen soll, aber das tritt eh nicht ein wie ich merke.

Ich hatte in den letzten zwei Wochen zwei Therapiesitzungen udn musste diese Therapie auch beenden weil diese Therapeutin alles schlimmer gemacht hat. Sie hat m ich angespornt weiter abzunehmen mit ihren Aussagen und hat während der Sitzungen gegessen (Knäckebrot mit SENF und Melone geschlürft! :shock: ) .
Seither reiss ich mich aber zam weil mein Freund sagt ich bin ihm inzwischen wirklich schon zu dünn und er macht sich Sorgen. Ich versuch jetzt irgendwie zuzunehmen..auch wenns ein innerer Kampf mit mir selbst ist.

Und meine Mutter..ich weiß dass es Außenstehende immer denken, dass ich noch mit meiner Mama reden sollte. Aber ich habe es SO OFT versucht.
Als ich mit 14 Jahren erstmals in so eine schwere Depression gefallen bin mit ES und Ritzen, bin ich ins AKH, hab mir Hilfe gesucht. Meine Eltern haben mir kaum geholfen. Sie haben mich angeschrien ich sei gestört und verrückt, auf mich sei kein Verlass, jetzt könne ich nicht mehr auf meine jüngere Schwester aufpassen weil ich so gestört bin.
Zum Anderen sagt meine Mutter immer "Alles Leid hat ein Ende! Anderen geht es viel schlechter, die haben nihct mal was zu essen!" (HA HA HA -.- als wüsste ich das nicht !).

Nachdem ich mich dann distanziert habe für drei Jahre, weil ich keine emotionale Hilfe bekam ihrer seite, sondern immer nur Vorwürfe, habe ich nochmal mein Glück versucht.
Meine Mama eine Mail geschrieben (auch dieses Schuljahr im Oktober einmal) , dass es mir nicht so gut geht weil ich sehr gestresst bin und ich mir ein paar Dineg sehr wünschen würde, mehr Zusammensein mit der Familie etc.
Darauf kam als Antwort wieder nur Herumgejammer, wie sch*** ihr Beruf ist, dass das schon wieder wird, dass der Schulstress bald aufhört.
Das EINZIGE was sie versteht ist offensichtlicher STRESS wie Schule, Uni. Aber wenn es um etwas psychisches geht, etwas das sie nicht begreifen kann und nicht begreifen WILL, dann ist es aus. Dann rastet sie aus, macht sich und mir Vorwürfe und hilft mir nicht weiter.

Auch jetzt..sie merkt anscheinend nicht dass ich abnehme. Und selbst wenn sie es bemerken würde, sie kommt nicht auf die Idee mich mal zu fragen ob sie mir helfen kann.
Wisst ihr was sie vorhin gesagt hat? Ich hab ein Stück schokolade gegessen und so gesagt "Oh Gott, von der kann man süchtig werden weil die so gut ist..." und sie...sagt allen Ernstes: "Ja aber die hat sicher noch mehr kalorien als alle anderen Süßigkeiten!" und beginnt Kalorien nachzuzählen.
Daraufhin hab ich gleich die Schoko liegen lassen..ich komm ja nicht mal dazu hier normal zu essen, weil mir IMMER WER REINREDET und KEINER ETWAS BEMERKT!
Manchmal denke ich, ich muss erst verschwinden oder sterben, damit mir endlich jemand ernsthaft HILFT.

Sorry für das lange Schreiben!
Alles Liebe
WerBinIch
 


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