von verrückte-nudel1981 » Fr. 01.12.2006, 21:01
Triggergefahr!
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31. Dezember 2003 - 02. Januar 2004
Ich habe ich nachmittags eine Überdosis Tabletten (Fluoxetin) genommen. Danach sagte ich K. bescheid. Sie fuhr mit mir ins Helios-Klinikum Elberfeld. Dort erzählte sie einer Krankenschwester, dass ich die Überdosis Tabletten genommen habe. Ich musste mich dann in der Ambulanz auf eine Liege legen. Es dauerte eine Weile bis der Arzt kam. Er fragte mich, ob ich denn wirklich eine Überdosis Tabletten genommen hätte. Ich bejahte. Er sagte, wenn das wirklich so ist, würde ich einen dicken Schlauch in den Hals gesteckt bekommen. Vermutlich sagte er das, damit ich sage, dass ich die Tabletten nicht genommen habe. Ich blieb allerdings bei meiner Version, die natürlich der Wahrheit entsprach. Der Arzt ging aus der Kabine. Ich dachte mir nur, dass ich jetzt diesen dicken Schlauch schlucken muss und das mit Sicherheit furchtbar ist.Vielleicht sollte ich doch einfach behaupten, ich hätte die Tabletten nicht genommen? Mittlerweile merkte ich, wie müde ich war und schloss die Augen. Eine ganze Weile später kam der Arzt wieder. Nun musste ich auf die Intensivstation. Dort wurde mir glücklicherweise nicht der Magen ausgespült. Aber was wohl fast genauso schlimm ist: ich musste mehrere Gläser Aktiv-Kohle trinken und danach noch ein Glas Salzwasser. Das war total ekelhaft. Etwas habe ich wieder erbrochen. Mir wurde noch eine Braunüle ins rechte Handgelenk gestochen. Ausziehen musste ich mich auch, um anschließend einen weißen Kittel zu tragen, den man hinten nur zubinden konnte. Ich wurde auf mein Zimmer gebracht. Dort lag ich mit einer älteren Frau zusammen. Allerdings konnten wir uns nicht sehen, weil ein Vorhang zwischen unseren Betten war. Inzwischen war ich an mehrere Geräte angeschlossen, sodass ich nicht zur Toilette gehen konnte. Stattdessen blieb mir nur die Möglichkeit, den Toilettenstuhl zu benutzen. Das war ziemlich ernidrigend. Wenn ich auf den Toilettenstuhl musste, stellte ich ihn in eine Ecke, weil ich nicht wollte, dass meine Mitpatientin mich sah. Nach ein paar Stunden fuhr K. wieder nach Hause. Ich verbrachte also Silvester im Krankenhaus. Am nächsten Morgen wurde ich in die Psychiatrie zwangseingewiesen. Freiwillig dorthin wollte ich auf keinen Fall. Ich wurde also mit dem Krankenwagen in die Psychiatrie auf Steil 2, eine geschlossene Station, gebracht. Es gab gerade Mittagessen, als die Stationstüre aufgeschlossen wurde. Ich sah die Patienten und bekam Angst. Wie sie mich ansahen. Eine Frau sagte "Frohes neues Jahr" zu mir. Weil sie total nuschelte, verstand ich sie jedoch nicht sofort. Nun sollte ich mich in den kleinen Essensraum zu den anderen Patienten setzen. Das habe ich mich nicht getraut, weil ich dachte, einer würde mir dann was tun. Also wartete ich, bis alle mit dem Essen fertig waren und setzte mich danach erst in den Essensraum. Später bat ich die Ärztin, mich doch zu entlassen. Es würde mir schon wieder besser gehen und ich würde bestimmt keine Überdosis Tabletten mehr nehmen, versuchte ich ihr zu versichern. Aber sie glaubte mir nicht. K. war inzwischen auch da. Doch sie konnte nichts machen, außer mir beistehen. Ich fand es auf der Geschlossenen einfach nur furchtbar und war geschockt über die anderen Patienten, die dort größtenteils mit Tabletten zugedröhnt wurden. Zu diesem Zeitpunkt wurde ich im 4-Bett-Zimmer untergebracht. Eine der Frauen drängte mir ihre Lebensgeschichte auf, die ich eigentlich nicht hören wollte. Aber ich hatte nicht den Mut, ihr das zu sagen. Am nächten Tag kam der Richter, um darüber zu entscheiden, ob ich in der Stiftung Tannenhof bleiben muss oder ob ich gehen darf. Er sprach das, was die Ärztin und ich ihm erzählten, in sein Diktiergerät. Danach hatte ich die Gewissheit: ich durfte
gehen. Also fuhr ich mit Zug und Bus nach Hause.