ich schätze dies wird ein besonders langer Text. Deswegen schon einmal eine Vorwarnung

Es war der 10. November 2005 (knapp eine Woche nach meinem 16ten Geburtstag) mir war langweilig, ich wollte telefonieren und so lernte ich den damals 40-jährigen kennen. Wir entwickelten eine innige Freundschaft. Im Januar 2006 habe ich meine Sachen gepackt und bin zu ihm geflüchtet. Ich blieb eine Woche, bis meine Mutter mich überredete zurück zu kommen. Danach hatte ich bestimmt 4 Wochen keinen Kontakt zu ihm. Doch dann nahm ich heimlich Kontakt zu ihm auf. Jeden Tag telefonierten wir. Im Sommer kam er mit seinem Roller öfter vorbei. Er war mein bester Freund. Er hielt mich davon ab, mich umzubringen. Ich hatte Grund genug dazu, mich umzubringen, aber er hat mir Halt gegeben. Er war für mich da und hat mich in der Psychiatrie besucht. Er hat mir Klingen gekauft, damit ich es nicht mit Gegenstände tue, die mir noch eine Blutvergiftung bringen. Man kann sagen, ich habe für ihn gelebt.
Da er so alt war, hatte ich Angst, dass nichts von ihm bleibt, wenn er mal stirbt. Ich habe ihn damit konfrontiert, dass ich ein Kind von ihm möchte. Eigentlich war es anfangs nur ein Scherz, aus dem sich bald was entwickeln sollte. Am 28.2.08 küsste er mich, nachdem ich ihn zum dritten Mal besuchte. Das sollte der Anfang vom Ende werden. Ich habe ihn geliebt, unfassbar geliebt, trotz der 24 Jahre Altersunterschied. Er war der, mit dem ich alt werden wollte. Habe ein halbes Jahr lang die Pille nicht genommen, um schwanger zu werden. Doch dann hat er sich verändert, er wurde komisch. Ich hab die Notbremse gezogen, habe die Pille genommen. Doch trennen wollte ich mich dennoch nicht. Dazu liebte ich ihn zu sehr. Doch er wurde immer widerlicher. Hatte Angst ihm zu widersprechen, wollte nicht mehr zu ihm, war froh, wenn ich zuhause war. Wir stritten uns, immer mehr und mehr, Tag für Tag. Ich wusste nicht mehr weiter. War er doch der wichtigste Mensch in meinem Leben. Gefühle waren kaum noch da. Wenn ich bei ihm war habe ich Krankheiten vorgetäuscht, um nicht mit ihm schlafen zu müssen. Es war nun die Angst, die mich davon abhielt mich nicht zu trennen. Habe alles gemacht um ihn nicht böse zu machen. Meine damalige Therapeutin wollte mich in ein Frauenhaus stecken, weil sie Angst um mich hatte. Aber ich hatte Angst diesen endgültigen Schritt zu tun. So brach ich die Therapie ab und war noch lange mit ihm zusammen. Ich habe mit ihm geschlafen um ihn nicht böse zu stimmen. Habe es "freiwillig" getan, um seinem Blick nicht ausgesetzt sein zu müssen. Manchmal kamen mir die Tränen, ohne das er es gemerkt hatte.
Ich hatte mich ihm völlig unterworfen und fühlte mich wie seine Marionette. Ich sah keinen Ausweg mehr. Ich hatte mir vorgenommen zu sterben. Ich konnte nicht mehr. Weil ich immer viele Gedichte schrieb, auch über meine Kindheit, die ich nie hatte, bin ich angefangen mein Zimmer auf den Kopf zu stellen. Ich habe alles vernichtet, alles was auf meine psychischen Belastungen all die Jahre schließen lässt. Alles verbrannt, geschreddert und vernichtet. Ich wollte nichts negatives hinterlassen. Ich wollte einfach die sein, die einfach so geht. Einfach so, weil sie grade so eine Laune hatte. Auch wenn's makaber klingt.
Doch dann passierte das Wunder. Unter all den schlechten Erinnerungen fand ich eine Postkarte, die ich damals irgendwann in der Hauptschule bei einem Beratungsgespräch mitnahm. Eine Internet-Adresse von einem Institut, das einem hilft, wenn man Probleme hat. Ich dachte mir "Okay, komm gib dem Leben noch ne Chance, wenn die dir nicht helfen können, dann haste es aber wenigstens versucht, vielleicht ist ja doch noch nicht alles verloren". Ich schrieb den Unbekannten also eine E-Mail.
Das ging so hin und her. Bis das erste persönlich Gespräch folgte, bis mich dieser Mann aufbaute. Ich habe die Kraft gefunden mich zu trennen, am 8.12.09 hatte ich es geschafft. Ich habe mich getrennt. Doch das war noch nicht alles was ich mit ihm erleben sollte.
Bis heute habe ich einen Stalker in meinem Leben, der immer nach mir sucht. Der mich versucht kaputt zu machen. Fast hätte er es geschafft. Noch ein paar Mal nach der Trennung dachte ich daran, einfach in den Tod zu springen. Es kam auch die Zeit in der mein 12 Jahre alter Zwergschnauzer eingeschläfert werden muss, da er Krebs hatte. Er hat diesen wunden Punkt genutzt um weiter in der Wunde zu stochern. An dem Punkt in meinem Leben war ich wieder kurz davor zu gehen. Denn mein Stinker hat mir mehr als alles bedeutet. Ich hätte seine Krankheit genommen und wäre an seiner Stelle gegangen, damit er noch weiter glücklich leben kann. Doch er hatte es nie verstanden, er war eifersüchtig auf meinen Hund. Immer wollte er, dass ich ihn zuhause lasse. Doch es ging nichts über ihn und genau das hat ihm nie gepasst.
Er hat mir auch immer vorgeworfen, dass ich ihm fremd gehe. So traute ich mich teilweise nicht mal mehr zum einkaufen vor die Tür zu gehen. Er könnte ja denken, dass ich ihm fremd gehe. Heute bereue ich es, dass ich es nie in Erwägung gezogen habe ihn zu betrügen. Denn das wäre nur ein Bruchteil von dem gewesen, was er verdient hätte.
Ich kann gar nicht alles aufschreiben, was passiert ist. Ich war sogar vor Gericht wegen ihm. Aber er macht einfach weiter. Zwar nicht mehr so heftig wie früher, aber er versucht es immer wieder.
Ich weiß mittlerweile nur, dass ich es endlich geschafft habe mein Leben halbwegs so zu gestalten, dass ich es ertragen kann. Ich wüsste auch nicht was ich machen würde, wenn er mir begegnet. Er ist der einzige Mensch auf dessen Grab ich eine Party feiern würde und es mit Fäkalien beschmutzen würde. Vielleicht für viele nicht nachvollziehbar, aber ich hasse diesen Menschen so sehr, für das was er mir in den wenigen Jahren angetan hat.
Er war mal der wichtigste Mensch in meinem Leben, der alles von mir wusste. Mein Pflegebruder hatte mich als ich ganz klein war vergewaltigt und er war der einzige, der das wusste und außer ihm mit mir geschlafen hatte. Nun ist er zu so einem, ich drück es lieber nicht aus, mutiert. Ich hasse ihn einfach. Ich kann es manchmal gar nicht glauben, zu was er alles fähig war...
Ich frag mich einfach nur, warum ich das nicht schon früher gemerkt habe, dann hätte ich mir einiges Leid erspart...
Erst letztens hat er geschrieben, er möge vorbeikommen. Das mein neuer Hund bestimmt groß geworden ist und das er sich darauf freue wenn schönes Wetter ist, wegen zu mir kommen. Ich wüsste zwar nicht, wie ich reagieren würde, aber ich habe die Kraft gefunden ihn zu überleben..Er ist nun 45 und ich 21. Ich weiß das er früher geht als ich und das beruhigt mich so sehr. Denn er wird mich wahrscheinlich erst in Ruhe lassen, wenn er tot ist.