von Luna I. » So. 02.01.2005, 03:03
Hey Ihr!
Zuerst einmal möchte ich einiges erzählen, was so alles passiert ist in den Ferien. Ich wurde ja aus dem Alltag gerissen und musste in ne andere Stadt. Mein Freund reagierte zunächst heftig (negativ), da wir Planungen für Weihnachten und so angstellt hatten. Als ich dann angekommen war, beschloss er, mir nachzukommen (llliiiiebbb!!!) und tat das auch ein paar Tage später, entgegen der Forderungen seiner Eltern, doch Weihnachten mit ihnen zu verbringen und entgegen der Möglichkeiten, das erste Mal Sylvester mit seinen Freunden (er lebt erst seit 6 Jahren in Deutschland) zu feiern. Wir hatten 7 wunderschöne Tage, in denen ich angstfrei (komplett) war, und in denen ich eine überaus enge Beziehung zu meinem Freund aufbauen konnte!! (Habe mich noch viel mehr verliebt) Ich hab in der Zeit gemerkt, dass ich nicht ständig in den Arm genommen werden muss, um zu wissen, dass er mich liebt oder dass ich ihm wichtig bin. Oft saßen wir einfach nur nebeneinander und haben gelesen, wobei er öfter aufstand, um mich zu küssen oder kleine Gesten zu verteilen. Jedenfalls war ich 7 Tage angstfrei. Warum? Weil er immer da war und ich sofort etwaige Probleme ansprechen konnte. (Gab es nicht, aber ich fragte immer sofort - das ist außergewöhnlich für mich - , wenn er den Anschein machte, dass es ihm nicht gut ginge, was denn los sei.) Außerdem habe ich das Vertrauen in ihn entwickelt und die Gelassenheit, auch was alleine zu machen. Wir hingen zwar aufeinander, aber jeder hatte seine Freiheiten. Er sagte mir mal am Telefon, dass ich sagen soll, was los sei (mir ging es, als er noch nicht bei mir war, schlecht, da ich im Krankenhaus Szenarien miterlebte, die mich mitnahmen) und so weiter. Langsam beginne ich zu begreifen, dass man in Beziehungen auch Probleme ansprechen kann (soll, muss), und dass man auch mal unterschiedlicher Meinung sein kann, diskutieren kann und schweigen...all das war in der Woche drin. Außerdem habe ich festgestellt, wie immens gut wir uns verstehen.
Eben aber, als wir uns verabschiedeten, loderte es schon wieder in mir. Ich begann, verrückt zu werden, da ich jetzt nicht mehr wusste, was los war und da ich "allein" war. Ich stelle fest, dass mir Abwesenheit und das Nicht-Wissen, ja, genauer gesagt, Kontrollverlust, mir schwer zu schaffen macht. Alle Fragen, die sich aus einer Distanz heraus ergeben ("Will er mich sehen?" ), drängen mich in den Kreis der Angst.
Was ich hier noch mal anmerken muss, ist, dass er so rührend ist...er sagte mir, er würde weinen (!!), da er mich vermissen würde. Das sagte er eben.
Na ja, jedenfalls muss ich jetzt sehen, dass ich noch mehr Vertrauen entwickle und ohne Kramp ("muss ich anrufen?") meine Beziehung führen kann.
All das sind doch wunderbare Zeichen!!! Außerdem habe ich "Die großen Psychoanalytiker" (Gerhard Wehr) gelesen, wo dieses wunderbar aufbauende, von Viktor E. Frankl Verfasste stand:
[...]dies ist darauf zurückzuführen, dass die scheinbar negativen Seiten der menschlichen Existenz, insbesondere jene magische Trias, zu der sich Leid, Tod und Schuld zusammenfügen, auch in etwas Postitives, in eine Leistung gestaltet werden können, wenn ihnen nur mit der rechten Haltung und Einstellung begegnet wird. Erst die Haltung und Einstellung, mit der der Mensch einem unvermeidlichen und unveränderlichen Schicksal begegnet, verstattet ihm, Zeugnis abzulegen von etwas, wessen der Mensch fähig ist: Das Leiden in eine Leistung umzugestalten
Dies finde ich sehr wichtig und jeder sollte sich das zu Herzen nehmen. Es ist wahr!!
So viel dazu.
Amara, ich kann dich in dem Punkt sehr gut verstehen, wenn du schreibst, dass du dir alles so hindrehst, als sei etwas Schlimmes passiert. Ich mache das auch immer. Aber, wie ich schon bei Cogliostro schrieb, hängt Vieles davon ab, wie man den Dingen begegenet (Verweis auch auf Frankl). Du bist nicht süchtig nach seelischem Schmerz, du fügst ihn dir nur selbst zu, um nicht von ihm überrascht zu werden. Denn wenn alles ok ist, dann wäre es doch viel schlimmer und überraschender, wenn etwas passieren würde, oder?
Und: Du kannst ohne eine Beziehung glücklich sein! Ich persönlich habe mir folgende Gedanken gemacht: Der Mensch lebt. Der Mensch hat in der Regel soziale Kontakte, die ihm das Maß an Zuwendung und Liebe, Kommunikation und Gesellschaft liefern, das man grundliegend braucht. (Eltern, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen...) Kein Mensch hat es nötig, sich über einen anderen zu definieren. (Das tust du ja - ich auch ganz oft (mehr früher als jetzt)) Der Mensch lebt aus sich heraus und kann sich nur abhängig machen. Wenn du es zulässt, dass du kein Glück mehr ohne ihn hast (das geschieht schon in dem Moment, in dem du es nur denkst), dann hast du auch keins! Wenn du aber denkst "hey, ich kann das auch alleine", dann kannst du es auch! Du hast die Kraft dazu, hilf dir selbst, du hast das Potential. (Dringender Verweis auf Frankl) Ich will hier freilich nicht abstreiten, dass der Mensch Liebe braucht, aber jeder Mensch kann ohne eine Beziehung leben, viele empfinden die Qualität dann als niedrig, aber ändert man seine Blickrichtung von "Ich brauche einen Partner, der mich liebt" in "Ich kann den Tag zu etwas Wundervollem machen und ich gebe mir selbst Bestätigung", dann wird man erleben (hab ich), dass es auch so ist. Kein Mensch kann die Abhängigkeit von einer anderen Person als den Normalzustand hinnehmen, man ist frei, moralisch wie körperlich und alles, was einem im Leben widerfährt, ist Gebung von oben (Gott), ist Geschenk, was bereichert. Genauso kann es sein, dass die Bereicherung einem entzogen wird, was aber den Kern des Menschen (dich selbst) nicht antasten kann, es sei denn du gibst dein Herz frei für Schmerzen und denkst "Ich kann nicht ohne den Partner/die Katze/die Hilfestellung anderer blablalba". Dann kapitulierst du ohne gekämpft zu haben.
Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen. Vom rein logischen Aspekt her sicherlich begreiflich, aber anwendbar?? Schwer...