Luna hat geschrieben:bär hat geschrieben:Zudem sind christliche Regeln und Vorschläge zum Leben nichts schlechtes, insofern man sie nicht absichtlich falsch auslegt...
Jo, meine Meinung!!
Ich stimme zu, wenn man die Wendung "christliche Regeln und Vorschläge zum Leben" durch "Regeln des menschlichen Zusammenlebens und des gegenseitigen Umganges" ersetzt...
Denn so, wie es da steht, erweckt es subliminal den Eindruck, als wenn die "christlichen" Regeln vom Christentum "erfunden" wurden bzw. nur dem Christentum zuzuordnen wären und somit nur bei Christen vorkommen und Nicht-Christen/Atheisten vorenthalten blieben...
(Ich sage damit nicht, dass ihr das unbedingt behauptet oder glaubt, aber dieser Eindruck kann unterschwellig entstehen, wenn man beides in einem vereint nennt...)
"Christliche Werte" der Ethik wie Nächstenliebe, Achtung und Toleranz vor den Menschen, Solidarität, Gemeinwohl, Güte, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft (allgemein und Schwächeren gegenüber), Gerechtigkeit u.ä. können genauso gut von Andersgläubigen und auch Nichtgläubigen geachtet und praktiziert werden und existierten auch nicht erst seit dem Aufkommen des Christentums.
Ich muss kein Christ sein oder überhaupt an Gott glauben, um nach diesen (meiner Meinung nach religionsunabhängigen!) Regeln und Vorschlägen zu leben und sie zu praktizieren...
Nur, weil ich ein Atheist bin, heißt das noch lange nicht, dass ich keine Menschlichkeit in mir hätte...
(Jaja, ich weiß, das hat mir ja auch niemand von euch vorgeworfen...)
Ich bin bloß dafür, Religion mehr von diesen ethisch-sozialen Gesichtspunkten getrennt zu betrachten.
Und was die wirklichen religiös-bezogenen Aspekte des Glaubens betrifft:
Ich brauche keine Vorstellung eines Jüngsten Gerichts, von Himmel und Hölle, um Gut und Böse zu definieren und dadurch das Böse zu vermeiden und das Gute im Leben anzustreben bzw. um damit meine Angst vor dem Tod zu lindern oder die Frage des "Was ist nach dem Leben?" zu beantworten. Ich kann auch damit leben, dass nach dem Tod nichts mehr sein wird, zumindest nichts, was unser Bewusstsein erreichen kann, denn unser Bewusstsein und damit unsere "Seele" werden nach meiner Überzeugung mit dem körperlichen Tod ebenfalls aufhören zu existieren.
Ich muss nicht an etwas "Höheres" und seine Mächte glauben, wenn ich irgendwas nicht verstehe oder um zu hoffen. Hoffnung und Zuversicht kann ich auch aus mir selbst heraus entwickeln.
Ich nenne Zufälle Zufälle und nicht "göttliches Geschick" oder ähnliches...
Ich muss nicht beten, wenn ich Angst vor der Zukunft oder um einen Menschen habe.
Ich brauche keinen Gott im Sinne eines "Schöpfers", der die Welt, das Leben und die Menschen erschaffen hat: Das Universum mit allem darin ist das Produkt des Urknalls, und alles, was darin entstanden ist, ist die Folge kausaler Zusammenhänge und Abfolgen und des "Zufalls". Ein "Warum gibt es uns" gibt es nicht, nur ein "Es gibt uns", und nur weil es uns schwer fällt, das zu akzeptieren, und wir nicht alle Zusammenhänge des Universums verstandesmäßig begreifen und erklären können, heißt das noch lange nicht, dass es einen Gott als Lenker der Dinge und als "Universallösung" gibt für all das "Unerklärliche" in dieser Welt, was wir bloß nicht verstehen...
Ich kann nicht an einen "tieferen Sinn" von Leiden glauben: Ich denke nicht, dass Leiden, die ein Mensch durch Krankheit, Armut, Gewalt, Verlust, Missgunst, bösem Willen, Unglück (="Pech") oder Ungerechtigkeit erfährt, nach dem Tod auf irgendeine Art oder Weise "entschädigt" bzw. gesühnt werden und zu einem "göttlichen Plan / Sinn" gehören...
Ich brauche keinen Jesus Christus als Messias, der vor 2000 Jahren in Galiläa/Palästina lebte und angeblich der Sohn Gottes gewesen sein soll, seine Worte verkündet haben soll, der "für meine Sünden starb" und dann angeblich gen Himmel fuhr... Dieser Mensch, auch wenn es ihn wirklich gab und er zu seiner Zeit wohl sehr viel Gutes getan hat seinen Mitmenschen gegenüber, ist meiner Meinung nach ein ganz normaler Mensch wie jeder andere auch gewesen und hat absolut
nichts mit meinem Leben zu tun, und erst recht nicht mit meinen "Sünden" oder ähnlichem; er ist auch nicht mein "Erlöser" oder sonstwas...
Ich brauche auch keinen Glauben an den Himmel oder eine andere Art der "Belohnung" im Jenseits für ein "gut und fromm geführtes Leben".
Einzig die Gewissheit, dass es für "böse und schlechte" Menschen wie z.B. Kinderschändern, Mördern und Vergewaltigern nach dem Tod keine Bestrafung oder andere "Gerechtigkeit" geben wird, stimmt mich traurig...

...und auch wütend...
Insofern kann es "Gerechtigkeit" und deren Umsetzung nur im Hier und Jetzt geben; im Diesseits, zu Lebenszeiten also... Und es sind nur
wir Menschen, die sie a) definieren und b) umsetzen können...