In tiefe Löcher fallen

[Nico]

Hallo zusammen,

ich habe schon seit mehreren Jahren depressive Phasen mit mehr oder weniger starker Heftigkeit. Vor ca. 3 Jahren war es ziemlich schlimm gewesen. Ich mochte morgens kaum noch aufstehen und bin erst sehr spät auf Arbeit gewesen, was dann zur Folge hatte, dass ich abends länger arbeiten musste und ich fast gar nicht mehr konnte. Auf Arbeit war ich aber immer als sehr fleißig und gewissenhaft bekannt gewesen, was mir zum Nachteil wurde, da man mir immer mehr Arbeit auf den Tisch geknallt hat und ich teilweise schon nicht mehr wusste wo ich anfangen wollte. Außerdem konnte ich mein Arbeitstempo und auch die Gewissenhaftigkeit nicht mehr aufrecht erhalten, was dann halt leider zu Fehlern führte. Man hat mir natürlich unterstellt, dass ich nun faul bin und meine Arbeit absichtlich nicht mehr so gewissen haft gemacht habe. Meine KollegenInnen und Chefs haben einfach nicht kapiert, dass ich nicht mehr KONNTE, die dachten einfach, dass ich nicht mehr will . Irgendwie bin ich aus diesen Tiefs immer wieder raus gekommen, manchmal weiß ich gar nicht mehr wie.

Im Moment ist es auch wieder schwierig geworden. Ich habe vor 4 Monaten ein neues Arbeitsgebiet bekommen, wo ich mich überhaupt nicht auskenne und auch die Software für mich völlig neu ist. Die Leute denken jedoch, dass man sowas innerhalb von einem Tag alles kann und stellen an mich Ansprüche, dass ich das sofort perfekt beherrsche und teilweise ihre Wünsche in einer Kristallkugel vorhersehen kann. Kurzum die Arbeit macht mir absolut keinen Spaß mehr und ich würde am liebsten eine Auszeit von mind. 4 Wochen nehmen, weil ich mich einfach ausgelaugt fühle.

Dann habe ich noch ein anderes Problem, ich weiß nicht, ob das einige von euch auch kennen. Immer wenn ich einen oder mehrere Tage richtig glücklich war und z. B. mit lieben Menschen zusammen gewesen bin und gefeiert habe, dann falle ich fast immer die nächsten Tage in ein ziemlich "tiefes Loch". Vermutlich aus dem Grund, weil einem dann die Einsamkeit so sehr bewusst wird und einem der Umschwung von einem Extrem (mit mehreren netten Menschen zusammen sein) ins andere (einsam und alleine sein) so sehr bewusst wird.

Ich muss einfach mal schauen, wie es in den nächsten Wochen so weiter geht. Ich bin ja seit 4 Monaten in Therapie und fange gerade erst an die Dinge aus der Vergangenheit anzupacken. Ich habe halt vieles durch Leistung kompensieren können, was nun nicht mehr funktioniert hat.

LG



Mathias

[GLaDOS]

Hallo Mathias,
ist es den nicht möglich das du Urlaub bekommst oder besser noch dich Krank schreiben lässt?

Ich kann deine Situation schon gut nachvollziehen, das einem alles zu viel wurde bei der Arbeit etc. Umso erstaunlicher finde ich das du dich immer wieder aus diesen Tiefs rausholen konntest. Nimm dir die Auszeit die du brauchst, es bringt doch nichts wenn du irgendwann mal total abgebrannt bist und dann vielleicht gar nichts mehr geht, rede mal mit deinem Arzt darüber, oder eben mit deiner Thera.

Wünsch dir noch viel Kraft für deinen weiteren Weg.

LG GLaDOS

[Atisha]

Dann denk mal an dich. Denk daran, dass die Seele ihren eigenen Weg gehen will und nicht mehr den äußerlichen materiellen, den du eingeschlagen hast. Du musst sehen was dir wichtig ist, wie deine Zukunft aussehen soll. Damit deine Seele, ja sogar der Leib wieder mit machen wollen.

[Momo]

. Irgendwie bin ich aus diesen Tiefs immer wieder raus gekommen, manchmal weiß ich gar nicht mehr wie.

Hallo Mathias,
ich findes es schön zu hören wenn, du es immer wieder schaffst aus diesem Tief herauszukommen.

Ich kenne diese Gedanken sehr gut und ich frage mich manchmal auch, wie ich es geschafft habe aus diesem Loch wieder herhausgekommen zu sein. Ich denke, dass wir Menschen immer wieder solche Momente haben, in denen wir denken, dass nichts mehr geht. Wir haben jedoch auch gelernt auszuhalten und möglichst schnell augenscheinlich wieder die heile Welt aufzubauen und zu funktionieren.

Aber haben wir das wirklich? Ja, vielleicht für einen Moment oder eine gewisse Zeit, aber es holt uns immer wieder ein. Mal mehr oder mal weniger.

Wir sind Meister in der Verdrängung, können irgendwann die Probleme in eine Schublade packen und weg sind sie. Aber wehe es taucht das nächste Problem auf, dann öffnet sich diese Schublade mit voller Kraft und Energie. Aber irgendwann ist auch die größte Lade voll und wir können sie nicht mehr schließen egal wie wir uns auch bemühen. Und dann sind wir krank, denn wie auch Atisha schreibt, sucht sich die Seele ihren eigenen Weg um zu Gehör zu bekommen.

Ich selber kenne dies sehr gut, denn ich habe immer alles beiseite geschoben. Es war nun einmal so wie es ist und ich habe immer versucht alles bei Seite zu schieben. Gab mir die Schuld daran. Das war meine Antwort mit der ich zufrieden war und habe versucht mich in Schule und Sport zu stürzen. Dies hat auch immer sehr gut funktioniert. So habe ich zumindest geglaubt. Dann kam ein Ereignis, welches mich sehr aus der Bahn geworfen hat. Aber auch dieses konnte ich irgendwie relativ gut verdrängen.
Doch jetzt habe ich wieder diese blöde Krankheit und alles, was ich vorher so schön und mit so viel Energie versucht habe zu verdrängen oder es als normal zu sehen ist jetzt wieder voll da.
Da ist nun das Loch, viel tiefer als sonst. Früher habe ich es nicht wahrgenommen und fand es als Normal, dass ich mich oft in den Schlaf weinte oder unter SVV leide. Heute habe ich nicht mal mehr die Kraft um zu weinen oder irgendwelche Hoffnung zu sehen und kämpfen zu wollen. Es ist so verdammt schwer, da wieder heraus zu kommen.

Ich schreibe dir dies, da ich auf gar keinen Fall irgendein Mitleid haben möchte, sondern ich möchte dich bitten, möglichst schnell etwas zu tun, denn noch kannst du etwas machen.
Eine Auszeit ist gut, aber nur, wenn du die Zeit nutzt um dir Gedanken zu machen wie es auch beruflich weitergehen kann. Und nicht danach wieder voll einzusteigen.

Ich wünsche dir auf diesem Weg alles erdenklich gute
Momo

[sternenstaub]

Die Leute denken jedoch, dass man sowas innerhalb von einem Tag alles kann und stellen an mich Ansprüche, dass ich das sofort perfekt beherrsche und teilweise ihre Wünsche in einer Kristallkugel vorhersehen kann.

Dieses Gefühl kenne ich nur all zu gut. Da wird leider nicht auf den Menschen geschaut, sondern nur auf den wirtschaftlichen Nutzen. Aber ich finde gut, dass wir keine Kristallkugel haben, denn das ist das Leben und das macht uns so menschlich mit all unseren Stärken und Schwächen...

Dann habe ich noch ein anderes Problem, ich weiß nicht, ob das einige von euch auch kennen. Immer wenn ich einen oder mehrere Tage richtig glücklich war und z. B. mit lieben Menschen zusammen gewesen bin und gefeiert habe, dann falle ich fast immer die nächsten Tage in ein ziemlich "tiefes Loch". Vermutlich aus dem Grund, weil einem dann die Einsamkeit so sehr bewusst wird und einem der Umschwung von einem Extrem (mit mehreren netten Menschen zusammen sein) ins andere (einsam und alleine sein) so sehr bewusst wird.

Das Gefühl der Einsamkeit kann schon sehr schnell kommen. Da ich selber auch Starke Probleme mit phasenweise depressiven Gedanken habe, kommen diese gerade, wenn man wieder allein ist. Man versucht sich so weit es geht gut abzulenken und das funktioniert auch relativ gut in Gesellschaft, doch irgendwann kommt auch die Einsamkeit und die Gedanken und Gefühle wieder.
Ich hatte neulich auch eine längere Phase, in der ich sogar angst hatte das Haus zu verlassen. Ich wurde dominiert von Ängsten, Erinnerungen und Zweifeln. Für mich ist es auch immer wieder schwer, mich aus diesen Tiefpunkten herauszuziehen. Doch mit viel Geduld, Reflexionen und dann kleine Übungen die sich steigern, schaffe ich es bisher immer noch recht gut und kann den Alltag gut meistern und auch viele tolle Momente erleben und genießen

Ich finde es toll, dass du schon mit therapeutischer Unterstützung daran arbeitest.

Wünsche dir alles Gute
Sternenstaub

[Nico]

Hallo,

danke für eure Antworten und Gedanken. Heute geht es mir ganz gut und ich bin stolz darauf, dass ich einiges geschafft habe, von dem was ich mir für heute vorgenommen hatte.

Das ich mal Urlaub mache oder mich krank schreiben lasse, habe ich schon oft gedacht. Nur denke ich, dass mir in der momentanen Situation 1 - 2 Wochen auch nichts bringen. Auf der anderen Seite habe ich auf Arbeit keine Vertretung und müsste dann alles, was liegen geblieben ist, später abarbeiten und ein eventueller Erholungseffekt wäre sofort wieder dahin. Momentan ist es auch so, dass eine Kollegin öfter krank ist und demnächst zu einer Kur fahren wird und wahrscheinlich im Herbst kündigen und in eine Art "Vorruhestand" gehen will, weil sie nicht mehr will und wahrscheinlich auch nicht mehr kann. Das Ärgerliche daran ist, dass meine andere Kollegin schon ihre Arbeit auf uns beide aufteilen will. Doch ich weiß, dass wir das in der normalen Arbeitszeit niemals schaffen werden und ich das auch nicht will. Ich möchte, dass das Unternehmen jemanden einstellt bzw. einen Azubi übernimmt und auf die Stelle setzt und eingearbeitet wird. Schließlich werden die Chefs auch nicht das Gehalt der gehenden Kollegin auf uns aufteilen. Ich will und kann einfach nicht mehr so viel arbeiten, es geht einfach nicht mehr. Wenn es aber so kommt, wie die Kollegin vorgeschlagen hat, dann muss ich mich halt mal für längere Zeit krank schreiben lassen, die Gesundheit geht vor und ich habe mir in der Vergangenheit oft zu viel zugemutet. Wie meine Therapeutin schon sagte, ich komme in meinem Leben an erster Stelle und ich muss mir mal einen gesunden Egoismus angewöhnen und nicht immer alles widerstandslos hinnehmen.

LG



Mathias

[Atisha]

da musste ich schmunzeln, ja die Arbeit wird dann aufgeteilt, aber das Gehalt nicht, das bekommen eher noch die Chefs.

[Atisha]

ich muss mir mal einen gesunden Egoismus angewöhnen und nicht immer alles widerstandslos hinnehmen.

hast du schon meine Gedanken zu solch einer Problematik gelesen?
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