Hmmm. Ich kenne dieses Gefühl leider so gut; weiß gerade gar nicht, wie ich dir das alles am besten sagen soll...
Gerade bei einer bipolaren Störung ist es durchaus möglich, dass er seine Meinung mehr oder weniger kurzfristig auch wieder ändert. Und ja, vielleicht würde auch dein Brief etwas bewirken. Wenn du das wirklich willst, müsstest du es versuchen, sonst wirst du dich immer fragen, ob du nicht doch irgendwas hättest tun können.
Andererseits... Natürlich kann er seine Meinung wieder ändern. Und wieder. Und wieder. Möglicherweise führt das alles in ein ewiges Auf und Ab, Hin und Her, indem du mehr oder weniger unfreiwillig zum Spielball wirst.
Damit will ich nicht sagen, dass er dich benutzt. Darum geht es gar nicht. Im Gegenteil, vermutlich will er dich durch den Beziehungsabbruch jetzt sogar genau davor beschützen. Aber... Diese Form von Beziehungen funktioniert für ihn genau so. Das ist nicht böse oder verletzend gemeint, aber es ist diese Art zu denken. Durch seine ständigen Stimmungsschwankungen kann es gar nicht anders laufen, als dass man als Außenstehender da erstmal mit reingezogen wird.
Ich musste selber in einem sehr langen und schmerzhaften Prozess lernen, mich von dieser Sprunghaftigkeit zu distanzieren. Das kann funktionieren, aber es ist nicht leicht.
Wenn ich dir einen Rat mitgeben könnte, würde ich sagen - fühle mit, aber bleibe innerlich auch du selbst. Halte emotional genug Abstand, um nicht selbst in diesen Strudel von Emotionen zu geraten, von dem man so leicht mitgerissen wird, wenn man jemanden liebt, der so denkt. Mach dich nicht von seinen Gefühlen abhängig, sondern nur von deinen eigenen.
Aber ich denke, das ist etwas, was man selbst lernen muss. Ich denke, hätte mir vor einigen Jahren jemand so etwas geschrieben, hätte ich es mir angehört und gedacht, "naja, die hat doch keine Ahnung, wie soll das denn gehen, ich liebe ihn doch so". Ich weiß nicht, ob du das jetzt auch denkst. Ich kann dir nur aus Erfahrung sagen, dass dieses innerliche abgrenzen nichts mit mangelnder Liebe zu tun hat, sondern nur mit Selbstschutz. Du sollst ihn deshalb ja auch nicht weniger lieben.
Aber bleib dir bewusst, wer du bist und was du willst. Man neigt so sehr dazu, sich in dieser Lage irgendwann nur noch über den anderen zu identifizieren... und das macht krank.
Irgendwie konnte ich immer noch nicht völlig in Worte fassen, was ich eigentlich meine... Es hat für mich selbst viele Jahre gedauert, diese Einstellung zu erreichen. Deshalb ist es schwierig, sie völlig zu erklären.
Letztlich das Wichtigste ist, denke ich... Finde heraus, was du selbst willst. Sei schonungslos ehrlich zu dir selbst. Das tut zwar weh - aber lange nicht so sehr, wie die rosarote Brille aufzubehalten und immer in einer indirekten Abhängigkeit zu bleiben.
Ich wünsche dir viel Kraft und Erfolg
